Urlaubszeit - Lesezeit ...
1) H.-U. Wehler,
Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland, München 2013.
Zur Entwicklung der Einkommensverhältnisse in Deutschland. Der erste Teil gibt einen Abriss verschiedener Gesellschaftstheorien und analysiert den Klassenbegriff (Marx, Weber, Bourdieu etc.). Der zweite Teil beschreibt Arten der Ungleichheit in Deutschland (Einkommensungleichheit, Vermögensungleichheit, Ungleichheit in der deutschen Wirtschaftselite, auf den deutschen Heiratsmärkten, soziale Ungleichheit im Alter, Ungleichheit der Bildungschancen, der Geschlechter, bei Gesundheit und Krankheit, der Wohnbedingungen, ethnisch-kulturelle Ungleichheit, Ungleichheit der Konfession, der Alltagswelt, zwischen West und Ost). Das Buch, geschrieben von kompetenter Hand aus sozialdemokratischer Perspektive, kritisiert vor allem den Umgang der Regierung mit den ungleichen Einkommensverhältnissen und empfiehlt Lösungen im Bereich der Besteuerung von Vermögen, Einkommen und Erbschaft. Sehr informativ und anregend.
2) M. Simons,
Der Zauber des Privaten. Was wir verlieren, wenn wir alles offenbaren, Frankfurt 2009.
Das Buch ist schon etwas älter, wurde aber kurz nach Erscheinen in allen großen überregionalen Zeitungen rezensiert. Sehr intelligent und kurzweilig nähert sich der Autor aus philosophischer Perspektive aktuellen Problemen unserer Zeit, besonders der Tendenz der von ihm sogenannten "schamlosen Selbstentblößung" in sozialen Netzwerken und damit einhergehend dem Verlust oder der Aufgabe des Privaten. Simons, den viele Rezensenten als Romantiker bezeichnet haben, fragt nach Stellenwert und Sinn von Freundschaften, Liebesbeziehungen und der Ehe in der heutigen Zeit. Dabei beschwört er den "Zauber des Privaten" als Gegenmittel gegen den zunehmend oberflächlicher werdenden Umgang der Menschen miteinander herauf. Sehr lesenswert m.E. und gar nicht so oberlehrerhaft, wie es nach der Lektüre der einen oder anderen Rezension den Anschein hatte.