Darf ein Absatz leicht kippeln?

Man kann auch unter die Laufsohle eine Zusatzsohle aus Leder oder Teflon oder Gummi kleben.
Dann noch die Absatzhöhe reduziert, z.B. durch einen dünneren Gummifleck, und schon ist es es soweit.

Bei vielen Schuhen ist die Absatzoberseite, auf dem Foto leider nicht zu sehen, schräg
mit der Folge dass der Fuß beim Gehen den Schuh peu à peu weitet.
Da da niemand so genau hinschaut, auf die schräge Oberseite des Absatzes, ist es ein beliebter Trick
den Schuhen so das Kippeln ab zu gewöhnen, sei es in der Schuhfabrik oder beim Schuhmacher.
So viel zum Grundsätzlichen.
Bei einem gut gemachten Schuh ist aber die Laufsohle nicht flach und waagerecht sondern rund gehalten,
d.h. der Schuh würde theoretisch, wenn da kein Absatz wäre, im Zustand unbelastet um seine Längsachse pendeln.
Belastet würde die Sohle dem Körpergewicht nachgeben....was beabsichtigte Folgen für seine Passform hat.
Ergo ist es nicht die Absatzhöhe allein, die hier hinein spielt, sondern zusätzlich die simple Ausführung der Laufsohle.

Das Thema Stand von Schuhen wurde aber hier schon so oft abgehandelt und debattiert....
Und trotzdem achtet niemand beim Kauf darauf, weder auf den Stand noch auf die Absatzform
noch auf sonstige Feinheiten, denn andere Punkte scheinen dabei viel, viel wichtiger zu sein
und die Unbelehrbarkeit extrem zu fördern - deren Thematisierung aber viele hier sehr aufgeregt hat
und zu nicht sonderlich klugen Anmerkungen hin riss.
 
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"Das Thema Stand von Schuhen wurde aber hier schon so oft abgehandelt und debattiert....
Und trotzdem achtet niemand beim Kauf darauf, weder auf den Stand noch auf die Absatzform"


Das Problem scheint mir zu sein, dass der normale Konsument einfach kein ausreichendes Wissen hat und auch nirgens - schon gar nicht beim Kauf - aufgeklärt wird. Meistens, weil das Personal im Schuhgeschäft ebenfalls ahnungslos ist und wenn nicht, dann will es auch die handwerklich weniger guten Schuhe verkaufen und wird sicher nicht auf einen schiefen Stand aufmerksam machen. Das gilt zumindest für Geschäfte und Preisklassen, in denen 99,99% aller Konsumenten einkaufen.
 
Dann hat der Konsument halt ein Problem,
um das er sich sicher kümmern will so wie er sich auch mit PC's, Smartphones, Notebooks, TV's, Autos und
vielen weiteren Sachen mehr beschäftigt. :cool:
 
Das Forenfutter sollte aber der Stand bleiben, denn über Konsumenten, ihre Budgets, Einkaufsgewohnheiten
und dergleichen mehr zu diskutieren ist absolut müßig und nicht sonderlich zielführend,
da dann der Thread (mal wieder) wegen ausufernden Ressentiments geschlossen werden muss.

Es ist allerdings auch so, dass das Thema Stand sich in grundsätzlichen Betrachtungen erschöpfen kann
wie Leisten-Fersen-Absatz-Sprengung und Ausführung in der Schuhfabrik samt Laufsohlenausführung,
aber andererseits sehr schnell bei Schuhmacher-Fachwissen landen kann, was gar mancher als tröge empfindet
und es zu im vorausgehenden Absatz beschriebenen Ereignissen kommen kann.

Tatsache ist und bleibt aber, dass an den gezeigten Schuhen mit Gummisohle und -absatz am Stück
gar nichts gemacht werden kann, um sie zu verbessern oder ab zu ändern.
Die einzige Lehre daraus ist beim nächsten Kauf besser hin zu schauen.
 
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Ich kann immerhin von mir sagen, dass meine nächsten Schuhe einen graden Stand haben werden und eine waagerecht gelagerte Verse :p
 
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, Urban. Jetzt habe ich das Ganze endlich mal begriffen. Ich hatte zwar viele Punkte, auf die ich dank diesem Forum beim Schuhkauf geachtet habe, dass der Stand aber wirklich wichtig werden kann, ist mir erst aufgefallen, als ich das erste Mal ein Problem damit hatte. Vorher bin ich (gutgläubig und blauäugig) davon ausgegangen, dass in der Fabrik ("Manufaktur") darauf geachtet wird, dass zumindest diese grundsätzlichen Parameter passen.

Da ich allerdings auch schon Schuhe hatte, bei denen der rechte Schuh knapp drei Zentimeter länger war als der linke, hätte ich es eigentlich besser wissen müssen - wo ein Fehler gemacht werden kann, wird auch ein Fehler gemacht. So ist es leider mittlerweile, weil Qualitätskontrolle offensichtlich zu viel Geld kostet und keine direkte Rendite erwirtschaftet.

Allerdings kommt bei meinem Problem noch erschwerend hinzu, dass Sohlenöl von Burgol zur Pflege der Sohle verwendet wurde. Das Aufkleben einer Sohle im Vorderfußbereich hat sich damit ja leider erledigt. Eine neue (dickere) Sohle aufnähen zu lassen wird wohl sehr unwirtschaftlich sein, sodass auch diese Lösungsmöglichkeit ausscheiden sollte. Damit bleibt wohl wieder nur das Abschleifen des Absatzes.

Nochmal eine Frage an den Profi: Wie sollte denn ein gut gemachter Absatz aussehen? Du schreibst von einer "schrägen" Absatzoberseite. Bedeutet dies, vereinfacht ausgedrückt, dass der Absatz auf einer Seite höher ist als auf der anderen und damit permanent eine Schräglage des Fußes verursacht wird, der Stand aber stimmt, weil so die falsche Höhe ausgeglichen werden kann?

Worauf sollte ich denn achten, wenn ich solch einen Schuh zur Nachbesserung bringe oder gar neue Schuhe erhalte/kaufe? Gibt es "Anzeichen" für einen schlecht gemachten Absatz? Ich würde mich über weitere Erklärungen sehr freuen. Vor allem ein Bild von einem "guten Absatz" an einem fertigen Schuh würde mir sehr helfen, die Problematik besser zu verstehen. :)
 
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Um das Thema Absatz abzuhandeln, solche mit und ohne Hosenkeil, tatsächlich aus Lederflecken aufgebaute und solche, die nur so beschrieben sind aber aus Lederfaser gepresst wurden, Absätze mit Gummiecken, mal als Segment und mal als Schwalbenschwanz,, Absätze mit Gummifleck über die gesamte Absatzfläche, konisch zulaufende usw.
könnte man einen ganzen Abend lang schreiben.
Dazu kämen auch noch die Absatzkeder, wie Absätze befestigt werden können und dergleichen mehr.
Zum Schluss noch der Ausputz von Absätzen und was mir sonst noch so alles dazu einfallen könnte.
Das ist mir schlicht und einfach zu viel Arbeit, dafür fehlt mir die Zeit, denn mein Arbeitstag geht noch bis gegen Mitternacht., umfasst aber Pausen, in denen ich poste so wie jetzt.
Selbst auf die Gefahr hin, dass... bin ich so frei und frank der Meinung, dass diejenigen,
die hier ihre Schuhe verkaufen, das Thema aufgreifen könnten.
Den dankbaren Posten hier über gute Schuhe aufzuklären habe ich bereits vor Weihnachten abgegeben
und ich denke nicht einmal im Entferntesten - ja, ich weiß, das Fleisch ist manchmal schwach - daran
ihn wieder bekleiden zu wollen, da mir die altklugen Sprüche von so manchem hier noch immer in den Ohren hallen.
 
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Mir will es aber immer noch nicht in den Kopf, warum es so wenige Hersteller schaffen, einen Absatz zu konstruieren, der fest auf dem Boden steht. Ist das so schwierig umzusetzen?

Ferne wüsste ich gerne, wie man dieses Problem bei einem rahmengenähten Schuh mit Absatz aus verschiedenen Lederschichten lösen würde, ohne dabei die Optik zu ruinieren oder die Geometrie des Schuhs so zu vermiesen, dass der Träger bald zum Orthopäden muss.

Zur ersten Frage: Weil Schuhhersteller Geld verdienen wollen. :) Jede so eine Sohle hat eine Form, in die sie gespritzt wird und damit man nicht für jeden Leisten mit einer anderen Sprengung ne neue Form machen muss (in jeder Größe, ggf. plus halbgrößen). Nimmt man halt ein und die selbe fertige Sohle für verschiedene Leisten mit verschiedenen Sprengungen. Wobei Dr. Martens eigentlich nicht so viele Leisten hat und eh immer die selbe Sohlenart drunter macht. da sollte das machbar sein. Hinzu kommen Fertigungstechnische Toleranzen. Die sind in der Fabrik deutlich höher als im Handwerk. Wenn ich nen Schuh plane mit ner Absatzhöhe von 2cm, dann hat der die nachher auch, plus minus 1-2mm. In der Fabrik kommen da in 10 Arbeitsschritten wenn du Pech hast je 1mm Toleranz und dann hast du halt am Ende n ganzen cm.
Und das letzte aber wichtigste: Bei den Herstellern regieren inzwischen die Designer und nicht mehr die mit Ahnung (Schuhmacher oder Schuhfertiger). Da wird ein bestimmtes Design entworfen mit einer bestimmten Sohle. Ob das Sinn macht oder nicht ist zweitrangig :)

Zur zweiten Frage: Ich hatte ja schon geschrieben, dass es gewisse optische Einschränkungen immer gibt. wie Urban schon schrieb, kann man versuchen das ganz zu mitteln. Etwas höhere Sohle, etwas niedrigerer Absatz. Dann klappt das meistens irgendwie :) Da ist der Schuhmacher halt gefragt, nicht nur stumpf das selbe zu machen, was er immer macht sondern mal zu gucken, wie mans denn schön hinbekommt. Ist aber auch ne Preisfrage. Je nach Region sind Reparaturkosten schon ziemlich hoch, auch ohne nähen. Bei uns kostet LEder/Gummi Absatz 17,50€, wenns Rendenbach sein soll 22,50€, wenn dann noch ne Lederhalbsohle dazu kommt landen wir leicht bei 50€. Bei Gummi ists günstiger, aber da sind die Schuhe auch billiger : )

Ich habe den Hersteller bereits informiert, mal schauen wie es ausgeht. Ich laufe mit den Dingern ja leider schon einige Wochen rum, daher ist ein sofortiges Zurückschicken nicht drin.
bei echten Dr. Martens würd ich auch reklamieren (sahen gar nicht so aus :) )
Halt uns mal auf dem laufenden was das gibt.
Das Sohlenmaterial von Dr. Martens ist übrigens tatsächlich die Pest zum kleben, weil es öl-, Säure-, benzinresiten, laktosetolerant, Ebolaimmun und was weiß ich was noch alles ist. Da gibt es mittel und Wege, aber ne Garantie würd ich da auch nicht für abgeben wollen. Zumal die Materialmischung seit die in Asien produzieren auch immer mal wieder schwankt.

wie ich oben schrieb. es ist immer ein Kompromiss. Ein guter Schuhmacher kriegt es so hin, dass es halbwegs gescheit aussieht und halbwegs tragbar ist. Aber optimal ist es halt nicht.
 
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Vielen Dank für die ausführlichen Antworten, ihr habt mir sehr geholfen. Ich bin mal sehr gespannt, wie es die Herren von Shoepassion lösen werden, zumal eine Erhöhung der Sohle im Vorderfußbereich durch bloßes Aufkleben nicht möglich ist.

Eigentlich habe ich einen Schuh mit anständiger Optik und fehlerfreiem Stand bestellt - auf Kompromisse werde ich mich da nicht einlassen, auch wenn es um den preislichen Einstiegsbereich der rahmengenähten Herrenschuhe geht.

Falls Interesse bestehen sollte, kann ich euch gerne über den weiteren Fortgang und das eventuelle Ergebnis informieren.
 
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