Made in Germany - überschätzt?

Wird "Made in Germany" für Kleidung überschätzt?

  • Ja, wird überschätzt!

    Abstimmungen: 54 45,8%
  • Nein, wird nicht überschätzt!

    Abstimmungen: 64 54,2%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    118
Persönlich schätze ich die Zuschreibung "Made in West-Germany" -
zuletzt gesehen in einigen geerbten Klamotten von Regent, Burberrys etc. :)
 
In dieser Buchrezession werden mindestens 3 verschiedene Themen angesprochen:
- Auftragsproduktion
- Kleinunternehmen als Subunternehmer für grössere Firmen, deren Vor-/Zwischenfinanzierung und die pünktlich Bezahlung derer Aufträge
- Produktfälschungen und wie Sie zustande kommen
Diese Problemzone existiert weltweit, ist nicht typisch italienisch und sie ist auch weltweit organisiert.
Diese Randerscheinung auf alle Firmen zu erweitern halte ich für falsch.
Man kann nicht mit der Ausnahme eine Regel begründen und alle italienischen Unternehmer, oder auch nur die süditalienischen, entehren oder anklagen - geschweige denn verallgemeinern.
Nun meine Frage:
Was raten Sie einem Unternehmer, der in Zeiten der Finanzkrise mehr als 6 Monate auf die Bezahlung seiner Noppenschuhe, an denen er bei max. 25 Euro sowieso kaum etwas verdient, warten muss?
Helfen Sie ihm bitte statt ihn auch noch anzuklagen er würde die organisierte Kriminalität unterstützen!
 
Okay, okay, dieser Versuch einer Provokation ist wohl fehlgeschlagen - aber schön, dass dies so differenziert gesehen wird.

Sandro: Ich meinte die industrielle Fertigung, also große italienische Marken gegenüber bspw. Boss oder Marco Polo - ich wollte keinesfalls die neapolitanischen Schneider in die Nähe der Mafia rücken. :eek:

Danke an alle und herzliche Grüße, Don

Hallo Don,

ist schon ok:)

Ich habe kein Problem mit einer differenzierten Berichterstattung, auch bei "schwierigen" Themen, aber ich mag keine Analysen mit dem "groben Malerpinsel"

Roberto Saviano hat ein wichtiges Werk geschaffen, aber auch er zeigt Ausschnitte. Eine genaue Analyse der süditalienischen Situation würde hier zu weit gehen und das Forum sprengen. Vom wahrscheinlich fehlenden Interesse (inkl. mir) mal abgesehen. Ohne der geschätzten Ukraine zu nahe treten zu wollen, aber ich darf zum Abschluss noch sagen, daß doch ein Unterschied zwischen Italien (auch Süditalien, trotz aller Probleme) und der Ukraine ist.

Liebe Grüße

Sandro
 
...weil die Autos von Facharbeitern und nicht von Handwerkern gebaut werden und deren Konstrukteure nicht das europäische Know-how besitzen.
 
Ich denke, gute Qualität hat nichts mit dem Standort zu tun.

Das Material mag noch so gut sein, der Faden technisch bedingt auch noch so korrekt genäht, der Mensch selbst noch so gut ausgebildet, das Unternehmen noch so alt sein.

Wenn das Produkt ohne Leidenschaft gefertigt wird, fehlt etwas.
Meiner Meinung nach sogar das Grundelement.

Leidenschaft ist nicht zwangsweise an den äußeren Rahmenbedingungen festzumachen. Klar, kann die Entfaltung dieser, durch alle möglichen Widrigkeiten gedrückt, ja unterdrückt werden. Aber niemals vollständig und auf Dauer.

Leidenschaft drückt sich auf unterschiedliche Arten aus.

Hm, ein schwieriges Thema das zu denken gibt.

Schönen Gruß

S.
 
Leidenschaft hat was mit dem Menschen zu tun.....
Menschen geht es in den unterschiedlichen Ländern ganz unterschiedlich....

Ich denke das man Leidschaft in der Produktion nur erreichen kann wenn es dem Arbeiter gut geht....das lässt sich wohl nicht am €/$ festmachen.....aber sehr wohl am Umgang mit dem Menschen.....

Der Umgang mit dem Menschen ist in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich.
Demnach hat Leidenschaft was mit dem Standort zu tun....und somit auch was mit Qualität.....oder?

Wir sollten den berühmten chinesischen Hinterhofschneider der für durchreisende Touristen in echter Handarbeit einen vernünftigen Anzug näht nicht als Aushängeschild nennen für eine Gesellschaft die nicht nur undurchschaubare bis zweifelhafte und undurchsichtige Vorschriften/Gesetze in der Produktion hat sondern in erster Linie den Menschen ganz weit hinter der Ware einordnet!

Ich rede hier vom Faktor Mensch. Ich denke nicht, dass man das verallgemeinern kann.

Es hat nichts damit zu tun, wie viel ein Menschenleben für dieses Land wert ist, sondern wie viel ein Menschenleben für den Chef dieser Firma und seinen führenden Mitarbeitern wert ist.

Und das ist eben, unabhängig vom Land relativ. Auch wenn die Gesetze von diesem Land einen Menschen ganz weit hinter der Ware anordnen, so muss dies nicht automatisch von jedem so gehandhabt werden.

Ebenso gibt es z. B. viele Deutsche Chefs, die ihre Mitarbeiter unterdrücken. Da wird dann der Hungerlohn zu spät oder gar nicht bezahlen oder diesen einfach fristlos gekündigt, wegen solcher Lappalien wie Diebstahl eines Wertbons.

Regeln und Gesetze machen nicht den Menschen aus. Sie bieten lediglich eine gewisse Richtlinie, an welche man sich halten kann (oder sollte?).

Edit: Man verzeihe mir meinen schwachen Satzbau. Ich bin etwas abgelenkt und müde. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ergänzung:

Ebenso gibt es z. B. viele Deutsche Chefs, die ihre Mitarbeiter unterdrücken. Da wird dann der Hungerlohn zu spät oder gar nicht bezahlt, oder diesen armen Seelen wird dann einfach fristlos gekündigt, wegen solcher Lappalien wie Diebstahl eines Wertbons.

@Mods:

Bitte erhöht doch mal die Dauer der Anwesenheit von Fr. Edit auf 15 Minuten. :eek:
 
:eek:
ähm, willst du ein dutzend Fälle im Jahr gegen eine unterdrückte Gesellschaft setzen??
also bitte nicht falsch verstehen, ich denke auch das wir in Deutschland mit immer mehr Billiglöhnen und fragwürdigen Entlassungen trotz hohen Gewinnen auf dem falschen Weg sind!!!
Ich möchte auch nicht einfach eine Gesellschaft mit einer anderen vergleichen, da ich eine Orientierung am Schlechten um einen Abstieg zu rechtfertigen total ablehne...das ist ein zu großes Thema....:eek:

aber nochmal "schlimme" Umstände gibt es auch hier! ok.
aber es gibt Länder da sind diese diese schlimmen Umstände der Standard, und da sind schlimme Umstände ganz andere Umstände......

Ich glaube wir reden nur aneinander vorbei, meinen aber etwas Ähnliches. :)

Die Gesellschaft wird doch immer wieder von wenigen unterdrückt. Aber das hat auch wieder nicht's damit zu tun welche Menschen in diesem Land sonst leben und wie diese die "Gesetze" ausüben und (be)achten. Es gibt überall gute Menschen.

Das Problem ist lediglich jenes, dass wir meistens einfach keinen Einblick haben, wer denn nun wirklich darin verwickelt ist. Insofern hilft es aber auch nichts das Land vollständig abzuschreiben und zu ignorieren. Wer etwas dagegen tun will, der muss an anderer Stelle ansetzen und zwar am Staat und nicht an den kleinen Schneidern in China die angeblich so schlecht arbeiten.

Summa summarum sei gesagt, dass ich die Situation sehr kompliziert sehe und keineswegs verallgemeinern will.
 
Da das Thema immer mal wieder anklingt (z.B. hier), möchte ich die Debatte noch mal aufgreifen.

Ich sehe das Problem ausländischer Produktion nicht in erster Linie als Qualitätsfrage. Qualität lässt sich theoretisch überall durch ein entsprechendes Qualitätsmanagement gewährleisten. Eine geübte chinesische Näherin ist auch nicht schlechter als eine europäische. Allerdings erscheint mir die Qualitätssicherung in eigenen Fabriken wesentlich einfacher durchzusetzen, als z.B. bei ausländischen Lizenznehmern, die Markenware fremdproduzieren, oder z.B. bei ausländischen Zulieferern, über die man keine direkte Kontrolle hat. Mal ein aktuelles Beispiel.

Wesentlicher erscheint mir allerdings noch der Aspekt, dass die heimische Produktion vollkommen verödet und Fachwissen ausstirbt. Malaparte hat das in einem anderen Thread über raw denim bereits schön formuliert.
Wenn Du darüber nachdenkst, warum die "Labels" dort fertigen lassen, hast Du die Antwort auf Deine Frage. Das sind vor allem wirtschaftliche Gründe - keine Ökostandards, niedrige Löhne, kein oder nur wenig Arbeitsrecht und vor allem Profitmaximierung. Gleichzeitig transferieren diese Unternehmen Wissen um die Ersparnis von ein paar Euro in Länder die mit uns in Konkurrenz stehen. Dieses Wissen geht dann hier verloren, denn es wird nicht mehr nachgefragt.
Dafür möchte ich mein Geld nicht ausgeben, zumal die von Dir genannten Marken ihre Ersparnis nicht an den Kunden weitergeben, sondern sogar noch dreist draufschlagen. Mehr als 100 Euro ist keine Jeans wert.
PS: Ich achte auch beim Kauf von anderen Produkten darauf, wo sie herkommen.
Wenn also ein anderes Mitglied sagt, dass er kein Kleidungsstück besitzt, dass im Inland produziert wurde, ist das doch eigentlich traurig. Krefeld und Mönchengladbach waren z.B. mal Zentren der Textilindustrie.

Selbst versuche ich schon, soweit möglich, die heimische Produktion zu stärken. Wenn es nicht draufsteht, frage ich auch immer nach dem Produktionsstandort um zumindest dem Verkäufer klar zu machen, dass mir das als Kunde wichtig ist. Heute ist es natürlich schwer, überhaupt noch jemanden zu finden, dessen Produkte die Bezeichnung "Made in Germany" verdienen. Ich wäre also an einer Liste von Herstellern interessiert, bei denen der Großteil der Produktion noch in Deutschland erfolgt. Vielleicht ist das für den ein oder anderen ebenfalls von Interesse. Dabei denke ich an Hersteller/Produzenten wie Regent, Trigema, Ascot, Edsor, Laco.
 
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