Wo wir schon beim Weintrinken sind, erst mal was weniger Erfreuliches: Ich wollte mir heute zur Abwechslung mal eine andere Art Tempranillo zu Gemüte führen, nämlich Ribera del Duero in Form eines Montecastro Reserva 2014 (der selbe Besitzer wie Hacienda Monasterio, auch von Peter Sisseck gemacht), aber der 1.2.2021 wird mit diesem Montecastro in die Geschichte eingehen als Tag der ersten korkverseuchten Flasche des Jahres, somit 30 Öcken für den Ausguss.
Somit geht's heute doch noch mal weiter mit Rioja, wieder mit einem modernen Exemplar,
Bodegas Campillo Gran Reserva 2009. Campillo ist das Vorzeigeweingut vom 800-Pfund-Rioja-Gorilla Bodegas Faustino, sozusagen ein Spinoff, der in den 1990ern lanciert wurde, um am Trend von kleineren Rioja-Weingütern mit eigenem Terroir teilnehmen zu können.
Man hat dafür ein eindrucksvolles "Château" aus dem Boden gestampft, um glaubhaft als Weingut durchzugehen. Campillo hat wirklich einen eigenen Stil, der hier in der Gran Reserva (in 2009 wurden 13000 Flaschen davon erzeugt) auch prägnant herauskommt. 30 Monate Barriquereife.
Schon nach dem Öffnen der Flasche steigt der Duft von roten Beerenfruchtnoten und Vanille wie Parfüm auf, ein etwas aufdringlicher Geselle. Erdbeere & Vanille satt, Himbeere, Cocktailkirschen, weißer Pfeffer, etwas Muskat, sehr intensiv, viel Fruchtsüße, wirkt enorm frisch, ohne dass Säurekomponenten zu sehr in den Vordergrund treten. Ein starker Wein mit schöner Fruchtkomplexität, authentisch hypervanillig für die Region, nicht überextrahiert, aber nicht zuletzt dank 14,5% Alkohol dennoch mit vollem Körper.
Wie man im Bild sieht ist das auch eine der heute selten gewordenen spanischen Weinflaschen, die den schönen alten Brauch des
Alambrado kultiviert. Aus heutiger, profaner Nachhaltigkeitssicht ist das natürlich nur mehr Verpackungsmüll.