Um/Nachfrage zum Thema Maßhemden - Preise

In Absprache mit Herrn Gerads würde ich mich gerne mit einer (Um)frage an die Stilfreunde hier im Forum wenden:
Wir bieten in unserem Atelier in Frankfurt Maßhemden für 129,- Euro an. Diese werden als Vollmaßhemden in einer Wiener Produktionsstätte gefertigt. Preis/Leistung empfinde ich gerade im Vergleich mit den Kollegen in Frankfurt als absolut ok - gerade im Hinblick darauf, daß die Hemden komplett in bella Austria gefertigt werden.

Alternativ überlegen wir, ob wir die im allgemeinen beliebten und qualitativ hochwertigen Hemden von Emanuel Berg mit ins Programm aufnehmen. Diese würden preislich ab 129,- Euro beginnen und enden bei gut 200,- Euro.

Deshalb meine Frage an die Mitglieder des Stilforums: Was ist Ihnen ein gutes Maßhemd wert? Wären Sie bereit, ein gutes Maßhemd in der Preiskategorie ab 130/140 Euro zu erwerben oder sehen Sie sich eher in der Kategorie 100 bis 130 Euro?

Für Ihre Postings bedanke ich mich vorab recht herzlich.

Stephan Görner

Wo ist der Haken? Es tut mir leid Herr Goerner, ich weiß es ist immer wieder das gleiche, aber ich habe so meine Schwierigkeiten mir vorzustellen wie man ein Maßhemd aus einem halbwegs vernünftigen Stoff und auf gutem Fertigungsniveau unter 200 Euro anbieten kann. Aber wie ich hier ja schon des öfteren feststellen durfte, ist Maßschneiderei ja kein geschützter Begriff, mit Schneiderhandwerk wird das ganze aber wohl eher weniger zu tun haben.

lg Algy
 
"Bespoke" hat auch bei Hemden seinen Sinn, bei ungleich langen Armen, unterschiedlich hohen Schultern, fallenden Schultern...
Wem mtm passt, hat Glück.
 
Zwei Beispiele:
- mir wäre noch kein mtm-Anbieter untergekommen, der ungleich hohe Schultern berücksichtigen könnte
- ich kenne keinen mtm-Anbieter, bei dem man die Kragenform nicht unter mehreren vorgegebenen Alternativen auswählen muss. Seien es noch so viele, was die meisten nicht können, ist, den Kragen vorne höher zu machen
 
Und ich verstehe den ganzen Hokuspokus, der um Maßhemden gemacht wird, nicht wirklich.
Ich werde vermessen, die Details und Stoffe werden festgelegt, dann schneidet eine der Damen zu und die Hemden werden von den anderen genäht:
Passen perfekt!
Ist wohl schnöde "Maßkonfektion", alle Einzelheiten nach meinen Wünschen, mit Perlmuttknöpfen, sogar in zwei verschiedenen Größen,
aber weder semi-bespoken noch bespoken,
die Knopflöcher und die Knöpfe sind sehr sauber mit der Maschine ge-/angenäht.
Handarbeit halte ich dabei für überflüssig, da sie keine Qualitätssteigerung per se bringt und ich darauf keinen besonderen Wert lege,
denn die Schäfte meiner Schuhe sind auch mit einer Maschine genäht worden.
Da meine Hemden nicht vom Threadersteller stammen, gebe ich keinen Preis dafür an - nur soviel: ich käme maximal nur für die untere Preisklasse infrage :)

Hast Du natürlich nicht ganz unrecht. Ist halt alles eine Frage der persönlichen Präferenzen. Ich möchte auf sehr viele Gestaltungsdetails Einfluß nehmen. Ich möchte meine Kagenform individuell gestalten, die Einlagen und die Art der Fixierung je nach Stoff verschieden haben. Handnähte hingegen sind mir nicht so wichtig. Die Knöpfe möchte ich allerdings schon von Hand angenäht haben. Pefekte Musterverläufe und natürlich eine große Auswahl wirklich guter haltbare Stoffe... usw.

lg Algy
 
Mich würde es auch sehr freuen, wenn etwas klarer wird, was für ein Produkt gemeint ist. Insbesondere die Verwendung des Begriffs Vollmaßhemd impliziert ja ein "echtes" Maßhemd - im Forendeutsch "bespoke". Da wäre - je nach Qualität und "Ergebnis" - 130 Euro ein interessanter Preis.

Ich kann Sanders Einwand nur unterstützen. Insbesondere beim Kragen reduzieren sich die Möglichkeiten in der Maßkonfektion rasch. Durch eine sub-optimale Schulterhaltung entstehen eine Vielzahl von weiteren Problemen, die sich bei der Maßkonfektion nur bedingt abstellen lassen.

@SG: Ist es jetzt Maßkonfektion (wie Berg) - oder ein Maßhemd, wo für jeden Kunden ein eigenes Muster angelegt wird und wirklich alles variabel ist? BTW: Die Lobhudelei bezüglich Berg kann ich nicht immer nachvollziehen. Den großem Unterschied zu van Laack sehe ich nicht.

Kurzer Nachtrag zu Youtailor: Habe das Hemd jetzt "entsorgt" (zum Schuheputzen braucht man ja Lappen) - der Kragen ist so hart, dass ich am Abend blutunterlaufene Schwielen am Hals hatte. :mad:

LG

Max
 
Guten Morgen Herr Goerner,


ihr Angebot finde ich persönlich große Klasse, soviel dazu.

Kurze Antwort : ich würde mich in die Kategorie 130-150€ einreihen.

MfG

PS: mir persönlich ist es mittlerweile EGAL woher meine Kleidung kommt, ob Polen China oder FuManSchu, solange die Qualität und der Stoff stimmt, den eines muss uns mittlerweile klar geworden sein, Made in Germany ist schon lange kein Garantiesiegel mehr, leider leider...
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei unsere bisherigen Maßhemden aus Wien können alle Längen und Weitenmaße indviduell angegeben werden (Brust, Bauch, Po, Armlänge, Hemdenlänge, Obearmweite, Handgelenk usw). Außerdem können Haltungsschäden wie hohe Schulter, hängende Schulter, Nackenfalte usw. korrigiert werden.

Okay. Also Maßkonfektion. Finde die Verwendung von Vollmaßhemd etwas irreführend - aber vielleicht bin ich da "picky". Diese Maße lassen sich imho auch bei Berg eingeben - bei van Laack geht es auf jeden Fall. Die Anpassungen für "hängende Schulter", "Nackenfalte" etc. sind leider oft nur suboptimal und verschlimmern manchmal sogar das Ergebnis. Meine bescheidene Erfahrung ist gerade bei Hemden: Das "Verbessern" von Standardschnitten gleicht oft dem Versuch ein kürzeres Stuhlbein zu beheben - man ändert und ändert und bekommt immer wieder neue Problem.

Trotzdem ist 130 Euro ein ganz angemessener Preis für so ein Hemd. Ich würde trotzdem immer die 50-70 Euro Aufpreis für ein in Berlin gefertigtes "Maßhemd" bezahlen. Insbesondere die Beschränkungen beim Kragen wird auch ihr Maßkonfektionssystem nicht auflösen können.

LG

Max Biller
 
In der Tat sind unsere Maßhemden maschinell gefertigt, als Schneiderhandwerk bzw. Maßschneiderei würde ich sie auch niemals anbieten.

Das ist jedoch aber auch eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens - und ja auch ein wenig der Hintergund meiner ursprünglichen Frage: Was sind Stilfreunde überhaupt bereit bzw. in der Lage, für ein gutes Hemd zu zahlen.

Der von Ihnen ins Spiel gebrachte Betrag von 200 EURO für ein handgefertigtes Maßhemd ist absolut realistisch für Handarbeit - ich bin völlig bei Ihnen. Nur stellt sich die Frage, ob ein Anbieter dafür genug Kunden finden kann, um zu überleben.
Ich habe beispielsweise einen Hemdenschneider an der Hand, der komplett handgefertigte Maßhemden anfertigen könnte. Mit guten Hemdenstoffen bsp. von Loro Piana würde so ein Hemd ab 200 Euro aufwärts kosten.

Die Zahl derer, die so eine handwerkliche Abreit derart schäten, daß sie dann auch 200 EURO plus ausgeben, die ist eher gering.

Das ist ja ein ähnliches "Problem" wie mit handgefertigten Maßschuhen. Das Thema findet fast jeder Kunde spannend. Obwohl es unter dem Strich günstiger sein kann, als das permanente nachkaufen weniger wertigerer Schuhe, werden Maßschuhe sehr selten verkauft.

Herr Goerner, Sie überzeugen immer wieder durch Ihre absolut korrekte und ehrliche Einstellung zu diesem Thema. Vielen Dank

lg Algy
 
Ich bin ab von Maßhemden. Ich komme mit guten RTW-Hemden sehr gut klar, so lange ich die Armlänge bestimmen kann und das geht bekanntlich bei fast allen qualitativ hochwertigen Anbietern.

Meine Harvie & Hudson, TM Lewin, etc. - Hemden gefallen mir sehr gut. Bei den Maßhemden, die ich bislang kaufte (60 - 200 EUR) war ich immer ein wenig enttäuscht, weil ich nichts fand, was mir die RTW-Hemden nicht boten. Insbesondere fand ich nicht einmal den Sitz besser. Das mag aber natürlich auch an den Anbietern liegen, bei denen ich bislang bestellte.
 
von Einhorn bis Hermes

Masshemden ist nicht mein Thema, ich habe gerade ein Emaunell Berg Hemd an, welches ich mir vor ca. 2 Jahren gekauft habe, den Preis weiss ich nicht mehr, lag aber sicherlich bei ca. 100 Euro.
Ich ziehe es vielleicht alle2 bis 3 Wochen mal an und bin mit der Verarbeitung sehr zufrieden, allerdings sind die Manschetten und der Kragen zwischenzeitlich etwas ab geschrappt, was mir eher negativ auffällt.
Zurzeit liebäugle ich mit einem Hermes Hemd, welches ca. 300 Euro kostet – bisher konnte ich mich zurückhalten, aber so wie ich mich kenne, ist es nur eine Frage der Zeit.
Da mir leider jegliche Vernunftsbegabung fehlt, setze ich mir keine Preisgrenzen, sondern warte ab, was passiert.
Es kommt aber auch vor, dass ich mit einem Einhorn-Hemd nachhause komme und damit voll und ganz zufrieden bin.
 
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