Made in Germany - überschätzt?

Wird "Made in Germany" für Kleidung überschätzt?

  • Ja, wird überschätzt!

    Abstimmungen: 54 45,8%
  • Nein, wird nicht überschätzt!

    Abstimmungen: 64 54,2%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    118
Vor vielen Jahren war "Made in Germany" noch ein Gütesiegel - heute ist die Qualität in Deutschland zwar noch gegeben - aber leider werden viele im asiatischen Bereich gefertigten Einzelteile zu einem Produkt in Deutschland zusammengebaut.

Es reicht wenn die finale Montage in Deutschland geschehen ist damit das Siegel Made in Germany auf das Produkt gepappt werden darf.

Leica fertigt nur noch die ganz hochwertigen Photoapparate in Deutschland - der Rest wird im asiatischen Bereich mit Labelung in Deutschland gefertigt.

Gute deutsche Hersteller von Modesachen gibts fast nicht mehr, ein paar Krawattenproduzenten, Anzugfirmen die die höherwertigen Modelle noch in Deutschland produzieren....

Wer sich bei HAKA qualitätsmässig im hochwertigen Bereich bedienen will muss auch Hersteller aus England, Frankreich und Italien berücksichtigen. Für Lederwaren war und ist schon immer Frankreich (Hermès und so) DAS Land mit der besten Qualität.
Und aus Italien kommen unvergleichlich gute Stoffe, beste Hemden und die ganz großen Namen wie Kiton, Zegna usw.

Englische und schottische Strickwaren sind noch immer das Mass aller Dinge, selbst in Italien werden nicht so gute Strickwaren aus Kaschmir hergestellt. Weber und Schuster neben Regenschirmmachern gibt es in der Fülle nur noch in England - leider aufgrund des Pfundwechselkurses zu zackigen Preisen.

Kleidung die nur und ausschliesslich in Deutschland gefertigt worden ist: gibt es fast nicht mehr.
 
Vor vielen Jahren war "Made in Germany" noch ein Gütesiegel - heute ist die Qualität in Deutschland zwar noch gegeben - aber leider werden viele im asiatischen Bereich gefertigten Einzelteile zu einem Produkt in Deutschland zusammengebaut.

Es reicht wenn die finale Montage in Deutschland geschehen ist damit das Siegel Made in Germany auf das Produkt gepappt werden darf.
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Kleidung die nur und ausschliesslich in Deutschland gefertigt worden ist: gibt es fast nicht mehr.

Jaja, die böse Globalisierung... Sicher auch eine Frage der Definition, aber "nur und ausschließlich in Deutschland gefertigte" Kleidung kann es in völliger Konsequenz gar nicht geben. Baumwolle gedeiht in Deutschland nicht so gut. Es gibt keine Steinnüsse. Spätestens das Erz für das Metall von Reissverschlüssen und Nähnadeln kommt aus dem Ausland. Irgendwo in der langen Fertigungskette kommen immer im Ausland gefertigte Komponenten ins Spiel.

Und wenn es das nicht geben kann ist die Frage wo ich die Grenze ziehe - und wie immer bei Grenzen kann man da lange und fruchtlos drüber diskutieren.

Auch halte ich die Sicht "Qualität made in Germany" == gut, "Qualität nicht made in Germany" == schlecht für etwas simplifizierend, wie Deine Beispiele ja auch zeigen. Arbeitsteilung kann durchaus sinnvoll sein, da kann sich jeder auf seine Stärken konzentrieren.
 
Qualität ist vom Herkunftsland unabhängig, es gibt überall gute und schlechte Hersteller. Vieles was wir als hochqualitative Massenware kennen, ob Kleidung, Elektronik oder sonstwas, kommt aus Fabriken in Ländern denen wir die Fähigkeit hohe Qualität zu erzeugen schlicht absprechen.

Selbst der Mythos vom ach so miserablen chinesischen Auto wackelt, seit Qoros mit seinem Modell 3 das beste EURONCAP Ergebnis aller Modelle 2013 eingefahren hat. Der chinesische Wagen schlug im Crashtest die VW und Volvo dieser Erde, unvorstellbar vor ein paar Jahren. Gefertigt wird der Chinese dem Vernehmen nach allerdings in Europa, in Graz um genau zu sein. Auftragsfertiger Magna und die Globalisierung machen es möglich. Die bauen auch BMW und Co, und wissen sehr genau wie man ein sicheres Auto zusammenbaut, auch wenn es eine chinesische Marke ist. Mein Nissan kommt übrigens aus England, auch so eine Falle der Globalisierung.

Ich habe extrem schlechte Produkte "Made in Germany / Austria / France..." besessen und im Gegenzug dazu extrem gute Qualität aus den selben Ländern. Ich habe aber auch erstklassige Produkte Made in China in meinem Besitz, und zwar auch solche bei denen keine europäische oder amerikanische Marke drauf steht.

Die Frage ist nicht "wo kommt etwas her", sondern vielmehr "nach welchen Qualitätsvorgaben wird gefertigt" - und das zu erkennen und zu beurteilen setzt Fachkenntnis voraus. Auf eine Marke oder ein Herkunftsland zu vertrauen ist nicht mehr angebracht.
 
Einer hochwertigen Marke zu vertrauen ist noch immer leichter wie viele, oft sehr viele Versuche mit bis dato unbekannten Marken anzustellen.

Ich kaufe sehr markenbewußt und kann fast immer der gebotenen Qualität vertrauen. Leider gibt es auch in dem Bereich negative Ausnahmen - die von dem Hersteller in guter Art und Weise zurückgenommen werden.
Der Kundenservice nach dem Kauf macht die Qualität eines Unternehmens aus.

Und hier glänzt der asiatische Anbieter nicht unbedingt!

Vorallem wenn Anbieter schon lange am Markt vorhanden sind wird eine gute Kundenbetreuung nach dem Kauf sehr wichtig. Mein 1928 gekaufter Koffer von Hermès wurde vor drei Jahren in der Firma bestens aufgefrischt mit neuem Futterstoff und nachnähen einzelner Nähte. Der Koffer wurde von meinem Großvater erworben, eifrig genutzt und ist noch immer in vorzeigbarem Zustand. DAS ist für mich Qualität.
Andere Kofferhersteller gibt es schon längst nicht mehr. Oder sie bieten keinen Service für langjährige Kundschaft an.

Ich vertraue meinem Qualitätsanspruch und versuche immer die besten Hersteller zu finden. Manchmal sind das sogar deutsche Anbieter ;)
 
Hast Du schonmal photos des Köfferchens gemacht und hier eingestellt? Im Patina-Faden? Wenn nein, warum nicht.....;)?
 
Hast Du schonmal photos des Köfferchens gemacht und hier eingestellt? Im Patina-Faden? Wenn nein, warum nicht.....;)?

Sowas gibts hier? Dann muss ich heute Abend direkt mal ins Ferienhaus fahren und Photos machen.

Schon meine Vorfahren haben nur die Sachen entsorgt die komplett unbenutzbar geworden sind - ich habe einen recht großen Fundus an alten, schönen Dingen die einfach schön sind.

Danke für den Tipp!
 
Das sehe ich etwas anders. Qualität hat schließlich eine Genese, einen Ursprung. Hohe Qualität geht einmal auf die Materialqualität an sich zurück, aber auch auf den Produktionsverlauf. Und das hat oft etwas mit Innovation zu tun. Dazu gehören ein gutes Ingenieursnetz, kluge Köpfe, eine Infrastruktur, die all das begünstigt usw. usf. Natürlich, die theoretische Voraussetzung ist überall gegeben, die faktische aber nicht. Insofern ist es wahrscheinlicher, dass beispielsweise in Mitteleuropa hochwertige Produkte gefertigt werden als in was weiß ich wo.

Das wollte ich auch lange glauben. Meine letzten Erfahrungen mit deutschen Handwerkern machen dieses Idealbild leider zunichte (Lackierer beim Auto, Maler und Bodenleger in der Wohnung).
Auch in Deutschland scheinen sich viele nicht mehr mit dem Wert ihrer Arbeit zu identifizieren. Leider!
 
Insofern ist es wahrscheinlicher, dass beispielsweise in Mitteleuropa hochwertige Produkte gefertigt werden als in was weiß ich wo.

...wie man jeden Tag an Mobiltelefonen sehen kann. Oder an Computern. Auch im Bananenanbau kommen die hochwertigsten Ergebnisse bekanntlich aus Mitteleuropa. Toyota ist nur deswegen weiter verbreitet als alle in Mitteleuropa gefertigten Autos zusammen weil die Welt auf minderwertige Autos total abfährt.

Du hast ja recht dass am mitteleuropäischen Wesen die Welt genesen soll, aber in der von Dir propagierten Allgemeinheit lässt sich das beliebig ad absurdum führen.
 
Insbesondere wenn man Leistungsbereitschaft als Indikator für Qualität heranzieht, oder Innovationskraft, dann schneidet Mitteleuropa schlechter ab als man zunächst denkt. Die Leistungsbereitschaft in Japan oder Südkorea ist Traditions- und Kulturbedingt extrem hoch, was Innovation angeht, da verhindert die heimische Bürokratie vieles. Die USA oder eben Japan und Südkorea sind da weit weniger restriktiv, mit dem Resultat, dass es eben dort sehr viele Unternehmen im HighTech Bereich gibt die den europäischen Mitbewerb alt aussehen lassen. Am PC oder generell am Elektroniksektor hat Europa kaum noch Firmen die auch nur eine geringe Rolle spielen, im e-Commerce hinken wir den Amis hinterher...
 
Es ist sicher richtig, dass Deutschland bzgl. individueller Leistungsbereitschaft eher im gefühlten Mittelfeld liegt. Das ist aber an sich irrelevant, wenn man die produktive Kapazität einer Wirtschaft bewerten will. Diese hängt vor allem an Produktivität, also dem, was am Ende, nachdem viele Ameisen wild durcheinander gelaufen sind, tatsächlich herauskommt. Und das ist vor allem das konzertierte Zusammenwirken von Infrastruktur und Prozessorganisation. Ersteres haben wir als über Jahrzehnte gewachsenes Asset und letzteres als ursprünglich traditionelle kulturelle Stärke, die dann vor allem in den größeren Unternehmen über die letzten Jahrzehnte mit planerischer Akribie im Detail konsequent verfeinert wurde. Man neigt in Deutschland aus mir noch unerfindlichen Gründen dazu, in jeder Beziehung die Potenziale anderer Länder (je weiter entfernt und je kulturell fremder, umso mehr) im Vergleich zum eigenen viel höher einzuschätzen. Das relativiert sich, sobald man dieses Ausland dann auch mal vor Ort in Aktion sieht. Glücklicherweise, muss man bzgl. des Erhalts unserer Arbeitsplätze sagen. ;)

Innovationskraft macht sich nicht nur an irgendwie IT-gebundenen Produkten fest. Im Grunde ist jede IT-Technik wie ein komplexer Schraubenschlüssel nur ein Werkzeug in einem größeren Kontext. Es schafft selbst nichts, es funktioniert nur durch die Zugabe extern erzeugter Energie, es verbraucht große Mengen rarer Rohstoffe, es erzeugt Unmengen von giftigen Abfallprodukten bei der Erzeugung der Hardware und Unmengen von Sondermüll bei seinem häufigen Komplettersatz. Es erzeugt nur gleichzeitig auch viel Publizität, weil es einen großen Teil der Bevölkerung tagtäglich einbindet. Der eigentliche Grund, warum man sich damit abgibt, ist im privaten Bereich viel Freizeit und damit verbundene Langeweile der Menschen in der ersten Welt und im geschäftlichen Bereich die Möglichkeit für die "richtigen" Unternehmen, die tatsächlich greifbare Dinge mit klar erfassbarem Nutzen schaffen, ihre Produkte effizienter zu produzieren, weltweit zu vermarkten und ihre Lieferanten- und Kundenlogistik zeitlich eng getaktet zu kontrollieren. Und bei diesen "richtigen" Unternehmen muss man sich in Deutschland in puncto Innovationskraft nicht verstecken.

Das sind halt nur Kontexte, die den normalen Endverbraucher im Alltag nicht so erreichen wie das eigene iPhone und der Laptop auf dem Schreibtisch. Es werden - Pharma und Auto mal ausgenommen - überhaupt nur wenige Endverbraucherprodukte in Deutschland hergestellt, was man individuell sicher bedauern kann. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass sich viele Deutsche selber fragen, was wir eigentlich so den ganzen Tag im Ergebnis machen. Außer in Foren zu posten, natürlich. ;)
 
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