Der Jammer-Faden

Das ist Selbstbetrug für Leute deren Gewissen sich mit so schwachen Argumenten beruhigen lässt.

Die einen nennen es Selbstbetrug, die anderen nennen es Realitätsbezug. Etwas, was uns beim Moralisieren gerne abgeht, während wir davon phantasieren, wie wir unsere Mitmenschen wohl dazu zwingen könnten, nach unseren persönlichen Idealen zu leben. Das ist selbstredend nicht einfach autoritärer Etatismus mit eingebauter Interventionsspirale und starkem Sendungsbewusstsein, sondern der reine, gute Weg des weisen Mannes. Schließlich muss den Bangladeshis auch von extern geholfen werden, weil sie es allein einfach nicht auf die Kette kriegen. Die gewissenlose Idee, dass die Leute selber wissen könnten, was gut für sie ist und der Markt Dinge hervorragend regelte, wenn man ihn denn bloß mal ließe, sollte uns dagegen vor Abscheu erzittern lassen.
 
Die einen nennen es Selbstbetrug, die anderen nennen es Realitätsbezug. Etwas, was uns beim Moralisieren gerne abgeht, während wir davon phantasieren, wie wir unsere Mitmenschen wohl dazu zwingen könnten, nach unseren persönlichen Idealen zu leben. Das ist selbstredend nicht einfach autoritärer Etatismus mit eingebauter Interventionsspirale und starkem Sendungsbewusstsein, sondern der reine, gute Weg des weisen Mannes. Schließlich muss den Bangladeshis auch von extern geholfen werden, weil sie es allein einfach nicht auf die Kette kriegen. Die gewissenlose Idee, dass die Leute selber wissen könnten, was gut für sie ist und der Markt Dinge hervorragend regelte, wenn man ihn denn bloß mal ließe, sollte uns dagegen vor Abscheu erzittern lassen.
Du willst also allen Ernstes behaupten, dass Näherinnen in Bangladesh gerne freiwillig für 30€ im Monat mit nicht existentem Brandschutz arbeiten und das so richtig sei, weil es ja der Markt so will? ;) Der Markt würde, wenn man ihn ließe, unbezahlte Zwangsarbeit und geraubte Rohstoffe am besten finden.

Nein, das ist wie bei vielen anderen Missständen auf dieser Welt nicht dem Markt, sondern einfach nur asymmetrischen Machtverhältnissen geschuldet, aus denen sich die Betroffenen schwer befreien können. Und im Gegensatz zu viel anderem Unheil, das von Russland, China oder muslimischen Feudalregimen angerichtet wird (und nichtsdestoweniger bekämpft werden sollte), haben wir hier als Kundenländer tatsächlich die Möglichkeit, unmittelbar verbessernd einzugreifen. Damit werden da ja keine Quantensprünge erzeugt, sondern nur Exzesse eines grassierenden Manchester-Kapitalismus gegenüber den Ärmsten der Armen gemindert. Wenn eine Näherin statt 30€ 120€ im Monat verdient, kostet das Billig-T-Shirt beim Endkunden halt mal ein paar € mehr, nichts, was hier einen Unterschied machen oder das Geschäftsmodell sprengen würde, dort aber zumindest Überleben und Weiterentwicklung fördert.

Du wirfst anderen unangemessene Einmischung vor, nutzt das aber nur als Deckmäntelchen, um das ungebremste Recht des Stärkeren verteidigen. Unterdrückung ist keine Spielart einer anderen Kultur, die im Sinne eines vernünftigen Pluralismus geduldet oder gar von uns als stillem Komplizen unterstützt werden sollte, sondern Unrecht. Und ich sag's mal so, die systematische Unterstützung von offensichtlichem Unrecht ist nicht die Haltung eines guten Konservativen. Unchristlich ist es ohnehin.
 
Du willst also allen Ernstes behaupten, dass Näherinnen in Bangladesh gerne freiwillig für 30€ im Monat mit nicht existentem Brandschutz arbeiten und das so richtig sei, weil es ja der Markt so will? ;) Der Markt würde, wenn man ihn ließe, unbezahlte Zwangsarbeit und geraubte Rohstoffe am besten finden.

Nein, das ist wie bei vielen anderen Missständen auf dieser Welt nicht dem Markt, sondern einfach nur asymmetrischen Machtverhältnissen geschuldet, aus denen sich die Betroffenen schwer befreien können. Und im Gegensatz zu viel anderem Unheil, das von Russland, China oder muslimischen Feudalregimen angerichtet wird (und nichtsdestoweniger bekämpft werden sollte), haben wir hier als Kundenländer tatsächlich die Möglichkeit, unmittelbar verbessernd einzugreifen. Damit werden da ja keine Quantensprünge erzeugt, sondern nur Exzesse eines grassierenden Manchester-Kapitalismus gegenüber den Ärmsten der Armen gemindert. Wenn eine Näherin statt 30€ 120€ im Monat verdient, kostet das Billig-T-Shirt beim Endkunden halt mal ein paar € mehr, nichts, was hier einen Unterschied machen oder das Geschäftsmodell sprengen würde, dort aber zumindest Überleben und Weiterentwicklung fördert.

Du wirfst anderen unangemessene Einmischung vor, nutzt das aber nur als Deckmäntelchen, um das ungebremste Recht des Stärkeren verteidigen. Unterdrückung ist keine Spielart einer anderen Kultur, die im Sinne eines vernünftigen Pluralismus geduldet oder gar von uns als stillem Komplizen unterstützt werden sollte, sondern Unrecht. Und ich sag's mal so, die systematische Unterstützung von offensichtlichem Unrecht ist nicht die Haltung eines guten Konservativen. Unchristlich ist es ohnehin.
Nun, eventuell peitschten dei Ehemänner sie auch täglich zur Arbeit, man weiß es nicht, aber grundsätzlich scheinen doch sehr viele Frauen dort die Arbeit in der Textilindustrie der in der Landwirtschaft vorziehen. Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Bangladeschs über die letzten Dekaden ist zudem recht beeindruckend. Es mag uns, speziell aus unserer wohlstandsverwöhnten Perspektive, unerfreulich erscheinen, wie dort zum Teil gearbeitet wird, weil das auch schlicht stimmt, aber die massive Verbesserung innerhalb allein der letzten 20 Jahre ist nicht von der Hand zu weisen. Die machen da – zumindest in der Beziehung – irgendwas richtig, und zwar trotz zahlloser Hemmnisse.

Und was die unbezahlte Zwangsarbeit angeht: Die Lohnarbeit hat sich gegenüber der Leibeigenschaft nicht ohne Grund durchgesetzt, sondern weil sie für alle Beteiligten Vorteile bietet.

Sich den halben Planeten im Kopf zum Feind zu machen, finde ich übrigens ein wenig befremdlich, warum tust Du Dir das an?
 
Und was die unbezahlte Zwangsarbeit angeht: Die Lohnarbeit hat sich gegenüber der Leibeigenschaft nicht ohne Grund durchgesetzt, sondern weil sie für alle Beteiligten Vorteile bietet.

Wie mans sieht. Die Begründung der Befreiung war (soweit ich das überblicke) immer wesentlich eine moralische, keine (markt-) wirtschaftliche - also dieselbe Begründung mit der hier propagiert wird nicht an der Ausbeutung der Bangladeschis (als pars pro toto) zu partizipieren. In der Preußischen Agrarverfassung z.B. wird letzten Endes auf die Geschehnisse um die Französische Revolution, die Angst vor ähnlichen Unruhen reagiert, gegen den erbitterten Widerstand des (leibeigenbesitzenden) Adels.

Aber, Deine Neoliberalität und Ausbeutergesinnung mal außen vor: das hier ist das Stilforum, und es ist sicher kein guter Stil die Ausbeutung von Mitmenschen zu verteidigen und zu fördern, das gar als bewusstes Ziel zu haben.

Was euch wirtschaftsliberale neo-faschistoide angeht: wir kriegen euch schon noch. Das mit der Coronadiktatur hat ja entgegen eurer Befürchtungen leider nicht geklappt, die Klimadiktatur entwickelt sich bedauerlicherweise auch nicht so vielversprechend (ist aber noch nicht verloren!), aber spätestens mit der Diktatur danach klappt das bestimmt, und dann werdet ihr euer blaues Wunder erleben! :cool:

N.H.
 
Und was die unbezahlte Zwangsarbeit angeht: Die Lohnarbeit hat sich gegenüber der Leibeigenschaft nicht ohne Grund durchgesetzt, sondern weil sie für alle Beteiligten Vorteile bietet.

Sorry, aber hier fehlt es am Argument. Welcher Vorteil bietet sich dem Ausbeuter, wenn er nicht mehr ausbeuten kann / darf?
Und warum hat sich Leibeigenschaft und Zwangsarbeit überhaupt entwickelt, wenn sie dem Ausbeuter doch überwiegend Nachteile mit sich bringen?

Im wesentlichen basiert die Entwicklung auf drei Säulen:
- der Intellektuellen Leistung der Philosophen, die Begriffe Freiheit und Recht überhaupt zu denken, zu formulieren und zu entwickeln, angefangen in der Antike mit Aristoteles
- der Opferbereitschaft der Unterdrückten, im Kampf für Freiheit und Recht mit Leben und Gesundheit einzustehen, beginnend mit der Befreiung des Volkes Israel und dem Auszug aus Ägypten bis hin zu den Arbeitervereinen der Industrialisierung.
- der Entdeckung des elektrodynamischen Prinzips durch Werner von Siemens.

Mit fiele jetzt nicht ein, was oder wann Sklavenhalter oder andere Profiteure von Zwangsarbeit zu dieser Entwicklung beigetragen haben...

Natürlich kann man diskutieren, wann man sich in die Angelegenheiten anderer einmischt und wann besser nicht. Wenn es um eine bestimmte Art zu leben geht, denke ich, besser nicht. Wenn es um die Verletzung von Recht und Freiheit geht, aber schon.
Um auf den ntv-Bericht über Shein zurückzukommen, die darin geschilderten Umstände, unter denen andere Menschen arbeiten müssen, sind für mich unzweifelhaft Verletzung von Menschenrecht.
 
Ach, ich beu


Ach, ich beute lediglich Deine Weltanschauung aus. Aber mach Dir keine Sorgen, das wird der Markt schon richten.

N.H.
Nee, Du kommst jemandem, der eine libertäre Position vertritt mit "Nein, es braucht Zwang", beschimpfst ihn im gleichen Atemzug als Faschisten und stößt diffuse Drohungen aus. Das ist in meinem Buch nicht satisfaktionsfähig.
 
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