Internationale Top-Unis wirklich besser als Deutsche?

Ob das wirklich so ist?

Ich habe erst nach dem Berufseinstieg in der Freizeit studiert (bisher 8 Jahre, FH-Bachelor, UK Master, internat. Berufsexamen) und spiele mit dem Gedanken in einigen Jahren in einen Cambridge Judge EMBA zu investieren (sofern ich drankomme), um über das Netzwerk und den Namen meine Chancen zu verbessern. Habe das Gefühl, dass das für die Champions League irgendwie nötig zu sein scheint.
Kostenpunkt: ca. 100k. Alternative Full Time Ivy League: 300k mit Unterkunft. Finde ich etwas unverhältnismäßig...und riskant.
Es gibt ja zwei sinnhafte Profitmöglichkeiten aus dem Studium. Die eine ist der Abschluss und die andere ist der Wissensgewinn, den man aus diesem Studium geschöpft hat. Ich stelle nicht in Frage, dass man ohne qualifizierten Studienabschluss nicht an bestimmte Stellenklassen herankommt. Aber der konkrete Lerninhalt aus dem Studium hat nach meiner persönlichen Erfahrung eine kurze Halbwertszeit, es geht da mehr um die Entwicklung wissenschaftlicher Lernfähigkeit auf einem abstrakten Niveau.

Im späteren Leben ist nicht wichtig, was man zwanzig Jahre vorher an der Uni im Reagenzglas gefunden hat. Da geht es darum, was man im Berufsleben seitdem an nachweisbaren Erfolgen und persönlichen Entwicklungsschritten vorzuweisen hat. Der potenzielle Arbeitgeber hat nämlich in der Regel eine kritische Vakanz, wo eine entsprechende Leistung zu erbringen ist, und da will er sicher gehen, dass man als Kandidat schon Vergleichbares auf die Straße gebracht hat.
 
Schau Dir mal die Lebensläufe der Dax 30 Vorstände an. Wer hat von denen einen MBA? Die kannst du an einer Hand abzählen, wenn überhaupt. Einen Doktortitel siehst Du da deutlich häufiger.

Fulltime Ivy League kann sich finanziell sicher rechnen, sofern man einen der wenigen Studienplätze ergattern kann. Aber dann musst Du auch dazu bereit sein, im Anschluss dort zu arbeiten wo der angelsächsische Abschluss finanziell honoriert wird. D.h. in der Regel die USA & UK. Im Finanz- und Versicherungsbereich vielleicht noch die Schweiz. Nicht aber Deutschland.

Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Statistik gesehen, die das Gegenteil beschrieb: Die MBAs seien in der Überzahl im DAX. Ich habe jetzt nicht nachgezählt, dennoch aber den Eindruck, dass so mancher PhD ewig auf der Assistentenstelle für unter 100k rumgammelt bzw. der Mehraufwand von 4+ Jahren mit 5-10k zusätzlichem Jahresbrutto honoriert wird.
 
Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Statistik gesehen, die das Gegenteil beschrieb: Die MBAs seien in der Überzahl im DAX. Ich habe jetzt nicht nachgezählt, dennoch aber den Eindruck, dass so mancher PhD ewig auf der Assistentenstelle für unter 100k rumgammelt bzw. der Mehraufwand von 4+ Jahren mit 5-10k zusätzlichem Jahresbrutto honoriert wird.
Aus einem Hartmann Interview bzgl. MBA (https://www.studis-online.de/HoPo/art-1720-manager-elite.php):

Auch der einst so hochgejubelte Abschluss Master of Business Administration (MBA) ist nicht wirklich der große Renner. Von 529 Spitzenmanagern haben (in Deutschland) inklusive Ausländer gerade einmal 28 diesen kostspieligen Titel als wirklichen Studienabschluss inne. Ohne Ausländer sind es nur 18.
Also ca. 7% mit MBA.

Spiegel Artikel (http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...viele-leute-die-jetzt-zittern-a-762720.html):

Manager ohne Doktortitel sind in den Chefetagen mancher deutscher Konzerne rar. Von neun Vorständen bei der Münchener Rück weist lediglich einer diesen akademischen Grad nicht vor, bei BASF tragen sechs von acht Vorständen den Titel, bei BMW haben die Doktoren mit vier zu drei knapp die Mehrheit im Vorstand. Von den 30 Dax-Chefs haben 18 promoviert, einige besitzen sogar einen Professorentitel.

Und nochmal Hartmann: https://books.google.hu/books?id=vA...q=hartmann promotion vorstand prozent&f=false

"Buß (2007) findet einen ähnlich hohen Promotionsanteil (47%) bei deutschen Spitzenmanagern vor."

Bei MBA vs. Dr. steht es also ~10% vs. ~50% in Deutschland. In den USA dürfte das Verhältnis allerdings exakt andersherum aussehen.

Ich glaube wir hatten das Thema schon, aber wer glaubt dass er durch einen MBA oder Dr. automatisch zu den Top-Verdienern im Konzern aufzusteigen könnte enttäuscht werden. Für die meisten ist irgendwann ab Abteilungsleiterebene Schluss mit Aufstieg, egal wie qualitativ gut die eigene Leistung ist oder ob die Promotion mit Summa Cum Laude abgeschlossen wurde. Für den Aufstieg in die absoluten Spitzenpositionen zählen dann (laut Hartmann, z.B. http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-02/eliten-forscher-hartmann-stipendium-exzellenzinitiative) vielmehr souveränes Auftreten, ein großbürgerlicher Habitus, der richtige Stallgeruch. All das lässt sich an der Uni nicht lernen.
 
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Schau Dir mal die Lebensläufe der Dax 30 Vorstände an. Wer hat von denen einen MBA? Die kannst du an einer Hand abzählen, wenn überhaupt. Einen Doktortitel siehst Du da deutlich häufiger.

Fulltime Ivy League kann sich finanziell sicher rechnen, sofern man einen der wenigen Studienplätze ergattern kann. Aber dann musst Du auch dazu bereit sein, im Anschluss dort zu arbeiten wo der angelsächsische Abschluss finanziell honoriert wird. D.h. in der Regel die USA & UK. Im Finanz- und Versicherungsbereich vielleicht noch die Schweiz. Nicht aber Deutschland.
Wenn sich die heutigen DAX 30 Vorstände seinerzeit nach ihrem Schulabschluss die damaligen DAX 30-Vorstände als Rollenmodelle genommen hätten, hätte mindestens die Hälfte von denen Jura studiert. Diese ganzen Qualifikationen sind in einem stetigen Fluss. Als der heutige DAX-Vorstand sein Studium begonnen oder abgeschlossen hat, wurde man auf der BWL-Seite in Deutschland noch Dipl.-Kaufmann und hat vielleicht promoviert, der ganze MBA-Krempel kam da gerade mal als berufsbegleitende Zusatzqualifikation in Mode.

Ich halte es sowieso für eine echte Kontraindikation für die Eignung zum DAX 30-Vorstand, wenn jemand das bereits mit 18 als Karriereziel definiert hat.

Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Statistik gesehen, die das Gegenteil beschrieb: Die MBAs seien in der Überzahl im DAX. Ich habe jetzt nicht nachgezählt, dennoch aber den Eindruck, dass so mancher PhD ewig auf der Assistentenstelle für unter 100k rumgammelt bzw. der Mehraufwand von 4+ Jahren mit 5-10k zusätzlichem Jahresbrutto honoriert wird.
Abgesehen davon, dass 100k immerhin das dreifache des deutschen Durchschnitseinkommens sind und selbst eine volle C1-Stelle nur mit 40-55k dotiert sind, sind "Statistiken" zu sowas Schwachsinn. Sagen wir mal, dass es ca. 200 Personen gibt, die aktuell Vorstand in einem DAX 30 Unternehmen sind und im Schnitt 10 Jahre Vorstandsdienstzeit geleistet werden. Es werden also 20 Personen im Jahr nachbesetzt. Davon sind schätzungsweise 1/3 derzeit keine originären Betriebswirte (vorwiegend Ingenieure), witzigerweie werden aber gerade die häufig einen (berufsbegleitend erworbenen) MBA haben, der Teil ihrer Weiterqualifzierung ist. Runden wir trotzdem mal auf und gehen davon aus, dass ca. 10 originäre BWLer jedes Jahr zum DAX 30-Vorstand berufen werden. Wieviele BWL-Absolventen gibt es pro Jahr? Ist das eine Stichprobengröße, die wahnsinnig groß ist? Und vielleicht ist der Anteil von MBAs in anderen kaufmännischen Rollen ja sogar höher und der MBA ist sogar eine Kontraindikation? Mal ganz abgesehen davon, dass es nach Bologna & Co. ziemlich egal ist, was irgendwelche 40+-Jährigen von 15-25 Jahren mal für Abschlüsse gemacht haben, die heute gar nicht mehr angeboten werden.


Aus einem Hartmann Interview bzgl. MBA (https://www.studis-online.de/HoPo/art-1720-manager-elite.php):

Also ca. 7% mit MBA.

Spiegel Artikel (http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...viele-leute-die-jetzt-zittern-a-762720.html):



Und nochmal Hartmann: https://books.google.hu/books?id=vA...q=hartmann promotion vorstand prozent&f=false



Bei MBA vs. Dr. steht es also ~10% vs. ~50% in Deutschland. In den USA dürfte das Verhältnis allerdings exakt andersherum aussehen.

Ich glaube wir hatten das Thema schon, aber wer glaubt dass er durch einen MBA oder Dr. automatisch zu den Top-Verdienern im Konzern aufzusteigen könnte enttäuscht werden. Für die meisten ist irgendwann ab Abteilungsleiterebene Schluss mit Aufstieg, egal wie qualitativ gut die eigene Leistung ist oder ob die Promotion mit Summa Cum Laude abgeschlossen wurde. Für den Aufstieg in die absoluten Spitzenpositionen zählen dann (laut Hartmann, z.B. http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-02/eliten-forscher-hartmann-stipendium-exzellenzinitiative) vielmehr souveränes Auftreten, ein großbürgerlicher Habitus, der richtige Stallgeruch. All das lässt sich an der Uni nicht lernen.
Leider gehen die ganzen Links bei mir nicht, aber wie dem auch sei, ist der letzte Absatz ein sehr treffendes Fazit und eine vielleicht beobachtbare Korrelation zwischen Studienabschlüssen und Managementfunktion wird zu kritiklos als kausaler Zusammenhang wahrgenommen. Und genau diese kritiklose Übernahme ist bei den Betroffenen übrigens ein schönes Zeichen dafür, dass das Hochschulcurriculum nicht die im wirklichen Leben erforderlichen Fähigkeiten zu vermitteln scheint.

Das sollte jetzt nicht offensiv sein, aber ich habe mit großer Genugtuung festgestellt, dass die Knalltüten, die vor 20 Jahren im Studium bereits ihre gesamte Karriere (da Jurist in der Regel als Großkanzleipartner) durchgeplant hatten ganz woanders gelandet sind.

Aber lasst Euch nicht verwirren, ich bin ja nur ein 17-Jähriger Schwätzer ...
 
Leider gehen die ganzen Links bei mir nicht
Das war leider mein Fehler und ich kann mein Posting nicht mehr editieren. Die Forumsoftware interpretiert die geschlossene Klammer nach dem Link als Bestandteil des Links und bedingt dadurch die 404 Fehler.

Hier nochmal (wenns jemanden interessiert) die Links:
https://www.studis-online.de/HoPo/art-1720-manager-elite.php
http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...t-viele-leute-die-jetzt-zittern-a-762720.html
http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-02/eliten-forscher-hartmann-stipendium-exzellenzinitiative
 
Ich finde es sehr interessant, dass der Deutsch an sich, abgeleitet aus dieser Diskussion und meiner öffentlichen Wahrnehmung, nur 2 Wege der Karriere kennt.

Angestellter sein, in einer Position so hoch wie möglich oder Wissenschaftler in der Forschung mit dem Ziel Professur.

Auch witzig finde ich, dass bei der Betrachtung der Positionen in einem Unternehmen, das Hauptaugenmerk nur auf einem von 3 wichtigen Standbeinen ruht. Dem Manager.

Es gibt mehr als nur Manager. Es gesellt sich die Fachkraft dazu und der Unternehmer selber. Alle 3 Rollen unterscheiden sich so sehr, dass die Funktionen im Widerspruch zueinander stehen.

Ich möchte kein Manager werden. Als Fachkraft (nicht nur im Sinne von Facharbeiter), stehen mir auch die Möglichkeiten des Geld verdienen zur Verfügung, man kann auch in der technischen Laufbahn an hohe 6 stellige Gehälter kommen. Ist halt genauso wahrscheinlich wie ein entsprechender Manager zu werden.


Am wichtigsten aber:

Warum gibt es kaum jemanden der Möglichkeit in Betracht zieht selbst Unternehmer werden! Rein von den Verdienstmöglichkeiten wohl durchaus konkurrenzfähig zu den Standardvarianten.

Wenn ich ein Unternehmen gründe und Erfahrungen sammel, seien es gute oder "schlechte", wird sich daraus ebenfalls ein Mehrwert entwickeln.

Ich habe immer mehr den Eindruck, das Erfolg in Deutschland sehr konservativ betrachtet wird. Quasi eine integrierte Risikovermeidung.

Man sollte, meiner Ansicht nach, abwägen welche Möglichkeiten Unis geben können.

StartUPs gibt es nicht mehr nur in den USA. Da spielt es auch kaum eine Rolle ob ich in Boston studiert habe, oder in Buxtehude.
 
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Auch witzig finde ich, dass bei der Betrachtung der Positionen in einem Unternehmen, das Hauptaugenmerk nur auf einem von 3 wichtigen Standbeinen ruht. Dem Manager.
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Ich möchte kein Manager werden. Als Fachkraft (nicht nur im Sinne von Facharbeiter), stehen mir auch die Möglichkeiten des Geld verdienen zur Verfügung, man kann auch in der technischen Laufbahn an hohe 6 stellige Gehälter kommen.
Naja, in der Praxis wird für reine Fachexperten ohne budgetierten Verantwortungsbereich und/oder Personalführung, die sie wieder zum (technischen) Manager in einer Linienfunktion machen, auch in DAX30-Unternehmen bei über 120k/Jahr die Luft langsam dünn.

"Manager" kann man sich halt als Unbedarfter leicht vorstellen, weil man mangels konkretem Einblick damit keine spezifischen Kompetenzen verbindet. Den richtigen Abschluss vorweisen, ein bisschen Vitamin B hier und diplomatisches Geschick da, dazu eine Prise Stallgeruch (woher das auch immer kommen mag, muss man da Reiten als Hobby haben? ;)) und fertig ist der Top-Manager mit Millionengehalt, alles ganz simpel. :)

Technik-Nerd in Ingenieurwesen oder Informatik zu werden ist dagegen viel anstrengender, da muss man massenweise theoretischen Kram studieren, der mit Mathematik vergiftet ist, und sich mit diesem abstrakten Zeug tagtäglich beschäftigen. :) Das macht man nur als Überzeugungstäter im Thema, nicht als Möchtegern-Glücksritter mit DAX30-Vorstandsambition.

Warum gibt es kaum jemanden der Möglichkeit in Betracht zieht selbst Unternehmer werden! Rein von den Verdienstmöglichkeiten wohl durchaus konkurrenzfähig zu den Standardvarianten.
Weil das Risiko viel höher ist. Wenn man als Kleinunternehmer versagt, hat man i.d.R. neben der anschließenden Arbeitslosigkeit (und dem Zeitverlust in der Karriereplanung) danach Schulden in 5-6stelliger Höhe. Eigentlich ist die geringe Bereitschaft zum Unternehmertum in Deutschland ein großes Kompliment an den hiesigen Arbeitsmarkt. Es sind nämlich vor allem die Länder, die kaum gut dotierte Angestelltenverhältnisse anbieten, wo das Kleinunternehmertum mangels Alternativen am stärksten verankert ist.
 
Naja, in der Praxis wird für reine Fachexperten ohne budgetierten Verantwortungsbereich und/oder Personalführung, die sie wieder zum (technischen) Manager in einer Linienfunktion machen, auch in DAX30-Unternehmen bei über 120k/Jahr die Luft langsam dünn.

"Manager" kann man sich halt als Unbedarfter leicht vorstellen, weil man mangels konkretem Einblick damit keine spezifischen Kompetenzen verbindet. Den richtigen Abschluss vorweisen, ein bisschen Vitamin B hier und diplomatisches Geschick da, dazu eine Prise Stallgeruch (woher das auch immer kommen mag, muss man da Reiten als Hobby haben? ;)) und fertig ist der Top-Manager mit Millionengehalt, alles ganz simpel. :)

Technik-Nerd in Ingenieurwesen oder Informatik zu werden ist dagegen viel anstrengender, da muss man massenweise theoretischen Kram studieren, der mit Mathematik vergiftet ist, und sich mit diesem abstrakten Zeug tagtäglich beschäftigen. :) Das macht man nur als Überzeugungstäter im Thema, nicht als Möchtegern-Glücksritter mit DAX30-Vorstandsambition.


Weil das Risiko viel höher ist. Wenn man als Kleinunternehmer versagt, hat man i.d.R. neben der anschließenden Arbeitslosigkeit (und dem Zeitverlust in der Karriereplanung) danach Schulden in 5- 6stelliger Höhe. Eigentlich ist die geringe Bereitschaft zum Unternehmertum in Deutschland ein großes Kompliment an den hiesigen Arbeitsmarkt. Es sind nämlich vor allem die Länder, die kaum gut dotierte Angestelltenverhältnisse anbieten, wo das Kleinunternehmertum mangels Alternativen am stärksten verankert ist.

Achtung Textwand; leider nur bedingt Uni-basierend

Vorweg, ich würde Personalverantwortung nicht in direkte Kausalität zur Funktion eines Managers stellen. Zumindest kenne ich Unternehmen, die dies strikt trennen (technischer Leiter mit der Million im Jahr, Personal verwaltet wer anders im billigeren Milieu, das gilt aber wohl wirklich nur für Spitzen-Geeks). "Top-Manager mit Spitzengehalt" ist etwas so Unwahrscheinliches, dass man darauf hinarbeiten kann und vergisst, dass es nicht mehr die Arbeit ist, die einen dorthin bringt.

Der Spruch "wer arbeitet kann nicht reich werden" wird spätestens ab dieser Ebene an Wahrhaftigkeit gewinnen (siehe Stallgeruch etc.).

Thema Unternehmenskultur:

Wer lernte Unternehmensführung in der Schule? Oder habt ihr nur gesagt bekommen, geh studieren oder in die Lehre? Wenn man nicht gerade in einer Unternehmerfamilie aufwächst, lernt man in der Hinsicht rein gar nichts. Ist Unternehmertum also eine Art Gesellschaftsklasse? Falls ja, brrrrr.

MBA und BWL sind witzigerweise nutzlos in der Gründungsphase, erst im etablierten Unternehmen trägt dieses Wissen Früchte. Ich bin mir nicht sicher, ob das so gewollt ist. Sollte Betriebswirtschaft nicht eine so wichtige Phase wie eine Gründung abdecken können? Bei einem MBA kann ich es sogar nachvollziehen. Interessanterweise wird auf anderen Kontinenten eine solche Bildung angeboten.
Ist es also sinnvoll den deutschen Arbeitsmarkt ein Kompliment zu machen, wenn er verhindert dass ein wichtiger Weg des Fortschritts unterrepräsentiert wird? Es wirkt wie eine Zulieferung von "Ressourcen" aus den Unis und Schulen, damit die Unternehmer entsprechend geschultes Personal haben. (Ich gebe zu, in gewissem Maße, ist das sinnvoll). Aber wer bringt dir bei Unternehmer zu sein?

Das man als Unternehmer mit mehr Risiko leben muss, hatte ich ja ebenfalls erwähnt. Allerdings sehe ich das Problem in der deutschen "Pseudo" Gewinnermentalität. (Ist es eher eine Glücksrittermentalität!? Danke Bluesman, der Begriff ist eine schöne Ergänzung)

Frei nach dem Motto: 1x probiert, 1x versagt, für immer weg. Quasi, nur wer es im ersten Versuch schafft, ist ein Gewinner. Wer 1x verliert ist immer Verlierer. Das ist für mich typisch deutsch. Diese Einstellung ist rational gesehen, totaler Unsinn und absolut ineffizient für eine Gesellschaft. Erst recht in einer konservativen Gesellschaft, wo existierende (Groß-) Unternehmen gefördert werden wie nie. Was ich übrigens für sinnvoll halte.

Wäre es aber nicht noch sinnvoller, ambitionierten Unternehmertypen mit Ideen, die evtl. Chancen zum lernen hatten, eine neue Chance zu geben? Sprich das generelle unternehmerische Risiko verringern, sagen wir durch Iteration!?


Ich selber möchte mich selbstständig machen, jedoch nicht in Deutschland.

Es gibt Förderungen noch und nöcher: Vorgründungsphasenfinanzierung mit anschließender Gründungsphasenfinanzierung. Es wird einem Werkstatt und Büro gestellt. Risikokapitalgeber werden vermittelt. Kein privates Risiko, sondern Unternehmensrisiko. Jeder weiß, dass ich privat keine 100k oder gar Millionen zurückzahlen kann, aber irgendwie ist das für bestimmte Geldgeber mit bestimmter Herkunft gar kein Problem.

Zugegeben, dass im Moment soviel Kapital zur Verfügung steht ist der Geldpolitik geschuldet. Das wird sich evtl. bald wieder ändern.

Man kann also mit geringen persönlichen Risiko die Sache angehen, nur halt nicht in Deutschland. Es verrät einem nur Niemand. Hier kamen die Leute auf mich zu, sofern ich sie überzeugen konnte, dass meine Ideen gut sind.

Geht etwas schief habe ich Erfahrungen gemacht, die ein Studium oder Weiterbildung nicht vermitteln können. Das ist selten und äußerst wertvoll. Nur nicht in Deutschland, da ist es ein Makel.
 
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"Top-Manager mit Spitzengehalt" ist etwas so Unwahrscheinliches, dass man darauf hinarbeiten kann und vergisst, dass es nicht mehr die Arbeit ist, die einen dorthin bringt.

Der Spruch "wer arbeitet kann nicht reich werden" wird spätestens ab dieser Ebene an Wahrhaftigkeit gewinnen (siehe Stallgeruch etc.).
Das halte ich ehrlich gesagt bzgl. sehr vieler solcher Spitzenmanager für eine populistische Ausrede. Ich kann jetzt nur für "meinen" CEO und seinen Vorgänger reden, aber ich denke, das sind für mich gute Beispiele dafür, dass in solchen Positionen auch brillante Geister mit großer Detailversessenheit und dementsprechend hohem Arbeitspensum zur Verarbeitung der täglichen Informationsflut sitzen, mit denen sich die meisten Hochbegabten (zu denen ich mich unbescheidenerweise auch zähle :)) nicht ansatzweise messen können. Das gilt auch für die zweite und dritte Reihe dahinter.

Es mag sein, dass finanziell gesicherte Herkunftsverhältnisse mit ererbten Netzwerkteilen Menschen hervorbringen, die neben den nötigen kognitiven Fähigkeiten und erstklassiger Ausbildung auch die gesellschaftlichen und sozialen Fertigkeiten besitzen, um auf einer solchen Ebene zu agieren, und deswegen gegenüber Kandidaten profanerer Herkunft und Umgangsformen natürliche Vorteile haben, insbesondere im Umgang mit Menschen ähnlich gesicherter Herkunft.
 
Populistische Ausrede.

Nirgendwo habe ich die Fähigkeiten, die man besitzen muss jemanden aberkannt. Im Gegenteil, ich bin der festen Überzeugung, dass ohne fachliche Fertigkeiten und Fähigkeiten man nicht mal in die 4te oder 5te Reihe hineinkommt.

Das ist jedoch das Problem. Der Punkt der rationalen und sachlichen Entscheidung wird, was die Karriere betrifft verstärkt durch Soziales und Gesellschaftliches geprägt. Das ist konservativ und eben nur teilweise zielführend. Sprich, es wäre ausbaufähig.

Du hast brillante Geister als CEO kennengelernt. Dies ist gut so. Er konnte brilliant werden, da er die Chance hatte. Wäre er, und das ist statistisch Relevant, in einer der früheren Phasen seiner "Karriere" gescheitert, hätte er evtl. das brilliant werden verpasst, da Ihm das evtl. jemand abgesprochen oder nicht erkannt hatte. Niemand ist brilliant aus dem Nichts heraus.

Ein "brillianter" Investmentbänker ist statistisch gesehn auch nicht mit Fertigkeiten und Fähigkeiten gesegnet, sondern hatte Glück. Das mag auch wieder "populistisch" sein, ist aber erwiesen. Die entsprechenden Studien sind leicht zu finden.

Natürlich sind das 2 extreme, aber Erfolg wird eben nicht unbedingt durch Leistung und Können definiert. Dem CEO gönne ich den Erfolg, dem Investmentbänker eher nicht auch wenn er nur seinen Job macht.


Im Übrigen, ich finde deine Wortwahl "brilliant" sehr schön, vorallem da ich von Makel gesprochen habe.

Nun nur noch kurze und lose Gedankengänge in dem Zusammenhang:

Wenn man einen Klassenunterschied feststellen kann... (kann man? Du schreibst auch von Vorteilen, die aber fairerweise irgendwann, irgendwer erarbeitet hat)

Denkweisen wie "die da oben", "die da unten", "Hoch/Mittel/Tief-Schicht" sind veraltet und sollten von jedermann abgelegt werden. Solange es diese gibt, gibt es eben "Stallgeruch".

Hochbegabt sein ist, aus eigener Erfahrung heraus, auch ein zweischneidiges Schwert und sehe ich in keinem Kontext zur (Offtopic-)Diskussion.


Vielen Dank für die Diskussion, ich mag deinen Standpunkt.

Weiterhin möchte erwähnen, dass die Aussagen von mir, nur bedingt meine Meinung wiederspiegeln, es handelt sich eher um den Versuch einer vernunftbezogenen Positionsfindung (was ist schon Vernunft!?) anhand der bisherigen Aussagen in diesem Faden. (oder kurz gesagt, ich widerspreche, des Widersprechens willen, da die verschiedenen Meinungen diverse interessante Standpunkte abdecken.)
 
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