Piercings und Tattoos als Accessoires?

I aus der Ignoranz mancher Diskussionsteilnehmer entstehen.
Nein, nein, bestimmt keine Ignoranz! Ich bin einfach für das Recht, sowas nicht schön zu finden, es auch sagen zu dürfen und es für mich selbst abzulehnen. Jeder wie er mag, aber bei mir geht immer eine Schublade auf, wenn ich die Art Kunst am Menschen sehe. Damit muß mein Gegenüber dann leben, ich allerdings auch. (Würde das zu mir fremden Leuten allerdings nie äußern).
 
Wenn Tattoos als "Mode" angesehen werden ist die Ignoranz schon ziemlich groß. Vor allem wenn man bedenkt welch lange Geschichte das Tätowieren schon hat. Das ist irgendwie so, als wenn ein Blinder über Farben referiert.

In der europäischen Kultur hat das Tätowieren als Massenphänomen eine recht kurze Geschichte. Wenn Du Maori oder etwas anderes/ähnliches bist mag etwas anderes gelten. Hier hatten jedenfalls fast ausschließlich Seeleute und Knastologen Tätowierungen, die meißt aus langerweile entstanden sind. Heute hat jede 2. Lattemacchiato Mutti in Prenzlauer Berg ein Kettchen, einen Käfer, den Namen ihrer Kinder oder sonst was tätowiert.
 
Ich kanns nicht anders hier hinein setzen, aber der Kommentar von @Beethoven trifft den Nagel auf den Kopf. Besser hätte ich es nicht ausdrücken können:

"Im Grunde ist Körperbemalung eine uralte Tradition. Es könnte sich um extrem konservative oder geschichtsbewusste Menschen handeln. Ist aber meistens unzutreffend.

Da ich persönlich jeden friedlichen Ausdruck eines freien, individuellen Lebensstils sehr schätze, akzeptiere ich auch Tätowierte voll und ganz. Schön finde ich es in den meisten Fällen nicht, aber es ist ja zum Glück auch nicht mein Körper. Seien wir doch froh, dass wir dieses Maß an Freiheit haben. Kenne übrigens einige Bemalte persönlich und möchte sogleich dem Vorurteil widersprechen, dass sich da zwangsläufig irgendeine dümmliche oder kindliche Geisteshaltung durchsetzen könnte. Davon zumindest bei meinen Bekannten keine Spur. Eher ein hohes Ausdrucksbedürfnis über den Körper. Das haben viele Sportbegeisterte heute ebenfalls."

Soweit Beethoven.

Hierzu sei noch gesagt, dass ich selbst auch bemalt bin. Nicht sichtbar, wenn ich Klamotten anhabe, aber bemalt. Ich trage diese seit über 20 Jahren, freue mich noch jeden Tag daran und habe es noch nicht eine Sekunde bereut. Ich sehe es als eine Art Ritus, ein "Denkmal", das aus einer bestimmten Zeit des Lebens stammt, an die man gerne zurückdenkt. Das dies nicht jeder nachvollziehen kann oder will, weil ihn vermeintliche gesellschaftliche Konventionen davon abhalten oder man einfach keine Lust darauf hat oder es wirklich häßlich findet, kann ich genauso verstehen. Leben und leben lassen...
 
Man könnte auch auf den Gedanken kommen, hier einfach mal Schluß zu machen. Es kann ja nicht der Sinn sein, hier Mitforisten, die sich wie strunzdumme Gaffer (Zaungäste) gerieren, humoristisch zu bedienen.
Mein zweiter Post zu diesem Thema ist dann auch mein letzter....
 
Meiner persönlichen Wahrnehmung nach machen das schon zu viele Leute zu lange, weswegen ich es ebenfalls nicht als "Mode"erscheinung sehen würde (wobei der Begriff "Mode" in diesem Kontext mal vernünftig definiert werden müsste, damit nicht immer alle aneinander vorbeireden).

Was mich allerdings interessiert, ist, ob es vielleicht "Mode"-Motive oder -Arten von Tattoos gibt, so wie das z.B. in den 90ern das Arschgeweih war?
 
Da steht:
"Ganz im Gegensatz zu Lombrosos Theorie und der landläufigen Meinung, nur Verbrecher und Unterschichtler besäßen Tätowierungen steht aber die Tatsache, dass gerade im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert eine ganze Anzahl von Adligen ein Faible für die Hautkunst offenbarte. Berühmtestes Beispiel ist – neben Kaiserin Sissi – sicherlich König George V von England, der sich auf einer jugendlichen Abenteuerreise (bevor er König wurde) zusammen mit seinem Freund, dem späteren russischen Zaren Nikolas II, in Japan hatte tätowieren lassen. Beide nutzten die Gelegenheit einer Reise ins Land der aufgehenden Sonne, um dort von der Ausnahmeregel Gebrauch zu machen, die es Ausländern erlaubte tätowiert zu werden. "
Wieviel Prozent der Bevölkerung waren adlig, wie viele davon waren tätowiert? Was ist also eine "ganze Anzahl". Ist nicht ganz ernst zu nehmen der Beitrag, aber damit kann man sich Sachen natürlich schön reden. Man muss aber zu Gute erhalten, dass auch unfreiwillig tätowierte nicht unerwähnt bleiben, keine besonders schöne Tradition.
 
Oben