Internationale Top-Unis wirklich besser als Deutsche?

Zitat Karldall: "Schorsch" W. Bush und sonstige.....Wir müssen hier schon eine Differenzierung nach den Abschlüssen vornehmen. Der Bachelor ist kein Problem und da hilft sicher auch die eine oder andere Spende! Aber danach wird es ernst. Um in das Master Programm zu kommen mußte man in Berkeley eine Art Aufnahmeprüfung bestehen. Zu meiner Zeit sind da - soweit ich mich erinnere - 80% durchgefallen, und das erklärt auch die kleinen Klassen. Man sollte auch in der Diskussion nicht vergessen, dass man über das fachliche hinaus noch so einiges fürs Leben (und natürlich auch für das spätere Berufsleben) lernt. Im Erfolgsfall ein erheblicher Beitrag zum Selbstbewußtsein und zum Networking. Die Absolventen bleiben über Jahre hinweg in Kontakt und auch die Unis kontaktieren regelmäßig ihre Alumnis - nicht zuletzt wegen der Spenden falls der eine oder die andere inzwischen Vorstandsvorsitzender oder allgemeiner "wichtig" geworden ist.
 
Ein interessantes Thema, über das ich mich erst kürzlich mit Studienfreunden unterhalten habe.
Kurz zu meinem Werdegang, um die folgenden Statements besser einordnen zu können:
Bis zum Abitur war, welches ich auf einem regulären allgemeinbildenden Gymnasium absolviert habe, war ich im englischsprachigen Ausland im Internat. Angeschlossen hat sich ein Bachelorstudium an einer mittelmäßig bekannten deutschen Universität im wirtschaftlichen Bereich. Auslandssemester an einer Ivy League Uni und Summer School in Harvard. Meinen Master habe ich an einer Uni in UK erworben - meine Signatur gibt hier einen recht eindeutigen Hinweis. Derzeit bin ich dabei, mich für einen MBA in den USA vorzubereiten, da ich mir davon derzeit größere Vorteile für mich persönlich (im Sinne der Weiterentwicklung) erhoffe, als mit einer Promotion.

Der Master in UK war toll, super nette Leute kennen gelernt - aber vom Wissenszuwachs hielt sich das in Grenzen. Im Nachhinein hätte ich vermutlich von einem Master an meiner Heimatuni (an der ich bereits meinen Bachelor erworben hatte) kombiniert mit einem (oder zwei) Auslandssemester mehr gehabt - sowohl was den Spaß am Studium angeht, als auch den Wissensgewinn. Was mich neben den fachlichen Aspekten überrascht hatte: Vom Networking hatte ich mir von UK weitaus (!!!) mehr erwartet - klar man lernt nette Leute kennen, aber eben leider auch viele CV Optimierer mit Fokus auf Investment Banking und/oder Consulting.

Zu Rankings: Rankings haben m.E. in vielen Bereichen ihre Daseinsberechtigung - allerdings nur sehr eingeschränkt bei all jenen Studiengängen, die den Wirtschaftswissenschaften nahe stehen. Hier ist ein Ranking nur dann interessant, wenn es einen persönlich auch in die Forschung bzw. den Lehrbetrieb zieht. Sind wir mal ehrlich: Was in den Wirtschaftswissenschaften für den Beruf erforderlich ist, vermitteln die meisten der deutschen Universitäten - ob nun Mannheim oder Passau macht da einen sehr geringen Unterschied (ganz anders natürlich bei technischen Studiengängen, bei Medizin oder Psychologie). Die Unis unterscheiden sich eventuell was die Verwaltung angeht (wobei da fast alle der nicht-privaten ein eher trauriges Bild abgeben), was den Campus und das Lebensgefühl angeht. Aber was die Erfordernisse im zukünftigen Beruf angeht: Fachlich decken die deutschen Universitäten eigentlich alles ab. Neben dem fachlichen Background zählen natürlich die berufspraktischen Erfahrungen (Praktika etc.), das eigene Netzwerk und vor allem: die eigene Persönlichkeit. Und wie es mit der Persönlichkeit nun mal so ist - da kann die Uni relativ wenig beisteuern.
Weiterhin sollte sich auch jeder Student die Rankings (bspw. in der WirtschaftsWoche) genauer anschauen. Denn bei der Auflistung jener Faktoren, die aus Personalersicht bei der Sichtung der Bewerbungsunterlagen und dem Bewerbungsgespräch wichtig sind, taucht die Universität sowie das Ranking der Universität meist auf den letzten Plätzen auf - abgeschlagen hinter Expertise, persönlichem Eindruck usw. D.h. das Ranking der Universität spielt für den Berufseinstieg nur eine beschränkte Rolle - und zwar aus meiner Sicht vor allem bei den Wirtschaftsstudenten. Persönlich kenne ich mindestens genau so viele Top-Leute von "normalen" deutschen Unis, wie ich Lebenslaufoptimierende Leute von deutschen "Elite-Unis" kenne, die trotz exzellenter Noten im Berufsalltag untergehen.

Was ich generell am Bildungssystem (erneut: wirtschaftliche Studiengänge) schade finde: Auswendig lernen führt zu guten Noten, das Verständnis bleibt auf dem Weg. Das gilt sowohl für Deutschland, als auch USA. Top Score im GMAT - stupides Büffeln der Aufgabentypen reicht aus. D.h. die Aussagekraft einer hohen GMAT Score zeigt mir lediglich: Der Kandidat hatte genügend Zeit sich vorzubereiten (3 Monate sind schon erforderlich) und kann toll Auswendig lernen - Aussagegehalt für den Beruf gleich Null.
 
Die Studenten malochen wie die Verrückten, sprechen drei Sprachen, arbeiten 80 Stunden die Woche und haben kein Problem, um die halbe Welt zu reisen. Hier kriegen die Studenten ja schon einen Fön, wenn sie mal 100 km weg sollen. Dafür bildet China jedes Jahr 300.000 Ingenieure aus. Und die lernen mit Lichtgeschwindigkeit, weil die noch hungrig sind - nach Erfolg, nach Geld, nach allem.

Vielleicht sind wir zu satt.Zeit, wieder hungrig zu werden.

Ist vielleicht etwas übetrieben was du hier darstellst :D 80h arbeiten die sicherlich auch nicht die woche und wenn, dann sind die ansprüche der uni wohl ziemlich niedrig wenn man soviel zeit übrig hat ;)

Ich studier an der TUM und auch hier spricht fast jeder 3 sprachen, also das ist heutzutage an uni's relativ normal bzw. auch nötig wenn man sich mal die stellenanzeigen durchliest.
Deutschland bildet ca. 40000 Dipl. Ing. bzw. M.Sc. pro jahr aus, wenn man nun die einwohnerzahl von china und deutschland vergleicht dann relativieren sich diese 300000 von china wieder ganz schnell.
Ich glaub man sollte deutsche studenten mal nicht als faul oder so betrachten, wenn man mal an anderen unis war dann sieht man erstmal wie extrem gut wir hier "ausgebildet" werden. Dies ist natürlich uni abhängig.

Das deutsche studenten zu faul sind weiter als 100 km wegzugehen mag manchmal vll. zutreffen, allerdings findet man i.d.R. auch in deutschland im umkreis von 100 km eine gut hochschule. In china gibt es gute hochschulen eben nur in den ballungszentren.

Was aber definitv stimmt ist, das die arbeiteinstellung der chinesen eine ganz andere (aber nicht unbedingt bessere) ist.
 
Was ich generell am Bildungssystem (erneut: wirtschaftliche Studiengänge) schade finde: Auswendig lernen führt zu guten Noten, das Verständnis bleibt auf dem Weg.

Zumindest an meiner FH gab es etliche Vorlesungen bzw. Prüfungen, die in theoretischen Teil (evt. Fragenkatalog, konnte man auswendig lernen) und Verständnisfragen (konnte man nicht auswendig lernen) unterteilt waren. Gab zwar ne hohe Drop-Rate, aber mir ist es entgegen gekommen, weil ich sowieso immer versuche, auf Verständnis zu lernen, weil es im Grunde viel einfacher ist.

Ich hab zwar leider (noch) keinen direkten Vergleich zu Unis, aber finde den Praxisbezug bzw. die Vorbereitung auf den Beruf an den FH's (bzw. zumindest an meiner) sehr gut und auch vom Feedback her hat man den Unis da einiges voraus. Hab aber auch berufsbegleitend studiert, möglich das man dort mit den Studierenden schon anders arbeiten kann wie mit den "Frisch gefangten" ;)
 
Ich meinte die Berufsanfänger, die China aus den Universitäten entlässt. Das war missverständlich ausgedrückt.
Man darf auch nicht vergessen, das chinesische Universitätssystem ist gerade mal 25 Jahre alt und wurde damals auf dem Parteitag beschlossen. Vorher waren das eher parteiinterne Kaderschmieden.
Wir haben ( Consulting ) versucht, in Deutschland ein Team aufzustellen, das bereit war, durchaus 60-80 Stunden die Woche zu arbeiten. Ging gar nicht. Einer kam sogar mit Gewerkschaft.
Jetzt habe ich Briten und Iren dort eingesetzt, die maulen nicht, sind engagiert und total erfreut, das eine Krankenversicherung Teil Ihres Arbeitsvertrages ist.
 
@Renegade:
Ich bin zwar ein überzeugter Verfechter des universitären Ansatzes, stimme Dir aber zu, dass die konrete Berufsvorbereitung an den FHs einen höheren Stellenwert einnimmt.
Meine Darstellung war natürlich etwas überspitzt - auch an den Unis wird der Transfer durchaus abgefragt. Dennoch: Durch reines "Büffeln" kann man sich gut positionieren, ohne den Praxisbezug bzw. die Praxisrelevanz zu hinterfragen.
 
Wir haben ( Consulting ) versucht, in Deutschland ein Team aufzustellen, das bereit war, durchaus 60-80 Stunden die Woche zu arbeiten. Ging gar nicht. Einer kam sogar mit Gewerkschaft.
Jetzt habe ich Briten und Iren dort eingesetzt, die maulen nicht, sind engagiert und total erfreut, das eine Krankenversicherung Teil Ihres Arbeitsvertrages ist.
Meine Erfahrungen sind diesbezüglich absolut konträr. Ich kenne Consulting zwar nur aus Auftraggebersicht, allerdings sind sowohl einige meiner Führungskräfte als auch meiner Freunde in der Beratungsbranche unterwegs.
Briten und Franzosen sind bei Auslandsprojekten (bspw. in Deutschland) oftmals ob des hohen Reisebedarfs (= signifikante Erhöhung der gefühlten Wochenarbeitszeit) überrascht - denn viele ihrer sonstigen Projekte werden aus London oder Paris abgewickelt.
Skandinavische Teams haben Work-Life-Balance ebenfalls viel höher priorisiert.
Dahingegen werden die Deutschen innerhalb der Branche eher als "Arbeitstiere" angesehen, weshalb wir z.B. auch bei Auslandsprojekten oft auf (zumindest teilweise) deutsche Teambesetzung wert legen.
 
Wir haben ( Consulting ) versucht, in Deutschland ein Team aufzustellen, das bereit war, durchaus 60-80 Stunden die Woche zu arbeiten. Ging gar nicht. Einer kam sogar mit Gewerkschaft.
Jetzt habe ich Briten und Iren dort eingesetzt, die maulen nicht, sind engagiert und total erfreut, das eine Krankenversicherung Teil Ihres Arbeitsvertrages ist.
Also da muss ich doch mal einwerfen, dass die Aufstellung eines Teams mit der Maßgabe, dass Doppelschichten zwingend erwartet werden, schlicht nach Ausbeutung klingt. Da sollte man dann einfach mehr Leute staffen, sonst ist das schlechtes Projektmanagement, weil man dann am Ende auch keine Reserven mehr hat, falls Probleme auftreten.

Ich sage nichts gegen gelegentliche massive Überstunden für ein konkretes Projektziel, das ist im gescholtenen deutschen Mittelstand mit internationaler Ausrichtung völlig normal. Aber absichtlich geplante Überlast tun sich nur Leute an, die keine andere Wahl haben, und das sind dann selten die besten. Und ich möchte zu bedenken geben, dass es derzeit für jedermann sichtbar keine andere westliche Industrienation gibt, die mit der Globalisierung so gut klar kommt, wie Deutschland. Irgendwas müssen wir da also ziemlich richtig machen. Großbritannien und Irland sehe da nicht in der gleichen Liga. :)

Vor China und Tigerländern und - in meinem Bereich recht populär - Indien habe ich keine Angst. Ich habe diese Leute in vielen Beispielen in Projekten arbeiten sehen und um es mal gelinde auszudrücken, ich war nicht beeindruckt. Natürlich können wir Deutsche uns auf unserer Sorgfalt, unserer Kompetenz und unserer Produktivität nicht ausruhen, aber wir brauchen in der Gegenwart keine Konkurrenz zu fürchten und das gibt uns eine großartige Grundlage für die Zukunft. Das kochende Wasser der anderen ist bei Licht betrachtet doch häufig sehr verdünnt.
 
Wir haben ( Consulting ) versucht, in Deutschland ein Team aufzustellen, das bereit war, durchaus 60-80 Stunden die Woche zu arbeiten. Ging gar nicht. Einer kam sogar mit Gewerkschaft.
Jetzt habe ich Briten und Iren dort eingesetzt, die maulen nicht, sind engagiert und total erfreut, das eine Krankenversicherung Teil Ihres Arbeitsvertrages ist.

DISCLAIMER: Ich arbeite selbst im Consulting, nebenbei noch als Freelancer und meine Frau ist Unternehmerin. Wir pushen aktuell die 70-80h auch beinahe jede Woche. Weil wir das wollen. Soviel dazu.

ABER, das was hier unterschwellig impliziert wird, stellt IMO ein Weltbild dar, das ich doch als eher fragwürdig bezeichnen würde.
Auch wenn es in manchen Unternehmerkreisen z.Zt. en vogue ist, das anders zu sehen, aber Arbeitnehmerrechte sind richtig und wichtig.
Wenn meine Angestellten über das Jahr gemittelt ihre Arbeit nicht innerhalb der vertraglichen 40h +/- X schaffen, dann sind sie entweder Überfordert, an der Zahl zu wenige oder das PM des Chefs ist unter aller S**.
Wenn der Chef soviel arbeitet ok, hab ich oben auch geschrieben. Wenn Führungskräfte das so handhaben um die Firma voranzutreiben, auch gut und kann gerne entlohnt werden. Aber das ganze als Firmenkultur zu etablieren und auch von den Ameisen (und nichts anderes sind normale Consultants, auch bei MBB) zu verlangen ist krank.
 
Mein Credo als Ameise war (und ist) immer: ich ziehe unbezahlte Freizeit bezahlten Überstunden vor. Das impliziert dass bezahlte Überstunden kein Problem sind wo nötig, aber eben nicht meine Präferenz. Über die Vorgabe unbezahlter Überstunden verhandel ich nicht mal. Das würde eine Wertschätzung meiner Arbeit gegenüber signalisieren mit der ich massive Probleme hätte.
Arbeitszeitkonten, wellenförmige Belastung etc. alles kein Thema. Aber am Ende sollten es die ~40h/Woche aus dem Arbeitsvertrag sein, oder mehr Geld. Wobei ich proteus nicht unterstelle die 80h bei 40h Bezahlung zu erwarten. Aber ich bin da voll d'accord dass das i.a. ein Sprint direkt gegen die Wand ist, wenn's von Anfang an so geplant ist.
 
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