Was tragen andere: heute die DAX-Vorstände

Zum 2 vs 3 Knopf Thema: Es ist wohl umgekehrt, da ein 2-Knopf Sakko eher das gewünschte V betont und die Hüfte kaschiert. Somit sollten untersetzte Männer zum 2 Knopf greifen.

Aus der erweiterten Gabriel-Diskussion a la Proteus halte ich mich, für mich als semi-professionellen Pöbler eher ungewohnt, einfach einmal heraus - ein Berater kratzt dem anderen kein Auge aus, oder wie war das noch?

Zu dem 3- vs 2-Knopf-Thema: Ich halte eine Empfehlung, die sich ausschließlich an der Knöpfung orientiert, für arg verkürzt. Zum einen, da es natürlich Unterschiede zwischen hoch und niedrig geknöpften 2-Knöpfern, echten und gerollten 3-Knöpfern gibt, zum anderen aber auch, weil eine ganze Reihe anderer Kriterien bei der Ermittlung der "Idealsilhouette" eine Rolle spielen sollten: Schulterform, Taillierung, Ausführung der Brustpartie, Reversbreite, um nur einige zu nennen.

Mir fällt Gabriel (wenn überhaupt durch irgendetwas) vor allem durch sein "typisch deutsches" Äußeres auf: Jacken, die gleichzeitig zu eng und zu groß zu sein scheinen, eine kantige Silhouette, ein Mangel an jeglicher Verfeinerung, jeglichem Charme seiner Kleidung. Damit ist er aber keineswegs allein auf dem Feld der Spitzenpolitik, ja sogar vielleicht der perfekte Repräsentant des stilistischen Minimalkonsens. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen: Stilistisch ist Gabriel die perfekte Ergänzung zu Mutti... GroKo, one size fits all.
 
Das dürfte daran liegen, das dem deutschen Michel jede Form von "Schick" oder "Sprezzatura" suspekt ist und häufig dazu führt, das entweder an der Kompetenz ( sic ) gezweifelt wird oder aber unterschwelliger Neid einsetzt.
Spätestens seit den 70ern Jahren ist es im Ingenieursland Deutschland verpönt, sich gut anzuziehen.
 
Wen? Etwas Schröder mit seinen Brioni Ausflügen? Das war kleinbürgerliche Profilneurose, aber kein satorialer Antrieb.
Die alten Garden, Schmidt, Brandt, Genscher, Kohl usw., waren immer langweilig über das normale Maß hinaus. Bis Anfang der Achtziger waren die Herren in der Regel passender - in der Form von Passform - gekleidet, es wurde mehr geschneidert und die Verkäufer hatten noch Ahnung.
Aber den deutschen Technokratenlook hatten die damals auch schon.
 
Nein ich meinte tatsächlich Kohle, Schmidt et al. zumindest aus Sicht der Passform.

Ist es Aufgabe, dass Politiker mit "SprezZ" glänzen? Ansonsten würden sich die Franzosen ja nicht so über die Sperenzchen von Hollandes Krawatte ereifern.
 
Das ist doch eine philosophische Frage. Warum gibt es Foren wie dieses, denn die Frage lässt sich auf jede Gruppe erweitern.
Ist es Aufgabe eines Unternehmensberaters, Anwalts oder Bankers, gut auszusehen? Muss ein Friseur flippig sein, ein ITler casual?

Ich kann sicherlich auch ein guter ITler sein, ohne auszusehen, wie mein eigenes Magengeschwür. Oder Grünenpolitiker.

Aber gerade bei denen zeigte sich in 80ern, bloss alles anders zu machen. Fusselbärte, Grobgestricktes, Jesuslatschen und strickende, männliche Abgeordnete in Plenarsaalsitzungen.

Die Frage sollte eher lauten, kann ich nicht ein guter Politiker sein, OBWOHL ich vernünftig aussehe? Es wäre zumindest mal nicht schädlich. Wird aber sofort skeptisch beäugt. Ich glaube kaum das sich, ausser einigen wenigen, Leute intensiv mit der Kleidung von Politikern beschäftigen. Vielleicht fällt einem auf, das "etwas nicht stimmt". Kleidet sich jemand besonders gut, fallen sofort Adjektive wie "glatt", "schmierig", "arrogant", "schwul".
 
Ist es Aufgabe eines Unternehmensberaters, Anwalts oder Bankers, gut auszusehen? Muss ein Friseur flippig sein, ein ITler casual?



Ich kann sicherlich auch ein guter ITler sein, ohne auszusehen, wie mein eigenes Magengeschwür. Oder Grünenpolitiker.


Na, wenn es Dir ernst ist mit der Meinung dass man ganz einfach in seinem Job gut sein kann ohne sich gruppentypisch zu kleiden freue ich mich auf Bilder von Dir beim nächsten Kundentermin bei dem Du Dich dann kleidest wie Dein eigenes Magengeschwür. Ok, der ITler hat es bei abweichender Kleidung sicher leichter als ein Unternehmensberater weil die Gruppe weniger kleidungsfixiert ist, aber hey, vor einer kleinen Herausforderung wirst Du doch sicher nicht zurückschrecken. :) Wenn Du Dich kleidungstechnisch so weit von Deinen Peers entfernst wie Bluesman, dann Chapeau und Balls of Steel und all das. Selbst die Hälfte des Abstandes traue ich Dir nicht zu.
 
Du hast mich falsch verstanden.
In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern auch, gibt es eine gewisse Erwartungshaltung, wie jemand ( beruflich ) auszusehen hat und man tut gut daran, diese Erwartungshaltung zu befriedigen. Nenn es Image. Bei Politikern wird es sehr skeptisch beäugt, wenn Sie besser gekleidet sind als der Durchschnitt, nach dem Motto: "Der verbringt seine Zeit eher vor dem Spiegel als im Plenarsaal". Dazu kommen die negativen Assoziationen "Selbstverliebt", "Meint er ist etwas besseres", "Will sich hervortun" "Dandy" usw.

Wird das beim Anwalt, Consultant u.a. noch in gewissem Maße toleriert, ja sogar erwartet, führt es beim Politiker in Deutschland zu vermeidbaren Angriffsflächen.
Er muss von der breiten Maße der Schlabberlook Träger gewählt werden, für die ein Anzug per sé formal ist, unabhängig davon, wie er sitzt.

Ich kann mir, nach 20 Jahren, gewisse Extravaganzen leisten, wenn du aber die einschlägigen Foren hier betrachtest, wirst du feststellen, das Berufsanfängern immer zu unauffälliger, uniformer Kleidung geraten wird.
 
Die Frage sollte eher lauten, kann ich nicht ein guter Politiker sein, OBWOHL ich vernünftig aussehe? Es wäre zumindest mal nicht schädlich. Wird aber sofort skeptisch beäugt. Ich glaube kaum das sich, ausser einigen wenigen, Leute intensiv mit der Kleidung von Politikern beschäftigen. Vielleicht fällt einem auf, das "etwas nicht stimmt". Kleidet sich jemand besonders gut, fallen sofort Adjektive wie "glatt", "schmierig", "arrogant", "schwul".


Na ja, letzendlich widersprichst Du Dir in obigen Absätzen selbst. In einer Demokratie, die von einem starken Einfluss der Bildmedien, einer stets mindestens latenten Abneigung gegen "die da oben", einem gesellschaftlich nicht sehr geschulten ästhetischen Empfinden und einem generellen Hang zur Gleichmacherei geprägt ist, schadet es rinem Politiker eben doch, wenn er dich allzusehr von der Menge abhebt, allzu elitär auftritt.
 
Wieso widerspreche ich mir selbst? Meine Frage lautete, KANN ich ein guter Politiker sein, OBWOHL ich mich gut kleide. Die Antwort lautet sicher: ja.
Die andere, nicht gestellte Frage, lautet: Ist es meinen Erfolg dienlich. Das eine hat mit dem Anderen zunächst wenig zu tun. Maßgabe ist die Außenwirkung und
die Einstellung der Öffentlichkeit zu gutbekleideten Personen des öffentlichen Lebens und deren überwiegend negativen Assoziationen damit.

Die Frage sollte weniger lauten: Warum sehen Politiker immer so scheisse aus, sondern vielmehr, warum die breite Masse gute Kleidung als "negativ" empfindet. Wie ich bereits schrieb, es ist ein philosophisches Problem, um das sich allein, hier im Forum, Dutzende Threads drehen
 
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