Internationale Top-Unis wirklich besser als Deutsche?

Es kommt als aller erstes auf das Fach an. Hier kommen sämtliche Rankings recht schnell an ihre Grenzen, da nicht alles so vergleichbar ist.

Dann kommt es in der Lehre einfach darauf an, was erzielt werden soll. In Deutschland wird, wie es von unserer Kultur so gewohnt ist, mit viel Praxiserfahrung und Zeit gelehrt, wobei hier im Allgemeinen nicht gelebt wird, um zu studieren, sondern das Studium ein schöner und gern gelebter Abschnitt des Lebens ist. In einigen der weltweiten Top-Unis ist das genau anders, hier wird in möglichst kurzer Zeit versucht, die besten Absolventen für bestimmte Berufe auszubilden. Geld und Freizeit/Leben der Studenten rücken in den Hintergrund. Hier will das eigentlich keiner, weder der Vater, der diese Art Ausbildung eh nicht bezahlen könnte, noch der spätere Arbeitgeber. Letzterer schätzt hier auch Menschliches und andere Hürden, die man als Student hier so bewältigen muss (Studium selbst finanzieren, eigener Hausstand usw).

Ganz verkehrt finde ich allerdings die Rankings nicht. Ich lege bei meiner Uni selbst deutlich mehr auf die Forschung, da ich damit mehr Zeit verbringe als mit der Lehre. Zum Studium gehört für mich mehr als langwierige Vorlesungen, gerade wie bei mir im technischen Bereich lernt man durch eigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte deutlich mehr, egal ob fachlich oder interdisziplinär. Eventuell auch deshalb wüsste ich weltweit keine bessere Uni für mich, als die deutsche, die ich besuche.
Ich darf sowas behaupten, da ich durch einen großen Kontruktionswettbewerb, an dem nahezu je größere technische Universität teilnimmt, relativ große Einblicke in die anderen alternativen Universitäten und der Arbeitsweise deren Studenten bekam.
 
Ich finde, man sollte solche Rankings und auch überhaupt die Bedeutung des Studiums an sich für den Lebensweg nicht überbewerten. Natürlich kann eine renommierte Uni im Lebenslauf eine Tür öffnen, in der Regel die erste. Aber das, was den Beruf ausmacht, lernt man nicht im Studium, sondern in der anschließenden Berufsausübung. Das Studium ist nur die allererste Sprosse auf der Leiter, wichtig als Grundlage, aber nach zehn Jahren im Beruf - von der Tatsache abgesehen, dass man es erfolgreich abgeschlossen hat - völlig unerheblich.
 

Danke, das klingt wirklich interessant. Das aktuelle System hat bei mir quasi dazu gefuehrt, dass ich mich vom eigentlichen Studienplan komplett abgekoppelt habe und kaum noch Veranstaltungen besuche. Eine wirkliche Zusammenarbeit klingt aber wirklich gut.


Und, by the Way, in Peking wurde binnen 5 Jahren eine topmoderne Uni aus dem Boden gestampft, modernste Ausrüstung, kleine Hörsäle, Experten aus der ganzen Welt, enormes Budget. Die Studenten malochen wie die Verrückten, sprechen drei Sprachen, arbeiten 80 Stunden die Woche und haben kein Problem, um die halbe Welt zu reisen. Hier kriegen die Studenten ja schon einen Fön, wenn sie mal 100 km weg sollen. Dafür bildet China jedes Jahr 300.000 Ingenieure aus. Und die lernen mit Lichtgeschwindigkeit, weil die noch hungrig sind - nach Erfolg, nach Geld, nach allem.

Vielleicht sind wir zu satt.Zeit, wieder hungrig zu werden.

Danke fuer die Eindruecke. In vielen Punkten stimme ich zu, allerdings hat sich an manchen Unis in Deutschland da schon etwas geaendert. Grosskonzerne sind nicht mein Hauptaugenmerk, eher gute Leute. Das mit China und Peking im speziellen mag richtig sein. Aber insgesamt moechte ich genau das Zitierte nicht. Ich kann und habe auch schon immer mal wieder 80Std gemacht, aber den Rest moechte ich genau nicht. Ich halte das Modell langfristig nicht fuer nachhaltig. Das merkt man auch im Umgang mit (den meisten) Kommilitonen aus dem asiatischen Raum, die sich auch an das System angepasst haben.


Ja, es ist sicherlich noch abhaengig vom Fach etc. Und generell gibt es natuerlich gegen das System eine gewisse Aversion in D. Aber damit haette ich jetzt fuer mich nicht so das Problem.


Bei der Unterscheidung zwischen Uni X und Uni Y sehe ich das aehnlich. Aber ab einer bestimmten Reputation, meine ich eben doch, dass es einen Unterschied ausmacht. Stanford ist glaube ich auch ueber die ersten 5 Berufsjahre hinaus ein lebenslanges Aushaengeschild z.B.
 
Elite Unis in den USA führen einfach nur wirklich gute Leute mit Ideen (Stipendien) und Leute aus Familien mit Geld zusammen, die dann die guten Ideen finanzieren.

Vom Studieren/Lernen macht es mMn oft keinen Unterschied, ob gute deutsche Uni (Elite, wenn so bezeichnet werden soll) oder US-Eliteuni. Die US-Unis haben generell mehr Angestellte, die für einen guten/geplanten Studienablauf sorgen. Aber da ziehen die Deutschen ja auch langsam nach (bachelor/master Chaos).

Die meisten Schulen in den USA sind ein Witz. Entsprechend müssen die Studenten in den USA die ersten Jahre das Wissen aufholen was man hier in Deutschland bis zum Abitur gesammelt hat. Damit sind erstmal 2 der 3 Bachelor-Jahre verbraucht und nur noch ein Jahr für Studium nach unserem Verständnis übrig.

Universell auf alle Fächer anzuwenden, leider.

Und, by the Way, in Peking wurde binnen 5 Jahren eine topmoderne Uni aus dem Boden gestampft, modernste Ausrüstung, kleine Hörsäle, Experten aus der ganzen Welt, enormes Budget. Die Studenten malochen wie die Verrückten, sprechen drei Sprachen, arbeiten 80 Stunden die Woche und haben kein Problem, um die halbe Welt zu reisen.

Aus naturwissenschaftlichen Perspektive: Ausrüstung und lange Arbeitszeit macht nicht alles aus. Und einen PhD von dort, kann man häufig (noch) in die Tonne kloppen. Absolut ineffizientes Arbeiten (weil sind ja so lange da, müssen sie nie paralleles Arbeiten lernen) und dann auch noch Teamfähigkeit 0, d.h. die Einstellung nach mir die Sintflut.

Stanford ist glaube ich auch ueber die ersten 5 Berufsjahre hinaus ein lebenslanges Aushaengeschild

Yap immer gut für den CV. Aber es gibt auch Idioten und viele mittelmäßige Leute, die es schaffen (die mit Geld, die die Uni finanzieren). Immer wieder gerne heranzuziehen George W. Bush: Yale & Harvard ;)
 
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Yap immer gut für den CV. Aber es gibt auch Idioten und viele mittelmäßige Leute, die es schaffen (die mit Geld, die die Uni finanzieren). Immer wieder gerne heranzuziehen George W. Bush: Yale & Harvard ;)
Na ja, jemand, der es immerhin geschafft hat, Präsident der USA zu werden (+ Wiederwahl!) als schlechtes Beispiel für eine Elite Uni zu nehmen, halte ich auch für gewagt ;) (auch wenn sein Ruf hier nicht der Beste ist und ich in keineswegs verteidigen will, aber wenn man schon darüber spricht, sollte man auch mal Bush vor/nach seiner Wahl vergleichen)

Im Großen und Ganzen stimme ich bluesman zu. Wenn man sich ansieht, wie viele Leute mit Topabschluss Management Wichtiges Studium XY nach dem Abschluss in ne Firma kommen und glauben, dort die Welt verändern zu können nach ihren theoretischen Vorlagen, darf sich nicht wundern, wenn Firmen nur Leute mit Berufserfahrung einstellen wollen ;)

Man muss sich auch immer fragen, was möchte ich wirklich, oder wo ist die persönliche Kosten/Nutzen Rechnung. 30% mehr Einstiegesgehalt mag zwar nett sein, aber wenn ich dafür 1000x so viel an Studiendarlehen zurückzahlen muss, dann ist es fraglich, ob sich das später auszahlt. Denn eines muss man sich auch vor Augen halten: Eine Elite-Uni kann zwar auch später noch ein Türöffner sein, aber wer in seinem Beruf einfach nicht gut genug ist, kann auch nicht ewig davon zehren, ebenso wie man auch ohne Elite Uni einen äquivalenten Lebensweg hinlegen kann.

Persönlich bin ich aber auch schon gespannt, wie sich das IST Austria entwickeln wird, sieht ja gar nicht mal so schlecht aus bisher.
 
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Elite Unis in den USA führen einfach nur wirklich gute Leute mit Ideen (Stipendien) und Leute aus Familien mit Geld zusammen, die dann die guten Ideen finanzieren.

Genau das ist der Punkt, der mich am meisten reizt. Daher ist es fuer mich ehrlich gesagt zweitrangig, inwiefern sich dadurch die Chancen in einem Grosskonzern veraendern. Dass man dort durch gute Leistung aufsteigen kann im gewissen Rahmen ist ja klar, aber man lernt eben nicht die Leute kennen...
 
Aber ab einer bestimmten Reputation, meine ich eben doch, dass es einen Unterschied ausmacht. Stanford ist glaube ich auch ueber die ersten 5 Berufsjahre hinaus ein lebenslanges Aushaengeschild z.B.
Es kann wichtig sein, wenn man bei Hewlett-Packard arbeiten möchte. :) Aber bei einer Einstellung fragt sich ein Unternehmen nicht, an welch' coolen Orten der Kandidat studiert hat, sondern was er konkret für das Unternehmen wird tun können. Das ist genau die um 180° gedrehte Perspektive. Da sind passende Praxiserfahrungen nach dem Studium das A&O, die andeuten, dass er die gerade bestehende, schmerzhafte Lücke optimal wird füllen können. Ein Absolvent ist für Recruiter quasi ein unbeschriebenes Blatt, in das man u.U. jahrelang investieren muss, egal, woher er kommt.

Wohlklingende Elite-Unis können für die erste Einstellungsphase wichtig sein, weil sie einen aus der Masse der Absolventen herausheben, eventuell sind die Studienbedingungen besser und natürlich kann man dort erste Seilschaften bilden, alles richtig. Aber man wird schon nach wenigen Jahren Berufserfahrung immer an dem gemessen, was man nach dem Studium konkret getan hat und nicht welches ausgefallene Studienprojekt man an der ETH Zürich oder in Princeton in der Berufsausbildung gemacht hat. Das ist nach dem beruflichen Erwachsenwerden nur marginal interessanter als die tolle Geschichtsklausur, die man in der 11. Klasse geschrieben hat. Natürlich ist das für jeden Student (mich ganz früher ausdrücklich eingeschlossen) schwer zu glauben, dass das, wo man jeden Tag hingeht und vielleicht auch mit Herzblut an Dingen arbeitet, die man als wichtig empfindet, irgendwann seine Bedeutung verliert. Das ist der Kulturschock, der jeden trifft, wenn man beginnt, für Kundengelder zu arbeiten statt für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.

Was anderes ist das natürlich, wenn man beruflich in der universitären Welt verbleibt. In diesem Paralleluniversum behalten solche Unis lebenslang ihren guten Klang.
 
Da stimme ich dir groesstenteils zu, aber ich glaube du betrachtest einen Aspekt nicht, den ich vielleicht auch nicht klar genug herausgestellt habe. Mein primaeres Ziel ist es nicht, fuer jemanden zu arbeiten, sondern fuer mich selbst zu arbeiten. Oft ist das gerade in Deutschland sicherlich ein schwieriger Perspektivenwechsel, aber ich studiere primaer nicht, um jemanden vorweisen zu koennen, was oder wo ich studiert habe. Insofern gebe ich dir in den genannten Punkten zum Teil Recht. Die Frage ist aber, ob das Umfeld solcher Unis es nicht erheblich erleichtert, selbst etwas umzusetzen.
 
Ein sehr großes Problem bei deutschen Universitäten: Die Studenten werden nicht, aber wirklich gar nicht, auf das reale Leben vorbereitet.
Meine Freundin, wie gesagt Jura, wusste weder, welche Steuern man zahlen muss, welche Berufsverbände es gibt, wie man sich verkauft, wie man eine Rentablititätsberechung durchführt und und und..

Sie war eine der fünf Besten Ihres Jahrgangs, ist die Einzige, die es geschafft hat, in den Staatsdienst zu kommen. Die anderen vier - wohlgemerkt Jahrgangsbesten, alle mit Prädikatsexamen - frickeln jetzt in Kanzleien mit 2.200 netto. Besseres war nicht zu kriegen, es sei denn, man will sich in den Rachen der Großkanzleien werfen, wo man die ersten drei Jahre erst mal nur im Backoffice knüppelt und sich verschleisst. Die Erwartungshaltung nach fast 9 Jahren Studium war eine gänzlich andere, als die Realität.

Und man sollte nicht vergessen, das Deutschland nicht mehr, wie in den 60er und 70er Jahren, eine Insel der Glücksseligkeit ist. Es steht in allen Belangen im globalen Wettbewerb, und das betrifft nicht nur die Unternehmen. Der vielgepriesene deutsche Mittelstand ist eine aussterbende Spezies, wenn es nicht gelingt, die 5% der Besten nicht nur auszubilden, sondern auch dauerhaft im Land zu halten.
Während in Europa weitestgehend Stagnation herrscht, holen die Tigerstaaten und andere "Entwicklungsländer" rasend schnell auf. Natürlich ist ein chinesischen Studium heute noch sehr fokussiert und nicht unbedingt alltagstauglich. Aber die haben vor 20 Jahren auch die ersten eigenen Zulieferbetriebe für die Automobilindustrie errichtet - und heute kommen 35% der Teile in Deutschland aus China.
 
Ich möchte noch etwas zu bedenken geben. Die Zeit der stringenten Lebensläufe, wo man in einem Betrieb seine Ausbildung machte, dort aufstieg und nach 40 Jahren in Rente ging, ist endgültig vorbei. Das ist sicher bei der Schreinerei Meier noch möglich, für die Anderen ist es schon ein nicht ungravierender Faktor, wo sie wann mit wem was wofür gemacht haben.
 
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