Dort genau liegt das Problem:
In einem Buch kann man den Lesern keinen umfassenden Marküberblick geben und als Konsequenz konzentriert sich der/die Autor/en auf die allseits bekannten Marken mit bester Werbung und höchstem Preis.
Die Leser glauben nun, fast zwanghaft, dass nur die zitierten Namen etwas taugen und auch dass der jeweilige Hersteller eine 1A-Internetseite benötigt, um allen Kunden sein handwerkliches Können zu präsentieren.
Das sehe ich allerdings komplett anders und darin liegt auch für mich der Reiz, nicht nachzubeten sondern wirkliche gute Handwerker zu finden.
Aus diesem Grund zitiere ich auch oft, teilweise schon unbewußt, deren Preise, um den Interessierten aufzuzeigen, dass z.B. eine Handtasche nicht 4.000.- € und mehr kosten muss, sondern (fast) dieselbe für weniger als 200.- € zu erstehen ist.
Oder dass beispielsweise viele Krawatten mit teuren Labels von 2 oder 3 renommierten Herstellern aus Como und Umgebung gemacht werden.
Beispiele finden sich zuhauf.
Auch stört mich der Begriff des Gentleman aus vielerlei Gründen.
Wenn sich also jemand gut, elegant, stilsicher oder wie auch immer man dies umschreibt kleiden will, dann sollte er nicht irgendwelche Marken aus Büchern nachplappern, sondern sich selbst informieren über Stilrichtungen, Hersteller, Weber, Schuhmacher, Feintäschner usw.
Denn es kommt einzig und allein auf seinen eigenen Geschmack und seine eigene Stilsicherheit an und nicht darauf offen oder verdeckt irgendwelche Tags zu tragen oder diese gar offen zur Schau zu stellen.
Aus den vorgenannten Gründen heraus hat "gute" Kleidung nicht viel mit dem gut bezahlten Job oder einem teuren Auto zu tun.
Beispiele für diese Behauptung findet man mittlerweile ebenfalls jede Menge in diesem Forum - sehr gute sind die Fotos der Strickwaren von Woolovers, die beweisen, dass man sich auch für recht kleines Geld "gut" kleiden kann.
Und wenn ich die Beiträge von manchem hier lese, der vorgibt nur in teuersten Zwirn gewandet zu sein lese, dann stelle ich mir oft die Frage ob er seinen Tinnef wohl bei vollem Bewußtsein verfasst hat, und wenn ja, welchen Charakter er hat oder welche Erziehung er genossen hat.
"Anstand und Bildung" kann man nun einmal nicht kaufen - sie sind aber vor allen anderen Dingen das,
was einen Herrn ausmacht.