Der perfekte Stil - oder die never-ending-story

Never-ending-story, weil er normalerweise finanziell gar nicht zu erreichen ist. Davon ausgehend, dass die meisten in diesem Forum nicht mit unendlichen Ressourcen gesegnet sind, wollte ich euch mal fragen, wie ihr so in etwa euer Geld einteilt - also wo ihr Abstriche hinnehmt.

Ich z.B. lege am meisten Wert auf hochwertige Nahrungs- und Genussmittel, danach Pflegeartikel, dann Freizeitaktivitäten und Kleidung. Dafür ist die Wohnung (inkl. Einrichtung) ein nur geradeso hinnehmbarer Kompromiss und ein Auto habe ich gar nicht erst.

Nachdem ich künftig mit erheblich mehr Einkommen rechne (mein Studium ist beendet), erhoffe ich mir bald eine höherwertige Wohnungs / Fahrzeugskombination.

Trotzdem bleibt die Reihenfolge vermutlich ähnlich.

Stil ist für mich eine Geisteshaltung, die nicht durch den Erwerb irgendwelchen Plunders hervorgerufen, vermehrt oder zum Ausdruck gebracht wird.

Wenn Du nur wissen willst, was wir mit mehr Kohle machen würden? Das ist einfach. Das Haus reicht gerade so aus für 5 Personen, die Autos dito, mehr Freizeit könnte ich auch vertragen. Fertig.
 
Aus meiner Sicht ist gerade der Personenkreis, welcher mit ausreichend oder sogar mehr als ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet ist am weniger stilvollsten.

Stil ist wie Charisma, es ist angeboren oder nicht, wenn es nicht angeboren ist wirkt es meist aufgesetzt und gekünzelt und man kann es auch nicht ohne weiteres erlernen.

Aber so ist es nunmal im Leben alles ist nicht gerecht verteilt.

Somit hat Stil auch nichts mit Geld zu tun.
 
Aus meiner Sicht ist gerade der Personenkreis, welcher mit ausreichend oder sogar mehr als ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet ist am weniger stilvollsten.

Stil ist wie Charisma, es ist angeboren oder nicht, wenn es nicht angeboren ist wirkt es meist aufgesetzt und gekünzelt und man kann es auch nicht ohne weiteres erlernen.

Aber so ist es nunmal im Leben alles ist nicht gerecht verteilt.

Somit hat Stil auch nichts mit Geld zu tun.

Na dann ist ja jegliche Müh vergeblich. Stil in den Genen? Obwohl Stil sich doch über die jeweilige Kultur definiert. Sonderbar.

Grüße,
Frank
 
Stil in den Genen?

Ich würde mehr behaupten, dass ca. 50% des erreichten Stils die Erziehung ausmacht, und die anderen 50% Stilvorbilder, mit denen man im Laufe der Zeit zusammenstößt.

Ein Beispiel:
Der Sohn eines einfachen Schlossers, der zu Hause mit RTL, einfacher Sprache und lockerer Erziehung aufwächst, wird es sehr schwer haben, sich seine Meinung über Stil zu bilden bzw. eine ganz andere Meinung dazu haben als unsereins.
Wenn dieser fiktive Junge nun noch in eine Innenstadt-Schule geht, wo er als Stilvorbilder diverse Musiker oder ähnliches reingepresst bekommt, wird er es wiederum sehr schwer haben, sich an klassischen Stilvorbildern zu orientieren.

Im Gegensatz dazu:
Der Sohn eines Großunternehmers wächst auf dem Land auf. Noch bevor er das Alter erreicht, wo er auf eine renommierte Privatschule geschickt wird, bekommt er seinen ersten maßgeschneiderten Anzug.
Zu Hause herrschen konservative Bedingungen. Abends liest er Hochliteratur aus der Hauseigenen Bibliothek.
Dieser Junge wird es wohl leichter haben einen klassichen Stil zu finden.
 
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Ein Beispiel:
Der Sohn eines einfachen Schlossers, der zu Hause mit RTL, einfacher Sprache und lockerer Erziehung aufwächst, wird es sehr schwer haben, sich seine Meinung über Stil zu bilden bzw. eine ganz andere Meinung dazu haben als unsereins.
Wenn dieser fiktive Junge nun noch in eine Innenstadt-Schule geht, wo er als Stilvorbilder diverse Musiker oder ähnliches reingepresst bekommt, wird er es wiederum sehr schwer haben, sich an klassischen Stilvorbildern zu orientieren.

Im Gegensatz dazu:
Der Sohn eines Großunternehmers wächst auf dem Land auf. Noch bevor er das Alter erreicht, wo er auf eine renommierte Privatschule geschickt wird, bekommt er seinen ersten maßgeschneiderten Anzug.
Zu Hause herrschen konservative Bedingungen. Abends liest er Hochliteratur aus der Hauseigenen Bibliothek.
Dieser Junge wird es wohl leichter haben einen klassichen Stil zu finden.

Das deckt sich überhaupt nicht mit meinen eigenen Erfahrungen.

Mein Vater rennt als Hausmeister und Gärtner den ganzen Tag in grünen Latzhosen durch die Gegend. Er hat zu hochwertiger Bekleidung überhaupt keinen Bezug und mir auch in dieser Richtung nix vermittelt, außer, dass ich von ihm gelernt habe, wie man eine Krawatte bindet. Ich bin auf eine stinknormale Großstadt-Schule gegangen und habe mich als Jugendlicher, wie die meisten anderen auch, in sämtlichen Jugend-Subkulturen der 90er von Grunge bis Techno ausprobiert und gefunden.

Einen Bezug zu hochwertiger Bekleidung habe ich eher unbewusst aus der Tatsache entwickelt, dass ich mein sauer verdientes Taschengeld nicht in kurzfristige Modetrends verschwenden wollte und mich recht früh für langlebige "Klassiker" interessiert habe.

Die Initialzündung, mich mit dem Thema bewusst auseinanderzusetzen, kam mit dem Berufseinstieg und dem damit verbundenen täglichen Tragen von Anzug, Hemd usw. Ich wollte einfach nicht mehr Geld für einen Markennamen, als für Material, Verarbeitung und Passform ausgeben.

Meine Entwicklung bezüglich Kleidung hat also rein gar nichts mit meinem Elternhaus zu tun.
 
Ich sage mal - abgesehen von wirklich harten sozialen Verhältnissen, die sich hier in Deutschland zu einem nicht unerheblichen Teil parallel zu "unserer" normalen Gesellschaft entwickeln,- ermöglicht zumindest heutzutage die breite Schulbildung jedem den Zugang zu anderen Stilen und vor allem der höheren Kultur. Damit und mit dem Berufsleben sind gute Einstiegspunkte gegeben.

Ich selbst habe trotz gutbürgerlichem Haushalt irgendwann Interesse an hochwertigerer Kleidung gefunden, weil ich es irgendwann schlichtweg als chic empfunden habe. Ein Hemd saß plötzlich am Körper einfach besser als ein T-Shirt und das habe ich nicht nur so empfunden, sondern das hat auch Außenwirkung gezeigt. ;)

Mit Hemden kommt jeder mal in Berührung, auch oder gerade Partizipierende scheinbar stilistisch völlig distanzierte Jugendbewegungen tragen in Discos plötzlich ein Hemd, weil sie sich damit zum allwöchentlichen Balzritual besonders attraktiv kleiden möchten.
 
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