Ein interessantes Thema, über das ich mich erst kürzlich mit Studienfreunden unterhalten habe.
Kurz zu meinem Werdegang, um die folgenden Statements besser einordnen zu können:
Bis zum Abitur war, welches ich auf einem regulären allgemeinbildenden Gymnasium absolviert habe, war ich im englischsprachigen Ausland im Internat. Angeschlossen hat sich ein Bachelorstudium an einer mittelmäßig bekannten deutschen Universität im wirtschaftlichen Bereich. Auslandssemester an einer Ivy League Uni und Summer School in Harvard. Meinen Master habe ich an einer Uni in UK erworben - meine Signatur gibt hier einen recht eindeutigen Hinweis. Derzeit bin ich dabei, mich für einen MBA in den USA vorzubereiten, da ich mir davon derzeit größere Vorteile für mich persönlich (im Sinne der Weiterentwicklung) erhoffe, als mit einer Promotion.
Der Master in UK war toll, super nette Leute kennen gelernt - aber vom Wissenszuwachs hielt sich das in Grenzen. Im Nachhinein hätte ich vermutlich von einem Master an meiner Heimatuni (an der ich bereits meinen Bachelor erworben hatte) kombiniert mit einem (oder zwei) Auslandssemester mehr gehabt - sowohl was den Spaß am Studium angeht, als auch den Wissensgewinn. Was mich neben den fachlichen Aspekten überrascht hatte: Vom Networking hatte ich mir von UK weitaus (!!!) mehr erwartet - klar man lernt nette Leute kennen, aber eben leider auch viele CV Optimierer mit Fokus auf Investment Banking und/oder Consulting.
Zu Rankings: Rankings haben m.E. in vielen Bereichen ihre Daseinsberechtigung - allerdings nur sehr eingeschränkt bei all jenen Studiengängen, die den Wirtschaftswissenschaften nahe stehen. Hier ist ein Ranking nur dann interessant, wenn es einen persönlich auch in die Forschung bzw. den Lehrbetrieb zieht. Sind wir mal ehrlich: Was in den Wirtschaftswissenschaften für den Beruf erforderlich ist, vermitteln die meisten der deutschen Universitäten - ob nun Mannheim oder Passau macht da einen sehr geringen Unterschied (ganz anders natürlich bei technischen Studiengängen, bei Medizin oder Psychologie). Die Unis unterscheiden sich eventuell was die Verwaltung angeht (wobei da fast alle der nicht-privaten ein eher trauriges Bild abgeben), was den Campus und das Lebensgefühl angeht. Aber was die Erfordernisse im zukünftigen Beruf angeht: Fachlich decken die deutschen Universitäten eigentlich alles ab. Neben dem fachlichen Background zählen natürlich die berufspraktischen Erfahrungen (Praktika etc.), das eigene Netzwerk und vor allem: die eigene Persönlichkeit. Und wie es mit der Persönlichkeit nun mal so ist - da kann die Uni relativ wenig beisteuern.
Weiterhin sollte sich auch jeder Student die Rankings (bspw. in der WirtschaftsWoche) genauer anschauen. Denn bei der Auflistung jener Faktoren, die aus Personalersicht bei der Sichtung der Bewerbungsunterlagen und dem Bewerbungsgespräch wichtig sind, taucht die Universität sowie das Ranking der Universität meist auf den letzten Plätzen auf - abgeschlagen hinter Expertise, persönlichem Eindruck usw. D.h. das Ranking der Universität spielt für den Berufseinstieg nur eine beschränkte Rolle - und zwar aus meiner Sicht vor allem bei den Wirtschaftsstudenten. Persönlich kenne ich mindestens genau so viele Top-Leute von "normalen" deutschen Unis, wie ich Lebenslaufoptimierende Leute von deutschen "Elite-Unis" kenne, die trotz exzellenter Noten im Berufsalltag untergehen.
Was ich generell am Bildungssystem (erneut: wirtschaftliche Studiengänge) schade finde: Auswendig lernen führt zu guten Noten, das Verständnis bleibt auf dem Weg. Das gilt sowohl für Deutschland, als auch USA. Top Score im GMAT - stupides Büffeln der Aufgabentypen reicht aus. D.h. die Aussagekraft einer hohen GMAT Score zeigt mir lediglich: Der Kandidat hatte genügend Zeit sich vorzubereiten (3 Monate sind schon erforderlich) und kann toll Auswendig lernen - Aussagegehalt für den Beruf gleich Null.