Internationale Top-Unis wirklich besser als Deutsche?

Solange Lehrstühle nach Forschungsleistung und Veröffentlichungsfrequenz besetzt werden statt nach Lehrfähigkeit, wird sich daran auch nichts ändern.

Ein Professor betrachtet die Forschung als seinen eigentlichen Job. Die Lehre ist nur lästiges Beiwerk.

Das wird an den Universitäten anders gesehen. Die Studenten stören eigentlich nur bei der Arbeit.

Kann ich auch aus erster Hand so bestätigen.

Warum die anglo-amerikanischen Unis so gut abschneiden ist mir allerdings auch ein Rätsel. Ich habe selbst einige Zeit an einer amerikanischen Uni verbracht und meine Einschätzung ist recht klar. Sehr einfach, sehr viel auswendig lernen. Erstklassiges Networking.

Was die Amis besser machen ist Dialog. Die Studenten lernen in der Vorlesung das Argumentieren im Dialog mit dem Professor/ den anderen Studenten. Deshalb sind die amerikanischen Absolventen in Verhandlung und Präsentation "uns" oft deutlich voraus.

Dafür leidet oft das Fachwissen. Die amerikanischen Studiengänge sind sehr stark auf das Auswendiglernen von Stoff ausgelegt, für eine relativ bewertete multiple choice Prüfung am Ende. Durchfallen ist unmöglich, der schlechteste bekommt höchstens ein "D". Es zählt also viel mehr an welcher Uni man sich durchgeboxt hat und nicht mit welchem Ergebnis. Das wird erst wieder relevant wenn es um die Top 10% des Jahrgangs geht. Respektive A+/A.

Was die Anglo-Amerikaner besser machen ist das Verkaufen. Die Unis verkaufen ihre Studenten als die Besten, die Professoren tun dies und die Studenten auch. Dadurch entsteht dieses "elitäre" Bild.
Alle deutschen Studenten die ich kenne waren ihren amerikanischen Kollegen im Fach deutlich überlegen. Hilft nur nichts wenn man es nicht verkaufen kann und den deutschen Lemming gibt.
 
Unis sind in der heutigen gesellschaftlichen Realität vor allem für die Lehre da. Das ist ihr überwiegender Raison d'être.

In dieser Hinsicht möchte ich deutlich widersprechen. Die Forschung ist der Motor des Fortschritts und findet auch an der Universität zurecht statt. Natürlich auch in den Forschungsgesellschaften. Aber die Universität ist schon ein Ort der Forschung.

Die Tatsache, dass immer größere Studierendenzahlen inzwischen dazu geführt haben, dass die wissenschaftliche Lehre oft einem verschulten Studium gewichen ist - das kann dann in der Tat auch eine wissenschaftliche Hilfskraft unterrichten, warum auch nicht - ändert nichts am Zweck der Universität.

Die Entstehung der zahlreichen Hochschulen und der verschulten Studiengänge ist in meinen Augen eher Ausfluss der gesellschaftlichen Tendenz, das, was früher fundierte Ausbildung gewesen ist, aus den Unternehmen auszulagern und der öffentlichen Hand zu übertragen. Mit den bekannten Folgen: Die Absolventen beherrschen nicht, was eigentlich gebraucht würde.

Die allermeisten Absolventen einer Hochschule und ein größerer Anteil der Absolventen einer Universität bleiben heute doch ohne nennenswerten wissenschaftlichen Anspruch. Zum Erwerb einer Berufsqualifikation sollte man aber eigentlich keine Univerität besuchen müssen.
 
In dieser Hinsicht möchte ich deutlich widersprechen. Die Forschung ist der Motor des Fortschritts und findet auch an der Universität zurecht statt. Natürlich auch in den Forschungsgesellschaften. Aber die Universität ist schon ein Ort der Forschung.

Die Tatsache, dass immer größere Studierendenzahlen inzwischen dazu geführt haben, dass die wissenschaftliche Lehre oft einem verschulten Studium gewichen ist - das kann dann in der Tat auch eine wissenschaftliche Hilfskraft unterrichten, warum auch nicht - ändert nichts am Zweck der Universität.
Dabei ist aber festzustellen, dass Forschung heute nennenswert und hocheffizient innerhalb der Unternehmen zu deren isoliertem Fortschritt stattfindet. Universitäre Forschung ist mir heute viel zu sehr ohne echte Ergebniskontrolle auf der Jagd nach öffentlichen Projektgeldern, um sich interessant mit sich selbst zu beschäftigen.

Ich sehe die Universitäten in den Geisteswissenschaften und überall dort, wo Forschung nicht monetarisiert werden kann, als Hüter der Wissenschaft an sich. In allen anderen Bereichen sind sie längst von der Wirtschaft übernommen oder mindestens durch finanzielle Beteiligung vereinnahmt. Und dann können sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als allgemeines Bildungsinstitut auch bewusst werden. Zumindest bei uns sind sie ja nun mal in der Basis öffentlich finanziert, um den gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Da sollte es dann auch nicht ihre Entscheidung sein, was sie daraus machen.

Die allermeisten Absolventen einer Hochschule und ein größerer Anteil der Absolventen einer Universität bleiben heute doch ohne nennenswerten wissenschaftlichen Anspruch. Zum Erwerb einer Berufsqualifikation sollte man aber eigentlich keine Univerität besuchen müssen.
Das ist ein interessanter Gedanke, der aber die gewachsene Realität nun mal nicht widerspiegelt. In den Ländern mit Privatuniversitäten wie den USA bietet die Universität ja gegen Honorar Berufsausbildung an. Da sehe ich den Unterschied zur Berufsausbildung im Unternehmen nur bedingt. Zudem ist der Vorteil für den Ausgebildeten, dass er sich nicht mit der Ausbildung an ein Unternehmen zwangsweise bindet, sondern sich nach wie vor frei auf dem Markt bewegen kann und sein Abschluss auch allgemein anerkannt wird, ohne dass er deswegen Nachteile befürchten muss.
 
Aktuelle Rankings fokussieren wieder stärker auf Forschung - als Beispiel bei WiWi das Handelsblatt Ranking oder international Financial Times oder UT Dallas. Und hier sind Internationale Top Unis deutlich besser aufgestellt. Dort werden Top Leute mit allem ausgestattet was sie brauchen - und alle arbeiten wie irre. Schlecht sind wir in Deutschland nicht - aber zur Spitze fehlt einiges. Das mag nicht in allen Bereichen so sein.


Gesendet von iPhone mit Tapatalk
 
Die Ratings sind was die Ausbildung der Studenten betrifft irrelevant. Ich habe Freunde und Kollegen an den Ivy League Unis (MIT, Yale, Harvard, Stanford) ebenfalls in Cambridge, da es dort jeweils Forschungsgruppen in meinem Fachbereich gibt.

Die Ausbildungsgrundlagen, sind wir uns einig, sind ob in Deutschland/Österreich sehr gut vergleichbar. Die Meinung hat sich Aufgrund diverser Auslandssemester gebildet.

Was als großer Unterschied wahrgenommen wurde, war die wirtschaftliche Verflechtung, die die Forschung zu einem Groß finanziert. Natürlich spielt auch die Grundfinanzierung der Unis eine große Rolle. Durch die Studiengebühren steht den Amerikanern ein ganz anderer Zugang zu Lehrmaterial und Labs zur Verfügung.

Ich befürworte die abstrusen Studiengebühren der USA heute aber kaum, da das Versprechen das früher erfüllt wurde nicht mehr machbar ist für einen Großteil der Absolventen.

Kurz um, die Finanzierung und der fehlende akademische Mittelbau machen es deutschen Unis sehr schwer Spitzenforschung zu liefern. Irgendwo war zu lesen, das jemand die Geisteswissenschaften als Halter der klassischen Wissenschaft versteht. Dem möchte ich widersprechen, wenn man die Methodik von heute anschaut. Das schlimmste publish or perish findet dort statt. Die Verflechtung von Wissenschaft und Forschung ist heute nur zum Teil unerfreulich, finanziert immerhin irgendwer die Forschung (mit allen Nachteilen und existentiellen Vorteilen).

Nunja,immerhin ist die Ausbildung gut.
 
War im Auslandssemester (Studienbereich BWL) an einer Top gerankten US Uni, mein bester Studiums Buddy 2 Stunden entfernt an einer Ivy League B-School.

Professoren waren gut, die Studenten allenfalls Mittelmaß, wobei man jedoch nicht außer Acht lassen darf, dass es dort das MBA Programm war, das wir besuchten.

Unser Fazit damals: die kochen auch nur mit Wasser!
 
Warum? Weil ich denke, dass bei den meisten Studiengängen der Lehrinhalt total egal ist, weil man diesen in der Praxis sowieso nicht benötigt. Habe aus meinen Wirtschaftsingenieurstudium GAR NICHTS gebraucht.
Das habe ich früher auch gedacht -- und bin zufällig auch Wirt.-Ing.

In den ersten Berufsjahren in einem Beratungsunternehmen war ich schockiert, dass ich quasi nichts aus dem Studium nutzen konnte. Danach habe ich mich selbstständig gemacht, und rückblickend muss ich sagen, dass mir die gelernte Methodik (nicht die Inhalte) aus dem Studium schon geholfen hat.

Strukturiertes, fokussiertes Einarbeiten in ständig neue, unbekannte Themengebiete. Wissenschaftliches Hinterfragen von Zusammenhängen anstatt alles blind zu glauben, weil es ein "Experte" gesagt hat. Das schnelle Überfliegen und Verdauen von wissenschaftlichen Veröffentlichungen im engl. Original. Das ist alles nichts besonderes, aber wer nicht durch ein Studium zum Training dieser Fähigkeiten "gezwungen" wird, eignet sich diese Fähigkeiten selten autodidaktisch en passant an.

Muss man für diese Fähigkeiten nun 5 Jahre auf der Uni verweilen? Ich weiß es nicht. Aber nun habe ich das getan und nach meinem Gejammer über die Zeitverschwendung kann ich dem Ganzen 15 Jahre später doch ein einiges Positives abgewinnen.

Das Ranking der Uni ist völlig irrelevant.
Aus Sicht vieler Arbeitgeber stimmt das nicht.

Viele Firmen rekrutieren Nachwuchs verstärkt von sog. "Zielunis" aus den bekannte Rankings, z.B. Karlsruhe, Aachen, Hamburg, Darmstadt, Ingolstadt, München und Stuttgart für Ingenieure. Nicht dass die Absolventen von Uni A objektiv "besser" wären als von Uni B. Die Soziologie zeigt aber: Wir präferieren Kollegen und Nachwuchskräfte, die uns selbst sehr ähnlich sind. D.h. die Personalverantwortlichen replizieren sich quasi selbst. Und wo haben die Abteilungsleiter und Personalverantwortlichen von Großunternehmen selbst studiert? Natürlich an eben diesen "Zielunis".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, man sollte solche Rankings und auch überhaupt die Bedeutung des Studiums an sich für den Lebensweg nicht überbewerten. Natürlich kann eine renommierte Uni im Lebenslauf eine Tür öffnen, in der Regel die erste. Aber das, was den Beruf ausmacht, lernt man nicht im Studium, sondern in der anschließenden Berufsausübung. Das Studium ist nur die allererste Sprosse auf der Leiter, wichtig als Grundlage, aber nach zehn Jahren im Beruf - von der Tatsache abgesehen, dass man es erfolgreich abgeschlossen hat - völlig unerheblich.

Ob das wirklich so ist?

Ich habe erst nach dem Berufseinstieg in der Freizeit studiert (bisher 8 Jahre, FH-Bachelor, UK Master, internat. Berufsexamen) und spiele mit dem Gedanken in einigen Jahren in einen Cambridge Judge EMBA zu investieren (sofern ich drankomme), um über das Netzwerk und den Namen meine Chancen zu verbessern. Habe das Gefühl, dass das für die Champions League irgendwie nötig zu sein scheint.
Kostenpunkt: ca. 100k. Alternative Full Time Ivy League: 300k mit Unterkunft. Finde ich etwas unverhältnismäßig...und riskant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe das Gefühl, dass das für die Champions League irgendwie nötig zu sein scheint.
Kostenpunkt: ca. 100k. Alternative Full Time Ivy League: 300k mit Unterkunft. Finde ich etwas unverhältnismäßig...und riskant.
Schau Dir mal die Lebensläufe der Dax 30 Vorstände an. Wer hat von denen einen MBA? Die kannst du an einer Hand abzählen, wenn überhaupt. Einen Doktortitel siehst Du da deutlich häufiger.

Fulltime Ivy League kann sich finanziell sicher rechnen, sofern man einen der wenigen Studienplätze ergattern kann. Aber dann musst Du auch dazu bereit sein, im Anschluss dort zu arbeiten wo der angelsächsische Abschluss finanziell honoriert wird. D.h. in der Regel die USA & UK. Im Finanz- und Versicherungsbereich vielleicht noch die Schweiz. Nicht aber Deutschland.
 
Das relativiert sich etwas wenn man in USA anfängt. Die großen Westküstenunternehmen zahlen ca 50k signing bonus wenn man von der Business School kommt.


Gesendet von iPhone mit Tapatalk
 
Oben