Kleidung in der Schule/an der Uni?

für mich wäre das ein bisschen zu viel ( außer man kann das mit einer Selbstverständlichkeit tragen damit es nicht lächerlich und gestellt wirkt). Deutschland weil ein Sakko in der uni wohl nicht so viel Tradition hat wie in Amerika an irgendwelchen ivy league Unis
 
Das ist schon irgendwie schade, dass Männer unter 30 Jahren schief angesehen werden, wenn sie auch nur ein Sakko tragen.
Warum wird das eigentlich mit "Angeber" oder "eingebildet" gleichgesetzt? Nur weil man nicht wie alle anderen aussieht?
Hat da jemand noch andere Gedankengänge zu?
 
Hat da jemand noch andere Gedankengänge zu?

Das Problem ist wie du schon richtig bemerkt hast, dass man eben anders als der Durchschnitt aussieht.
Verwunderlicherweise sagt jedoch niemand was, wenn man sich unter dem Durchschnitt kleidet. Nur darüber wird einem verübelt.

Letzten Endes ist es vlt. doch der tief verwurzelte Neid, auch wenn die Kandidaten dies nie zugeben würden.
 
Es wird generell als hochnäsig und overdressed empfunden und daher assoziiert man Eigenschaften des vermeintlichen "Schnösels" damit automatisch. Das hängt damit zusammen, dass es in unseren Breitengraden eine Entwicklung zu absoluter Toleranz jedweden exotischen Andersseins gibt, das von minderem Einkommen oder fremden Kulturen herrührt und diese Stile gar dann als Trend kopiert werden, allerdings gegenüber einem alternativen Verhalten, die mit höherem Einkommen assoziiert werden, sofort heftige und dumme Vorurteile und Klischees hervortreten. In Deutschland muss es einem mittlerweile fast peinlich sein, wenn man sich gut kleidet (und dabei ist ein Sakko beispielsweise nicht teurer als irgendwelche schlecht verarbeiteten T-Shirts oder Jacken aktueller Trendmarken) oder andeutet, dass man etwas mehr Geld hat. Dass dahinter oft eine Leistung und ein berechtigter Verdienst steht, interessiert hier keinen - wer Geld hat, ist per se unsympathisch.

Insofern handelt es sich tatsächlich um ein typisch deutsches Problem. Man muss sich nicht in die USA begeben, wo Wohlhaben noch immer auf Grund des calvinistischen Gesellschaftshintergrundes äußert positiv und vorbildhaft belegt ist, selbst im nahen EU-Ausland ist diese Ablehnung gegenüber guter Kleidung, die Wohlhaben suggerieren könnte, nicht derartig präsent. Diese erwähnten Gesellschaftsprägungen sind erstaunlicher Weise besonders bei jungen Akademikern ausgeprägt, da diese ihre Persönlichkeit gerade dann, wenn sie nicht besonders stark vorhanden ist, durch urban-chice Alternativmode hervorheben möchten und daher verstärkt dazu tendieren andere Kleidungsmuster abzulehnen. Zudem wird gute Kleidung im jungen Alter auf ein zu hohes Vermögen zurückgeführt, was ein Student nicht zu haben hat, da er es ja eigentlich versaufen muss. Sollte er doch Geld haben, denn NUR das kann gute Kleidung in deren Meinung implizieren, dann hat der Student "reiche" Eltern - Papi zahlt! Da dies ein Charakteristikum des Ausruhens auf bereits Geleistetem darstellt, nämlich dem Erfolg des Vaters, und angeblich automatisch dem Verdienst aus eigener Leistung widerspricht, stellt diese Gruppe also für Studenten das faule Muttersöhnchen dar, das nichts geleistet hat, aber sich alles leisten kann. Es ist für diese Studenten der Innbegriff eines Systemfehlers auf Grund dessen sie selbst sich an der Uni anstrengen müssen, um später erst einmal so viel (vermeintlich) zu verdienen, dass sie sich ein ähnlich schönes Leben finanzieren können.
 
Hallo Banker
Auch wenn dein Beitrag sehr, sehr schwarz war: Gerade deswegen gefällt er mir so sehr. Gerade auch weil du (leider?) den Kern der Sache auf den Kopf getroffen hast. Gerade weil "höhere" Kleidung ein höheres Einkommen suggeriert wird damit gleichzeitig oft unterstellt dass der Träger der Kleidung sich selbst als etwas höheres und besseres sieht. Dass sich im 4.000 Euro-Maßanzug genauso ein sympathischer Menschenfreund befinden kann wie sich in der Jeans/T-Shirt-Uniform ein ausbeuterischer Raffzahn verbergen kann, das sehen die wenigsten. Das ist auch einer der Gründe wieso ich bei Firmen in denen per Chefdekret vorgeschrieben wird dass sich geduzt wird, sowie dass bestimmte "höhere" Kleidungsstücke bestimmten Personen vorenthalten sind, skeptisch werde. Sowas erweckt für mich immer den Eindruck als sollte die (oftmals tatsächlich vorhandene) "Unmenschlichkeit" der maßgeblichen Mitarbeiter in vermeintlich "lockerere" Formen gepresst werden, allein um des guten Eindrucks willen.
Gruß
Marco
 
vielen Dank für die Blumen ;) Ein vollkommen richtiger und wichtiger Aspekt, den du erwähnst: abgesehen davon, dass die Art der Kleidung nur wenig über die Güte des Menschen aussagt, sind ja gerade die billigeren T-Shirts etc. Produkte einer ausbeutenden, globalisierten Welt. Ich bin wahrlich kein Kampfgegner des Kapitalismus oder ähnliches, aber es ist volkswirtschaftlich erwiesen, dass es nicht die 4000€ Maßanzug-Träger sind, die durch einen Einkauf beim lokalen Schneider oder im Inland hochwertig gefertigte Produkte das Leben von billigen Arbeitskräften in anderen Kulturen fördern, sondern die anonyme Masse des (hauptsächlich unteren) Mittelstandes, deren T-Shirts in Bangladesch geschneidert werden, damit sie überhaupt erst so günstig werden. Der Vorstand einer AG ist per Gesetz für das maximale Wohlergehen der Aktionäre haftbar, wenn er dem - aus welchem Grund auch immer - zuwider handelt. Die Aktionäre wollen natürlich maximalen Gewinn und der ist heute vor allem da kurzfristig möglich, wo große Nachtrage (dabei reicht mittleres Budget bereits aus) und billige Produktion zusammentreffen.

Es ist in erster Linie nicht der rechtlich eingeschränkte, wohlgekleidete Manager, der für schlechte Lebensbedingungen in anderen Kulturen zu verantworten ist, sondern die anonyme Masse der einfachen Konsumenten - fernab von den komplexen moralischen Hintergründen und Gegensätzen der Entwicklungen in diesen Ländern.
 
Ich danke euch für eure Eindrücke und kann dem nur zustimmen.
Leider bedenken viele Menschen wirklich nicht, dass ein Maßanzug auch gerne mal 10 Jahre und darüber hinaus getragen wird (auch ein Leben lang), während ein Trendsetter in dieser Zeit sicherlich mehr Geld ausgegeben hat, weil jedes Jahr ein neuer Trend kommt und er sich neue Kleidung kaufen muss.

Hinzu kommt, dass hochwertige Kleidung auch secondhand erworben werden kann. Das ist nicht nur günstiger als manche uniforme Designerkleidung, es ist zudem gut für die Umwelt und mir kann niemand erzählen, dass so ein Mensch eingebildet sei. Nun, vielleicht verwechseln viele auch eingebildet sein, mit selbstbewusst sein, zu sich stehen, sich selbst kennen und zu wissen was man will. Das ist natürlich ein unbewusster Neidfaktor.

Hier passt das schöne Zitat: "Labels say you're one of the boys, but a bespoke suit says you're the man!"
 
Zuletzt bearbeitet:
Gute Beiträge bisher, Du hasts erkannt!

Es ist in erster Linie nicht der rechtlich eingeschränkte, wohlgekleidete Manager, der für schlechte Lebensbedingungen in anderen Kulturen zu verantworten ist, sondern die anonyme Masse der einfachen Konsumenten - fernab von den komplexen moralischen Hintergründen und Gegensätzen der Entwicklungen in diesen Ländern.
Doch leider: "Ohne Moos, nichts los".


Grüßle, André.
 
[..] die anonyme Masse des (hauptsächlich unteren) Mittelstandes, deren T-Shirts in Bangladesch geschneidert werden, damit sie überhaupt erst so günstig werden.

Leider haben viele Menschen auch nur das Geld für entsprechende Hersteller.
Allerdings muss ich hier wieder mit second hand kommen.
Was man z.b. bei eBay manchmal an hochwertiger Bekleidung für n Appel und n Ei bekommt ...
 
Leider haben viele Menschen auch nur das Geld für entsprechende Hersteller.
Allerdings muss ich hier wieder mit second hand kommen.
Was man z.b. bei eBay manchmal an hochwertiger Bekleidung für n Appel und n Ei bekommt ...
Wohl wahr, doch hat Mensch meist lieber ungetragene neue Sachen an.
Verständlich, irgendwie.

Wer nicht.


Grüße, André.
 
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