Fleischverzehr

Wobei das wieder auf die Frage hinausläuft, ob wirklich der gesamt jetzige Fleischkonsum aus artgerechter Haltung bedient werden könnte?

Da sich ein Großteil der Bevölkerung in der Praxis nicht jeden Tag "gutes" Fleisch leisten kann, stellt sich dieses Problem wohl nicht in dieser Schärfe.
 
Das Problem ist meines Erachtens nicht, dass wir zuviel Fleisch essen, sondern einen falschen Zugang zum Fleichgenuss haben.

Das hat zum einen mit Konsumentenverantwortlichkeit und Qualitätsbewußtsein zu tun, zum anderen mit rein pekuniären Notwendigkeiten. Und nur in letzterem Fall ist ein Zuviel an Fleischverzehr zu konstatieren.

Anders gesagt: Wenn jemand Fleisch aus artgerechter Haltung von guter Qualität täglich zu sich nimmt, so iisst er keineswegs zu viel Fleisch.

Wenn ich aber jeden Tag im Supermarkt diese widerwärtigen Hühnerteile in ihrer Plastikpackung inklusive dieser weissen blutvollgesogenen Unterlage kaufe, dann esse ich definitiv zu viel Fleisch.

Es geht hier um Qualitätsbewußtsein, das in letzter Instanz dazu führen sollte, dass ich mir lieber einmal in der Woche ein gutes Stück Fleisch vom Metzger meines Vertrauens gönne als jeden Tag industriell gefertigten antibiotikaverseuchten Müll.

Das hat aber auch mit Küchenkultur zu tun, denn die alleinerziehende Mutter von heute, die an der Supermarktkassa sitzt um ihren Kindern was auf den Tisch zu bringen, möchte eben dass es günstig ist und schnell geht. Da sind panierte Hühnerstreifen mit Backofenpommes eben günstiger als ein einfallsreiches Gemüsegericht, womöglich noch nach regionaler und saisonaler Verfügbarkeit ausgewählt. Diese Gedanken wird sich die gute Frau nicht machen, zumal meistens die Kochkenntnisse für ausgewogenene Küche nicht mehr ausreichen.

Und da tut man sich leider auch mit der Erziehung des Konsumenten in Sachen Verantwortungsbewußtsein schwer. Und wenns die Konsumenten kaufen, werden es die Betriebe produzieren.

Das gesteigerte Qualitätsbewußtsein ist kein Massentrend sondern ein Elitenphänomen.

Dabei ist es schade, da die Frage sich nicht nur in Hinblick auf den Tierschutz stellt, sondern vor allem die eigene Selbstachtung betrifft. Ich suhle mich ja auch nicht täglich im Dreck, warum soll ich den Dreck dann in mich hineinstopfen.

Man verzeihe mir die diversen plakativen Auswüchse...

Dem stimme ich im Großen und Ganzen zu; möchte nur dazu anmerken, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Metzger um die Ecke Fleisch aus artgerechter Haltung hat, leider auch nicht groß ist.
 
Dem stimme ich im Großen und Ganzen zu; möchte nur dazu anmerken, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Metzger um die Ecke Fleisch aus artgerechter Haltung hat, leider auch nicht groß ist.

Bei uns am Land schon. :D

Vielfach beziehen diese ihr Fleisch von den Bauern aus dem Umland und kennen die Tiere quasi beim Namen. Es kann meistens für jedes Stück Fleisch der Bauer angegeben werden, von dessen Hof es kommt. Von Massentierhaltung jedenfalls keine Spur.

Das sind zumindest die Erfahrungen mit meinen Metzgern. Schwarze Schafe gibt sicher auch in Tirol.

Erfreulich ist der nunmehr seit Jahren anhaltende Trend in der gehobenen Gastronomie, auf regionale Produkte zu setzen. In vielen Restaurants bekommt man fast ausschließlich Produkte aus dem direkten Umland.

Ich meine, ich liebe Jakobsmuscheln, Bresse Tauben etc., aber verzichte (bis auf ein paar jährliche Ausnahmen) gern darauf, wenn ich gute regionale Produkte auf den Teller bekomme.

Das führt dann dazu, dass auch größere Unternehmen sich diesem Konzept verschreiben. Hier fällt mir spontan "landart" ein (http://www.landart.at/tiere/atterochs/atterochs.html). Der Produzent von dem etwa der 2 Sterne Koch Heinz Hanner die Masse seiner Fleischprodukte bezieht.
 
War in den letzten Jahren tatsächlich ein Anstieg zu verzeichnen?

Ich habe eher den Eindruck das Konzept des (ideologisch verbrämten) Vegetarimus hat sich überlebt und wirkt nicht mehr sonderlich anziehend auf die Jugend.

Ich finde, dass die Zahl derer, die entweder ganz oder zeitweise sehr bewusst (also nicht im Sinne von "die armen Tiere") auf Fleisch verzichten, in den letzten zwei oder drei Jahren schon merklich zunimmt, ja.

Ich stimmte Dir ansonsten weitgehend zu, bezweifle aber, dass es jedem, der heute jeden Tag Fleisch ist, ohne weiteres möglich wäre, jeden Tag unbedenkliches Fleisch zu essen. Selbst wenn man Faktoren wie geistige Reife und finanziellen Spielraum außen vor lässt, könnte die Nachfrage schlicht nicht befriedigt werden. Für mich ist das Argument, dass täglicher Fleischkonsum bei Rückgriff auf unbedenkliche Produzenten erlaubt ist, deshalb zu kurz gegriffen. Wenn man nicht nur sich selbst, sondern auch anderen den Genuss von hervorragendem Fleisch gönnen will, kommt man an systematischem Verzicht nicht vorbei. Von den angenehmen Nebenwirkungen wie Horizonterweiterung in Sachen Gemüse- und Kräuterküche ganz zu schweigen.
 
Ein Problem, das sich mir stellt, ist, dass die "schnelle Küche" sehr fleischfixiert ist. Ich esse mittags zu Hause durchaus mal zB Frosta, da es eben schnell gehen muss. Die sind ja auch lange Trendsetter gewesen mit Verzicht auf künstl. Aromen etc. Aber Fleisch ist da so gut wie immer drin. Hier wären ein paar vegetarische Rezepte wünschenswert. Gleiches gilt zB beim Bäcker. Wenn ich mir ein belegtes Brötchen kaufen möchte, kann ich entweder zwischen teilweise vergleichsweise leckeren Industriefleischbrötchen oder geschmacklosem Gouda (jung) aus der Dose wählen. Mir fällt es da zugegeben schwer, lieber das unleckere Brötchen zu nehmen. Überall, wo es schnell gehen soll, scheint Fleisch besonders beliebt zu sein. Schade!
 
Werte Stilfreunde,

ich muss dem User Orsay vollumfänglich zustimmen. Wer die Sendung über die italiensiche Reise von Jamie Oliver gesehen hat, oder zumindest das Kochbuch gelesen hat, der wird feststellen, dass nachhaltige,schnelle und günstige Küche sich keineswegs ausschliessen. Auch ich kaufe nur ein paar mal im Monat Fleisch und etwas öfter Wurst, für die Pausenbrote meiner Töchter. Dies bei unserem Ortsansässigen Metzger mit eigener Tierhaltung und eigener Schlachtung. Um es genau zu sagen, der Preisunterschied zu Medizinverseuchter Supermarktware ist nicht der Rede Wert, aber der Geschmack ist deutlich besser. Wir essen, ohne je mit dem Gedanken zu spielen Vegetarier zu werden, sehr viel Gemüse, Nudeln u ä. Fleisch kaufe ich auch mal in grösseren Chargen, filetiere es und friere es ein. Das ist zum Teil auch noch deutlich günstiger, als Massenware.
Auch ich höre oft Vorurteile a la "...Gemüse ist doch kein Männeressen... oder ... ohne Fleisch ist es keine richtige Mahlzeit...". Wenn ich dann frage, warum sie mit 40 (also mein Alter) keine 5 km mehr gehen, oder gar laufen können, warum sie Probleme mit dem Magen haben und überhaupt ständig krank sind, dann fangen die wenigsten an, nachzudenken. Aus meine persönlichen Erfahrung heraus - und entgegen vieler "moderner" Untersuchungen - halte ich eine rein vegetarische, oder gar vegane Kost für ebenso ungesund, wie übermäßiger Fleischgenuß. Die Ausgewogenheit macht es. Allerdings muss man auch festhalten, dass jeder Körper anders reagiert und es daher nicht möglich ist, allgemein gültige Formeln aufzustellen. Daher halte ich auch nichts von der "Missionierung" von Fleischessern durch Vegetarier oder anders herum. Aber auch beim Gemüse kann man auf Nachhaltigkeit und Regionalität achten. Wie Bio kann ein Gemüse aus China sein, wenn man den Transportweg berücksichtigt? Meistens dauern unsere "Alltagsrezepte" auch nicht länger, als irgendeine Tüte aufzureissen, aber als Neapolitaner bin ich natürlich auch geübt mit dem Messer...:D:D:D

Guten Appetit

Sandro
 
^ Hast du dafür Rezepte/Kochbuchempfehlungen?

Ungefähr aufsteigend geordnet nach Freakfaktor und ohne expliziten vegetarischen Fokus. Vieles aus den Büchern ist vegetarisch, aber nicht im ideologischen Sinn.

Sebastian Dickhaut u.a., Vegetarian Basics; Oriental Basics
Valentine Warner, What to eat now; What to eat now — Autumn and Winter
Gabriele Kurz, Meine Kräuterküche
Yotam Ottolenghi, Genussvoll Vegetarisch
Dieter Müller u. Thomas Ruhl, Einfach genial. Die Aromaküche des Meisterkochs
Karl Edlerer, Heimatfood

Viele einfache Dinge lassen sich aber auch ohne Kochbuch zubereiten oder, bei wirklich geringen Kochkenntnissen, mithilfe eines Basiskochbuchs wie Ich helf' Dir kochen (blv).
 
Werte Stilfreunde,

ich muss dem User Orsay vollumfänglich zustimmen. Wer die Sendung über die italiensiche Reise von Jamie Oliver gesehen hat, oder zumindest das Kochbuch gelesen hat, der wird feststellen, dass nachhaltige,schnelle und günstige Küche sich keineswegs ausschliessen. Auch ich kaufe nur ein paar mal im Monat Fleisch und etwas öfter Wurst, für die Pausenbrote meiner Töchter. Dies bei unserem Ortsansässigen Metzger mit eigener Tierhaltung und eigener Schlachtung. Um es genau zu sagen, der Preisunterschied zu Medizinverseuchter Supermarktware ist nicht der Rede Wert, aber der Geschmack ist deutlich besser. Wir essen, ohne je mit dem Gedanken zu spielen Vegetarier zu werden, sehr viel Gemüse, Nudeln u ä. Fleisch kaufe ich auch mal in grösseren Chargen, filetiere es und friere es ein. Das ist zum Teil auch noch deutlich günstiger, als Massenware.
Auch ich höre oft Vorurteile a la "...Gemüse ist doch kein Männeressen... oder ... ohne Fleisch ist es keine richtige Mahlzeit...". Wenn ich dann frage, warum sie mit 40 (also mein Alter) keine 5 km mehr gehen, oder gar laufen können, warum sie Probleme mit dem Magen haben und überhaupt ständig krank sind, dann fangen die wenigsten an, nachzudenken. Aus meine persönlichen Erfahrung heraus - und entgegen vieler "moderner" Untersuchungen - halte ich eine rein vegetarische, oder gar vegane Kost für ebenso ungesund, wie übermäßiger Fleischgenuß. Die Ausgewogenheit macht es. Allerdings muss man auch festhalten, dass jeder Körper anders reagiert und es daher nicht möglich ist, allgemein gültige Formeln aufzustellen. Daher halte ich auch nichts von der "Missionierung" von Fleischessern durch Vegetarier oder anders herum. Aber auch beim Gemüse kann man auf Nachhaltigkeit und Regionalität achten. Wie Bio kann ein Gemüse aus China sein, wenn man den Transportweg berücksichtigt? Meistens dauern unsere "Alltagsrezepte" auch nicht länger, als irgendeine Tüte aufzureissen, aber als Neapolitaner bin ich natürlich auch geübt mit dem Messer...:D:D:D

Guten Appetit

Sandro

Das ist nicht zuletzt eine schlechte Idee, weil es einfach nicht funktioniert. Ich finde aber schon, dass man Leute, vor allem aus dem Freundeskreis, die meine Meinung schätzen, darauf aufmerksam machen sollte, dass es da einige Probleme gibt.

Ich bin zwar nicht Florian, antworte aber trotzdem mal.

Wie weit sind denn Eure Kochkünste entwickelt? Und vor allem: Was esst Ihr gerne?

Ich habe eine ganz gute Auswahl an Kochbüchern (vegetarisch und nicht-vegetarisch) und kann gerne mal ausführlicher Empfehlungen geben oder auch etwas zu Büchern schreiben, die ich weniger gelungen finde.

Meine sind ordentlich, aber nicht spitzenmäßig. Über Empfehlungen würde ich mich freuen.

Ungefähr aufsteigend geordnet nach Freakfaktor und ohne expliziten vegetarischen Fokus. Vieles aus den Büchern ist vegetarisch, aber nicht im ideologischen Sinn.

Sebastian Dickhaut u.a., Vegetarian Basics; Oriental Basics
Valentine Warner, What to eat now; What to eat now — Autumn and Winter
Gabriele Kurz, Meine Kräuterküche
Yotam Ottolenghi, Genussvoll Vegetarisch
Dieter Müller u. Thomas Ruhl, Einfach genial. Die Aromaküche des Meisterkochs
Karl Edlerer, Heimatfood

Viele einfache Dinge lassen sich aber auch ohne Kochbuch zubereiten oder, bei wirklich geringen Kochkenntnissen, mithilfe eines Basiskochbuchs wie Ich helf' Dir kochen (blv).

Danke, gucke mich mal durch.
 
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