Weinkenner werden. - Fragen an den Wein

Nachtrag: beim Ertrag liegt die Benchmark für einen Spitzenwein bei etwa 20-25hl pro ha.
 
Im Übrigen ist es eine interessante Frage, ob die meisten heutigen Topweine Lebensalter erreichen werden, die mit denen ihrer Ahnen vergleichbar sind. Viele Spitzenbordeaux sind ja heute auch Technoweine und z.B. moderne Riojas sind eben auch auf schnellen Konsum ausgelegt, während der klassische, filigrane Typus auch 30 oder 40 (oder mal 100) Jahre hält. Viele hochgehypte Priotats haben sich ja auch nicht als langlebig entpuppt und bei Modeweinen kann man das eh vergessen. Den meisten Leuten die mit "Parkerweinen" groß geworden sind würde so altes Zeugs allerdings nicht mal schmecken, vermute ich.
 
Es ist teilweise ein Märchen. In die Welt gesetzt von Johnson, Broadbent, Parker & Co. Nach deren Meinung musste ein Wein 50 Jahre alt sein und aus dem Bordeaux kommen, um überhaupt trinkbar zu sein.

Weder Hugh Johnson, Michael Broadbent noch Bobby Parker haben m.W. je von sich gegenben, ein Wein müsse 50 Jahre alt sein um eine gute Bewertung zu erhalten, geschweige denn trinkbar zu sein ....

Auch Bewertungen vom Gambero Rosso kann man getrost in die Tonne kloppen. Die Jungs habe ich oft genug erlebt und die Bewertungen kommen, sagen wir seltsam, zustande. Die einzig wirkliche Instanz ist die eigene Nase, der eigene Geschmack und die eigene Erfahrung.

ich finde den Gambero Rosso als Einstieg (um sich einmal einen Überblick zu verschaffen) sehr sinnvoll, nicht ganz so gut wie die Bibel für französiche Weine (Bettane Dessauve) aber bei weitem auch nicht so schlecht wie Du suggerierst ...

Es gibt aber Weine, als Beispiele fallen mir Lamaione, Giramonte und Mormoreto ein, die ganz locker viele Franzosen in die Ecke stellen und das zu einem Bruchteil der Kosten.

ich bin der erste der unterschreiben wird, dass einige italienische (und spanische, kalifornische, australische, ....) Produzenten mit den besten französichen mithalten können ..... ABER, meine Erfahrung ist keinesfalls, dass diese "einen Bruchteil" der französichen Konkurrenz kosten würden, sondern viel eher, dass auch ein sehr guter "Italiener" (oder "Spanier", "Kalifornier", etc.) seinen Preis hat - z.B. sind einige Franciacortas teilweise teurer als gute Champagner (von Salon, Krug, Bollinger Vielles Vignes de France und dergleichen mal abgesehen)
 
Weder Hugh Johnson, Michael Broadbent noch Bobby Parker haben m.W. je von sich gegenben, ein Wein müsse 50 Jahre alt sein um eine gute Bewertung zu erhalten, geschweige denn trinkbar zu sein ....

ich finde den Gambero Rosso als Einstieg (um sich einmal einen Überblick zu verschaffen) sehr sinnvoll, nicht ganz so gut wie die Bibel für französiche Weine (Bettane Dessauve) aber bei weitem auch nicht so schlecht wie Du suggerierst ...

ich bin der erste der unterschreiben wird, dass einige italienische (und spanische, kalifornische, australische, ....) Produzenten mit den besten französichen mithalten können ..... ABER, meine Erfahrung ist keinesfalls, dass diese "einen Bruchteil" der französichen Konkurrenz kosten würden, sondern viel eher, dass auch ein sehr guter "Italiener" (oder "Spanier", "Kalifornier", etc.) seinen Preis hat - z.B. sind einige Franciacortas teilweise teurer als gute Champagner (von Salon, Krug, Bollinger Vielles Vignes de France und dergleichen mal abgesehen)

Ich habe alle 3 Herren persönlich kennengelernt, Du auch?

Hast Du schonmal für einen italienischen Winzer gearbeitet und mit dem Gambero Rosso zu tun gehabt? Ich schon!☺

Ich gebe zu, die Spanier hatte ich ganz vergessen, aber ich hatte von Rotweinen, im Vergleich zu grossen Bordeaux gesprochen und nicht von Spumante, was ein Franchiacorta ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe alle 3 Herren persönlich kennengelernt, Du auch?

es ist nachvollziehbar, dass jemand dem (neben wenig genussvollen Fassproben) regelmässig die Extrakte der besten Gewächse der Welt in voller Blüte vorgesetzt werden, einen deutlich nach oben verschobenen (persönlichen) Geschmack entwickelt ... in den Publikationen der Herren wird aber, so schien mir, aufgrund des zugegebenermassen Wenigen, welches mir unter die Augen fiel, auf die Möglichkeiten des bedauernswerten Durchschnitts-Mittelständlers Rücksicht genommen und durchaus auch mal eine Cuvée, welche nicht den Gegenwert einer Monatsmiete einer Altstadtwohnung in München darstellt, zumindest verhalten gelobt ....

Hast Du schonmal für einen italienischen Winzer gearbeitet und mit dem Gambero Rosso zu tun gehabt? Ich schon!☺

Ich gebe unumwunden zu, bisher nur italienische Weine genossen zu haben, welche nicht vom Schweisse meines Angesichts geprägt waren .... dies wird sich vermutlich auch in naher Zukunft nicht ändern .... ich sage ja auch nur, dass der rote Krebs mal eine gewisse Orientierung bietet, welche Produzenten von Interesse sein könnten, nicht mehr und nicht weniger

Ich gebe zu, die Spanier hatte ich ganz vergessen, aber ich hatte von Rotweinen, im Vergleich zu grossen Bordeaux gesprochen und nicht von Spumante, was ein Franchiacorta ist.

einen "grossen Bordeaux" (in meinem bescheidenen Sinne, vielleicht nicht im Sinne der oben erwähnten 3 Herren) gibt es hierzulande ungelagert so ab CHF 40.- zu erstehen (z.B. ein Ch. Sociando-Mallet) .... die von Dir erwähnte Flasche Mormoreto von Frescobaldi (ohne Zweifel ein sehr guter Tropfen) kostet hier auch in etwa soviel, also leider nicht "einen Bruchteil" ... Tignanello, Ornellaia, Sassicaia sind doch noch deutlich teuerer ....
 
Wir verstehen uns schon!;-) Es ist vorallem meinem persönlichen Spleen geschuldet, dass ich keine Bücher mag, die anstatt Fakten darzulegen und dem Leser seine eigene Meinung zugestehen, einfach nur bewerten. Dies gilt nicht nur für Wein. Nach 13 Jahren in der Sterne Gastronomie weiss ich, wie Restaurant- / Hotelkritiken zustande kommen und von wem! Gleiches gilt für Filmkritiker und ähnlichen. Es ist immer getrieben vom eigenem Geschmack und persönlichen Befindlichkeiten. Natürlich bin ich Arrogant, aber der Geschmack eines Anderen hat auf meinen keine Auswirkung. Bei Parker ist es ein offenes Geheimnis, dass hier auch monetäre Gründe oft eine Rolle spielen, denn ein Wein mit über 90 Parker Punkten steigert seinen Marktpreis ungemein. Ist das verwerflich? Nein, es ist der Markt, aber es muss mir ja nicht gefallen.

Broadbent und Johnson kommen einfach aus einer anderen Generation und Geschmäcker entwickeln sich weiter, fachlich ist gegen sie überhaupt nichts zu sagen.

Beim Gambero Rosso habe ich zuviele 3 Gläser Weine gekostet, die nichtmal 1 Glas verdient hätten und grosse Weine, die nichtmal erwähnt wurden. Die Empfehlungen des Gambero Rosso sind oft auch politisch motiviert, aber das führt jetzt zu weit.

Ornellaia und Sassicaia sind ohne Frage Grosse Weine, aber völlig überteuert. Ein Tignanello dürfte vom Wert der Flasche nicht mehr kosten als max. 20€. Der Rest ist Marketing.

Was ich sagen will ist, es gibt bei Wein, wie bei sovielen anderen Dingen, nicht richtig oder falsch. Es gibt verschiedene Philosophien und jede hat ihre Berechtigung. Wer sich, auch nur zur Orientierung, zuviel auf die Bewertungen anderer verlässt, wird nicht wirklich Freude an Wein haben. Wein soll Freude machen und verbinden, nicht trennen.

In diesem Sinne auf ein Glas Rioja und Wohl bekomms;-)

Sandro
 
Nach 13 Jahren in der Sterne Gastronomie weiss ich, wie Restaurant- / Hotelkritiken zustande kommen und von wem!

Deine Skepsis will ich in keiner Weise bestreiten ....
hier in der Schweiz war es bei der Gault-Millau Lizenzausgabe usus, dass der Ausschank von Illy-Café mindestens einen Punkt einbrachte .... schliesslich wurde derselbe Kaffee (dessen Qualität durchaus in Ordnung ist) in der Schweiz vom Lebenspartner des (beim Ringier Verlag angestellten) "Herausgebers" der Gault-Millau-Lizenz vertrieben ...
 
Deine Skepsis will ich in keiner Weise bestreiten ....
hier in der Schweiz war es bei der Gault-Millau Lizenzausgabe usus, dass der Ausschank von Illy-Café mindestens einen Punkt einbrachte .... schliesslich wurde derselbe Kaffee (dessen Qualität durchaus in Ordnung ist) in der Schweiz vom Lebenspartner des (beim Ringier Verlag angestellten) "Herausgebers" der Gault-Millau-Lizenz vertrieben ...

Das deckt sich exakt mit meinen Erfahrungen mit besagtem Magazin.

Und wieder hat der Wein 2 Menschen vereint;-)


Gesendet mit der Stilmagazin-App für iPhone, iPad und Android
 
Die Haltbarkeit von hochwertigen Weinen kann sehr hoch sein, wenn:
-die Lagerung stimmt (vereinfacht: konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit)
[...]

Genau dieser Punkt bringt mich zu Fragen, die mir schon lange unter den Nägeln brennen:

Ich würde mir gerne ein kleines Weinlager (v.a. Rotweine) anlegen und das nach und nach aufbauen. Die altbekannte Suchmaschine im Internet führt mich auch an Informationen, die besagen:
- konstante Raumtemperatur (16-18° C)
- konstante Luftfeuchtigkeit
- ruhige Lage (Flaschen dürfen nicht erschüttert werden, Weine sollten ruhen)

Die Kammer in der Küche eignet sich nur bedingt, da sie an der Südseite liegt und im Winter gern 0° und im Sommer >20° hat.

Ein Weinkühlschrank ist sicherlich eine gute Wahl, aufgrund des Stromverbrauchs kriege ich diesen aber bei meiner besseren Hälfte vermutlich nicht durch. Außerdem ist in diesem der Platz begrenzt, was insbesondere das "Aufbauen" deutlich erschwert.

Bleibt der Keller, welcher die drei oberen Grundvoraussetzungen Ruhe, konstante Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit aufweisen. Nur ist er mit 19-20° einen Tick zu warm.

Nun zu den Fragen:
- Ist der Keller zu warm?
- Wenn ja, wie kann man hier ohne große Investitionen Abhilfe schaffen, um ihn doch in ein kleines Weinlager umbauen zu können (Styroporwände o.ä.)?
- Welchen Einfluss haben die +2-3° auf den Wein, wenn doch die Temperatur ansonsten konstant ist?

Hoffentlich sind diese Fragen nicht schon auf den vorherigen 41 Seiten geklärt worden, meiner Faulheit ist es geschuldet, dass ich diese nicht durchgesehen habe ;)

Vorab vielen Dank!
 
Nun zu den Fragen:
- Ist der Keller zu warm?
- Wenn ja, wie kann man hier ohne große Investitionen Abhilfe schaffen, um ihn doch in ein kleines Weinlager umbauen zu können (Styroporwände o.ä.)?
- Welchen Einfluss haben die +2-3° auf den Wein, wenn doch die Temperatur ansonsten konstant ist?

Hoffentlich sind diese Fragen nicht schon auf den vorherigen 41 Seiten geklärt worden, meiner Faulheit ist es geschuldet, dass ich diese nicht durchgesehen habe ;)

Vorab vielen Dank!

- mit den +2-3° altert der Wein schneller .... Styropor etc. wird den Keller nicht kühler machen, allenfalls Temperaturschwankungen etwas abmildern
allenfalls könntest Du den Wein-Kühlschrank (welcher relativ wenig Strom verbraucht) auch in den Keller stellen (halte ich so) ...
 
Oben