Was also ist guter Stil?

Der Unterschied ist dass die Brutalität im Kapitalismus systemimmanent angelegt ist und im Sozialismus nur in der Umsetzung auftritt.

Womit wir wieder bei der Frage sind welche Rolle die Motivation spielt wenn das Ergebnis identisch ist. :)

Ich glaube, daß im Kontext einer Stildiskussion die verschiedenen Erscheinungsformen des Kapitalismus ausreichend und (wenn überhaupt) auch relevanter sind.

Der Vergleich mag hinken, aber nehmen wir das Kündigungsbeispiel aus dem verlinkten Beitrag: Eiskalte Kündigung = "Freie Marktwirtschaft"; Anständige Kündigung = "Soziale Marktwirtschaft" etc.pp

s. auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismusmodelle

Aber wie gesagt...

Gruß
Armin

edit: Ich bewundere den streckenweisen Tiefgang der Debatte - bei dieser Bullenhitze...
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die "ie" Korrektur, das y sah die ganze Zeit schon so seltsam aus...:o

Ich meine aber trotzdem die andere.
 
Wenn man einmal alle Weltanschauungen, Ästhetikdiskussionen oder Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme außen vor lässt und das Ganze einmal auf das unmittelbare menschliche Miteinander im Hier und Jetzt reduziert:

Es macht mir einfach Freude, wenn man jemandem anmerkt, dass er sich bemüht, anderen Menschen mit Respekt, Höflichkeit und ja, auch einer gewissen Form (nicht Förmlichkeit) entgegen zu treten. Ohne Aufgesetztheit, Steifheit oder Egozentrik, sondern mit einer möglichst einfachen "Benutzeroberfläche für andere", wenn man so will.

Und die Tatsache, dass er diesen Standard auch an seine eigene Person anlegt, sich bewusst, freiwillig, vielleicht sogar mit Stolz und Freude gewissen Konventionen unterordnet - das könnte doch aus einer ehrlichen humanistischen Grundüberzeugung heraus resultieren, die sich nicht nur, aber eben auch durch eine stimmige, klassische Kleidung ausdrückt.

Ich persönliche finde, wenn das gelingt, und sei es auch nur im Rahmen einer flüchtigen, oberflächlichen Begegnung, dann hinterlässt das fast immer einen positiven Eindruck beim Gegenüber, etwas das nachklingt, eine kleine Anerkennung. Ich weiß nicht genau, wie man das nennen könnte... Wertschätzung, Würde, Reife, Demut... Das trifft's alles nicht wirklich.

Ich denke, es ist eine Achtsamkeit - sich selbst und anderen gegenüber.

Geht es noch irgendjemanden sonst vielleicht ähnlich?
 
Wenn man einmal alle Weltanschauungen, Ästhetikdiskussionen oder Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme außen vor lässt und das Ganze einmal auf das unmittelbare menschliche Miteinander im Hier und Jetzt reduziert:

Es macht mir einfach Freude, wenn man jemandem anmerkt, dass er sich bemüht, anderen Menschen mit Respekt, Höflichkeit und ja, auch einer gewissen Form (nicht Förmlichkeit) entgegen zu treten. Ohne Aufgesetztheit, Steifheit oder Egozentrik, sondern mit einer möglichst einfachen "Benutzeroberfläche für andere", wenn man so will.

Und die Tatsache, dass er diesen Standard auch an seine eigene Person anlegt, sich bewusst, freiwillig, vielleicht sogar mit Stolz und Freude gewissen Konventionen unterordnet - das könnte doch aus einer ehrlichen humanistischen Grundüberzeugung heraus resultieren, die sich nicht nur, aber eben auch durch eine stimmige, klassische Kleidung ausdrückt.

Ich persönliche finde, wenn das gelingt, und sei es auch nur im Rahmen einer flüchtigen, oberflächlichen Begegnung, dann hinterlässt das fast immer einen positiven Eindruck beim Gegenüber, etwas das nachklingt, eine kleine Anerkennung. Ich weiß nicht genau, wie man das nennen könnte... Wertschätzung, Würde, Reife, Demut... Das trifft's alles nicht wirklich.

Ich denke, es ist eine Achtsamkeit - sich selbst und anderen gegenüber.

Geht es noch irgendjemanden sonst vielleicht ähnlich?


Klasse!

Gruß
Armin
 
A pro pos "Stoffsammlung": IF, von Rudyard Kipling. Man müßte es eigentlich täglich lesen - alles drin, fürs "Nerd-Stadium" des guten Stils, des Anstands und der Lebensklugheit:

IF ...

If you can keep your head when all about you
Are loosing theirs and blaming it on you,
If you can trust yourself when all men doubt you
But make allowance for their doubting too;
If you can wait and not be tired by waiting,
Or, being lied about, don't deal in lies,
Or, being hated, don't give way to hating,
And yet don't look too good, nor talk too wise:

If you can dream -- and not make dreams your master;
If you can think -- and not make thoughts your aim;
If you can meet with Triumph and Disaster
And treat those two impostors as the same;

If you can bear to hear the truth you've spoken
Twisted by knaves to make a trap for fools,
Or watch the things you gave your life for, broken,
And stoop and build'em up with worn-out tools:

If you can make one heap of all your winnings
And risk it on one turn of pitch-and-toss,
And loose, and start again at your beginnings
And never breathe a word about your loss;

If you can force your heart and nerve and sinew
To serve your turn long after they are gone,
And so hold on when there is nothing in you
Except the will which says to them: "Hold on!"

If you can talk with crowds and keep your virtue,
Or walk with Kings -- nor loose the common touch,
If neither foes nor loving friends can hurt you,
If all men count worth you, but none too much;

If you can fill the unforgiving minute
With sixty seconds' worth of distance run,
Yours is the Earth and everything that's in it,
And -- which is more -- you'll be a man, my son!


(Rudyard Kipling)

Gruß
Armin
 
Es macht mir einfach Freude, wenn man jemandem anmerkt, dass er sich bemüht, anderen Menschen mit Respekt, Höflichkeit und ja, auch einer gewissen Form (nicht Förmlichkeit) entgegen zu treten. Ohne Aufgesetztheit, Steifheit oder Egozentrik, sondern mit einer möglichst einfachen "Benutzeroberfläche für andere", wenn man so will.

Und die Tatsache, dass er diesen Standard auch an seine eigene Person anlegt, sich bewusst, freiwillig, vielleicht sogar mit Stolz und Freude gewissen Konventionen unterordnet - das könnte doch aus einer ehrlichen humanistischen Grundüberzeugung heraus resultieren, die sich nicht nur, aber eben auch durch eine stimmige, klassische Kleidung ausdrückt.

Mhhhh, sehe ich ehrlich komplexer. Du gehst von einer positiven Grundeinstellung und Respekt aus, weil Du wahrscheinlich selbst so bist. Ich spiel mal advocatus diavoli.

Bspw. ein Anzug oder eine Kombi können genau so gut reine Berufskleidung oder Attitüde sein. Rasiert, gegelt, gebügelt, was sagt das über den Träger? Meines Erachtens nichts. In der "Verpackung" kann sowohl jemand mit gehobenen Normen, wie auch die Anpassung pur stecken.

Eine meiner Reaktionen bei solchen Begegnungen ist erst einmal Vorsicht. Nicht hier, das ist hobbymäßig. Aber spielen wir das mal durch. In dem Anzug kann sowohl ein total sympathischer Charakter eines richtigen Herrn stecken, wie ein schleimiger Wicht, der einem im übertragenen Sinne die Brieftasche klauen will.

Wenn Du das absolute Extrem erleben möchtest, geh mal über Messen mit vielen Verkäufern in Boombranchen oder geh mal zu einem Kongress, wo Berater ihre Opf...Kunden suchen. Es ist pures Schauspiel oder verdrehte Peilung, nur eben weder Klasse noch Charakter trotz Hochglanz. Also zumindest nicht das, was ich persönlich mit Stil assoziiere.

Entsprechend nehme ich durchaus gute Kleidung und Umgangformen wahr. Das sind für mich jedoch erst einmal nur oberflächliche Annehmlichkeiten, nett aber austauschbar. Hellhörig werde ich erst positiv, wenn tatsächlich Substanz dahinter steckt.

Just my 2 cents.
 
Ich glaube, das war American soweit klar. Du hast selbstverständlich recht, aber er sprach m.E. etwas anderes an.

Gruß
Armin
 
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