Gianni Lovadina - ein reisender Schneider

Ich sehe schon, es ist schwer ein Element an einem ansonsten unterklassigen Beispiel zu diskutieren, was den einen oder anderen triggert, was er dann aber natürlich nur ironisch gemeint hat... Vielleicht fällt euch das hier leichter:
https://www.andrews-martin.de/Massanzug-952696.html

Ich akzeptiere gerne dass meine Vorstellung unüblich ist, habe noch keine Erklärung gesehen warum das kein Designziel sein kann oder darf. Mir erscheint eine Fortführung auf das Revers völlig logisch. Das fantasiere ich mir ja vielleicht herbei, mangels genannter Erklärung leite ich das aus Kontinuitätsbetrachtungen ab, ich freue mich über eine optische Verbindung der Muster.

N.H.
 
Du hast Recht, dass das mit jeder Reversbreite möglich ist, aber nur, wenn man das Muster nach oben oder unten verschiebt. Das würde aber an anderen Stellen unpassend aussehen. Sich danach zu richten, wäre also merkwürdig.

Was würde da seltsam erscheinen? Aktueller Konsens ist doch dass die Ausrichtung des Musters des Revers völlig ohne Bezug zu dem Muster der Front zu sein hat.

Ansonsten zum Muster: auf der Innenseite verläuft das Muster genauso wie auf der Vorderseite, bis zum Futter. Eine Verschiebung dort unabhängig der Vorderseite wäre daher nicht möglich.

Wer sieht die Innenseite des Sakkos? Mehr oder weniger als die, die die Außenseite mit dem Revers sehen?

Ich habe auch mal auf deinen Hinweis hin Pinterest durchsucht, und finde diesen ominösen Übergang nur bei Presswurstsakkos, die aus dem Hause Hockerty und Co stammen könnten. Augenscheinlich vernünftige Designs achten darauf nun wirklich nicht.

Hab ich ja verstanden dass das kein Designziel ist (bzw. muss. Oder sollte). Was ich nicht verstanden habe: warum nicht?

N.H.
 
Da das Revers schräg verläuft, sind wir uns einig, dass ein Übergang des Karos an genau einer Linie möglich wäre. Zumindest mir kommt es aber eher unnatürlich vor, weil man sozusagen das Revers an einer Stelle "anheftet" und der Rest ist zerschnitten.
Da das Revers eigentlich immer (außer in der Karikatur) einen unabhängigen Musterverlauf zeigt, versucht man den meistens, harmonisch verteilt zu legen. Beispielsweise versucht man, die vertikalen Linien nicht zu nahe am Rand verlaufen zu lassen (Gefahr des Abschneidens bei nicht perfektem Verlauf, Dysbalance der Farbanteile - es gibt ja nicht nur Fensterkaro), die Größen der Karos gut zu verteilen, und dementsprechend auch den Anschluß an die Front eher zu verteilen, dass die auslaufenden Karolinien eher zwischen den Linien an der Front enden, dann sieht das nämlich bei jedem Karo recht ähnlich aus.
Linienübergänge macht man definitiv auf den Taschen (sonst stechen die zu sehr raus und machen die Front unruhig), and den Schultern (damit die nicht zu angesetzt wirken) und oft an der Kassur (aber da gibt es schon Probleme mit asymmetrischen Krägen wegen asymmetrischer Schultern), An der Rückseite des Kragens kann man die Mitte matchen, man kann das aber auch bewusst vermeiden.
 
ein paar neue ergebnisse von einem werten freund
camelhair db polo coat und loro piana kaschmir saharina:

PquhK.jpg

PqXGg.jpg

Pqvoh.jpg
 
ein Beispiel für einen DB von ihm, mit freundlicher Erlaubnis von Lennart, einem Kunden aus den Niederlanden:
PqUMC.jpg


plus ein Kommentar:
"I had a quick read through the tread, using Google translate, and I think there is a small misconception. While the shoulder does have padding as much as a suit from say savile row it is only used at the end of the shoulder. In true Milanese style.

That is why it gives a stronger shoulder because the shoulder extends more than a Neapolitan shoulder
So only the last 10cm or so of the shoulder has padding the rest has only a little canvas, its a great style that will not work with the most casual outfits. But it does help men that have a little bulk around the waist. Gianni also likes to build up the chest by adding drape there. Plus the sleeves are cut fairly close to the arm. That way the chest and shoulders are even more emphasized
Keep in mind that he likes to not open the quarters too much and likes a longer coat than neapolitans. More like the English like to do."
 
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