Görtz schließt viele Filialen - Meinungen?

Das geht doch aber auch alles, indem man online bestellt?
M.E. geht das bei gehobenen Schuhen eben nicht.

Man kennt seine Größe ja in etwa, bestellt sich exemplarisch eine Größe drüber und drunter zur Anprobe und wählt dann aus.
Das ist aber ein sehr primitives Vorgehen, dass evtl. möglich ist, wenn man einen "Standardfuß" (Gibt es den überhaupt?) und eher geringe Ansprüche an die Passform hat. Ich glaube nicht, dass das dem, was einen gehobenen Schuh ausmacht, gerecht werden kann.
 
M.E. geht das bei gehobenen Schuhen eben nicht.


Das ist aber ein sehr primitives Vorgehen, dass evtl. möglich ist, wenn man einen "Standardfuß" (Gibt es den überhaupt?) und eher geringe Ansprüche an die Passform hat. Ich glaube nicht, dass das dem, was einen gehobenen Schuh ausmacht, gerecht werden kann.

Warum sollte das denn nicht gehen, egal ob nun „Problemfuß“ oder „Standardfuß“?
Im Zweifel bestellt man sich diverse Leisten, Weiten und Größen nach Hause? Und bestenfalls passt dann auch etwas vernünftig.
Ansonsten ist jeder Schuh doch auch ein bisschen Kompromiss; wenn man perfekt sitzende Schuhe und freie Gestaltung dieser möchte, muss man zu Bespoke greifen.

Klar, im stationären Handel kann man sofort unverfänglich durchprobieren, aber wenn der Hersteller/Händler auch online seine Produkte vertreibt, ist das eben nicht notwendig dafür in die Fußgängerzone zu latschen und seine Zeit zu verschwenden dank Rückgaberecht und so.
 
Hallo zusammen,

ich habe meine Schuhe, gerade von Crockett & Jones, gerne bei Görtz im Flagship Store hier in Frankfurt gekauft. Die rahmengenähten Schuhe von Lloyd kann man auch nur am FlagShip Store im Flughafen kaufen. Ansonsten kann man in Frankfurt bei gehobenen Herrenausstattern rahmengenähte Schuhe kaufen. Ein Großteil des jüngeren Klientels dürfte auch Shoepassion mit seinen Videos auf YouTube und Geschäften in der Innenstadt abgreifen. Uudem deren Eigenmarken dort stets in den gängigen Größen und Weiten verfügbar sind. Da wird es für Görtz schwer, zumal der wie beschriebene Trend zur "Casualisierung" anhält.

Als ich nun mich überhaupt erstmal um meine Garderobe kümmerte, was ich vorher nie gemacht habe, war ich erschrocken wie die Qualität der Marken in den Kaufhäusern wie Galeria Kaufhof, P&C und Ansons abgenommen hat. Die Eigenmarken an Sakkos und Schuhen sind größtenteils aus Polyester und geklebt. Daher bekommt man(n) hochwertige Kleidung nurnoch im Fachgeschäft, die aber aufgrund von Corona auch geschlossen wurden. Daher bleiben neben den Herrenausstattern, die es wohl nur in den wirklich großen Großstädten in Deutschland gibt, Maßkonfektionäre wie Dolzer, Kuhn, Cove etc. und eben der Onlinehandel übrig.

Folglich wie von bluesman528 stirbt die Innenstadt aus, und das zahlungskräftige Klientel kommt nicht mehr. So ist auf der Frankfurter Zeil kaum ein hochwertiges Bekleidungsgeschäft zu finden. Nur die Goethestraße beheimatet wirklich teurer Luxusboutiquen.

Ich vermute der Trend wird sich aufteilen in das Niedrigpreis- & niedrigqualitätssegment und auf der anderen Seite das sehr hochpreisige Luxussegment mit Herren- & Damenausstattern und Luxusboutiquen. Dieser Trend ist auch in den Lebensstilen der Mileus der Bevölkerung sichtbar.

Frage zu Dinkelacker: Ich habe unterschiedliches gehört wie sich nach dem Verkauf an Shoepassion die Qualität entwickelt hat. Ist die Qualität gesunken oder gleich geblieben nach Meinung der jahrelangen Träger von HD Schuhen?

Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag

Pascal
 
... Folglich wie von bluesman528 stirbt die Innenstadt aus, und das zahlungskräftige Klientel kommt nicht mehr. So ist auf der Frankfurter Zeil kaum ein hochwertiges Bekleidungsgeschäft zu finden.
100 % Zustimmung.
Über "die Zeil" in Frankfurt braucht man nicht mehr zu laufen.

Nur die Goethestraße beheimatet wirklich teurer Luxusboutiquen.
Durch die Goethestraße brauche ich ebenfalls nicht zu laufen.
(Die vertretenen Markennamen der Luxusboutiquen kann man übrigens bei Google-Maps schön sehen, wenn man die Straße zoomt.)

Ich vermute der Trend wird sich aufteilen in das Niedrigpreis- & niedrigqualitätssegment und auf der anderen Seite das sehr hochpreisige Luxussegment mit Herren- & Damenausstattern und Luxusboutiquen. Dieser Trend ist auch in den Lebensstilen der Mileus der Bevölkerung sichtbar.
Die Mittelschicht verschwindet halt von Jahr zu Jahr immer mehr. Offensichtlich ist schon mit der bisher verbliebenen Mittelschicht nicht ausreichend Geld zu verdienen, die Top-Mieten auf der Zeil (und Umgebung) rechtfertigen würden.

Verbleibt die Frage, wo ich laufe?
In Bezug auf Schuhe in Herford. (> Plohr. Ferner Werksverkauf Brax, Bugatti, Pierre Cardin usw.)
 
Guten Morgen zusammen,

zumal auch die Luxusmarken die Preise erhöhten und teilweise die Qualität senkten, um die Marge zu erhöhen. Dies fällt bei Produkttests immer wieder auf. Somit kaufen zahlungskräftige und wirklich auf Qualität achtende Kunden der oberen Mittelschicht und Oberschicht eben online und in qualitativ hochwertigen Fachgeschäften ein. Daher sterben die Innenstädte aus.

Da auch Görtz, um beim Thema zu bleiben, die Preise seiner Eigenmarken erhöht hat und die Qualität gesenkt hat, von rahmengenähten zu durchgenähten und nun sogar geklebten Lederschuhen und Stiefeln, ist dies dem an Qualität interessierten Kunden aufgefallen und er kauft eben woanders ein. Hier in Frankfurt greift Shoepassion schräg gegenüber dem Görtz Flagship Store dann das jüngere und onlineaffine Kundenpotential ab, die von den rahmengenähten Eigenmarken von Shoepassion irgendwann, so hofft Shoepassion, zur hochpreisigeren Marke Heinrich Dinkelacker migrieren als Kundensegment. Da Görtz die Qualität der Eigenmarke gesenkt hat über die Jahre, bleiben die zahlungskräftigen jungen Berufseinsteiger mit einem Bedarf an den ersten qualitativ hochwertigeren rahmengenähten Lederschuhen weg, und können nicht mehr für die höherwertigen Marken wie Corckett & Jones, etc. gewonnen werden. Das war von Görtz, zusammen mit dem Trend der "Casualisierung", vermutlich ein strategischer Fehler. Im günstigeren Preissegment mit geklebten Modetrendschuhen, insbesondere für Frauen, versuchen gegen die Masse der günstigen (Online)anbieter wie Zalando & Co zu konkurrieren ohne selbst einen besonders attraktives Onlineangebot zu haben und dieses mit den Fachgeschäften zu verzahnen war vermutlich ein weiterer strategischer Fehler.

Womit wir wieder im Jahre 1985 bei Michael Porter und dem "kompetetiven Wettbewerbsvorteil" von Unternehmen wären, die sich entweder für eine Kostenführerschaftsstrategie oder einen Qualitätsführerschaftsstrategie entscheiden müssen. Dazwischen zu lavieren führt strategisch in die Sackgasse, weil man als Unternehmen und Anbieter von den günstigeren Kostenführern auf der einen Seite und den qualitativ hochwertigeren Qualitätsführern auf der anderen Seite zerrieben wird. So ergeht es den großen Gemischtwarenkaufhäusern, Görtz und anderen strategisch nicht eindeutig positionierten Einzelhändlern, etc..

Un auch die Sinus-Milleustudie hat ergeben, dass zwar bezogen auf das Einkommen die "Mittelschicht" stabil bleibt, aber die sozialen Milieus sich spreuzen. Entwerder legt man auf Konsum wert zu niedrigen Preisen um zur vermeitlichen Mittelschicht aufzuschließen, oder man legt auf qualitativen und nachhaltigen Konsum wert als Distinguierungsmerkmal. Zusammen mit den Trends zur "Casualisierung" und dem Heimbüro, und den vermutlichen strategischen Fehlern, hat Görtz eben zerrieben, wie die großen Gemischtwarenkaufhäuser.

Euch einen guten Wochenstart und herzliche Grüße

Pascal
 
Bei meinem eigenen Einkaufsverhalten muss ich aber auch ein Anspruchsdenken feststellen, dass vor der Möglichkeit zum Onlineeinkauf nicht da und möglich war. Wenn ich zum Beispiel beim Schuheinkauf weiß welche Bandbreite der Hersteller bietet, ist es für den Einzelhandel schwer oder sogar unmöglich mir diese Auswahl zu bieten. Ich wollte mir beispielsweise ein paar neue Rauhlederchelseas von Edward Green zulegen und mein Maastrichter Händler hatte diese nicht vorrätig. Sein Angebot war, die Schuhe mit einem Aufpreis und einer Lieferzeit von mehreren Wochen zu ordern. Das ist doch in heutiger Zeit absolut weltfremd, wenn ich auf der Webseite von Edward Green genau meine Schuhe direkt bestellen kann, oder? Die Möglichkeiten des Onlinekaufs werden sich nicht mehr zurückdrehen lassen und die Einzelhändler müssen sich darauf deutlich besser einstellen.
 
Der Einzelhandel in D. scheitert leider oftmals auch an einer grandios schlechten Serviceleistung.

Man muss schon wirklich weit gehen um hier noch Dienstleistung, auch in renommierten Häusern, für sein Geld zu erhalten.
 
Der Einzelhandel in D. scheitert leider oftmals auch an einer grandios schlechten Serviceleistung.

Man muss schon wirklich weit gehen um hier noch Dienstleistung, auch in renommierten Häusern, für sein Geld zu erhalten.
Hallo Plastonnadel,

dann habe ich wohl nun auch etwas Glück gehabt seit Juli beim Aufarbeiten meiner gesamten Garderobe. Tatsächlich merkt man aber, dass das reine Verkaufen, nicht das Beraten, im Vordergrund steht. Falsch beraten wurde ich auch. Zudem sind in den preiswerteren Geschäften zumal die Löhne niedriger, und folglich auch weniger qualifiziertes Personal dort zu finden. Das fällt dann leider auch auf.

Herzliche Grüße

Pascal
 
... Tatsächlich merkt man aber, dass das reine Verkaufen, nicht das Beraten, im Vordergrund steht. ...
Umsatzvorgaben, die erfüllt werden müssen oder ein stark provisionsabhängiges Einkommen lassen sich in der Beratung nicht verbergen.

... Falsch beraten wurde ich auch. ...
Inzwischen gebe ich nicht mehr viel auf die Beratung in großen Läden/Ketten. Etwas anderes ist es, wenn man sich in einem inhabergeführten Laden befindet, wo der selbst schon mal anwesende Inhaber darauf achtet, dass sein Personal nachhaltig mit dem Kunden umgeht, damit es ein Kunde bleibt.
 
So verändert sich die Welt, Bis vor 20 Jahren waren die Kaufhäuser die Orte der Auswahl und Vielfalt und haben den kleinen Laden bzw. Herrenausstatter nahezu erdrückt, weil letztere eben nur ein sehr begrenztes Angebot führen könnten, der Kunde aber nach Auswahl verlangte.

Heute ist es der Onlinehandel, der ob seines schier unendlichen Angebots den Kaufhäusern eben dieses Alleinstellungsmerkmal abgenommen hat.

Kaufhäuser jewelcher Art werden entweder verschwinden oder sich extrem wandeln (siehe früheren Artikel). Gewinner sind die grossen Onlinehändler und die kleinen exquisiten Geschäfte, die überlebt haben und ihren Kunden stationär ein besonderes Einkaufserlebnis bieten (und zusätzlich ein veritables Online Angebot betreiben),
 
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