Tweed Magazin

Ich hatte das Heft heute morgen im Briefkasten. Mein Eindruck ist: hier hat es sich der Verlag zu leicht gemacht. Viel Werbung verquirlt mit Pseudoinformationen. Ich werde es nicht noch einmal kaufen.
 
Mir wurde heute auch in Berlin vom Kauf abgeraten. Ich kaufte trotzdem, weil ich ja wissen will, über was ich rede / schimpfe. Alles negative wurde bereits geschrieben und ich schließe mich proteus vollumfänglich an.
 
Was rechtfertigt eigentlich diesen Preis, wenn doch so viel Einnahmen durch Werbung gemacht werden?
 
Ich finde, das Magazin wird hier zu Unrecht so zerrissen. Zugegeben, eine Jahrhundertleistung an journalistischer Kunst ist nicht herausgekommen, aber immerhin ein solides Heft, das eine relativ große Käuferschicht erreichen kann.

Das Schlimmste am Heft blickt einem auf dem Titelblatt entgegen. Ein scheußlich geschnittener Zweireiher (und sei er auch von Gieves & Hawkes, er bleibt schlecht) kombiniert mit einem nicht besonders schönen EST und einer noch hässlicheren Krawatte. Da hätte man besser aufpassen müssen. Nur von diesem Bild hätte ich das Magazin nicht angeschaut.

Die Artikel (ich habe noch nicht alle gelesen) sind soweit größtenteils gut bis akzeptabel. Der beste Artikel stammt von Florian. Ob ein Artikel über deutschen Wein in einem Magazin für britischen Lebensstil gut aufgehoben ist, sollen andere entscheiden. Solange der Wein schmeckt und der Artikel interessant ist, ist mir das vollkommen egal.
Bei Herren Roetzel schleichen sich zwar kleinere Fehler v.a. in den 33 Regeln ein, die kann man aber getrost übersehen.
Der Artikel mit den Maßschneidern enttäuscht jedoch zumindest dann, wo er konkret werden sollte. Solange Roetzel über die Schneider der Row schreibt, ist es ein sehr guter Artikel. Als es dann zu den deutschen Alternativen kommt, wird es sehr dünn. Dietl und Radermacher werden namentlich erwähnt, 3 weitere kurz vorgestellt, geschlossen wird jedoch mit Cove & Co.
Das wäre nach meinem Verständnis in der Schule eine Themaverfehlung. Cove unter die besten Maßschneider zu zählen, ist ein Witz.
Natürlich kann man eine günstigere Alternative zu Dietl und Co. aufzeigen, das sollte dann aber nicht in einem Artikel stehen, von dem ich mir erhoffe, daß er mir Schneider (am besten in meiner Stadt) nennt vor deren Schaufenster ich mir meine Maßanzüge erträumen kann ohne gleich nach London fliegen zu müssen.
Den Schuhputzartikel hingegen finde ich gelungen.
Ganz schwach ist der Artikel über Aston Martin. Da werden lieblos einfach zu viele nackt Fakten aufgetischt. Mehr Bilder!!!

Insgesamt kann das Heft in seiner Informationsausrichtung eine große Leserschaft erreichen, wobei für ein altes Stilmagazinsmitglied vieles schon ein alter Hut ist. Jedoch wurde dieses Magazin ja auch nicht ausschließlich für uns gemacht.
Fazit: Insgesamt für den Anfang schon ganz ordentlich, aber mit deutlichem Verbesserungspotential.
 
Was ich ehrlich gesagt nicht schön finde, dass dieser Thread nicht in "Angebote/Werbung" gepostet würde. Die Shibumis sind da, Herr Langer, Herr DickHurts, aber bei den Herren Rötzel pp wird der Eindruck erweckt, es handele sich quasi um eine journalistische Information. Ich habe das bei Grimods Consulting auch schon mal kritisiert... Ich mag es einfach nicht wenn mir eine Information "hingeschmissen" wird, die ich dann nach etwas lesen als Interessengeleitet empfinde. Man mag das Guerillamarketing nennen, doch wenn Guerilla entdeckt werden sind sie normalerweise tot.

Ich finde Shibumi ist die Sache richtig professionell und Kundenorientierung angegangen, bei Tweed fühle ich mich gelinde gesagt verarscht wenn der Eingangsthread ausdrückt : guckt mal, was tolles neues für € 9,80 und dann ist's banaler als gq.

Nur meine Meinung...
https://www.youtube.com/watch?v=WCkOmcIl79s
 
Nach der Lektüre ist meine Meinung noch deutlich negativer, als mein erster Eindruck. Haptik, sowie Optik rechtfertigen niemals, auch nur annähernd 9,80€. Ich nenne ein Magazin TWEED und das erste Titelbild ist ein "Bubi" im Nadelstreifenanzug? Hier hätte ich mir, wenn schon, einen echten Mann, britischer Prägung, im Tweed Dreiteiler gewünscht. Ohnehin finde ich den Untertitel "Das Magazin für den britischen Lebensstil" schauderhaft. Nur zur Klarstellung, stünde dort "italienischer Lebensstil" fände ich es genauso unpassend. Hier hätte mir gehobener (nicht abgehobener) Lebensstil deutlich besser gefallen. Auch Qualität in allen Lebenslagen, fände ich passender. Dies aber jetzt nur mal "aus der Hüfte geschossen".

Die 33 Regeln für den Gentleman sind einfach nur Floskeln, ohne Hintergründe. Hat man so oder so schon überall gelesen und ein Floskel bleibt auch bei ständiger Wiederholung eine Floskel. Für eine Titelgeschichte hätte ich mir deutlich mehr Inhalt gewünscht.

Mein persönlicher Tiefpunkt ist der Bericht über deutsche Maßschneider. Hier merkt man einfach, dass es ein gewisses "Sponsoring" für Herrn Roetzel gibt. Cove & Co ist sicher ein tolles Konzept, aber sie als Gipfel der deutschen Maßschneider zu bezeichnen, finde ich fragwürdig. Zumal die Frankfurter Filiale eher italienisch geprägte Anzüge fertigt. Zumindest ging das aus meinem Gesprächen vor Ort und den gezeigten Stücken hervor. Ach ja und dies soll kein generelles Roetzel bashing werden, denn ich denke immer noch, dass "Der Gentleman" DAS Buch für den Anfänger ist. Leider ist seitdem nur noch die copy and paste Taste bedient worden.

Bei den Schreibgeräten wäre mir neu, dass England hier eine Ausnahmestellung, was Qualität angeht, einnimmt. Insofern verstehe ich diesen Artikel nicht.

Beim Savoy Hotel merkt man, das der Schreiber noch nie in London war.

Whisky und Aston Martin sind auch keine redaktionelle Meisterleitung. Alles irgendwo zusammen kopiert, ohne etwas Neues zu bringen.

Einziger Lichtblick - und das meine ich aus vollem Herzen, nicht etwa, weil ich Florian kenne - ist besagter Artikel über deutschen Wein. Viele Hintergründe kennend, darf ich sagen, dass dies einer der besten Artikel, die ich zu diesem Thema je gelesen habe ist! Besonders der Abschnitt über das Rheingau hätte nicht besser getroffen werden können.

Wen will das Magazin ansprechen? Jungs ohne eigenen Stil, die glauben, man könne sich eben jenen für 9,80€ am Kiosk kaufen? Hier ist noch sehr viel Luft nach oben und Stand jetzt werde ich mir kein zweites Exemplar kaufen.

Liebe Grüße und schönes Wochenende

Sandro


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Zweifelsohne ist der Artikel sehr gut. In einem Magazin für britischen Lebensstil halte ich ihn trotzdem deplatziert.

Und wieso? Der Artikel über Maßschneiderei zielt doch in eine ähnliche Richtung. Man abstrahiert den gehobenen britischen Stil (Tweedanzug, guter Wein...) und zeigt dann, was man in Deutschland mit dieser Geisteshaltung bekommen kann, ohne die Briten bis ins letzte Detail kopieren zu müssen.
 
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