Was macht den Gentleman aus - außer der Kleidung?

Meine Herren

ich denke, ein großes Problem in dieser Diskussion ist in der Tat das Fehlen einer allgemeinverbindlichen Definition des Begriffes "Gentleman".

Im Englischen unterscheidet man ja gerne zwischen "gentleman by standing / by rank" und "gentleman by conduct". Soweit mir bekannt, ist der "by standing / by rank" Gebrauch der Ältere, und zumindest ab dem Ende des Mittelalters durchaus mit "personal means" verbunden, womit den Thesen El Jorges zumindest zum Teil Recht zu geben wäre.

Ich persönlich bin auch ein überzeugter Anhänger der "by conduct" Definition, halte aber Aussagen wie "der größte Quatsch" oder "völliger Blödsinn" gegenüber El Jorges Postulaten für unangebracht. Sie mögen den Konsens hier in diesem Forum spiegeln, sind aber ansonsten in keinerlei Weise objektiv und in der Tat wenig gentlemanlike ("by conduct"!).

Was mich sehr amüsiert ist die Tatsache, daß in Deutschland der beliebteste Weg, den sozialen Stand eines Menschen zu bestimmen, sein Auto sein soll - Henry Ford, der Pontifex Maximus der modernen Klassengesellschaft!

Herzliche Grüße,

dE
 
Ich möchte hier niemanden verteidigen.

Was mir aber übel aufstößt ist, das auf der einen Seite immer "gegenseitige Rücksichtnahme" und "Toleranz" gepredigt wird, dann aber Leute gnadenlos niedergemacht werden nur weil sie eine andere Meinung haben/vertreten als die meisten anderen hier im Forum.

Ich finde es interessant zu lesen wie andere Menschen über dieses Thema denken, aber bitte, wenn schon kritisieren, dann sachlich und oberhalb der Gürtellinie.

Wir sind doch alle erwachsen (die meisten von uns zumindest :p ), also "Gentlemen", plädiere ich für mehr TOLERANZ und mehr höfliche Umgangsformen untereinander, danke.
 
Was mir aber übel aufstößt ist, das auf der einen Seite immer "gegenseitige Rücksichtnahme" und "Toleranz" gepredigt wird,

Jetzt mal im Ernst: Hier im Forum brauch nur ein "scharfes" Wort fallen und all die selbsternannten Benimmexperten sind zur Stelle um solche Zeilen zu tippen. Auch ein "Gentleman" muss sich rhetorisch nicht mit Wattebällchen beschmeißen sondern kann ruhig auch kontrovers diskutieren. Durch dieses dauernde Herumpochen auf den feinen Ton,der hier herschen soll, wird nahezu jede Diskussion im Keim erstickt.
 
Ich denke ebenfalls, dass hier ein wenig mehr Sachlichkeit und Verständnis gezeigt werden sollten. Es ist nun mal El Jorge´s Meinung - ich teile sie ebenfalls nicht - aber wenn das nun einmal seine Ansicht der Dinge ist?! Lasst ihn doch! Man kann schreiben, man wäre anderer Meinung aber ihn gleich als schwachsinnig, pubertär etc. zu bezeichnen, halte ich - wie von ihm ebenfalls bemängelt - für vollkommen überzogen.

Nur weil Roetzel dieses und jenes sagt und es von allen hier nachgeplabbert wird, muss man noch lange nicht Rotzels Meinung sein und sollte seine eigene Meinung/Ansicht auch kundtun dürfen. Ich für meinen Teil möchte nicht in diesen peinlichen Gucci-Loafern herumlaufen, um nur einmal ein Beispiel zu nennen.

Und ich muss an dieser Stelle auch (wieder) einmal Gast beipflichten. Er bringt hier immer wieder tolle Bildserien und Informationen zu kleineren oder (mir) gänzlich unbekannten Firmen. Er hebt immer wieder das PLV hervor und gibt SEINE Meinung zu den jeweiligen Produkten ab. Dafür wird er mit Sarkasmus, Belächelungen etc. einiger Foristen bedacht, was ich nicht nachvollziehen kann. Eigene Entdeckungen geben die Kritiker nämlich nicht preis, sondern beten immer nur den bereits bekannten Kram herunter, wahrscheinlich aber auch weil sie Nichts anderes kennen. Nur mit Kritik sind sie schnell dabei...

Also, lasst den anderen seine Meinung und lasst uns kontrovers, aber sachlich diskutieren.
 
Der Begriff des Gentleman ist je nach Kontext sicherlich verschieden definierbar und heute bzw. in Deutschland nicht der gleiche wie etwa im viktorianischen England. Die massive Abwehr gegen Jorges Verknüpfung von "gentility" und Geld/Status erscheint mir allerdings nicht so ganz überzeugend. Denn die Mystifizierung des gentleman als Verkörperung eines von ökonomischen und Klassenaspekten unabhängigen Wertekanons diente historisch gerade der Maskierung bzw, Legitimierung von Herrschaftsansprüchen sozioökonomischer Eliten.

"The gentleman's aura was predicated on quasi-feudal appeals to social hierarchy. In the mid-Victorian period these traditional credentials were deliberately modernized, rationalized, and improved through, for example, civil service, public school and university reform. What described the gentleman was therefore both rationalzed and empirical (the predictable outcome of an elite education) and thoroughly mystified (an indefinable tone ambiguously derived from blood, breeding, or both). In this fashion the character of the British gentleman became a powerful descriptive basis for a myth of disinterested governance by an Oxbridge elite, a crucial means by which upper-class and aristocratic power was maintained."

Lauren M. E. Goodland, Victorian Literature and the Victorian State: Character and Governance in a Liberal Society. Baltimore: Johns Hopkins University Press, 2003, S. 26.
 
Im Übrigen, in dem Buch "Der Gentleman" von Roetzel wird vermittelt, dass man als Gentleman über das nötige Kleingeld verfügen sollte, um Gentleman zu sein. Oder wie ist zu erklären, dass ich als Gentlemen z. B. einen Regenschirm von Swaney, Adeney & Brigg benötige? Oder das die Krawatten, die gerade gut genug sind, von Marinella, Charvet oder Hermes sein sollten? Das der Preis bei ordentlichen (noch nicht guten!) Schuhen erst bei 400 Euro los geht? Und so weiter, und so weiter...
 
Quatsch. Du kannst auch einen Brigg-Schirm haben ohne "reich" zu sein. C&J-Schuhe ebenfalls. Es ist nur eine Frage der Planung und der Setzung von Prioritäten, quasi. Sellerie, es ist ja auch viel leichter jetzt das Totschlagargument zu bringen wir ALLE würden Roetzel nachbeten.
 
Das ganze für und wieder ist ja richtig und im Grunde weiß ja keiner so recht etwas konkretes Anzufangen mit dem Begriff Gentleman. Und so Ernst muss man das ja alles auch nicht betrachten. Aber diese Geschichte mit dem Auto ruft schon ein wenig nach sarkastischen Reaktionen, finde ich halt. Ich habe ja auch nichts dagegen wenn jemand Gefallen an teuren Autos findet. Für mich stellt sich diese Frage einfach nicht weil ich nicht für ein Auto auf manch andere liebgewonnene Freude verzichten möchte. Und mein Schneider wäre damit auch nicht glücklich. Kurz jeder soll sein Geld ausgeben für was er will. Und ob einer dabei ein Gentleman ist oder nicht, wen außer diesem kleinen Kreis hier interessierts.

lg Algy
 
Oben