Jein. Wenn Du als Persönlichkeit wahrgenommen wirst, kannst Du Pullover oder Anzug tragen, egal.
Auch dazu: Jein. Sicher ist hier noch einmal eine Differenzierung durch Mitarbeiter, die einen doch zumindest zu einem gewissen Grad besser kennenlernen, und Aussenstehenden wie z.B. Kunden oder sonstigen Geschäftspartnern nötig. Das Problem ist bei letzteren, dass, wenn ich bei Kunden für einen Geschäftstermin in Schlabberpullover und Flipflops aufliefe, ich überhaupt erst gar keine Chance bekäme, als Persönlichkeit wahrgenommen zu werden.
Im anderen Extremfall läuft man Gefahr, für längere Zeit erst einmal gegen die "gelackter Schnösel" Vorurteile anarbeiten zu müssen, was zwar nicht notwendig zum Scheitern verurteilt ist (so man denn tatsächlich kein gelackter Schnösel ist), das Leben aber anstrengender und zeitraubender macht. Aus diesem Grund halte ich es so, dass ich z.B. beim erstmaligen Kontakt mit neuen Kunden was meine Kleidung angeht eher zurückhaltend auftrete. Das heisst bei mir persönlich nicht: Kein Einstecktuch, keine Doppelmanschette, sondern eher: Kein lautes Einstecktuch mit Doppelreiher und Kontrastkragenhemd und roten Strümpfen etc. Auf die Dauer merkt man doch meist recht klar, wo in der Wahrnehmung seiner Gegenüber die subtile Grenze zwischen eben noch gutangezogen und overdressed oder stutzerhaft verläuft.
Bei Politikern ist das aber sicher noch einmal anders, weil ihnen, wie schon von anderen angemerkt, oft jegliches Herausstechen aus der grauen Masse von irgendwem öffentlichkeitswirksam vorgeworfen werden kann - siehe eben das "Brioni-Kanzler"-Etikett für Schröder. Man mag das für üblen Opportunismus halten, aber wer sich dauerhaft in der Politik oben halten will, muß eben auch und gerade in dieser Hinsicht unangreifbar bleiben, was die Einnordung von Politikern beider Seiten auf einen letztlich wenig charmanten aber massenkompatiblen Versicherungsvertreter-Look erklären dürfte.