Ed Meier Red Tongue - Geld wert?

War gestern im Sale und bin fündig geworden. Ein paar einfache schwarze Captoe-Oxford "Cheshunt", und ein paar Wildleder-Brogues "Altieri".

Es gab im hinteren Raum auch Redtongues, habe auch einen Green-Tongue entdeckt.. alles in Hülle und Fülle.
 
Beim Junior wird an allen Ecken gespart. Ein einziges (Haß-)Paar davon in meiner Sammlung (müßte mich mal seiner entledigen) ergab folgendes Bild: Sohlenleder blitzschnell ab. Schaftleder außen nicht auspolierbar und ohne positive Farbentwicklung. Futterleder schafft unangenehmes Klima. Konstruktion weich und darum nicht sehr stabil. Fazit: Geld nicht wert, also nimmermehr!

Mit Peduform habe ich sieben mal in 10 Jahren nur gute Erfahrungen gemacht, u. zw. gleich, ob regulär oder im Sale: Nichts reibt oder drückt. Futterleder fantastisch (bei manchen Neuen kann schon der Geruch süchtig machen), hält lange und schafft über den ganzen Tag angenehmes Klima. Schaftleder außen altert schön, ist stabil, unempfindlich und gut auspolierbar. Konstruktion ist stabil und gibt guten Halt. Fazit: Guter bis sehr guter Schuh, der seinen Preis wert ist, und zu dem bedenkenlos geraten werden kann - auch und gerade im Sale (konnte zu regulären Paaren keine Unterschiede feststellen; zweite Wahl ist im Sale gekennzeinet, doch Holzauge sei wachsam!). Sie wirken halt alle etwas ländlich, was bei entsprechend abgestimmtem Rest paßt. Für eleganten Auftritt "nicht wirklich" geeignet.

Rotzungen habe ich noch nicht getestet. Daß bei denen auch die Rahmennaht von Hand eingestochen wäre, bezweifle ich. Denn der Brandsohle fehlt beim Blick ins Innere das dafür eigentlich typische Wellenmuster. Es entsteht beim Festziehen der Rahmennaht von Hand, die die aus der Brandsohle herausgearbeitete Rißlippe und den Rahmen miteinander verbindet. Sieht man übrigens bei Quarvifs, die hinsichtlich Rahmen- wie Laufsohlennaht nachvollziehbar und darum glaubwürdig als handeingestochen gepriesen werden (dieses Wellenmuster bleibt da auch noch bei der über die Brandsohle gelegten dünnen Decksohle sichtbar). Und die sind weitaus günstiger zu haben. Die Frage des Einstechens von Hand ist halt auch nur ein einzelner Faktor beim Gesamtaufwand der Herstellung.

Im Sale kann man beim Eduard mit etwas beharrlichem Wühlen für vergleichsweise wenig Geld auch absolut tolles Zeug rausziehen, z. B. komplett (natürlich nicht bei der Schaftsteppung) handgemachte von Hans-Joachim Vauk (der für EM früher die Handgearbeiteten nach Maß und mtm hergestellt hat; noch früher war´s auch mal Harai). Doch Vorsicht: Wer diese Qualität einmal getragen hat, mag fast nichts anderes mehr, und dann wird´s teuer. Ist wie mit Maßkleidung. Einmal begonnen, ist der Geschmack unwiederbringlich versaut, weil man die Mängel minderer Qualitäten ab dann allzu deutlich wahr nimmt. Zwischen solchen Schuhen und den Rotzungen oder ebenfalls im Sale befindlichen Grünzungen streckt sich der Weg noch mal sehr deutlich. Spürt man schon beim ersten Reinsteigen.
 
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Beim Junior wird an allen Ecken gespart. Ein einziges (Haß-)Paar davon in meiner Sammlung (müßte mich mal seiner entledigen) ergab folgendes Bild: Sohlenleder blitzschnell ab. Schaftleder außen nicht auspolierbar und ohne positive Farbentwicklung. Futterleder schafft unangenehmes Klima. Konstruktion weich und darum nicht sehr stabil. Fazit: Geld nicht wert, also nimmermehr!
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Sie wirken halt alle etwas ländlich, was bei entsprechend abgestimmtem Rest paßt. Für eleganten Auftritt "nicht wirklich" geeignet.
Ja, was erwartest Du bei Preisen von ca. 250,-€ gegenüber 700,-€ für die richtigen Peduform bzw. 1.000,-€ für die Redtongues? Alle anderen Ergebnisse wären für Ed Meier fatal, da dann keiner mehr die hochpreisigen Schuhe kaufen würde.

Ich finde meine Junioren bislang nicht so schlecht. Die Punkte Abnutzung Sohle, schlechte Qualität der Fütterung und instabile Konstruktion kann ich nachvollziehen. Ob das zu Problemen führt kann ich nach dreimal Tragen noch nicht sagen. Die Sohlennaht ist tatsächlich sehr wenig versenkt, man geht quasi von Anfang an auf der Naht. Versenkte Spitzeneisen gehen vermutlich nicht. Aber eine Nachbesohlung nach einer Saison ist ja noch kein so großes Drama. Polieren kann ich das Schaftleder ordentlich, bei Schwarz ist die Farbentwicklung natürlich auch uninteressant.

Für mich der RIESENVORTEIL: ist auf dem gleichen oder sehr ähnlichen Leisten wie mein Redtongue gefertigt und gehört mit diesem zu meinen am besten passenden Schuhen (mit sehr schmalem Fuß und flachem Spann). Und für den Outletpreis eines Redtongues bekomme ich drei Paar Junioren. Das ist natürlich schon ein Unterschied.

Das mit dem "ländlichen" Aussehen kann ich nicht bestätigen. Ich habe Captoe Oxfords (Bilder weiter vorne hier im Thread). Sehen die ländlich aus?
 
Das mit dem "ländlichen" Aussehen kann ich nicht bestätigen. Ich habe Captoe Oxfords (Bilder weiter vorne hier im Thread). Sehen die ländlich aus?

Nein nein, beileibe nicht. Ich sprach von den im mittleren Segment Angesiedelten (regulär ca. 650). Die sind meist doppelsohlig (Laufsohle dicker als Zwischensohle), weisen keine langgezogene Form (wie Ihre Rotzungen) auf, sind deutlich weniger nah am Fuß geschnitten, wirken so voluminöser und deshalb in meinen Augen insgesamt ländlicher, rustikaler, derber. Was nicht negativ verstanden werden soll, sonst besäße ich nicht so viele. Zu feinsten Stoffen gefallen sie mir genau darum freilich nicht.

Was eine Nachbesohlung Ihrer Junioren angeht, ist die in München nur bei Übergummierung preislich günstig. Lassen Sie hier mit Rendenbach und gar ab Zwischensohle einschließlich Absatzneuaufbau maschinell neu aufdoppeln, stehen die Kosten in keinem akzeptablen Verhältnis mehr zum Anschaffungspreis (kostete kürzlich 150 €, und das dürfte die Untergrenze sein). Das Fäßchen "Gummi oder Leder?" lasse ich lieber zu. Darüber ist schon sattsam hitzig gestritten worden.
 
Ja, was erwartest Du bei Preisen von ca. 250,-€ gegenüber 700,-€ für die richtigen Peduform bzw. 1.000,-€ für die Redtongues? Alle anderen Ergebnisse wären für Ed Meier fatal, da dann keiner mehr die hochpreisigen Schuhe kaufen würde.

Ich antworte mal ungefragt darauf: Ich bin nicht bereit, mich auf die Preisstruktur des Ed Maier einzulaßen und erwarte für 250 Euro bereits einen ordentlichen Schuh. Die älteren unter uns werden sich erinnern, wieviel 250 Euro in "richtigem" Geld sind. Und einen Konfektionsschuh für 700 bzw. 1000 Euro soll sich andrehen lassen wer will. Ich sicher nicht.

Gruß
Armin
 
Nein nein, beileibe nicht. Ich sprach von den im mittleren Segment Angesiedelten (regulär ca. 650). Die sind meist doppelsohlig (Laufsohle dicker als Zwischensohle), weisen keine langgezogene Form (wie Ihre Rotzungen) auf, sind deutlich weniger nah am Fuß geschnitten, wirken so voluminöser und deshalb in meinen Augen insgesamt ländlicher, rustikaler, derber. Was nicht negativ verstanden werden soll, sonst besäße ich nicht so viele. Zu feinsten Stoffen gefallen sie mir genau darum freilich nicht.

Das ist sowohl bei den Peduform, als auch bei den Rotzungen eine Frage des Leistens. Bei den Handgemachten gibt es den Leisten 081, der sehr schmal und lang ist und dadurch eineinhalb bis zwei Nummern kürzer getragen wird. Der Axel2 hingegen ist von der Länge her normal und am Vorderfuß etwas voluminöser. Bei Peduform ist der 382er Leisten auch etwas Länger, bei gleicher Größe, wie der 352er Leisten. Der 327er Leisten ist der Gebogenste bei den Peduform. Mit dem Modell Cheshunt gibt es bei beiden Linien einen sehr eleganten Schuh zu förmlicher Garderobe. Das mit der doppelten Ledersohle ist natürlich Geschmacksache, aber für mich vor allem abhängig von der Statur. Wenn jemand Größe 46 trägt, ist eine doppelte Ledersohle doch sehr auffällig. Bei mir mit Größe 106 sieht eher eine sehr dünne Sohle, sagen wir seltsam, aus.

Ich verstehe auch das Argument, dass man in Wien für 1000€ schon sehr gute Maßschuhe bekommt, aber es gibt auch sehr viele zahlungskräftige Kunden, die sich dafür keine Zeit nehmen wollen. Diese kommen, kennen ihren Leisten, kaufen mehrere Paare und sind in 20 Minuten wieder mit anderen Dingen beschäftigt.

Liebe Grüße von einem extremen Peduform Fan

Sandro


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Ich verstehe auch das Argument, dass man in Wien für 1000€ schon sehr gute Maßschuhe bekommt, aber es gibt auch sehr viele zahlungskräftige Kunden, die sich dafür keine Zeit nehmen wollen. Diese kommen, kennen ihren Leisten, kaufen mehrere Paare und sind in 20 Minuten wieder mit anderen Dingen beschäftigt.

So ist das in unserer Gesellschaft. Entweder hat man Geld, oder Zeit...;)
 
Ich antworte mal ungefragt darauf: Ich bin nicht bereit, mich auf die Preisstruktur des Ed Maier einzulaßen und erwarte für 250 Euro bereits einen ordentlichen Schuh. Die älteren unter uns werden sich erinnern, wieviel 250 Euro in "richtigem" Geld sind. Und einen Konfektionsschuh für 700 bzw. 1000 Euro soll sich andrehen lassen wer will. Ich sicher nicht.

Gruß
Armin
Das Grundproblem ist doch, dass vermutlich weder Du noch ich objektiv einschätzen können, wie die Preise zustandekommen. Ein wirklich objektiver Vergleich, zumal Herstellerübergreifend, ist doch nur unter Kenntnis der Faktoren Material, Konstruktion und Herstellungsart und deren Bewertung hinsichtlich formalen, haptischen und gebrauchstechnischen Eigenschaften zu leisten. Ich maße mir nicht an, das zu können. Es gibt hier vielleicht den einen oder anderen (eventl. Herr Sibla?), der dazu etwas Substanzielles beitragen könnte.
Aber nur anhand der Preisbildung und der Grobkategorie Konfektionsschuh ein Produkt zu bewerten halte ich für nicht zielführend. Anders gesagt, unter der Voraussetzung, dass vernünftige Maßschuhe mit 1.500,-€ beginnen, relativieren sich 700,-€ für vernünftige Konfektionsschuhe. Schuhe sind beides. Und ich bekomme auch Schuhe für 200,-€ mit denen ich, ordentliche Passform vorausgesetzt, gut leben kann.
Aber das ist doch überall so. Es gibt Skoda für 20k€, VW für 30k€, Audi für 40k€. Alles gleicher Hersteller auf der gleichen Plattform. Es gibt Uhren für 20,-€ und welche für 20k€. Alle zeigen nur die Zeit an, die für 20k€ wahrscheinlich sogar ungenauer. Und so weiter und so fort.

Im Übrigen halte ich den EM Junior für ca. 200,-€ persönlich bislang für einen ordentlichen Schuh. Langzeiterfahrungen fehlen leider noch.
 
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Was eine Nachbesohlung Ihrer Junioren angeht, ist die in München nur bei Übergummierung preislich günstig. Lassen Sie hier mit Rendenbach und gar ab Zwischensohle einschließlich Absatzneuaufbau maschinell neu aufdoppeln, stehen die Kosten in keinem akzeptablen Verhältnis mehr zum Anschaffungspreis (kostete kürzlich 150 €, und das dürfte die Untergrenze sein). Das Fäßchen "Gummi oder Leder?" lasse ich lieber zu. Darüber ist schon sattsam hitzig gestritten worden.
Ich hoffe, dass es bei Herrn Sibla hier aus dem Forum günstiger wird. Hier in München kostet handwerklich saubere Arbeit richtig Geld, das ist mir auch schon aufgefallen...
 
Das Grundproblem ist doch, dass vermutlich weder Du noch ich objektiv einschätzen können, wie die Preise zustandekommen. Ein wirklich objektiver Vergleich, zumal Herstellerübergreifend, ist doch nur unter Kenntnis der Faktoren Material, Konstruktion und Herstellungsart und deren Bewertung hinsichtlich formalen, haptischen und gebrauchstechnischen Eigenschaften zu leisten. Ich maße mir nicht an, das zu können. Es gibt hier vielleicht den einen oder anderen (eventl. Herr Sibla?), der dazu etwas Substanzielles beitragen könnte.
Aber nur anhand der Preisbildung und der Grobkategorie Konfektionsschuh ein Produkt zu bewerten halte ich für nicht zielführend. Anders gesagt, unter der Voraussetzung, dass vernünftige Maßschuhe mit 1.500,-€ beginnen, relativieren sich 700,-€ für vernünftige Konfektionsschuhe. Schuhe sind beides. Und ich bekomme auch Schuhe für 200,-€ mit denen ich, ordentliche Passform vorausgesetzt, gut leben kann.
Aber das ist doch überall so. Es gibt Skoda für 20k€, VW für 30k€, Audi für 40k€. Alles gleicher Hersteller auf der gleichen Plattform. Es gibt Uhren für 20,-€ und welche für 20k€. Alle zeigen nur die Zeit an, die für 20k€ wahrscheinlich sogar ungenauer. Und so weiter und so fort.

Im Übrigen halte ich den EM Junior für ca. 200,-€ persönlich bislang für einen ordentlichen Schuh. Langzeiterfahrungen fehlen leider noch.

Kein Widerspruch; ich spreche nur von meinem Maßstab.;)

Gruß
Armin
 
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