Lieber Algernon Worthington,
ich habe Frau Schmidt zitiert, weil sie das tatsächlich genau so gesagt hat - und weil sie mal ganz fröhlich den monatlichen Regelsatz mit dem verwechselt hat, was man pro Woche zur Verfügung hat.
Ich dachte, daß der Kommentar von Frau Schmidt selbsterklärend sei ...
Ich hätte wohl ihren Irrtum deutlicher herausstellen müssen.
Allerdings sagt ihr dahingesprochener Satz viel darüber aus, daß diese Frau, die am Zustandekommen besagter Gesetze beteiligt war, nicht den geringsten Bezug zur Realität hat. (Wie auch, bei ihrem Einkommen!)
Offenbar konnte sie sich nicht vorstellen, daß eine solch geringe Summe (die NIEDRIGER liegt als der "alte" Sozialhilfesatz, was mühelos beweisbar ist!) für einen ganzen Monat ausreichen solle.
Das System "Hartz IV" dient der systematischen Entwürdigung arbeitsloser Menschen und der Verängstigung derer, die noch Arbeit haben, um sie in Schach zu halten - ist somit definitiv als stillos einzuordnen.
Richtig.
Harz IV richtet sich nur bedingt gegen jene, die davon leben müssen.
Es ist vielmehr ein Instrument, um jene gefügig zu machen, die noch Arbeit haben.
Gewerkschaftlich erkämpfte Rechte werden abgeschafft? Tja, die "harten Zeiten" - da muß man schon Lohnverzicht hinnehmen, Rentenabbau ...
Und wer dagegen aufbegehrt, landet ganz schnell ganz unten.
Das ist so gewollt.
Gast schrieb:
Ich habe aufgrund der Eigenheiten von Harz IV, sprich, dass auch die letzten persönlichen Lebensumstände der Antragsteller ausgeleuchtet werden
Richtig.
Unter dem Vorwand, "Mißbrauch" verhindern oder bekämpfen zu wollen, werden sämtliche "Transferleistungs-Empfänger" unter Generalverdacht gestellt. Die Beweislast wird umgekehrt: der Noteidende muß nachweisen, tatsächlich "bedürftig" zu sein. Dabei werden allerdings Daten erhoben und ausgespäht, die NICHTS mit einer Gewährung oder Verweigerung der "Hilfe zum Lebensunterhalt" zu tun haben (dürften).
Wer sich weigert, den in der Tat extrem entwürdigenden "Sozial-Striptease" hinzulegen, dem werden sämtliche Zahlungen vorenthalten.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar ..."
Wo hab ich das nur gelesen ...?
Übrigens: das Ausfüllen des 16-seitigen, beidseitig bedruckten Fragebogens "vom Amt" ist HALBJÄHRLICH zu wiederholen, denn "Hilfe zum Lebensunterhalt gemäß SGB II" (landläufig Hartz IV) wird prinzipiell nur für ein halbes Jahr gewährt und muß dann ganz neu beantragt werden - jedes halbe Jahr.
Interessant vielleicht für jene, die nicht betroffen sind: der Eheparner wird voll in die Pflicht genommen. Sollte eine evtl. vorhandene Gattin also auch nur EINEN Euro über einer recht niedrigen und sehr willkürlich bemessenen Einkommengrenze liegen, geht ihr arbeitsloser Mann leer aus - dann muß sie ihn ernähren und nicht das Amt.
Um das festzustellen, muß natürlich auch die (NICHT arbeitslose) Gattin einen entsprechenden, sehr umfangreichen Fragebogen ausfüllen - als Mitglied der "Bedarfsgemeinschaft".
Tut sie das nicht, weil sie nicht einsieht, dem Amt derart tiefe Einblicke in ihr Leben zu gestatten, erhält ihr Gatte keine "Hilfe zum Lebensunterhalt".
Übrigens - die Anstalt für Arbeit hat mehrfach erkennen lassen (bspw. in Interviews ihrer Obermacker), daß der Fragebogen selbst den Leuten in den Chefetagen "zu weit" geht.
"Das hat sich wohl ein wenig verselbständigt" hieß es.
Geändert wurde allerdings nichts ...
Noch etwas: wer nach nur 12 Monaten Arbeitslosigkeit den Segnungen des Hartz-IV-Gesetzes anheimfällt, muß laut Gesetz (und das wird auch durchgesetzt!) zunächst sämtliche eigenen Ersparnisse bis auf einen Sockelbetrag von etwa 7000,- Euro "aufbrauchen" (davon ausgenommen sind bestimmte, nicht eben große Summen, die FEST angelegt sind und NUR der eigenen "Altersversorgung" dienen dürfen).
Lebensversicherungen bspw. sind aufzulösen, das Geld ist zu verbrauchen.
Ich wollte das nur erwähnen, falls sich noch immer jmand hier der Illusion hingeben sollte, "so schlimm" könne es schon nicht sein mit Hartz IV.
Es kann jeden treffen!
Interessant vieleicht auch, daß der Regelsatz von Hartz IV dem Bedürftigen ganze 4, 50 Euro fürs Essen zugesteht - pro Tag.
Und noch etwas: jene, die von Hartz IV leben müssen, rekrutieren sich nur zu einem verschwindend geringen Bruchteil aus dem sogenannten "Sozialhilfe-Adel" der x-ten Generation.
Die absolut überwiegende Mehrheit HAT zuvor jahrelang gearbeitet und HAT zuvor jahrelang in die Sozialkassen eingezahlt.
Es ist perfide, aber durchaus im Sinne des "divide et impera", genau dieser Mehrheit immer und immer wieder zu unterstellen, sie lasse sich "auf Kosten der Allgemeinheit" und "vom Steuerzahler" nun "durchfüttern".
Freundliche Grüße
Bertie Wooster