Ganz schwieriges Thema. Sicher neigt man dazu, die Vergangenheit zu verklären, getreu dem Ausspruch "Früher war alles besser". Man spricht von den roaring20s, den swinging40s und die 50er waren sowieso das deutsche Jahrzehnt. Es war meist nicht besser, nur anders.
Wie bereits gesagt, Orte wie die Bahamas konnten in den 70ern noch imponieren, heute sagt man: "Kenn ich".
Selbst an die Jugendzeit erinnert man sich zumeist als "war alles schön", weil unangenehme Dinge in Vergessenheit geraten und die Essenz der prägenden Ereignisse überbleibt.
Jede Zeit hat Ihre Vorzüge und Ihre Nachteile. Die Musik der 70er war toll, die Autos auch. Aber wer will noch Polyesterhemden tragen, in grün und braun, mit Riesenkotelletten und Hosen mit Schlag? Die Mode der 60er war noch Macho, aber wer will noch in Hotels wohnen mit Bad auf dem Gang, Fegefeuer erwarten bei ausserehelichem Verkehr und der Kubakrise?
Der Bond, und damit wir alle, von heute hat Internet und Smartphone, Schengen und Überschalljets, Pauschaltourismus und Kreditkarten. Die Welt ist klein geworden, kulturelle Unterschiede schrumpfen und jeder hat jederzeit alles im Überfluss. Auch die "Armen" haben heute, sozialer Hängematte sei Dank, Zugang zu vielem, was früher selbst der Mittelklasse verschlossen war und selbst eine Kreuzfahrt kann ich heute in der Zeitung buchen für den Preis eines guten Anzugs.
Was bei der romantischen Betrachtung früherer Zeiten häufig vergessen wird, ist das enge moralische und gesellschaftliche Korsett, dem sich die meisten heute entzogen haben - gottseidank. Aber, auch das ist leider wahr, es fehlt oft das Wissen über das "gewusst wie", die Kinderstube, die Allgemeinbildung, die Etikette. Früher häufig mit Drill anerzogen, war sie doch vorhanden und gewährleistete eine gewisse gesellschaftliche Kultur. Die Individualität, so erstrebenswert sie sein mag, treibt heute manch seltsame Blüte. Vor allem mangelt es den meisten Menschen heute an Selbstdisziplin und einem gewissen Anspruch an sich selbst. In der Öffentlichkeit spielen wir eine Rolle, zuhause regiert die offene Hose.
Ich denke, der Unterschied zwischen Filmen wie "Goldfinger" und "Sykfall" ist simpel. In Goldfinger WAREN die Leute bis zu einem bestimmten Punkt auch im privaten Leben so, in Skyfall spielt jeder seine Rolle. "Q" trug in den ersten Bonds seine private Garderobe, nicht auszudenken, wenn die das heute auch tun würden.
Natürlich kommen einem in den alten Filmen die Protagonisten oft steif vor, über die Anzüglichkeiten kann man nur schmunzeln und vieles hat sich einfach überholt. Aber daneben merkt man eine Geisteshaltung, einen Umgang und Anspruch an sich selber, der heute so häufig nicht mehr vorhanden ist. Es macht Arbeit, erfordert Zeit und Aufmerksamkeit und Disziplin, ist also unbequem. Damals war nicht alles Gold, aber auch das Messing glänzte mehr als heute.
Leider ein Anachronismus, auch wenn viele es begrüssen werden.