Görtz schließt viele Filialen - Meinungen?

Jedoch hat Dinkelacker seit einiger Zeit fast regelmäßig Sale. Kurz dazwischen sind die Preise höher als früher, das ist wahr.
Bei immer höheren Preisen muss man aber auch immer etwas geboten bekommen.
 
Ich kann nicht sagen, wann ich zuletzt bei Görtz war. Und davor gab es dort nichts, was ich hätte kaufen wollen. Ich vermute auch, dass die jungen Frauen, die da die relevanten Umsätze produzieren, ihre aktuelle Kampfstiefelmode eventuell lieber aus hipperen Quellen beziehen. Seit ich nicht mehr in der Innenstadt arbeite, sondern im miserabel angebundenen Vorzeige"stadtteil" nebenan, frequentiere ich generell so gut wie keinen Einzelhandel mehr. Zudem hatte ich während der Maßnahmen auch keinerlei Bedürfnis, die menschenverachtenden Segregationsrituale dort mitzuspielen. Hamburg, wie viele deutsche Städte, ist auf vielerlei Ebenen dabei, sich erstaunlich rapide zu einem Ort zu wandeln, an dem man nicht sein will. Der unattraktive Einzelhandel ist nur eines der zugehörigen Symptome. Was schade ist. Es war hier mal sehr nett.
 
Verantwortlich sind natürlich mehrere Faktoren. In der Münchner Fußgängerzone zahlt ein Laden für 1A-Lagen je nach Größe und Vertrag zwischen 200 und 400 Euro Miete pro Monat. Damit das sich wirklich rentiert, muss das Geschäft entweder einen irren Umsatz haben - hier sind natürlich Onlinehandel, Corona, Inflation, Trend zur Fast Fashion etc. sehr negativ. Oder das Unternehmen macht seinen Umsatz woanders und möchte mit dem Geschäft nur die Marke stärken. Daher die vielen Flagshipstores etc.
Görtz ist im Onlinehandel nie wirklich stark geworden. Nun ist die Marge und auch das Absatzvolumen von modischen Schuhen deutlich höher, daher war der Verzicht auf rahmengenähte Schuhe nachvollziehbar, auch wenn eventuell die einzige Offline Kundschaft damit verprellt wurde - aber die hätte am Ende eh nicht den benötigten Umsatz gebracht.
 
... Es sind die Innenstädte als solche, die immer unattraktiver werden. Das fängt mit ... Vergrämung des Autofahrers an. Und .... daß man sich in seiner eigenen Stadt nicht mehr zu Hause fühlt. Die Zunahme an Stadtbeherrschern und anderen Tagesfreizeitlern schreckt mich vom Betreten der Innenstadt mehr ab ...
Als "Nicht-Stadt-Bewohner" schreckt mich das noch mehr ab als einen Stadtmenschen. Trotzdem bin ich bereit, größere Innenstädte zu besuchen.

... als daß vielleicht ein Artikel nicht vorrätig ist und bestellt werden muß.
Artikel nicht verfügbar geht in heutiger Zeit m.E. nicht.
Und noch schlimmer: Den Kunden Artikel bestellen lassen, die nie kommen.

... Der Markt paßt sich den neuen Publikumsbedürfnissen an. Normal. Aber ich bleibe dann eben weg. Ich brauche nunmal kein Wettbüro, kein Dönerladen und keine Shisha-Lounge. Und was ich am allerwenigsten brauche, ist ein Telefonladen, wo man billig in den Kongo telefonieren kann. ...
Der Schuhhandel vor Ort hat doch viele Vorzüge gegenüber Online, die aber nicht greifen:
a.) Menschen probieren Schuhe gern vor dem Kauf an
b.) Schuhe fallen sehr unterschiedlich in Größe/Weite/Risthöhe/usw. aus
c.) Schuhe wirken in der Praxis am eigenen Fuß sehr unterschiedlich
d.) Schuhmodelle haben i.d.R. keine Kontinuität. D.h. wenn ich nach einer gewissen Zeit nachkaufen möchte, ist das gleiche Modell i.d.R. nicht mehr am Markt

Bekleidungsmäßig gehöre ich auf Grund meiner Standfestigkeit zu einer kleinen Randgruppe. Dort haben sich in der Nische Übergrößenhändler etabliert, die Artikel in allen Größen führen und auch vorrätig haben. Warum das bei hochwertigen Schuhen nicht gehen soll, verstehe ich nicht. Vielleicht sind da noch zu viele Anbieter und der Markt hat sich noch nicht ausreichend separiert?
 
sehenswerte Innenstädte wie Münster, Heidelberg, Freiburg oder Salzburg haben diesbezüglich kein Problem,
Diese Städte haben entweder große und bedeutende Universitäten oder sind Oberzentren mit großem Umland - oder beides.
Das ist überhaupt nicht vergleichbar mit der Situation im Westen der Republik, wo sich Innenstädte dicht aneinander reihen und hart im Wettbewerb miteinander stehen.
Meine Theorie ist ja auch, dass eine architektonisch interessantere Innenstadt auch von einem höheren Anteil besser gekleideter Menschen bevölkert wird
1. steile These...
2. Das beschreibt den Wandel, der sich gerade in den Innenstädten vollzieht, nicht mal annähernd.
 
Jedoch hat Dinkelacker seit einiger Zeit fast regelmäßig Sale. ...
Dinkelacker ist ein Trauerspiel.

Dinkelacker fehlt die "Identität", seit Wendelin Wiedeking und seine 2 Freunde den Laden verkauft haben. Wiedeking & Co. standen dafür, sehr gute Schuhe als Ziel zu haben. Das ist ein Ziel, was trägt.

Die Nachfolger, so scheint es mir, wollen sich einfach nur mit der Marke sonnen und gut dran verdienen. Das man dann noch die Produktion dem Hörensagen nach von Vass in Ungarn nach Spanien verlagert hat, hat den informierten Käufer stutzig gemacht.

Ich verstehe z.B. nicht, warum Dinkelacker, sich in einer Nische befindend, immer mehr neue Modelle auf den Markt bringt, statt dass Programm zu straffen und sich auf den nachhaltigen Kern (Leisten Rio + Janosh K) zu konzentrieren. Da diese Schuhkäufer kaum Alternativen haben und gerne zahlen.
 
Dass man dann noch die Produktion dem Hörensagen nach von Vass in Ungarn nach Spanien verlagert hat, hat den informierten Käufer stutzig gemacht.
Dinkelacker hatte über Jahrzehnte eine eigene Produktion in Budapest und nicht bei Vass fertigen lassen.

Es kein Gerücht sondern Fakt, dass die Produktion nach Spanien verlagert wird und viele Modelle bereits dort produziert werden. Ich habe keine Informationen, ob überhaupt noch in Budapest produziert wird und falls ja, welche Modelle.
 
... 2. Das beschreibt den Wandel, der sich gerade in den Innenstädten vollzieht, nicht mal annähernd. ...
Der Wandel ist dramatisch, insbesondere wenn die Karstadt-Kaufhof-Warenhäuser wegfallen.

Ich habe da zwar, abgesehen von Kleinigkeiten, nie etwas gekauft. Bin aber bei jedem Innenstadtbesuch gern mit Familie durchgelaufen und wir haben im obersten Stock tageszeitunabhängig etwas zu uns genommen. Wenn zukünftig der Karstadt-Kaufhof mit stabiler, umfangreicher Warenpräsentation, die zum unverbindlichen informieren, bummeln und schauen einlädt, entfällt, ... mein Interesse an Dönerbuden, Asiatengrills, Wettbüros, Spielsalons, Goldankaufstellen, Secondhand-Telefonläden, Billigtextilern usw. ist auch überschaubar.
 
Der Schuhhandel vor Ort hat doch viele Vorzüge gegenüber Online, die aber nicht greifen:
a.) Menschen probieren Schuhe gern vor dem Kauf an
b.) Schuhe fallen sehr unterschiedlich in Größe/Weite/Risthöhe/usw. aus
c.) Schuhe wirken in der Praxis am eigenen Fuß sehr unterschiedlich
d.) Schuhmodelle haben i.d.R. keine Kontinuität. D.h. wenn ich nach einer gewissen Zeit nachkaufen möchte, ist das gleiche Modell i.d.R. nicht mehr am Markt
Gerade was diese Punkte betrifft habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei Görtz in Hamburg wurde ich gut und zuvorkommend beraten. In Berlin durfte ich bei Görtz einen Schuh selber schnüren und die Verkäuferin war verschwunden. Einen Schuhanzieher bekam ich auf Nachfrage. Auch die Auswahl war in Berlin deutlich kleiner. Die Filiale existiert auch nicht mehr. Ob es das Angebot in Berlin in einer anderen Filiale noch gibt, ich weiß es nicht.

Aber auch in anderen Fachgeschäften konnte man mir z.B. nicht sagen, welche Leiste der Schuh hat. Auf meine Frage hin, dass das Modell vom Hersteller ja auch mit einer Dainite Sohle angeboten wird, bekam ich als Antwort: die müssen sie sich vom Schuster dann auf die Ledersohle aufbringen lassen. Ich finde es manchmal außerordentlich Schade, dass sich der Kunde zum Teil mehr für das Produkt begeistert als der Handel selbst.

Ich überlege tatsächlich mal einen Ausflug nach London oder Paris zu machen, da es dort die großen Stores der üblichen verdächtigen Schuhmarken gibt. Dort kann man dann mal in Ruhe was anprobieren. Gerade auch die Marken oder Modelle die nie den Weg nach Deutschland finden. Wenn jemand für Deutschland Empfehlungen für gute Schuhläden mit ein wenig Auswahl und guter Beratung hat, ich bin für Tipps dankbar.
 
Der Schuhhandel vor Ort hat doch viele Vorzüge gegenüber Online, die aber nicht greifen:
a.) Menschen probieren Schuhe gern vor dem Kauf an
b.) Schuhe fallen sehr unterschiedlich in Größe/Weite/Risthöhe/usw. aus
c.) Schuhe wirken in der Praxis am eigenen Fuß sehr unterschiedlich
d.) Schuhmodelle haben i.d.R. keine Kontinuität. D.h. wenn ich nach einer gewissen Zeit nachkaufen möchte, ist das gleiche Modell i.d.R. nicht mehr am Markt

Das geht doch aber auch alles, indem man online bestellt? Die allermeisten Händler bieten kostenlosen Versand und oftmals sogar kostenlose Retouren an.
Die Ware wird bequem bis zur Haustür geliefert, völlig stressfrei. Anprobe jederzeit möglich, unabhängig von Öffnungszeiten.

Heißt dann eben nur ein paar mehr Paare bestellen, um a.) bis c.) sinnvoll abzuklopfen und aus meinetwegen 6,7 Schuhen sich hoffentlich einen passenden aussuchen.

Jetzt mag der ein oder andere einwenden, dass er ungerne Try & Error-mäßig online bestellt der Umwelt wegen, aber mir ist das ziemlich egal, solange ich am Ende das passende Produkt habe.
Das Ziel ist da vorrangig, nicht der Weg (Ladenhandel vs. Versandhandel).

Das ist ja nämlich nicht nur auf Schuhe anwendbar, sondern auch Sakkos, Hemden (oder für die „Stillosen“ unter uns Hoodies, T-Shirts, Sneaker, alles was man hier im SM ja niemals tragen würde ;)) etc. lassen sich so bestellen.
Man kennt seine Größe ja in etwa, bestellt sich exemplarisch eine Größe drüber und drunter zur Anprobe und wählt dann aus.
 
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