Lloyd Schuhe

Ich habe diese Lloyd Schuhe vor ca. einem halben Jahr für 75€ erworben. Weil sie mir optisch gefielen und ich fand, dass man bei dem Preis nicht viel falsch machen kann.

Bisher sind sie mir nicht negativ aufgefallen, trage sie jedoch auch nur gelegentlich.
 

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Ich kann es zumindest mal versuchen:

Auf dem Modemarkt, und gerade dort wie ich finde, gibt es eine krasse Informationsasymmetrie. Zunächst interessieren sich die wenigsten (Achtung allgemeine Annahme) für die Qualität im Hinblick auf Verarbeitung und Arbeitsbedingungen (letztere bei Llyod aufgrund heimischer Fertigung wohl zugegeben eher gut). Zwar kann auch ein geklebter Schuh gut gemacht sein, aber selbst solche Unterschiede wie deckgefärbtes vs. durchgefärbtes sind für viele böhmische Dörfer.

In diesem Zusammenhang sehe und höre ich immer nur von vielen, dass sich die Schuhe nach einem Jahr regelrecht häuten. Trotzdem wird der Schuh aufgrund von Marketingmaßnahmen, welche die Informationsasymmetrie weiter begünstigen bzw. eigentlich irrelevante Faktoren wie Markenprestige etc. in die Nutzenfunktion des Individuums inkorporieren, gekauft. Legt man nun strikt diese Nutzenfunktion bei der Nutzenoptimierung zugrunde ist das Ergebnis sicherlich nicht schlecht und man kommt sogar unter weiteren Annahmen zu Effizienz. Man sollte nur nicht vergessen, dass die Nutzenfunktion nunmal so aussieht wie beschrieben. Gäbe es diese Informationsdefizite nicht, dann wäre a) Marketing weniger effektiv - zumindest in der bisherigen Form - und b) würde sich die Nutzenfunktion ändern, sodass die ursprünglich positiv verknüpfte Variable Markenprestige etc. aus der Gleichung fiele und sich der Nutzen entsprechend verringern würde.

Letzteres würde bedingen, dass Schuhe, die bei gleichem oder ähnlichem Preis qualitativ besser (= besseres Material in besserer Ausführung und Verarbeitung) sind, den Lloyds im Rahmen der Nutzenoptimierung des Einzelnen vorgezogen würden.

Bei anderen Modemarken hast du sogar noch eindeutige negative Externalitäten in deinem Modell (bspw. Kinder- oder Zwangsarbeit oder einfach nur extrem schädliche Arbeitsbedingungen). Diese Faktoren interessieren den Hersteller oftmals nicht und der Kunde weiß nichts davon oder ist auch wenig interessiert, weil in seiner Transaktion derartige Reibungsverluste keine Rolle spielen (entweder gar nicht eingepreist oder sogar für ihn vorteilhaft). Würde man diese Externalitäten internalisieren, die Sache sähe ziemlich anders aus.

Achja, die Transaktionskosten: Viele Männer sind faul was Mode angeht und Lloyd ist überall verfügbar. Für andere Marken muss man teilweise in Großstädte fahren oder Hin- und Herschicken in Kauf nehmen bzw. man müsste eben Investitionen tätigen um oben beschriebene Informationsdefizite auszugleichen bspw. durch Lesen in Foren etc.
Dies beeinflusst wieder den Gleichgewichtspunkt, der eigentlich der Theorie zufolge idR nicht effizient sein wird.

Das Problem bei der Ökonomie ist daher, meiner Meinung nach, entweder die Gleichgewichte sind ineffizient oder, selbst wenn sie unter den getroffenen Annahmen effizient wären, dann sind sie zumindest ungerecht und nicht Wünschenswert, weil du folgenden Effekt hast: Adverse Selection, d. h. das Gute wird aussortiert zugunsten des Schlechten.

Man könnte übrigens die Wechselwirkung zwischen Schuhkäufer und Kollegen noch im Rahmen der Spieltheorie betrachten, wenn du davon ausgehst, dass die Wahl teurer (damit für viele protziger Bonzenkleidung) zu Nachteilen bei dir führen kann. Spannend, aber ich habe keinen Bock mehr.

P.S. Wer nicht folgen kann: Ist nicht schlimm, VWL ist eh nur blödes Geblubber.

Folgende Anmerkungen:

Informationsasymmetrie: Diese bestehen was überall, wo es eine Prinzipal-Agenten-Beziehung gibt, aber Informationsdefizite können in diesem Bereich (relativ) leicht ausgeräumt werden (z.b. durch dieses Forum hier).

Effizienz: Inwiefern? Für einzelne Wisubs oder volkswirtschaftlich, das musst du schon näher erläutert, um deinen Gedankengang nachvollziehen zu können ;)

Adverse Selection: Kommt auf den Zeitpunkt der Bewertung an. Beispiel: Gehst du in einen Laden der nur Schrott verkäuft, kannst du als Kunde nur zwischen der negativen Auslese wählen. Andererseits ist jeder frei den gesamten Markt zu betrachten und Waren aus aller Welt zu beziehen.
 
Ich besitze auch ein paar Lloyd Schuhe.
Vom Sneaker bis hin zum 1880.

Für keinen habe ich mehr als die Hälfte des OVP bezahlt.

Keiner ist wirklich was besonderes, aber auch nicht wirklich richtig schlecht.
Ein paar braune Chukkas mit Kreppsohle sind sogar fast meine liebsten Schuhe.

Für den richtigen Preis und Einsatzzweck ist Lloyd meines Erachtens nach eine sichere Bank.

Für das besondere habe ich andere Schuhe. Die ich auch gerne nicht täglich trage um mir das "besondere Tragegefühl" auch zu erhalten

Wenn ich mal einen Goldesel besitze sieht es vielleicht anders aus.
Die Frage ist nur ob sich die Grenze nicht immer weiter nach oben verschiebt. :D
 
Das tut sie. Ich habe irgenwann angefangen die alten Schuhe zu entsorgen, weil sie mir die anstehenden Reparaturen nicht mehr wert waren. (Lloyd, Boss, etc.)
Jetzt gibt es nur noch Sneaker und Bootsschuhe für die Freizeit oder die wirklich guten Schuhe.

Kompromisse mache ich da keine mehr, aber das hat sich auch zum Hobby entwickelt und wird von meiner Umwelt nicht immer verstanden.
 
Das tut sie. Ich habe irgenwann angefangen die alten Schuhe zu entsorgen, weil sie mir die anstehenden Reparaturen nicht mehr wert waren. (Lloyd, Boss, etc.)
Jetzt gibt es nur noch Sneaker und Bootsschuhe für die Freizeit oder die wirklich guten Schuhe.

Kompromisse mache ich da keine mehr, aber das hat sich auch zum Hobby entwickelt und wird von meiner Umwelt nicht immer verstanden.

Das kann ich nachvollziehen.

Seitdem ich das erste Mal vor 3 Jahren ein paar Alden gekauft habe.

Ich denke der Ansatz einfach nach und nach auszusortieren ist gut.
Auftragen und dann einen ordentlichen nachkaufen.
So handhabe ich das mittlerweile.....größtenteils :D
 
Wollen wir das jetzt hier wirklich weiter thematisieren?

Das du deine Informationsasymmetrie theoretisch zumindest teilweise leicht und unkompliziert ausräumen kannst, ändert ja nichts daran, dass dies viele, wenn nicht die meisten, Männer im Bekleidungsbereich nicht tun. Ich habe leider keine empirischen Daten außer meiner Erfahrung hierzu, bitte also von entsprechenden Nachfragen abzusehen. Unter dieser Prämisse ist deine Aussage praktisch leider inhaltsleer und nur eine weitere Modellannahme, die leider nicht valide ist, weil sie zu einem Zerrbild führen würde.

Da ich von der individuellen Nutzenfunktion redete ging ich auch vom individuell effizienten Verhalten aus (ob das nun Pareto Effizient ist oder nicht), wenn wir von einem utilitaristischen Gesamtnutzen der Gesellschaft ausgehen macht das aber auch nicht soviel Unterschied, oder?

Die Annahme, dass jemand nur in einem Laden kauft ist heutzutage wohl kaum noch haltbar; weswegen du neben Lloyd noch weltweit tausend andere Marken hättest, die nach meinem Wissen bessere Material- und Verarbeitungsqualität haben. Du hast also schon eine Auswahl und die guten werden bis zu einem gewissen Grad eben aussortiert.

Wie dem auch sei, mag sein, dass ich hier Logikfehler eingebaut habe, aus deinen Ausführungen heraus sehe ich jedoch noch nicht wie ich meine Meinung ändern sollte.

Deine Meinung solltest du ja nicht grundlegend ändern...finde es ja selbst immer spannend, wenn außer mir auch noch andere Leute die Dinge im Alltag unter wirtschaftswissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachten. Nur leider sind solche Diskussionen im Forum nicht so effizient durchzuführen, daher sollte wir das doch eher lassen.
 
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