Fleischverzehr

Ich bin größtenteils deiner Meinung. Ich finde es aber auch nicht uninteressant diese Themen ganz ohne missionarischen Eifer zu diskutieren.
 
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass wir Fleischfresser den Vegetariern übermäßig "missionarischen Eifer" einfach unterstellen. Vielleicht aus schlechter Erfahrung - denn das Verhalten ist ja keine Seltenheit.
Einfach nur darüber sprechen und zu diskutieren und auf seinen Standpunkt beharren ist ja nichts missionarisches sondern höchst erwünscht ;).
Meist kommt es vielleicht auch falsch rüber und wird dementsprechend mißinterpretiert. Als ich neulich auf einer Hochzeit war, fragte ein Bekannter bei gratinierten Kartoffeln auch, ob die vegetarisch seien. Eigentlich wäre das Unsinn aber in Westfalen wird hie und dort immer nochmal Speck reingepackt...;). Dieses verhalten mag bisweilen elitär vorkommen, aber es ist ja nur übervorsichtig bezüglich der eigenen Moralvorstellungen. Wobei ich zugebe, dass in gewissen Situationen eine Geste oder ein Wort das ganze in ebenjenen "missionarischen Eifer" verwandeln kann.
 
Die Toleranz ist ja bisweilen vorhanden. Es ist ja nicht jeder Vegetarier dieser spezieller Typus eines Vegetariers (,der nicht gerade selten ist). Aber Vegetarier-Diskussionen sind wie Apple-Diskussionen. Nach zwei Postings artet es über 25 Seiten aus.
 
Nein, nicht jeder. Meiner Erfahrung nach trifft das aber auf neun von zehn Vegetariern zu.

Also ich kenne ein paar, nennen wir sie mal Nicht-Fleischesser, die es nicht aus ideologischen Gründen sind, sondern einfach kein Fleisch essen möchten. Ich halte das seit inzwischen 13 Jahren so,weil ich einfach keine Lust mehr hatte eine tägliche Dosis Antibiotika zu mir zu nehmen ohne sie vom Arzt verordnet zu bekommen. Auch Hormone möchte ich mir nicht unbedingt von außen zuführen, wenn es nicht nötig ist. Ich verurteile Fleischesser keinesfalls. Ich brate meiner Frau ein Steak und bereite ihr Spagetti Bolognese zu, kein Problem. Es wird viel zu viel minderwertiges Fleisch verkauft. Wenn ich sehe wie viel widerliches Fleisch in Kantinen oder Imbissbuden so über den Tisch geht, wird mir übel. Ich bin auch kein ausgewiesener Tierfreund, bin aber der Meinung, dass Tiere nicht möglichst nicht leiden sollten. Dass das in der Fleischproduktion nicht zu vermeiden ist, ist mir klar. Was mich sehr stört ist, dass massenweise Tiere unter schlimmsten Bedingungen gehalten werden, nur um Fleisch zu produzieren, dass weder appetitlich aussieht noch gut schmeckt. Der Verbraucher sollte sich mal mehr Gedanken machen was er so vertilgt. Jeden Tag Fleisch, Wurst und Geflügel (ist ja so Gesund...) muss nicht sein. Weniger aber dafür besser wäre besser. Aber jeder muss ja selbst wissen was er isst.
 
Wir können uns diesen ideologischen und (verzeiht mir den Ausdruck) gutmenschlichen Vegetarianismus nur leisten, weil wir zuviel von zuvielen Dingen haben. Weil wir im übersatten Überfluss leben.

Gerade weil wir nicht darauf angewiesen sind Fleisch zu essen kann man m.E. nochmal über das Thema nachdenken.

Ich für meinen Teil versuche nur Fleisch zu essen bei dem ich annehmen kann, dass das Tier möglichst wenig Leid empfunden hat und ein artgerechtes Leben gelebt hat. Bei Pflanzen hingegen habe ich einfach weniger Grund anzunehmen es könnte Leid im gleichen Maße empfinden da einfach die physiologischen Merkmale fehlen die wir bei Menschen und Tiere für Schmerz- und Leidempfinden voraussetzen (zentrales Nervensystem, entwickeltes Gehirn etc.). Ich kann natürlich nicht gänzlich ausschließen dass Pflanzen auch irgendwie Schmerzen erleiden können, aber ich halte es für unwahrscheinlicher. Daher macht für mich die Konsequenz Sinn biliges Fleisch zu meiden und mehr pflanzliche Nahrung zu essen.
 
Ich bin ein erwachsener Mensch, habe mich mit dem Thema erschöpfend auseinandergesetzt und kann es mit meinem Gewissen vereinbaren, Fleisch zu essen. Warum wird diese Entscheidung nicht einfach toleriert?

Ich toleriere deine Entscheidung voll und ganz. Bloß gilt für mich das Argument nicht, dass der Mensch von jeher Fleisch gegessen habe und dass es daher keinen Grund gebe das kritisch zu hinterfragen. Ich glaube man muss alles, was man tut und nicht tut kritisch hinterfragen. Dass man dabei letztendlich zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann ist völlig normal und das gestehe ich auch jedem zu.
 
Da gehe ich gerne mit Dir einig. Auch das durchschnittlich zuviel Fleisch konsumiert wird.
Darüber kann man reden und da gäbe es auch ausreichend Handlungsspielraum.

Stimmt. Hierzulande ist nämlich dank Aldi und Co. das Preisgefühl für Lebensmittel völlig abhanden gekommen. Immer billig und immer billiger. Filet beim Discounter für einen Sparpreis. Ganze Hähnchen für €3,49. Dafür kann man keine Qualität produzieren. Und es sind nicht mal finanziell schlechtgestellte, die diesen Müll kaufen. Geiz ist geil. Ach was habe ich heute wieder ein Schnäppchen gemacht. Die Grilltüte von Real mit 5kg mariniertem Schweinebauch hat nur €10 gekostet. Nur bleibt davon leider auf dem Grill nicht mehr viel übrig...Der deutsche Verbraucher sollte endlich einsehen, das Qualität bei Lebensmitteln nun mal ihren Preis hat. Bei Auto, Autopflege, Zubehör, Kleidung und Urlaub wird ja auch nicht gespart. Aber mit dem Panamera zu Aldi gefahren, weil sparen ja so unheimlich sexy ist.
 
Ich habe mich lange und umfassend mit der Problematik auseinandergesetzt, mein Altöl im Wald zu entsorgen und für mich entschieden, dass ich es in Ordnung finde. Warum können andere meine Entscheidung nicht akzeptieren und tolerant sein anstatt ständig zu versuchen, mich zu missionieren?
 
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