James Bond Skyfall

Ich finde den neuen auch gut. Aber wenn ich davon ausgehen würde, dass es keinen Bond vorher gab und dieser der einzige existierende wäre, hätte dieser Film nicht die Klasse, die aktuell existierende Bond-Tradition zu begründen.

Es fehlt an Originalität, die eben Dr. No etc. hatten. Ein guter Film. Bestimmt auch ein guter Bond-Film. Aber kein Ultra-Klassiker. Gehört bestimmt nicht zu den wichtigsten je gedrehten 100 Filmen. Goldfinger aber wohl schon, falls Ihr versteht, was ich meine.

Deshalb kann man m.E. auch nicht von "best Bond ever" sprechen. Ich werde ihn mir trotzdem noch 10-50 mal ansehen. So wie jeden anderen bisher auch... :eek:
Nur so ganz allgemein: Den Hype um Goldfinger habe ich ja nie so ganz verstanden.
 
...zu Goldfingers-Zeiten gab es auch nicht zahlreiche Konkurrenzprodukte. Heute gibt es mit 24 schon im Fernsehen extrem gut gemachte Unterhaltung, von Bourne & Co. ganz zu schweigen. Im Zeitalter von "Transformers" kann man auch mit technischen Gimmicks keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. In diesem Kontext muss sich ein Bond Film heute behaupten und seine Nische finden. Die Craig-Bonds haben dies m.M.n. hervorragend vermocht. Ich habe mir gestern noch einmal QoS angesehen und finde ihn ebenfalls super, trotz der schnellen Schnitte und der Unterlänge. Der Film hat für mich sehr viel Atmosphäre, die sich erst nach mehrmaligem Anschauen erschließt.

Die 60er sind vorbei!
 
Ganz schwieriges Thema. Sicher neigt man dazu, die Vergangenheit zu verklären, getreu dem Ausspruch "Früher war alles besser". Man spricht von den roaring20s, den swinging40s und die 50er waren sowieso das deutsche Jahrzehnt. Es war meist nicht besser, nur anders.
Wie bereits gesagt, Orte wie die Bahamas konnten in den 70ern noch imponieren, heute sagt man: "Kenn ich".
Selbst an die Jugendzeit erinnert man sich zumeist als "war alles schön", weil unangenehme Dinge in Vergessenheit geraten und die Essenz der prägenden Ereignisse überbleibt.
Jede Zeit hat Ihre Vorzüge und Ihre Nachteile. Die Musik der 70er war toll, die Autos auch. Aber wer will noch Polyesterhemden tragen, in grün und braun, mit Riesenkotelletten und Hosen mit Schlag? Die Mode der 60er war noch Macho, aber wer will noch in Hotels wohnen mit Bad auf dem Gang, Fegefeuer erwarten bei ausserehelichem Verkehr und der Kubakrise?
Der Bond, und damit wir alle, von heute hat Internet und Smartphone, Schengen und Überschalljets, Pauschaltourismus und Kreditkarten. Die Welt ist klein geworden, kulturelle Unterschiede schrumpfen und jeder hat jederzeit alles im Überfluss. Auch die "Armen" haben heute, sozialer Hängematte sei Dank, Zugang zu vielem, was früher selbst der Mittelklasse verschlossen war und selbst eine Kreuzfahrt kann ich heute in der Zeitung buchen für den Preis eines guten Anzugs.
Was bei der romantischen Betrachtung früherer Zeiten häufig vergessen wird, ist das enge moralische und gesellschaftliche Korsett, dem sich die meisten heute entzogen haben - gottseidank. Aber, auch das ist leider wahr, es fehlt oft das Wissen über das "gewusst wie", die Kinderstube, die Allgemeinbildung, die Etikette. Früher häufig mit Drill anerzogen, war sie doch vorhanden und gewährleistete eine gewisse gesellschaftliche Kultur. Die Individualität, so erstrebenswert sie sein mag, treibt heute manch seltsame Blüte. Vor allem mangelt es den meisten Menschen heute an Selbstdisziplin und einem gewissen Anspruch an sich selbst. In der Öffentlichkeit spielen wir eine Rolle, zuhause regiert die offene Hose.
Ich denke, der Unterschied zwischen Filmen wie "Goldfinger" und "Sykfall" ist simpel. In Goldfinger WAREN die Leute bis zu einem bestimmten Punkt auch im privaten Leben so, in Skyfall spielt jeder seine Rolle. "Q" trug in den ersten Bonds seine private Garderobe, nicht auszudenken, wenn die das heute auch tun würden.
Natürlich kommen einem in den alten Filmen die Protagonisten oft steif vor, über die Anzüglichkeiten kann man nur schmunzeln und vieles hat sich einfach überholt. Aber daneben merkt man eine Geisteshaltung, einen Umgang und Anspruch an sich selber, der heute so häufig nicht mehr vorhanden ist. Es macht Arbeit, erfordert Zeit und Aufmerksamkeit und Disziplin, ist also unbequem. Damals war nicht alles Gold, aber auch das Messing glänzte mehr als heute.
Leider ein Anachronismus, auch wenn viele es begrüssen werden.
 
Der liegt einzig und allein in drei Dingen begründet:
Dem Wagen, dem Anzug und dem Penfold Heart Ball.
:D

und:
- dem absurden Tod aufgrund Vollvergoldung,
- Laserstrahlen, damals eine Weltsensation, von denen man 1964 noch überhaupt nicht wusste, wie die denn aussehen könnten,
- Gert Froebe (im Englischen vollsynchronisiert)
- Fort Knox - von dem auch niemand weiss, wie es innen aussieht
- Odd Job und sein Hut
- absurder James Bond Charme, dem sogar die als lesbisch angelegte Pussy Galore (was für ein Name) erliegt
- Die detailgenaue Planung Goldfingers mit hydralischem Modell von Fort Knox

und ausserdem:

Bond: "Do you expect me to talk?"
Goldfinger: "No Mr. Bond. ... I expect you to DIE!"

Köstlich...
 
Wie Proteus schon schrieb; früher führte einen Bond, bzw. sein Nemesis einen an Orte und in Situation, die exotisch und für den Durchschnitt nicht zu erreichen waren.

Heute dagegen ist alles ein wenig greifbarer. Das Interessante ist, dass dieses Gefühl des Elitären und Exklusiven bei den alten Bonds auch jetzt noch großartig vermittelt wird, während bei den aktuellen Bonds dieses Gefühl keineswegs aufkommt. Schade...

Zu den Girls... Honey Rider, Kissy Suzuki und Dr. Goodhead fallen mir zusätzlich zu Pussy Galore noch ein ;-)
 
Ein Bond mit klassischen Zutaten, Exotik, Action, schönen Frauen. Beeindruckende Bilder, ein visueller Augenschmaus. Der alte "Bond - Humor" wurde wieder hervorgekramt und einige bissige Dialoge erinnerten an alte Bondzeiten.
Ich persönlich habe nichts gegen den melancholischen Schleier der über Bond liegt, warum nicht? Auch ein Superagent kann an einem Trauma leiden.
Javier Bardem ist ein guter Böser, ein würdiger Bösewicht in der Reihe der Gegner.
Für mich war es richtig Bond im Hier und Jetzt ankommen zu lassen, mit Schmerzen, mit Alter, mit Schwächen.
Ein paar kleine Hänger sind zu verzeihen. Was solls, am Ende ist der Böse tot.

So in etwa sehe ich das auch.
Mein "Lieblings"-Bond ist nach wie vor ebenfalls derjenige, wie er von Sean Connery verkörpert worden ist.
Allerdings kommt der "Craig-Bond" für mich definitiv gleich danach.
Kann man m.E. so auch gar nicht direkt vergleichen. Jeder der Darsteller hat ja bisher ganze eigene Facetten in die Bond-Darstellung mit eingebracht.

Grundsätzlich hätte ein bißchen weniger Länge/Spektakel dem Film sicherlich nicht geschadet (Das wirkte dann gegen Ende schon sehr ausgewalzt) jedoch fand ich durchaus positiv, dass man sich von der sehr hochfrequenten Schnittführung á la "Quantum Trost" wieder ein Stück weit verabschiedet hat.
 
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