Tweed Magazin

Ich werde das Thema morgen gegen 11am GMT ansprechen :D

Unfair. Im Moment ist doch Ausnahmezustand weil eine Frau ein Kind bekommen hat!


No brown in town. Oh man. Wann kapiert endlich jemand mal das damit die Londoner City (Financial District) gemeint ist. Wenn so etwas wieder allgemeinhaft weiterverbreitet wird...dann Gute Nacht.

Im Artikel wird die These relativiert: Gemeint sei, dass man als guter Gentleman während der Arbeit (vermutlich als Angestellter in einer Bank o.ä.) keine braunen Schuhe anzieht. Inzwischen sei dunkelbraun aber auch akzeptiert.
 
No brown in town. Oh man. Wann kapiert endlich jemand mal das damit die Londoner City (Financial District) gemeint ist. Wenn so etwas wieder allgemeinhaft weiterverbreitet wird...dann Gute Nacht.

Wenn hier schon mit soviel inszeniertem ennui auf die Überzeugung der Schwarzschuhfraktion eingeschlagen wird: Aus welcher historischen Quelle speist sich denn die tiefere Einsicht, daß hier eine Regel ausschließlich für die City of London aufgestellt wurde?

Danke,

Crouchback
 
Wenn hier schon mit soviel inszeniertem ennui auf die Überzeugung der Schwarzschuhfraktion eingeschlagen wird: Aus welcher historischen Quelle speist sich denn die tiefere Einsicht, daß hier eine Regel ausschließlich für die City of London aufgestellt wurde?

Danke,

Crouchback

Tja, für manche Leute ist man eben stilistischer Abschaum, wenn man nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit braune Velourslederschuhe trägt...;)

Ich gehe nicht davon aus, dass für die oben aufgeführte "Regel" konkrete historische Quellen existieren; eher wird es sich hier um ein mündlich überliefertes ungeschriebenes Gesetz handeln. Die Tatsache, dass heute noch bei britischen Anwälten, Bankern und anderen Geschäftsleuten braune Schuhe als informell gelten, hat wahrscheinlich dazu geführt, dass man diese Regel nur für die Square Mile im Herzen Londons zutreffend hält (dazu wird auch beigetragen haben, dass Großbritannien in den letzten 150 Jahren sehr zentralistisch organisiert war und ähnliche Wirtschaftszentren im Land nicht existierten und existieren). Die Regel, keine braunen Schuhe zu tragen, galt aber darüber hinaus auch bei Hofe, im Parlament und in den Gentlemen's Clubs (die meisten in Westminster außerhalb der eigentlichen City of London gelegen).

Davon abgesehen wird diese Regel ohnehin außerhalb erzkonservativer Kreise auch in Großbritannien völlig ignoriert, und selbst der Prince of Wales trägt regelmäßig zum grauen Zweireiher in der Innenstadt braune Schuhe (so gestern, als er den Enkel besuchen ging).
 
Es tut mir leid, aber ich finde das Magazin auch etwas grausam. Bin zwar kein Freund der TAZ, aber irgendwie hat der Autor recht, es wirkt einfach sehr gewollt.
 
Da kann man sich dem TAZ-Rezensenten nur anschließen, dass dieses Magazin grandios gescheitert ist. Währende der Titel Kleinadel, Wollwaren und Landlust suggeriert, wird dem jungen, faltenlosen Model ein generischer Nadelstreifenanzug mit lilafarbigem Einstecktuch angezogen (Thema verfehlt ?), der so auch in jeder Kollektion von Strellson oder Boss gefunden werden kann. Tweed wäre anders gegangen...

Und schon auf dem Titelblatt ständig diese bemühten Referenzen zum ach so gerühmten "britischen Lebensstil" - von der Qualität des Textes ganz zu schweigen. Da muss sich der deutsche Maßschneider natürlich an der Anzugfertigung der Savile Row messen lassen, und die noch aus viktorianischer Zeit stammende britische Füllerproduktion wird ausgewalzt, während der Normalsterbliche schon aus Qualitätsgründen wohl eher auf ein deutsches oder Schweizer Produkt setzen würde. Da hätte ja eine Reportage über die Kläranlagen der Cotswolds oder die industriellen Fertigung von Melton-Mowbray Pies noch mehr Interesse geweckt.

Man darf auf die nächste Ausgabe gespannt sein - oder vielleicht doch nicht...
 
Hab die "Tweed" gestern auch im (Darmstädter) Bahnhofsbuchhandel gekauft. Der Zeitschriftenstapel war noch recht hoch, beim Blick ins Heft versteht man, warum:
Ist alles doch SEHR bemüht, es soll (auch, insofern nix Neues) von der übergeordneten Sanfmann - Idee (Danke, Niels, für diesen Ausdruck) zusammengehalten werden, der gerne schicke Autos fährt und antike Füller nutzt.
Schön, so sind wir hier auch, aber es fehlt an, wie sagt man, Lässigkeit, Augenzwinkern.
Die Modestrecke ist viel zu kurz für meinen Geschmack und noch willkürlicher als die der GQ üblicherweise, die ja gerne allenthalben gebasht wird. Die gewählten Marken passen auch nicht zur Grundidee.

Die fast 10 EUR habe ich eigentlich nur aus "Solidarität" und großer Sympathie mit unseren Stilmagazin-Kollegen sowie aus Neugier investiert. Deren Berichte sind tatsächlich die Highlights im Heft.
Und die Sofabilder am Schluß.

Ansonsten faßt die taz es hiermit für mich richtig zusammen:
"(...) Doch muss man die Sache natürlich auch sauber umsetzen. Und hier scheitert Tweed grandios – weil man dem Lebensstil eines Gentlemans eben nicht mit den Bordmitteln eines gewöhnlichen Lifestylemagazins beikommen, man ihm eben nicht ein kleinteiliges, hektisches Layout überstülpen kann, das vielleicht zeitgemäß ist, aber nicht klassisch und gediegen. (...) "

Es ist für mich nicht erkennbar, wo das Heft hinwill:
Tatsächlich in den Spezialmagazin-Markt für eine kleinere Liebhabergruppe (das wäre der richtige Weg) mit dementsprechender Marken-/Produktpräsentation?
Oder will es eines von vielen darstellen, das zwischen "Gala Men" und dem "High Life Magazin" hin- und herschwankt?

Schade. Keine deutsche "Rake" oder "Monsieur".
 
Bevor ich in den Urlaub abdüse, habe ich mir im Bahnhofsbuchhandel in Oldenburg die "Tweed" besorgt. In diesem Zusammenhang habe ich auch eine Presseschau der übrigen ausliegenden Herrenmagazine durchgeführt und ein nostalgisches Gefühl flammte in mir auf, als ich nach langer Zeit mal wieder die Möpse von Victoria Silvstedt sah. Dankeschön Victoria, Dankeschön Adobe Photoshop für diesen flüchtigen Moment der Kontemplation! Aber zurück zur "Tweed": Wenn taz oder Süddeutsche, das Zentralorgan der Sozialromantiker mit > A13-Besoldung, etwas verreißen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ganz gut ist und mir sehr gefällt.

Allerdings bin ich nach erster, etwas flüchtiger, Durchsicht echt enttäuscht. Die Themenauswahl ist in Ordnung aber die Umsetzung ist mau und lauwarm. Adressat ist anscheinend der aufstiegswillige GQ-Affe, der durch das soldatische Abarbeiten von Checklisten vermeintlicher Stilvoraussetzungen meint, eine weitere Sprosse der gesellschaftlichen Leiter erklimmen zu dürfen.

Die Texte sind z.T. wie Laubsägearbeiten. Bei einem vermeintlichen Dandy-Magazin mit anspruchsvollem Leserkreis erwarte ich Exzentrik, britischen Witz und sprachlichen Esprit. Außerdem einen interessanten Blick hinter die Fassade und nicht ein sehnsüchtiges Streifen eben dieser.

Insofern ist da noch viel Luft nach oben. Allerdings hat mich die Idee eines Special Interest-Magazins für spezielle Peergroups inspiriert, selber ein solches zu planen. Es wird "Regionalexpress" heißen und richtet sich an den ambitionierten Berufspendler.

Die angedachten Themen der Erstausgabe:

-Titanbrillen: was zahlt die Kasse noch?
-die besten Kantinen Deutschlands - lecker sattwerden für 3,20 Euro.
-Urban Warfare: Nylonrucksäcke und Fahrradklingeln im Härtetest.
-Tupperdosen: für jede Bahnstrecke die passende Größe.
-Sexreport Großraumbüro - mit 33 kessen Anmachsprüchen für jede Kollegin!
-Horror A7 - ein Tag im Zafira auf Deutschlands rauester Bundesautobahn.
-Traum Reihenhausendscheibe: die schönsten Klinker im Vergleich.
-Cityhemden 2014: lässige Styles für die nächste Betriebsratsversammlung.
-witzig ohne Worte: Diese Motivkrawatten sind der Kracher!

Wie es sich für ein ordentliches Lifestylemagazin gehört,wird über die Hälfte des Heftes aus Werbung bestehen. Olymp, Lloyd, Boss, und Skoda müssten doch eigentlich ganzseitig schalten?

Ich bin dann mal weg. Euch einen schönen Urlaub bzw. Sommer!
 
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