Was tragen andere: heute die DAX-Vorstände

Zu diesem Thema - ohne diese Diskussion hier kapern zu wollen, also bitte, falls Interesse besteht, in einem separaten Strang diskutieren, auch wenn der Artikeln letztlich näher am Ausgangsthema ist als die Gabriel-Debatte - gibt es eine geradezu krasse Illustration in dem folgenden, vor einiger Zeit auf Slow Wear vorgestellten (und zu recht zerrissenen) Artikel aus der Welt:

http://www.welt.de/finanzen/article131017640/Der-schleichende-Tod-der-Krawatte.html

Wer Aussagen trifft wie "Es könnte sich lohnen, Krawattenzählungen vor einzelnen Banken in Frankfurt zu machen. Je geringer die Krawattendichte, desto freier die dort arbeitenden Köpfe, desto zukunftsfähiger das Institut.", der sollte vielleicht die Berufswahl Journalist noch einmal überdenken oder zumindest als Wirtschaftsjournalist die Finger von Themen lassen, von denen er abgesehen von einer Menge geradezu peinlicher Vorurteile keine Ahnung hat. Aber wahrscheinlich ist er mit derartig flacher und Zeitgeist-serviler Pseudo-Psychologie auch noch erfolgreich...


Also ehrlich: Diese ganz vergnügliche Glosse muss man schon sehr schlampig und/oder argwöhnisch lesen, um dem Autor mangelnde Kompetenz vorzuwerfen.
 
Für die Rezeption kommts immer drauf an, wie das Gegenüber (oder die Menge) überhaupt urteilen _kann_.

Schröders Brioni war ein Signal: Guckt mal, ich habs geschafft. Sonst steckt da mE nix hinter. Schläue kann man ihm 100% zurechnen, überragende Intelligenz oder Charakter.......

In meiner Branche zählt weißes Hemd, offener Kragen plus Boss-Anzug und ggf. komische Schuhe zu den typischen Outfits für Möchtegern-Manager und Vermarkter. Die "erfolgreicheren" hängen sich einen Nobelwecker ans Handgelenk, die "dynamischeren" eine G-Shock. Die Kreativen fahren Freestyle oder dunkelschwarz. Kunden erwarten teilweise diesen Jungdynamiker-Auftritt, weil sie das von einschlägigen Veranstaltungen kennen.

Der Anzug wird hier typisch für eine Gruppe, eine Art Uniform. Problem: Im Online-Marketing sind die Bildchenverkäufer öfters nicht die hellsten, haben meist die dämlichsten Produkte und ziehen die größte Show ab.

Diesen Mechanismus kann man auf viele Branchen übertragen. Wer underperformt, _muss_ Stromlinie oder Show einsetzen. Das reisst den "normalen" Anzugträger oder kleidungstechnisch Interessierten teilweise mit runter in der Außenwahrnehmung.

Umgekehrt ists auch schwierig. Mittelklasse erwartet Mittelklasse oder marginal besser. Wer da im Pullover auftaucht, ist schnell in einer Schublade.......

Lösungen: entweder brav mitspielen oder drauf pfeifen und mögliche Einbußen akzeptieren (was unter dem Strich sogar lohnenswerter sein kann.....).
 
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