Hallo Guenter,
ich stimme Dir zu. Leider haben die Marken wenig Interesse an einzelnen Händlern, denn ihr weltweit operierendes Vertriebsnetz wird aufgrund des Wachstums in anderen Ländern und Märkten es kaum merken, wenn der Vetrieb über die Gemischtwarenkaufhäuser Galeria-Kaufhof wegbricht. Daher stützen Marken wie Ralph Lauren, Lacosste, Esprit, S.Oliver etc. den Einzelhandel und Kaufhäuser im weniger. Die Märkte Asiens und der Direktvertrieb online werden für bekannte Marken immer wichtiger, neben ihren eigenen Flagship Stores.
Die Partnerin meines Vaters betreibt als Eigentümerin eine Modeboutique und hat aufgrund der harten Konditionen der Marken wie Esprit und S.Oliver diese aus dem Sortiment genommen. Die Qualität mit immer mehr Polyester wurde schlechter, die Kollektionen müssen immer im Quartal im Voraus abgenommen werden mit Mindestmengen, und es kommen pro Jahr mindestens 4 Kollektionen für jede Jahreszeit raus, zzgl. spezieller Bademode, Sonderkollektionen, etc.. Daher hat sie ganz schnell aufgrund der, aus ihrer Sicht, "Knebelverträge", diese schnell abbestellt. Eine kleinere bis mittelgroße Boutique kann diesen Druck an Menge an Fast-Fashion in einer mittelgroßen Stadt im Ruhrgebiet kaum vernünftig mit guter Beratung verkaufen. Daher sind nach zwei bis drei Monaten die Kollektionen wieder im Abverkauf, weil automatisch die nächste Kollektion aufgrund der vertraglichen Mindestmengen geliefert wird, natürlich im Voraus voll bezahlt.
Dies war auch ein Grund auf der Einkaufsseite, warum der Einzelhandel Probleme hat. Selbst große Kaufhäuser können kaum bessere Konditionen im Einzelhandel von den Marken erhalten. Als die Partnerin meines Vaters noch die Geschäftsführerin eines großen Modekaufhauses für Herren- und Damenbekleidung in Bergisch-Gladbach war, mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag an Umsatz im Jahr, konnte sie kaum bessere Konditionen von den Marken im Einkauf herausholen.
Wenn dann noch eine starker Umsatzeinbruch bedingt durch Corona über zwei Jahre den Einzelhandel trifft, die Markenhersteller aber auch dann noch knallhart an ihren Konditionen mit Mindestmengen etc. festhalten, ist ein bereits in der Liquidität schlecht aufgestellter Einzelhänder schnell zahlungsunfähig, weil die Kollektion im Voraus voll bezahlt werden müssen und dennoch quartalsweise geliefert wurden.
Das Geschäftsgebahren von Adidas gegenüber seinen Franchisenehmern und Vermietern, einfach mal keine Miete zu zahlen in der ersten Phase des Corona Lockdowns, ist nicht so untypisch für die Bekleidungsindustrie. Das meiste läuft aber im Stillen ab.
Die Innenstädte könnten attraktiv werden, wobei die Stadträte zusammen mit den Unternehmervereinigungen mal eine Strategie erarbeiteten müssten wie sich die Innenstadt positionieren möchte. Dabei ist die Verkehrssituation und Umwandlung zu mehr Nachhaltigkeit, auch im Verkehr, ebenso zu berücksichtigen wie das Umland und nahe Städte. Die sanitären Einrichtungen, die z.B. in Frankfurt absolut eckelhaft verschmutzt oftmal sind, gehören genauso dazu die Attraktivität zu steigern wie ein sauberer und guter Nahverkehr, Flaniermeilen, etc..
Herzliche Grüße
Pascal