Was also ist guter Stil?

Ich finde, selbst schlechte Schauspielerei ist ohne jegliche Substanz nicht möglich. Ich glaube, dass man viele interessante Erfahrungen machen kann, wenn es gelingt, das ständige Abgrenzen, Werten und Vergleichen im Kopf ab und zu mal abzustellen.

Deswegen mache ichs ja nicht und warte erst einmal ab, was dahinter steckt. Positiv wie negativ. Also, sowohl beim Anzugträger, wie bei T-Shirts erst einmal sehen, was an Substanz da ist.

Ich wehre mich nur dagegen, gute Kleidung mit Vorschusslorbeeren per se auszustatten. Daher auch die Negativbeispiele, wo genau dies nicht funktioniert. Natürlich gibt es auch bestens gekleidete, kompetente und nette Menschen.
 
Es ist schon bemerkenswert, das nahezu jeder Thread, der ansatzweise mit "Stil" zu tun hat, innerhalb von einigen Seiten zu einem dogmatischen Grabenkampf gegen "die gutgekleideten Nichtskönner" ( aka Consulter / Banker / Unternehmer ) verkommt, in dem die deutsche Eliteparanoia, gemischt mit kleinbürgerlichen Neidattacken, hemmungslos ausgelebt werden kann.

Binnen zwei Generationen hat es Deutschland geschafft, mit seiner Mischung aus Gleichmacherei und schlechtem Gewissen jede entspannte Diskussion über dieses Thema zu einem Gefecht aus bürgerliche Werten ( sic ) und kleingeistigem Stammtischparolen verkommen zu lassen. In einem ingenieursdominierten Land, die mit Pädagogen ( oder solchen, die sich dafür halten ) Familien gründen, eine denkbar schlechte Basis für eine derartige Debatte, die binnen kurzem immer in die selben Klischees verfällt.
Diese um übermässige politische Korrektheit bemühte Egalität - unabhängig von Herkunft, Ausbildung, Charakter, Vorlieben und Talenten - führt zu einer klassenlosen Klassengesellschaft, in der Verschuldung für das Auto toleriert wird, die goldene Rolex aber verpönt ist ( Neid schüren aber beide, was dann auch hemmungslos ausgelebt wird )

Klar, das bestimmte Berufsgruppen ( die sgn. Gangster mit dem weissen Kragen ) in so einer Gesellschaft sich nur parasitär an den Anderen bereichern können ( und nebenbei mit Ihren Steuern die ganzen Nutzniesser des sozialen Hängemattenstaates am Kacken halten )

Karriere macht häufig der Klassensprecher, nicht der Klassenbeste. Die Zeiten der inselbegabten Fachidioten ist nunmal vorbei, genauso wie die deutsche Erwartungshaltung, in dem Betrieb in Rente zu gehen, in dem man seine Lehre gemacht hat. Aber ausserhalb seiner beiden Sublimatzustände, Neid und Häme, ist das dem deutschen Michel auf seiner Insel der Glückseligkeit nur schwerlich zu vermitteln.
Sicherlich gibt es Ausreisser, schlechte Beispiele und Blender - genauso wie eine immer größer werdende Masse von minderbegabtem, proletischem, verweichlichtem White Trash. Und ausgerechnet deutsche Politiker, die sich zumeist aus Lehrern, mittelmässigen Anwälten und Blockwarten rekrutieren, weil Leistungsträger dieses Terrain meiden und Kompetenz beim Aufstieg eher hinderlich ist, als Beispiel zu nennen, zeigt wie sehr diese Geisteshaltung schon verinnerlicht worden ist.

Ach so, mit Stil hat das alles nur ganz am Rande zu tun.
 
Das ist einfach selektive Wahrnehmung, Dummköpfe im T-Shirt nimmt keiner richtig wahr. Die Bemühung um äußere Klasse erzeugt eine Erwartungshaltung und - hier vielleicht auch als deutsches Spezifikum - den geheimen Wunsch, der Großkotz möge sich doch bitte blamieren, was man, wenn es passiert, dann auch sehr präsent im Gedächtnis behält und jedem gerne erzählt. :)

Ich habe noch keinen wirklich rundum gut angezogenen Menschen im Berufsleben gesehen, den ich gleichzeitig als Minderleister wahrgenommen habe. Ja, es waren nur eine Handvoll und vielleicht bin ich auch einfach leicht zu beeindrucken. :)

Wenn Du das sagst dann wird's wohl stimmen.
Andererseits ist es natürlich einfach, Jemandem, den man weder kennt noch etwas über seine Erfahrungen weiß "selektive Wahrnehmung" vorzuwerfen. Das können einige Herren in diesem Thread übrigens sehr gut. Und vehement. Hat auch was mit Stil zu tun. Gehabt euch wohl, ich mach mich aus dem Thread.
 
Es ist schon bemerkenswert, das nahezu jeder Thread, der ansatzweise mit "Stil" zu tun hat, innerhalb von einigen Seiten zu einem dogmatischen Grabenkampf gegen "die gutgekleideten Nichtskönner" ( aka Consulter / Banker / Unternehmer ) verkommt, in dem die deutsche Eliteparanoia, gemischt mit kleinbürgerlichen Neidattacken, hemmungslos ausgelebt werden kann.

Binnen zwei Generationen hat es Deutschland geschafft, mit seiner Mischung aus Gleichmacherei und schlechtem Gewissen jede entspannte Diskussion über dieses Thema zu einem Gefecht aus bürgerliche Werten ( sic ) und kleingeistigem Stammtischparolen verkommen zu lassen. In einem ingenieursdominierten Land, die mit Pädagogen ( oder solchen, die sich dafür halten ) Familien gründen, eine denkbar schlechte Basis für eine derartige Debatte, die binnen kurzem immer in die selben Klischees verfällt.
Diese um übermässige politische Korrektheit bemühte Egalität - unabhängig von Herkunft, Ausbildung, Charakter, Vorlieben und Talenten - führt zu einer klassenlosen Klassengesellschaft, in der Verschuldung für das Auto toleriert wird, die goldene Rolex aber verpönt ist ( Neid schüren aber beide, was dann auch hemmungslos ausgelebt wird )

Klar, das bestimmte Berufsgruppen ( die sgn. Gangster mit dem weissen Kragen ) in so einer Gesellschaft sich nur parasitär an den Anderen bereichern können ( und nebenbei mit Ihren Steuern die ganzen Nutzniesser des sozialen Hängemattenstaates am Kacken halten )

Karriere macht häufig der Klassensprecher, nicht der Klassenbeste. Die Zeiten der inselbegabten Fachidioten ist nunmal vorbei, genauso wie die deutsche Erwartungshaltung, in dem Betrieb in Rente zu gehen, in dem man seine Lehre gemacht hat. Aber ausserhalb seiner beiden Sublimatzustände, Neid und Häme, ist das dem deutschen Michel auf seiner Insel der Glückseligkeit nur schwerlich zu vermitteln.
Sicherlich gibt es Ausreisser, schlechte Beispiele und Blender - genauso wie eine immer größer werdende Masse von minderbegabtem, proletischem, verweichlichtem White Trash. Und ausgerechnet deutsche Politiker, die sich zumeist aus Lehrern, mittelmässigen Anwälten und Blockwarten rekrutieren, weil Leistungsträger dieses Terrain meiden und Kompetenz beim Aufstieg eher hinderlich ist, als Beispiel zu nennen, zeigt wie sehr diese Geisteshaltung schon verinnerlicht worden ist.

Ach so, mit Stil hat das alles nur ganz am Rande zu tun.

Chapeau!
 
Oh, Mann. Hätte ich das gewusst........

Also, nochmal. Ich habe nur beschrieben, dass gute Kleidung nichtssagend ist für allgemeinen Stil oder persönliche Klasse und dies an Beispielen belegt.

Nochmal, ich selbst mag gute Kleidung und gönne sie auch jedem, der daran Freude hat, egal ob Hilfsarbeiter oder Banker. Völlig vorurteilsfrei.

Nur taugt sie eben nicht als Indikator für mehr als die Oberfläche. Die Gleichung gut gekleidet = stilvoll und klasse stimmt einfach nicht.

Ich weiß nicht, warum jetzt wieder die "Neidkarte" gezückt wird. Ich gehe auch nicht missionieren gegen Anzüge, Funktionsjacken oder meinetwegen Boxershorts. Kann jeder halten, wie er will. Wichtig ist, was da drin steckt an Mensch, Kompetenz, Charakter, Humor, Einstellung. Das erschließt sich definitiv nicht mit einem "Anzug-Bonus" oder "Anzug-Malus".
 
Das ist richtig und ein heherer Ansatz, da der Mensch aber eben Mensch ist, funktioniert das nur selten.
Aufgrund unserer Erziehung, Bildung, Lebensweise, Umfeld, Charakter haben wir bestimmte Vorurteile, Ansichten, Weltbilder, Erfahrungen - was auch immer - und sortieren in Schubladen ein, weil es schneller geht, einfacher ist und in der modernen Welt anders nicht mehr funktionieren würde.

Jeder, der etwas anderes sagt, lügt sich selbst etwas vor oder gehört zu der beneidenswerten Kaste der Wenigen die über menschliche Makel weitestgehend erhaben ist und seinen Lebensunterhalt abseits der Zivilisation verdient.
 
Erstens kennst du mich nicht und zweitens auch keinen, den ich kenne.
Wie du aus meinem Post nun eine Vorliebe für einen bestimmten Personenkreis herausliest, das musst du mir mal erklären.

Ich schrieb lediglich das jeder, unabhängig von Herkunft, Alter, Beruf und Umfeld, dazu neigt, Leute in Schubladen einzusortieren und nach diesen Kriterien zu bewerten. Das kann dazu führen, das ich beim Handwerker als arroganter Pinsel rüberkomme oder der Beamte bei mir als spiessiger Sack. Wenn du dich davon freisprechen kannst, Glückwunsch, glauben kann ich es allerdings nicht.

Abgesehen davon, ich neige auch eher zu den Herren Sachs und Beltz, Middelhof ist einfach ein gelackter Emporkömmling, der zur rechten Zeit das richtige Teil in der richtigen Körperöffnung hatte. Aber auch das ist wieder ein Vorurteil. Gemessen an der Leistung, würde ich ihn noch am ehesten als Blender bezeichnen, allerdings als durchaus durchtriebenen.
 
Ich schrieb lediglich das jeder, unabhängig von Herkunft, Alter, Beruf und Umfeld, dazu neigt, Leute in Schubladen einzusortieren und nach diesen Kriterien zu bewerten. .

Mit den Schubladen wird Dir wohl keiner Widersprechen, aber es kommt auch drauf an, was auf den Schubladen draufsteht.

Man kann einen Mann im Blaumann entweder in die Schublade "Handwerker, der einer ehrlichen Arbeit nachgeht und hart für seinen Lebensunterhalt arbeitet" einreihen oder aber man sortiert ihn in die "Pfui körperliche Arbeit, wer es halt nicht im Kopf hat, der muß auf dem Bau arbeiten" ein.

Der Umgang mit dem gleichem Menschen wird je nach Beschriftung der Schublade ein ganz anderer sein.

Und das Beispiel ist ganz allgemein und soll auf keinen Fall ausdrücken, daß Du Kategorie 2 wählst.
 
Also zumindest nach dem echten Raiffeisen-Prinzip sollte das doch in deiner Kommode mit eine der hochwertigsten Schubladen sein oder?
Ich erinnere hier gerne an Fritz Vogt, eigentlich einen x-post im Was gucke ich heute wert.
 
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