Kleidung in der Schule/an der Uni?

Auf jeden Fall sendet Kleidung eine Message und Schüler und Studenten sind überwiegend noch dabei überhaupt erst rauszufinden, wer sie sind, was sie sind, was sie einzigartig macht. Ich denke hier fühlt sich der eine oder andere schnell einmal angegriffen, wenn jemand selbstbewusst und gut gekleidet daher kommt.
Im Endeffekt stimmt es natürlich, dass die meisten in dem Alter noch auf der Suche nach sich selbst sind, aber das halte ich hier nicht für die Ursache. Als Student hat man ein uniformes Selbstverständnis, was Student sein ausmacht, die sich seit den 68ern nicht wesentlich geändert hat, ohne dass die dazugehörende revolutionäre Haltung gegenüber der reaktionären Gesellschaft der Eltern heute noch nötig wäre. Dazu gehört auch eine Gruppenuniform, die sich daraus ergibt, was die meisten tragen. Insbesondere in Unis in strukturschwächeren sozialen Ballungsräumen mit hoher Arbeitslosigkeit ist diese Gruppenuniform auch eher unterschichtennah. Wer in diesem Umfeld Anzug trägt (womöglich noch einen guten, passenden), deutet dem oberflächlichen Betrachter an, dass er nicht dazu gehören möchte, sondern sich in einer anderen Klasse sieht. Ob das wirklich so ist, spielt keine Rolle, es kommt nur auf den Eindruck derer an, die das aus ihrer eigenen Situation heraus sowieso nicht verstehen. Daraus entsteht bei schwachen Beobachtern eine Antipathie-Reaktion gegen das Fremde.

Im Grunde muss man sich entscheiden, wie wichtig es einem ist, gegenüber Unbekannten (Universitäten sind durch ihre Größe ja weitgehend anonyme Institutionen), die einem weder schaden noch nützen, oberflächliche Angriffspunkte in Form von eigenen ästhetischen Vorlieben zu vermeiden. Das wird sich interessanterweise im folgenden Rest des Lebens durchaus nicht ändern.

Ich würde niemandem empfehlen, in einer sozialen Situation bewusst mit vorgeblicher Andersartigkeit zu provozieren. Wer das nötig hat, hat noch ganz andere Probleme. Aber ohne Not, d.h. ohne dass es einen nachweisbaren Schaden für einen selbst mit sich bringt, auch optisch immer möglichst stromlinienförmig durch's Leben zu gehen, damit kein unbekannter Blödi einen Grund findet, an einem herumzumäkeln, kann eigentlich keinen Spaß machen.
 
zunächst einen guten Abend in die Runde!

auch ich pflege einen, für die Berufsschule, eher untypischen Kleidungsstil.
Ohne Sakko gehe ich garnicht aus dem Haus, zunächst aus Überzeugung, aber auch weil ich mich "ohne" einfach komisch fühle...nun bin ich mit fast 2m auch nicht gerade klein, weshalb Hose und nur Hemd ein wenig komisch aussieht, das Sakko gibt dem ganzen somit ein komplettes Bild.

Leider gibt es an der Berufsschule auch die üblichen Ignoranten, die einen direkt als Anzugträger abstempeln, sprüche wie "der trägt ja Anzug, was ist das für einer" bekomme ich öfters mit, aber dies ist mir am Ende auch egal, da dies nur von Unkenntnis zeugt. Ein Sakko ist noch längst kein Anzug, aber das erkennt natürlich niemand der noch nie im Leben ein Sakko bzw. einen Anzug getragen hat.

Sakko in der Farbe grey stone, ein unifarbenes Hemd, dazu eine schwarze Hose bzw. eine dunkle Diesel Jeans ohne auffällige Waschung, als Schuh natürlich ein schwarzer Lederschuh. Auf Krawatte und Einstecktuch wird hingegen verzichtet.


Bei uns zwar sehr overdressed, aber ich fühle mich so wohl. Warum soll ich denn im Einheitslook rumlaufen?

In Sachen Sakkos bevorzuge ich die Marken Mexx und Strellson, bei den Hemden Boss, Finshley&Harding, Seidensticker und die Businessline von Esprit & Soliver.
 
Zuletzt bearbeitet:
weils gerade passt:

"One of the things you learn as a college president is that if an undergraduate is wearing a tie and jacket on Thursday afternoon at three o'clock, there are two possibilities. One is that they're looking for a job and have an interview; the other is that they are an ass----. This was the latter case, "

Larry Summers (ehemaliger Harvard Präsident) über die Winklevoss Zwillinge
 
Sieht doch soweit gut aus. Auf die Schärpe würde ich verzichten, aber das hat sicher was mit irgendwelchen Burschenschaften etc. zu tun; dazu habe ich leider nie einen Draht gehabt.

Achja, der Krawattenknoten kommt auf dem Bildschirm komisch rüber.

Welche Uni eigentlich?

Das Band gehört eigentlich dazu ;) aber Du kannst Dir vorstellen, dass das niemand mehr in der Uni trägt, genausowenig wie den Dreiteiler.
Im Übrigen bin ich kein Burschenschafter, sondern in einer "normalen" Studentenverbindung. Wir haben mit denen soviel gemein wie der Kegelverein mit dem Tennisverein. Ich bin in Heidelberger an meiner geliebten alma mater Ruperto Carola stud. iur. Bis in die 60er Jahre war das Farbentragen mit Anzug hier an der Uni durchaus üblich.

Der Krawattenknoten kommt nicht nur auf dem Bild komisch rüber, der ist auch komisch. War eigentlich ein Four-in-One oder ein einfacher Windsor. Ich binde den immer ein wenig assymetrisch zu diesem CT-Semi-Haikragen Hemd, mit dem Finish in der Mitte des Knotens. Allerdings ist diese Falte vom Finish während des Abends durch diverses auflockern und zurechtrücken des Knotens nach außen gewandert, daher liegt sie dort sehr scheps.
 
... bin ich kein Burschenschafter, sondern in einer "normalen" Studentenverbindung. Wir haben mit denen soviel gemein wie der Kegelverein mit dem Tennisverein.

Lieber Tulkas,

was darf man denn unter einer "normalen" Studentenverbindung verstehen vs Burschenschaft, Landsmannschaft, Corps etc?

Ich kenne ja mittlerweile einige mehr und viele weniger esoterische Verbindungen, aber Normalitas zu Heidelberg war mir bisher entgangen...

dE
 
weils gerade passt:

"One of the things you learn as a college president is that if an undergraduate is wearing a tie and jacket on Thursday afternoon at three o'clock, there are two possibilities. One is that they're looking for a job and have an interview; the other is that they are an ass----. This was the latter case, "

Larry Summers (ehemaliger Harvard Präsident) über die Winklevoss Zwillinge

Das zeugt von errschreckender sozialen inkompetenz , wenn jmd in dieser Position sich über Absolventen seiner Uni so äußert...
 
Weil es so praktiziert wird. Ich weiß nicht, ob Sie es selbst hautnah miterleben oder nur gerade versuchen diese Gedankengänge theoretisch nachzuvollziehen, aber (leider!) sind diese Theorien praktisch einfach widerlegbar.

1. Es wird nicht differenziert. An der Uni trägt für die meisten derjenige "Anzug" der bereits etwas Sakkoähnliches anhat. Selbst Leute mit ziemlich legeren, beigen Slim-Fit Freizeitsakkos werden eben als "Anzugträger" tituliert, weil es die breite Jugend heute überhaupt nicht besser weiß.

2. Die Schnöselvorwürfe sind schlichtweg da. Ich habe sie selbst gehört - dazu benötigt man übrigens nicht mal ein Sakko.

Ich empfinde es auf Grund der Entwicklung des äußeren Umfelds der deutschen Universitäten auch als unangemessen, ein Sakko anzuziehen, geschweige denn einen Anzug - das liegt aber hauptsächlich an einer unglaublich intoleranten Haltung demgegenüber, die man schlichtweg nicht bewusst provozieren möchte. Man kann sich auch ohne Sakko gut kleiden m.M.n. Dennoch sind die simplen Tatsachen, die im Uni-Alltag herrschen, nicht so einfach von der Hand zu weisen.

"Was kümmert es die deutsche Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt?"

Mein Studium ging von 2004 bis 2008, also noch keine Ewigkeit her. Anzug habe ich nie getragen, Sakko (gerade die letzten Semester) sehr oft.
Am Anfang hat vielleicht mal jemand gefragt, ob ich "noch was vor hätte". das hat sich schnell gelegt.

Waru soll ich auf meinen Look verzichtem, weil irgendein stil-, niveau- und hirnloser Kasper vielleicht was dagegen hat?
 
Lieber Tulkas,

was darf man denn unter einer "normalen" Studentenverbindung verstehen vs Burschenschaft, Landsmannschaft, Corps etc?

Ich kenne ja mittlerweile einige mehr und viele weniger esoterische Verbindungen, aber Normalitas zu Heidelberg war mir bisher entgangen...

dE

Ich bin Mitglied e.s.v Akademisch-Theologischen Verbindung Wartburg zu Heidelberg ;)
Ich wollte das auch gar nicht zu stark vertiefen, jedoch herausstellen mit dem "normalen", dass Burschenschaften eine Besonderheit in der Verbindungslandschaft darstellen und keinesfalls das Gros repräsentieren oder mit Verbindungen im Allgemeinen gleichzusetzen ist.
So gesehen ist jeder Typ natürlich speziell, so wie die Tennisspieler und Kegler eint, dass sie Vereinssportler sind. Leider wird das (durch die Medien befördert) gerne allgemein gleichgesetzt.
Zurück zum Thema: Ich würde behaupten damals wie heute, haben zumindest in Heidelberg Verbindungen einen enorm starken Einfluss auf den Kleidungsstil an der Uni. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt sind das derzeit eben bunte Chinos (rosa, pink, bordeaux, rosé, ich selbst habe eine in pistaziengrün), Bootsschuhe, Hemd/Polo/Rugbyshirt, Scheitel, bunte Socken...Ich laufe auch gerne mal so herum, das entspricht also auch meinem Uni-Dress.
Gruß
 
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