Made in Germany - überschätzt?

Wird "Made in Germany" für Kleidung überschätzt?

  • Ja, wird überschätzt!

    Abstimmungen: 54 45,8%
  • Nein, wird nicht überschätzt!

    Abstimmungen: 64 54,2%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    118
Ich stimme Dir in allem zu, allerdings ging es hier nicht um Innovationskraft sondern um Qualität in der Produktion. Das ist was anderes, und das können in diversen Bereichen andere durchaus besser/billiger. Aus verschiedenen Gründen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso, es hat doch niemand behauptet Made in Germany wäre per se schlecht. Klar gibt es tolle Produkte aus Deutschland, aber eben auch echten Schrott. Das Label "Made in Germany" als solches ist überschätzt, weil es eben pauschal keine Aussagekraft hat. Abgesehen davon liest man immer öfter "Made in the EU" in so fern verliert die Landeskennung weiter an Bedeutung.
 
Klar, in Asien wird Qualität produziert, aber...

Hallo Zusammen,

dass die Chinesen oder Bangladeshis gut/sehr gut arbeiten bzw. immer besser arbeiten werden (was die Produktion von Bekleidung angeht) steht ausser Frage. Es gibt sogar Sportmarken die heutzutage mit dem "Made in China" werben.

Der Punkt is für mich ein anderer: Will ich mit meiner Kaufkraft weniger kaufen, dafür aber sorgen, dass was ich kaufe unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt wurde? Oder immer mehr kaufen, ohne mir wirklich Gedanken darüber zu machen, WIE die Klamotten produziert wurden?

Ich war in 2008 (beruflich) in Bangladesh, und bin vor 1 Woche aus einem zweiten Besuch in dem Land zurückgekehrt. Obwohl das durchschnittliche Einkommen gestiegen ist, kann ich nicht wirklich behaupten, dass ich weniger Elend auf dem Weg zur Export Processing Zone (also eine Art "Zollfreier Industriegebiet" mit allem was dazugehört, Mauern, bewachte Einfahrt usw) gesehen habe... Und man muss auch nicht vergessen, dass vor weniger Jahren über 1,000 Menschen am Rana Plaza gestorben sind. Dass die High Street Brands behaupten, dass sie von den dortigen Arbeitsbedingungen nichts wussten, ist meiner Meinung nach eine der grössten Heucheleien, die es gibt. Und man muss auch nicht vergessen, dass Gewerkschaftler im Land ermordet wurden.

Ich behaupte, dass die meisten Besucher dieses Forums zum grössten Teil ein vernünftiges Einkommen haben, und nicht auf KiK angewiesen sind. Ist es deshalb nicht unsere PFLICHT, Ware zu kaufen, die auch für Nachaltigkeit sorgen?

Daher ist für mich die klassische Herrenmode eine Erscheinung, die viele Vorteile und "gute Prinzipien" vereint:

1) Stil (obwohl das natürlich auch eine persönliche Sache ist)
2) Ethik (solange die Produkte in Deutschland/Europa produziert werden)
3) Bestehen von Skills und Kompetenzen in unmittelbarer Nähe (Ausbeutung anderer Länder ist kein Schicksal)
4) Nachhaltigkeit (einen Anzug kann man bei guter Pflege 10 Jahre oder mehr tragen, das gleiche gilt für die Schuhe)

Sorry, wenn dies nach einem Predigt anhört. Aber manchmal müssen wir uns bewusst werden, was wir als Konsumenten für eine Macht haben.

Liebe Grüsse,
M
 
Hallo und Grüß Gott, Matthieu!



Ich mag noch hinzufügen:
Wenn KIK billig produzieren lässt, kann ich das insofern noch nachvollziehen, da die Klamotten billig angeboten und in der Regel von Geringverdienern, etc. gekauft werden.

Was ich ganz und gar nicht leiden kann, ist, dass Desginerklamotten ebenfalls unter diesen Umständen gefertigt werden und die Gewinnspanne für den Hersteller bei weitem größer ist (im Vergleich zu KIK). Das sind Hersteller, die sich ohne weiteres eine Produktion zu fairen Arbeitsbedingungen und mit fairem Entgelt leisten könnten. Könnten... aber wie üblich gilt auch hier die Gewinnmaximierung als oberstes Ziel.

Interessant ist eine Studie, die anscheinend ergab, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern KG-mäßig die meisten Klamotten gekauft werden, dafür aber europaweit am wenigsten Geld ausgegeben wird. Heißt was???

Auto fahren, "bis der Tüv uns scheidet", und das eigentliche Autoleben ist normalerweise um ein vielfaches länger. Elektroartikel mit - nachgewiesen - geplanter Obsoleszenz, Kleiderketten, die alle zwei Wochen neue Ware haben, Leute, die uns kurz- und kürzestlebige Modetrends weißmachen wollen....

Die Lobby der großen Handelsketten legt zudem Preise/Bedingungen für die Produzenten fest... Rewe, Edeka, Aldi, Lidl, etc. Ich kaufe so wenig wie möglich bei diesen Firmen ein.
Es gibt Wochen- und Bauernmärkte, Hofläden, Biogärtnereien, Bauernhofladen, etc. Günstig, saisonal, regional, frisch - was will ich mehr?

Es gibt Firmen, die durchaus zu ganz reellen Preisen gute Waren anbieten, die überwiegend in Deutschland bzw. der EU gefertigt werden. Es geht also! Wenn man will!

Ich unterstütze gern solche Firmen, ich unterstütze den Fachhändler in der Region anstatt dauernd in Elektronikmärkte zu rennen, mein Buchhändler sieht mich regelmäßig, ich kaufe Gemüse, Käse, Fleisch, etc. regional und saisonal ein, freue mich über Kleidung made in England, ich besuche diverse Schneiderinnen, meine Schuhe kaufe ich im Fachhandel, fast alle Möbel sind Second Hand (Massivholz, Antik), über 90% meines Geschirrs habe ich bei div. Keramikern eingekauft, mein Röhrenfernseher wurde 4x repariert ehe ich einen LED kaufte, Computer sind jahrelang in Benutzung, mein olles Handy kaufte ich gebraucht (funktioniert immer noch - warum braucht's nach 24mon ein neues?), bei meinen Altkleidern versuche ich, sie bei Hilfsaktionen abzugeben, ich verschenke eher Dinge anstatt sie wegzuwerfen ('s gibt immer jemand, der scharf drauf ist), undsoweiterundsofort...
>> Klappt nicht alles immer, aber immer öfter.

Du hast Recht, es ist fast jedem möglich, in irgendeinem Bereich mit seinem Einkaufsverhalten Kante zu zeigen.



VG, Jane
 
Zuletzt bearbeitet:
Alles schön und gut, aber am Ende will ich dann halt doch meine Krawatten übers Internet aus der Hauptstadt beziehen statt den lokalen 1-€-Laden zu unterstützen...
Wenn ich mir das so recht überlege ist das, was ich an Kleidungskram lokal gekauft habe erschreckend überschaubar. Ebay statt Reinhardt, suche/biete statt Krantz und Shibumi, L&M, shoepassion & Co. statt Eckerle. Ich bin halt ein Kind des 21. Jhd.

Und wenn ich hier in der Gegend einen anständigen (oder irgendeinen) Wochenmarkt hätte wäre ich froh. Kann keine Supermarktgemüseabteilungen mehr sehen. :(
 
Ich glaube, dass sich das "buy local" v.a. auf Lebensmittel bezog. Erst das Internet ermöglicht vielen von uns ja Kleidung, Schuhe und Accessoires mit diesem hohen Anspruch auf einfach Weise zu beziehen, von Thrifting ganz zu schweigen.

Wo kommst du denn her NH? Wenn ich mir so Heidelberg und Umgebung anschaue, finde ich vom Hofladen, Bauernhof, Wochenmärke, Gemüsestand, Gärtnereien, fahrender Bauer aus der Region alles...
 
Weinheimer Gegend. Nächster Wochenmarkt wohl so 10km in eine Richtung mit der ich sonst nix zu tun habe, das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Bin halt von früher verwöhnt.
 
Wenn KIK billig produzieren lässt, kann ich das insofern noch nachvollziehen, da die Klamotten billig angeboten und in der Regel von Geringverdienern, etc. gekauft werden.

Das Problem ist nur, dass ja auch Premiummarken wie Louis Vuitton und so gut wie alle teuren Modefirmen im Ausland produzieren und die Sachen trotzdem nicht günstig anbieten, sondern die Marge erhöhen wollen / müssen.

KIK produziert und verkauf billig.
Der Rest produziert billig und verkauft trotzdem teuer.

Ein Louis Vuitton Anzug ist ja seine 2000 Euro wahrscheinlich handwerklich nicht mal wert, ähnlich wie Schuhe aus dem Hause…..(oder auch die vielen anderen Labels wie D&G usw)
 
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