Diskussion über Krawattenpreise

Falls jemand abseits von halbwissendem Geschwurbel um sartoriales Pipapo wirklich an Krawatten interessiert ist, Stoffe, Konstruktion, Preise, für diese vermutlich rare Person ein Tipp:

Es ist nicht auszuschließen und sogar nicht unwahrscheinlich, dass die (mit Sicherheit exzellenten!) Shibumi-Krawatten von Biagio Santo hergestellt werden. So oder so, unstrittig sollte wohl sein, dass Biagio Santo ausgezeichnete Krawatten allerhöchster Qualität herstellen kann, wenn gewünscht auch mit gestickter Blume auf der Rückseite, die vielen so oder so ähnlich sicherlich bekannt vorkommt (siehe zB hier).

Wer also echtes Interesse abseits von Internet-Jubelpropaganda hat, der möge einfach dort anrufen, er sei bspw. ein unabhängiger Herrenausstatter mit Interesse eine Eigenmarke anzubieten, nur vom feinsten natürlich. Dann kann er sich die ins and outs der Krawattenherstellung erklären lassen, was alles machbar ist. Und was machbar aber nicht unbedingt sinnvoll/besser ist, aber vor allem, was der Spaß am Ende kostet.

Dann wird er auch verstehen, wie bspw. Scappino es schafft, 7-folds für um die 60 Euro und handrolled und/oder untipped für nochmal deutlich (!) weniger anzubieten. Made in Italy, mit teilweise identischen (!) Stoffen, wie sie zB die großen Italiener der Liga Ferragamo, Kiton, etc. verwenden. Oder warum "Kleinserienzuschläge" nicht annähernd so hoch sind, wie man im ersten Augenblick glaubt (hint: vor allem, weil das sowieso keine automatisierte Serienfertigung ist). Oderoderoder, was man halt sonst noch so alles über Krawatten wissen möchte.

Wer sich nicht wirklich für Krawatten interessiert, der kann natürlich gerne weiter im iGent safe space bleiben und glauben, er würde bei den ganzen Internet-Brands ein tolles PLV erhalten. Ich will die Marken auch contrary to popular belief überhaupt nicht bashen. Im Gegenteil, ich bewundere z.B. Benedikt und Niels dafür, dass sie ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, aus dem Nichts ein "iGent-Imperium" aufgebaut haben und davon auch noch ziemlich gut Leben können (für den ein oder anderen Maßanzug reicht's immerhin). Ebenso die anderen Internet-Brands, inklusive Suitsupply! Alles grandiose Geschäftsmodelle. Man kann die Preise von um 100 EUR für Krawatten auch ohne weiteres rechtfertigen, nur eben nicht mit der Verarbeitung. Der Preisaufschlag ist daher durchsetzbar, weil der weitgehend ahnungslose Kunde eine "iGent-approved" Vorauswahl an internetfähigen Krawatten (oder Hemden etc) erhält und diese schnell nach Hause geliefert bekommt. Also wenn überhaupt will ich die lemmingartigen Kunden bashen (Krawatte muss 100 Euro kosten! Alle Jacken ohne mindestens half-canvas sind nix! Gürtel und Schuhe müssen identisch sein! Etcpp.)

Whatever ;) /rant
 
Ich weiß nicht, warum jetzt 7-folds plötzlich der Maßstab sind.

War nur ein Beispiel, wo mehr Aufwand dahinter steckt.

Die üblichen sonstigen iGent-Charakteristika untipped/handrolled gibt's doch andauernd [...] Italien+Spanien. [...]Novecento[...]Marco Fontana[...]Scappino

Vielen Dank für die Marken, kannte ich bisher noch nicht. Das ist halt ein klassisches Handelsproblem: die meisten hier tummeln sich in deutschen Städten und können entweder dort oder im Internet einkaufen. Wenn es dann online für diese Charakteristika weniger Anbieter gibt, schlagen die (berechtigter Weise) etwas drauf, bis es jemand günstiger anbietet.

Kann gut sein, aber das ist eben kein Einzelhandel...
Bei shirwan bspw. ist der Zulieferer ein anderer und da gibt es trotz ähnlicher Merkmale schon Unterschiede (no offence).

Ich werde mal schauen, wie ich mir die Dinger besorge und entsprechend testen. Das ist aber nicht trivial, wenn die nur in Mexico und nicht online verfügbar sind...

Der Preisaufschlag ist daher durchsetzbar, weil der weitgehend ahnungslose Kunde eine "iGent-approved" Vorauswahl an internetfähigen Krawatten (oder Hemden etc) erhält und diese schnell nach Hause geliefert bekommt.
Nach dem Snickers vielleicht etwas sachlicher ;)
Auf dem deutschen Markt, on- und offline, ist das Angebot einfach etwas dezimierter, als bei einer weltweiten Betrachtung. Bei Shibumi war genau das die Lücke: allein aus Italien den gehobenen Standard nach Deutschland / Europa convenient verbreiten.

Was soll man denn jemandem empfehlen, der in der nächsten Woche eine gescheite Krawatte kaufen möchte?
a) Klapper den P&C ab und schau, ob die Hausmarke zufällig mal wieder gute Krawatten hat (leider benötigst du dafür aber bereits einige Erfahrung
b) Hol dir eine CT&co., deren Anschaffung du zwei Wochen später ggf. schon bereust
c) Durchforste ebay nach Geheimtipps und thrifte ohne Erfahrung mal 10 Krawatten, von denen eine vielleicht etwas taugt
d) Wenn du Mittwochs, wie üblich, wieder in Mexico bist, geh einfach zu xy

oder lieber doch:
e) Wenn du keine Ahnung hast und einfach eine gute Krawatte willst, spar dir die Zeit und investiere je nach Anspruch 30-50, resp. 80-100€*bei den bekannten Anbietern abc
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre es eventuell sinnvoll, die Krawattenqualitätsdiskussion, die für einige vermutlich durchaus von Interesse ist, in einem eigenen Themenstrang weiterzuführen?
 
Wäre es eventuell sinnvoll, die Krawattenqualitätsdiskussion, die für einige vermutlich durchaus von Interesse ist, in einem eigenen Themenstrang weiterzuführen?

Erledigt. Mag sein, dass ich noch ein paar Beiträge übersehen habe. Ich habe versucht die Diskussion über Maters Krawatte im speziellen sinnvoll von der über Krawatten im Allgemeinen zu trennen ohne beide Threads unlesbar zu machen.
 
Diese Diskussion, lustigerweise ebenfalls entfacht vom Kastenteufel, hatten wir doch bereits vor Wochen wegen des "Forenfüllers", diverser Schuhmarken usw.

Sie ist fruchtlos, weil die Quadratur des Kreises versucht wird. Natürlich kann können beide Seiten schlagkräftige Argumente ins Feld führen, und natürlich haben beide Seiten auch in vielen Punkten recht. So funktioniert aber nun einmal das System.

Ein 7er BMW oder eine S-Klasse hat reine Gestehungskosten von ca. 27.000 Euro. Wenn man die Autos für 50.000 Euro verkaufen würde, hätte man eine schöne Marge. Das greift aber zu kurz. Entwicklungskosten, Engineering, Erfahrung, die Marke, Präzision usw. lässt man sich mitbezahlen.

Warum soll ein Krawattenhersteller ( Schuh.., Konditor... usw. ) das nicht genauso machen? Das ist die erste Frage.

Einen wesentlichen Punkt hat Banker angesprochen. Heute ist alles immer überall verfügbar, der Markt ist viel transparenter und man kann auch exotische Marken mit relativ wenig Aufwand bekommen. Früher war es so, das viele Artikel in Deutschland um ein Vielfaches teurer waren als anderswo ( siehe Levis oder Ralph Lauren, daher die begehrten Reisemitbringsel aus den USA ) Ist heute immer noch so, aber ich kann die Sachen binnen 5 Minuten vor Ort ordern. Ergo gerät der einheimische Anbieter unter Druck. Und er muss sich plötzlich einem viel größeren Wettbewerb stellen.

Bis Anfang der 2000er gab es in der satorialen Wüste in der Mittelklasse so gut wie nichts, was heute überall erhältlich ist. Also wurde gekauft, was da war. Dann gingen auch noch ein Großteil der deutschen Hersteller pleite oder wurden verramscht. Heute ist es egal, ob ich Shanghai, NY, Berlin, Moskau oder Rom durch die Stadt gehe, die Läden und das Angebot sind überall die Selben ( inklusive H&M und Zara ).

Wenn ich aber eine halbe Stunde im Internet nach der Krawatte mit dem besten PLV suche, ist das teurer, als im Vorbeigehen schnell eine zu kaufen. Und dann greife ich auf eine etablierte Marke zurück, weil es mir schlichtweg egal ist, ob die nun 18,7659% zu teuer ist und wohlwissend, das ich für weniger Geld anderswo gleiche Qualität bekommen könnte.

Wie aber schon beim besagtem Füller vorgebracht ( gilt auch für Whiskey, Schuhe, Autos, Uhren, Zigarren und Bananen ), die Frage ist doch, welchen Anspruch habe ich und wie lange möchte ich mich mit dem Thema beschäftigen?
Möchte ich nur einen - für meine Ansprüche ausreichenden - Füller ( Krawatte )
oder tauche ich tieeef in das Thema ein?

Objektiv hat güntherkastenfrosch mit vielem recht, aber da wir über Kleidung reden, kommt es eben nicht nur auf Objektivität an. Vielleicht kauft man am Ende sogar einfach mal Sachen, einfach nur, weil sie einem gefallen. Herje.
 
Um teilweise unabhängig des Preises bzw. unabhängig der ganzen Diskussion jetzt noch einmal meine Frage zu stellen, gibt es im Moment Standard Krawatten, sprich Bordeauxfarbene mit grober Webung für 30 - 50 € oder muss ich warten bis Shirwan wieder liefern kann?
Ich freue mich über Links weil ich weder bei eBay noch bei den erwähnten Marken bisher fündig wurde.
Ich kauf auch eine gebrauchte falls jemand eine übrig hat ;-)
PS: Hermes Krawatten sehen toll aus und fühlen sich genial an aber wie schon erwähnt leider sehr fisselig zum binden. Fallen also raus.
 
Um teilweise unabhängig des Preises bzw. unabhängig der ganzen Diskussion jetzt noch einmal meine Frage zu stellen, gibt es im Moment Standard Krawatten, sprich Bordeauxfarbene mit grober Webung für 30 - 50 € oder muss ich warten bis Shirwan wieder liefern kann?
Ich freue mich über Links weil ich weder bei eBay noch bei den erwähnten Marken bisher fündig wurde.
Ich kauf auch eine gebrauchte falls jemand eine übrig hat ;-)
PS: Hermes Krawatten sehen toll aus und fühlen sich genial an aber wie schon erwähnt leider sehr fisselig zum binden. Fallen also raus.

Klick

Dritter Treffer 59€
 
Bei mir kommt Shibumi, Shibumi, Krawattenhaus, Schirwan. Egal
Krawattenhaus 59€, das gleiche bei nines.de (kenne ich nicht)
 
Ich verstehe die Diskussion auch nicht wirklich.

Ausgangspunkt war, ob eine günstige Krawatte, nach ich glaube einhelliger Meinung definiert als RRP günstiger als um die 50 Euro, mit den hier beliebten Internet-Marken ab um die 100 Euro und eventuell auch deutlich teureren klassischen Marken mithalten kann.

Eindeutige Antwort: Absolut, überhaupt kein Problem, über Stoff+Verarbeitung lässt sich ein höherer Preis nur in absoluten Ausnahmefällen rechtfertigen. Da hat soweit ich das sehe irgendwie niemand etwas substantielles entgegenzusetzen. Wie auch.

Was jetzt die ganzen anderen Punkte angeht, Verfügbarkeit, Markengeilheit, zu volles Konto, etc. - Das ist alles smoke and mirrors und ein völlig anderes Thema, da haben mehrere Leute inklusive mir mehrfach drauf hingewiesen, dass das durchaus einen deutlich höheren Preis rechtfertigen kann.

Es geht und ging (mir) aber ausschließlich um die absurde Aussage der Notwendigkeit von hohen Preisen, aufgrund irgendwelcher echter oder vermeintlicher Unterschiede in Verarbeitung und/oder Stoffqualität. Das ist nämlich, wie nun inzwischen in epischer Breite erläutert, schlicht Quatsch.

Ansonsten kann, wie ebenfalls von mir und anderen mehrfach vorgebracht, jeder soviel Geld für Krawatten und sonstige Kleidung ausgeben, wie er möchte. Es wäre dann aus meiner Sicht begrüßenswert, dies im Sinne der Sache nicht so ungeschickt und eigennützig als Notwendigkeit zu verbrämen - Macht man ja hier außerhalb von Krawatten auch nicht.

E. (Und bei diesem "ich will mein Spielzeug aber sofort"-Geplärre mache ich nicht mit. Wer braucht schon dringend eine Krawatte, womöglich noch die 123zigste? Absolute Ausnahme. Lieber mal überlegen, ob das noch ein gesundes Konsumverhalten ist. )
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben