Ich kann es zumindest mal versuchen:
Auf dem Modemarkt, und gerade dort wie ich finde, gibt es eine krasse Informationsasymmetrie. Zunächst interessieren sich die wenigsten (Achtung allgemeine Annahme) für die Qualität im Hinblick auf Verarbeitung und Arbeitsbedingungen (letztere bei Llyod aufgrund heimischer Fertigung wohl zugegeben eher gut). Zwar kann auch ein geklebter Schuh gut gemacht sein, aber selbst solche Unterschiede wie deckgefärbtes vs. durchgefärbtes sind für viele böhmische Dörfer.
In diesem Zusammenhang sehe und höre ich immer nur von vielen, dass sich die Schuhe nach einem Jahr regelrecht häuten. Trotzdem wird der Schuh aufgrund von Marketingmaßnahmen, welche die Informationsasymmetrie weiter begünstigen bzw. eigentlich irrelevante Faktoren wie Markenprestige etc. in die Nutzenfunktion des Individuums inkorporieren, gekauft. Legt man nun strikt diese Nutzenfunktion bei der Nutzenoptimierung zugrunde ist das Ergebnis sicherlich nicht schlecht und man kommt sogar unter weiteren Annahmen zu Effizienz. Man sollte nur nicht vergessen, dass die Nutzenfunktion nunmal so aussieht wie beschrieben. Gäbe es diese Informationsdefizite nicht, dann wäre a) Marketing weniger effektiv - zumindest in der bisherigen Form - und b) würde sich die Nutzenfunktion ändern, sodass die ursprünglich positiv verknüpfte Variable Markenprestige etc. aus der Gleichung fiele und sich der Nutzen entsprechend verringern würde.
Letzteres würde bedingen, dass Schuhe, die bei gleichem oder ähnlichem Preis qualitativ besser (= besseres Material in besserer Ausführung und Verarbeitung) sind, den Lloyds im Rahmen der Nutzenoptimierung des Einzelnen vorgezogen würden.
Bei anderen Modemarken hast du sogar noch eindeutige negative Externalitäten in deinem Modell (bspw. Kinder- oder Zwangsarbeit oder einfach nur extrem schädliche Arbeitsbedingungen). Diese Faktoren interessieren den Hersteller oftmals nicht und der Kunde weiß nichts davon oder ist auch wenig interessiert, weil in seiner Transaktion derartige Reibungsverluste keine Rolle spielen (entweder gar nicht eingepreist oder sogar für ihn vorteilhaft). Würde man diese Externalitäten internalisieren, die Sache sähe ziemlich anders aus.
Achja, die Transaktionskosten: Viele Männer sind faul was Mode angeht und Lloyd ist überall verfügbar. Für andere Marken muss man teilweise in Großstädte fahren oder Hin- und Herschicken in Kauf nehmen bzw. man müsste eben Investitionen tätigen um oben beschriebene Informationsdefizite auszugleichen bspw. durch Lesen in Foren etc.
Dies beeinflusst wieder den Gleichgewichtspunkt, der eigentlich der Theorie zufolge idR nicht effizient sein wird.
Das Problem bei der Ökonomie ist daher, meiner Meinung nach, entweder die Gleichgewichte sind ineffizient oder, selbst wenn sie unter den getroffenen Annahmen effizient wären, dann sind sie zumindest ungerecht und nicht Wünschenswert, weil du folgenden Effekt hast: Adverse Selection, d. h. das Gute wird aussortiert zugunsten des Schlechten.
Man könnte übrigens die Wechselwirkung zwischen Schuhkäufer und Kollegen noch im Rahmen der Spieltheorie betrachten, wenn du davon ausgehst, dass die Wahl teurer (damit für viele protziger Bonzenkleidung) zu Nachteilen bei dir führen kann. Spannend, aber ich habe keinen Bock mehr.
P.S. Wer nicht folgen kann: Ist nicht schlimm, VWL ist eh nur blödes Geblubber.