Krawattenschals - Warum werden sie kaum getragen?

Vielleicht bin ich ja konservativ, aber ich würde all diese Schalvariationen kurz vor dem Anlegen einfach durch eine schöne Krawatte in Kombination mit einem schönen Einstecktuch ersetzen und müsste mir am Ende viel weniger Gedanken machen. ;)

Ich bin zu faul, geeignete Ablichtungen im Netz zu suchen und gegebenenfalls zu verlinken, aber ich meine, mich an großartige Outfits von Sir David Niven zu erinnern, bei denen er Ascots trägt.
 
Ja bluesman528,

aber eine Krawatte für den Smart Casual Look ist schon zu konservative im legeren Deutschland, denke ich. Einstecktuch in der Brusttasche des Sakkos kommt auch dazu.

Herzliche Grüße

Pascal
 
Ja bluesman528,

aber eine Krawatte für den Smart Casual Look ist schon zu konservative im legeren Deutschland, denke ich. Einstecktuch in der Brusttasche des Sakkos kommt auch dazu.
Ganz ehrlich, ich bin zu faul, mir darüber ausufernde Gedanken zu machen, welche Form von Smart/Business/Breakfast/Dinner/Political/Rich/Poor/Modern/Daytime/Evening/Whatever Casual gerade was beinhaltet. Ich ziehe mich einfach an, wie ich mich anziehe, und habe damit überhaupt keine Probleme. ;)

Wenn man einen Ascot tragen will, dann einfach machen, es gibt viele schöne Outfits damit und darum geht es uns ja im Ende, gut aussehen in einem sartorialen Rahmen, in dem man sich selber wohlfühlt, ohne sich anderen in einer Weise anzubiedern, die das ad absurdum führt. Aber vorher darüber nachzudenken, in was für einen unausgesprochenen Dresscode, den keiner wirklich abschließend definieren kann, das dann reinpasst, finde ich ebenso anstrengend wie sinnlos. Es interessiert einfach niemand außerhalb unseres Kreises.
 
Diesen Satz kann man gar nicht genug bekräftigen oder, wie es auf Neogermanisch aka Neudeutsch wohl heißt, liken.
Die zitierte Aussage ist natürlich objektiv falsch, wie sie subjektiv richtig ist. Warum gefällt mir das eine und weniger das andere? Nun kann man die Auswahl der eigenen Bekleidung auf den eigenen großartigen Geschmack zurückführen oder aber die Frage nach dem Warum mit Hilfe wissenschaftlicher Theorien zu beantworten versuchen. Für letztere Variante dürfte dieser Ort wohl der falsche sein.

Unstrittig dürfte sein, dass wir anhand des ersten Eindrucks uns ein Bild von unseren Gegenüber machen, was ggf. nur langsam zu korrigieren ist. Insbesondere im Geschäftsleben bekommt Kleidung somit eine wesentliche Bedeutung, müssen wir doch schnell die Kompetenz neben anderen Faktoren eines potenziellen Partners abschätzen. Je nach Bereich variieren die Erwartungen dabei erheblich. So wird beispielsweise von einem Bauleiter eine andere Garderobe erwartet als von einem Makler.

Auf einer Baubesprechung wurde kürzlich zwischen Bauleiter und Statiker ein nicht anwesender Bauleiter zum Gespött, indem die ihm unterstellte Minderleistung im Vorfeld ja schon an seiner Garderobe zu erkennen gewesen wäre. „Der sah aus in seinem feinen Mantel wie einer vom Laufsteg.“ konnte ja nichts werden mit dem.

Letztlich hängt unsere Einschätzung anderer davon ab, inwiefern diese unseren Erwartungen entsprechen, und wie wir eben eingeschätzt werden, hat Einfluss auf unseren Erfolg. Empirisch oft genug bestätigt. Lege ich dazu Probanden Fotos von in unterschiedlicher Art gekleideter Personen mit der Bitte um Kompetenz- und Vertrauenseinschätzung vor, dürfte das Ergebnis aufschlussreich sein.

Nicht umsonst sehen Bauleiter meist wie Bauleiter aus und Finanzberater wie Finanzberater. Letzterem mit Melone, Schleife und opulentem Einstecktuch wird, und da habe ich wenig Zweifel, gewiss weniger Vertrauen entgegengebracht als solchem mit zurückhaltendem Anzug, Krawatte und EST.
 
aber ich meine, mich an großartige Outfits von Sir David Niven zu erinnern, bei denen er Ascots trägt.
Die Erinnerung meiner Kindheit ist, daß die Schauspielkarriere von David Niven erst im Alter von 90 Jahren oder so begann...

Krawattenschals machen alt, sorry. Vielleicht ist es dem einen oder anderen ja schon egal. Mir ehrlicherweise nicht, da bin ich eitel. Ich muß mich nicht als Jugendlicher verkleiden, aber künstlich beschleunigen muß ich den Prozeß auch nicht.

Ich assoziiere mit Krawattenschals eben auch David Niven, den Hundertjährigen, Professor H., den Unsympath, bei dem nur die Schleimer diplomierten - und einen lieben vom Schicksal geschlagenen Menschen mit künstlichem Kehlkopfausgang.
 
Nicht umsonst sehen Bauleiter meist wie Bauleiter aus und Finanzberater wie Finanzberater. Letzterem mit Melone, Schleife und opulentem Einstecktuch wird, und da habe ich wenig Zweifel, gewiss weniger Vertrauen entgegengebracht als solchem mit zurückhaltendem Anzug, Krawatte und EST.

Erster Satz: volle Zustimmung. Zweiter Satz: Die Menschen bzw. Kund:innen laufen so oder so bei mir auf. Was ich da anhabe, ist aufgrund meines (Fach)Wissens zumindest für mich einerlei. Ob mich mein Gegenüber für eingebildet hält, ist mir dabei egal. Eine direkte Kleiderordnung gibt es bei uns nicht, es gibt Kollegen, die setzen sich in Jeans und Poloshirt in den Kundenbereich. Das finde ich persönlich jetzt auch nicht passend.

@Krawattenschal darselbst: Ich finde ihn gut, trage ab und an auch einen. Es sieht zwar etwas dandyesk aus, aber was soll’s. Wenn man sowieso schon der Vogel mit dem Krawattentick, kommt es darauf auch nicht mehr an. Muss man aber auch wollen… :cool: Da halte ich es wie @bluesman528!
 
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