Machen Studienabgänger die Löhne kaputt?

Oder hohe Einkommen niedrig.

Aber macht nichts. Statistik ist tatsächlich nicht trivial und selten im Populärbereich (oder auch im fachlichen Bereich - medizinische Studien anyone?) korrekt anzutreffen. Insofern ist so ein Hang Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen nicht unüblich. Und Dir erklären was Normierung ist und welchen Nutzen das bei Vergleichen hat, dafür macht das auf dieser kleinen Tastatur zu wenig Spaß.

Wohlgemerkt, wenn man lustig ist kann man natürlich das cash in de täsch Einkommen vergleichen (wobei ich nicht verstehe wieso Du dann Bruttoeinkommen nimmst), aber der Aussagewert, nun ja...
 
Gerne erklären, wenn Du mal eine Tastatur hast. Nettoeinkommen kannst dann ja in allen Varianten ausrechnen, wobei das auch nicht wahnsinnig vergleichbar ist, da Familienstand etc mit reinkommt. Ansonsten ist mir persönlich die Vereinfachung mehr brutto = mehr netto völlig ausreichend.
 
Statistik ist ein eigener Studiengang, ein Bekannter (der den absolviert hat) hat da mal interessante Dinge angerissen. Weiter war das alte, immer noch hervorragende Buch "How to lie with statistics" ein Augenöffner. Nicht für Details, sondern für Prinzipien, Denk- und Herangehensweisen.

Wir haben nicht unerheblich viele Beamte, die eine völlig andere Brutto/Nettostruktur haben. Alles schwer vergleichbar. Besser als "was kriege ich" lässt sich m.E. ein "was wird mir gezahlt" vergleichen. Ausgangsfrage war ja Durchschnittseinkommen (valide Fragestellung!). Nimmt man Summe der Einkommen durch Zahl der Köpfe, fertig. Mich interessiert (auch valide Fragestellung) "was wird für Arbeit gezahlt?". Und da wäre die Größe: Summe der Einkommen durch Summe der Arbeit(sstunden x 40 x 220, die beiden letzten Faktoren normieren das auf ein Vollzeitjahresgehalt).

Ich bin ja vorbelastet, glaube der zweite Wert ist höher, Teilzeitarbeit ist kein Exot. Wenn mir jemand also nach erster Rechnung zeigt wie total super ich verdiene, würde ich das gerne anhand der anderen Größe vergleichen.

Die Methode ist auch beliebt beim gender pay gap: nach erster Methode verdienen Frauen über 20% weniger als Männer. Skandal! Nach der zweiten Methode "nur" 12% weniger (Frauen arbeiten überdurchschnittlich mehr Teilzeit). Und wenn man noch die Tätigkeit normiert (Frauen arbeiten tendenziell in schlechter bezahlten Berufen) bleiben 4% Unterschied. Jetzt berücksichtige ich noch die Umstände (weniger Berufserfahrung durch mehr Elternzeit z.B.) bleibt kein signifikanter Unterschied übrig.

Ja, jeder der Schritte von 21% auf null hat Ursachen die man diskutieren und angleichen muss. Aber: vergleichbare Arbeit wird in DE geschlechtsneutral bezahlt. Und diese Vergleichbarkeit herzustellen, das ist (in weiterem Sinne) Normierung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man mag es kaum glauben, aber ich habe tatsächlich eine recht solide statistische Ausbildung und böse Menschen sagen, Lügen mit Statisitk wäre mein täglich Handwerk. Daher vielen Dank für die Buchempfehlung, organisiere ich mir. Natürlich weiß ich daher auch was Normierung ist, wobei für Statistiklügen eine Datenmanipulation oft gar nicht nötig ist, meist reicht schon eine geschickte grafische Darstellung für den gewünschten Effekt.

Zwei Dinge in Deinem Post finde ich interessant. Zum einen, wie entscheidend die Fragestellung ist. Natürlich auch eine Binse, dass gute/richtige Fragen schwieriger sind als gute/richtige Anworten. Aber immer wieder interessant.

Und zum anderen zeigt das Beispiel zum gender pay gap, wie leicht Normierung der erste Schritt zur umgelogenen Statisik sein kann. Denn der von Dir genannte wesentliche Punkt, dass Frauen strukturell benachteiligt sind und daher weniger verdienen, wird in unzähligen Artikeln/Diskussionen genau mit dieser Normierungsarie begegnet. Und das ist auch im Grunde was ich oben sagen wollte bzgl. absolutes Brutto entscheidet:

Der im schlecht bezahlten Erzieher- oder Pflegeberuf in Teilzeit arbeitenden Frau ist es völlig egal, dass sie geschlechtsneutral bezahlt wird. Am Ende des Monats hat sie schlicht und einfach 20% weniger in der Tasche als ein Mann (blabla viel zu platt und vereinfacht etc).

MaW, Vergleichbarkeit herstellen ist gar nicht mal immer sinnvoll, finde die Redensart Äpfel mit Birnen vergleichen illustriert das ganz gut. Natürlich kann man Äpfel mit Birnen vergleichen, beides ist Obst. Birnen sind tendenziell süsser, Äpfel sind tendenziell härter, etcpp u catch my drift. Warum man da jetzt für Analysezwecke so tun sollte, als seien Äpfel Birnen oder umgekehrt ("tu doch mal so als hätten Äpfel so viel Zucker wie Birnen, dann sind Birnen gar nicht mehr süsser") erschließt sich mir nicht.
 
Man mag es kaum glauben, aber ich habe tatsächlich eine recht solide statistische Ausbildung

So isses. :p

Daher vielen Dank für die Buchempfehlung, organisiere ich mir.

Ich kann das, allen Spaß beiseite, gar nicht genug empfehlen. Ja, Fragestellung ist wichtig, aber auch die Erhebung. Lustige Beispiele was schief gehen kann wenn man "zufällig" Leute befragen will. Und Darstellung, wie von Dir erwähnt, ist der Brüller schlechthin.

Und zum anderen zeigt das Beispiel zum gender pay gap, wie leicht Normierung der erste Schritt zur umgelogenen Statisik sein kann. Denn der von Dir genannte wesentliche Punkt, dass Frauen strukturell benachteiligt sind und daher weniger verdienen, wird in unzähligen Artikeln/Diskussionen genau mit dieser Normierungsarie begegnet. Und das ist auch im Grunde was ich oben sagen wollte bzgl. absolutes Brutto entscheidet:



Der im schlecht bezahlten Erzieher- oder Pflegeberuf in Teilzeit arbeitenden Frau ist es völlig egal, dass sie geschlechtsneutral bezahlt wird. Am Ende des Monats hat sie schlicht und einfach 20% weniger in der Tasche als ein Mann (blabla viel zu platt und vereinfacht etc).


Ich gebe Dir gar nicht mal komplett unrecht dass sie am Ende schlicht und einfach 20% weniger hat. Aber es geht ja um mehr: ich will Maßnahmen ableiten den gap zu verringern. Und beim ersten Ansatz wäre das: alle weiblichen Arbeitsverträge 20% rauf, weil Statistik sagt das ist das Problem. Erst die Normierungsschritte arbeiten heraus wo welcher Anteil des Problems liegt. Und dann sind die abgeleiteten Maßnahmen gleich anders und viel fokussierter. Die Normierung sagt ja nicht Frauen werden nicht benachteiligt, sondern legt den Finger auf die Faktoren die dazu führen. Die unnormierte Statistik in den Händen von Femimilitaristinnen ist genauso sinnlos und gefährlich wie die normierte in den Händen von Machokonservativen. Saubere Daten, kompetente Leute. Sonst Bildzeitung.
 
Hallo wertes Forum,

nachdem der Faden fast zwei Monate ruhen durfte, würde ich ihn nun gerne mit einer Frage wiederbeleben, die mir nach erneutem Durchgehen der Beiträge gekommen ist.

Wie steht ihr zu Trainee-Stellen, bei denen ein kleines Einkommensminus im Vergleich zu entsprechenden Berufseinsteiger-Stellen in Kauf genommen werden muss, aber eine Ausbildung in Form von Schulungen, Events, mehreren Stationen etc. im Unternehmen geboten wird?

Eure Meinung hierzu interessiert mich, da ich im Laufe des Fadens auf den Punkt hohes Einstiegsgehalt vs. erstem Beruf als Lehrstelle gestoßen bin. Konkret geht es um ein Programm von 24 Monaten mit anschließender "Übernahme", unbefristet. Das Gehalt schätze ich etwa 10-20% niedriger ein als entsprechende Einsteiger-Stellen im gleichen Unternehmen. eher 20.


Viele Grüße und besten Dank

dale
 
Hallo wertes Forum,

nachdem der Faden fast zwei Monate ruhen durfte, würde ich ihn nun gerne mit einer Frage wiederbeleben, die mir nach erneutem Durchgehen der Beiträge gekommen ist.

Wie steht ihr zu Trainee-Stellen, bei denen ein kleines Einkommensminus im Vergleich zu entsprechenden Berufseinsteiger-Stellen in Kauf genommen werden muss, aber eine Ausbildung in Form von Schulungen, Events, mehreren Stationen etc. im Unternehmen geboten wird?

Eure Meinung hierzu interessiert mich, da ich im Laufe des Fadens auf den Punkt hohes Einstiegsgehalt vs. erstem Beruf als Lehrstelle gestoßen bin. Konkret geht es um ein Programm von 24 Monaten mit anschließender "Übernahme", unbefristet. Das Gehalt schätze ich etwa 10-20% niedriger ein als entsprechende Einsteiger-Stellen im gleichen Unternehmen. eher 20.


Viele Grüße und besten Dank

dale



Die Frage ist natürlich sind die Schulungen, Einarbeitungszeiten in den anderen Abteilungen die 20% wert. Sprich verdient man im Laufe der nächsten Jahre automatisch mehr weil man diese Sachen mitgemacht hat.
 
Ich kenne Trainee-Stellen egtl nur als Förderprogramm für besonders gute Absolventen. Entsprechend würde ich eher 10-20% mehr erwarten.
 
Du bist Hochschulabsolvent und es ist dein erster Job? Dann spricht m.M. nach nichts gegen ein gutes Trainee-Programm. So bekommst du i.d.R. einen strukturierten Einstieg und einen Überblick über die Verschiedenen Tätigkeitbereiche und Abteilungen. So hast du nach dem Studium noch etwas Zeit herauszufinden was dir in der Praxis am meisten liegt oder am meisten Spaß macht, anstatt dich direkt festzulegen und in einer Abteilung "zu versauern". Ich würde es daher vorziehen, auch wenn das Gehalt in den ersten 24 Monaten marginal niedriger ist. Gemessen an 40 Jahren Berufsleben sind 24 Monate nicht viel. Wenn man grad von der Uni kommt, kann man das ohnehin verschmerzen und für deine berufliche Zukunft wird es dir sicher nicht zum Nachteil werden.
 
Besten Dank für eure Antworten!


Die Frage ist natürlich sind die Schulungen, Einarbeitungszeiten in den anderen Abteilungen die 20% wert. Sprich verdient man im Laufe der nächsten Jahre automatisch mehr weil man diese Sachen mitgemacht hat.

Ja, das frage ich mich auch. Das wird man vermutlich aber erst nach Ablauf der 24 Monate feststellen können. Es ist nur eine meiner grundsätzlichen Sorgen, auf einer Stelle zu versauern und wenig Aussicht auf Weiterentwicklung zu haben, daher der Gedanke an eine Trainee-Stelle.


Ich kenne Trainee-Stellen egtl nur als Förderprogramm für besonders gute Absolventen. Entsprechend würde ich eher 10-20% mehr erwarten.

Wäre mir nur recht. :D Leider bin ich bis jetzt nur auf die beschriebene Variante gestoßen, sofern ein Gehalt bzw. eine Einordnung in ERA o.ä. gegeben war.


Du bist Hochschulabsolvent und es ist dein erster Job? Dann spricht m.M. nach nichts gegen ein gutes Trainee-Programm. So bekommst du i.d.R. einen strukturierten Einstieg und einen Überblick über die Verschiedenen Tätigkeitbereiche und Abteilungen. So hast du nach dem Studium noch etwas Zeit herauszufinden was dir in der Praxis am meisten liegt oder am meisten Spaß macht, anstatt dich direkt festzulegen und in einer Abteilung "zu versauern". Ich würde es daher vorziehen, auch wenn das Gehalt in den ersten 24 Monaten marginal niedriger ist. Gemessen an 40 Jahren Berufsleben sind 24 Monate nicht viel. Wenn man grad von der Uni kommt, kann man das ohnehin verschmerzen und für deine berufliche Zukunft wird es dir sicher nicht zum Nachteil werden.

Angehender Absolvent, ja. Ich gebe im Laufe der nächsten Monate meine Masterarbeit ab und schaue jetzt, damit ich später nicht erst ein paar Monate Arbeitslosigkeit überbrücken muss. Deine Antwort bestätigt meinen Gedankengang, vielen Dank.
 
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