Der Jammer-Faden

Was mich bei Shein irritiert ist dass scheinbar in den Ländern in denen die Produkte gekauft werden, die geltenden Gesetze bzgl. Schadstoffen nicht konsequent eingefordert werden. Natürlich ist das im Oninehandel über Ländergrenzen hinweg schwierig, aber das wäre für mich ein erster Schritt,.

Die geltenden Umweltstandards konsequent einfordern und die Öffentlichkeit über die Schadstoffbelastung zu informieren. So neurotisch wie ein Großteil der Deutschen reagiert, müsste letzteres doch viel mehr bewirken als viele andere Maßnahmen.

Wenn das dann dazu führte, dass die Hersteller tatsächlich schadstoffärmer produzieren, dann wäre damit auch den Arbeitern in den Sweatshops geholfen.

Wie bei so vielem. Die Gesetze gibt es, sie konsequent von denen einzufordern, die mit dem Verstoß dagegen Reibach machen ist das Problem.

"Gewinnabschöpfung" heißt das Zauberwort.
 
"Gewinnabschöpfung" heißt das Zauberwort.
Ja, dazu gehören aber immer mindestens zwei. Der eine der abschöpfen will, der andere der das zulässt. Mir geht es um die Anwendung bestehender Gesetze und um die information der Verbraucher. Da ist der Artikel tatsächlich ein erster Schritt. Ein probates Mittel wäre auch die Internet-Sternchen, die diese Produkte bewerben, damit öffentlich zu konfrontieren. Wäre doch sehr spannend zu erleben, wie deren Follower darauf reagieren, wenn ihre Sternchen ihnen schadstoffbelastete Kleidung andrehen. Das wäre doch auch ein schönes Thema für Umweltverbände, aber nein, die stürzen sich viel lieber auf die deutsche Industrie, da generiert man mehr Sichtbarkeit ...
 
Du kannst das, weil Du es Dir leisten kannst.
Das freut mich für Dich, den Bangladeshi freut's wohl eher nicht - und dem Konsumenten mit sehr knappem Budget (von @bluesman528 liebevoll "fast Mittellose" genannt) ist es wohl scheißegal.

Ich kann das weil ich es priorisiere. Viele, die es können, priorisieren das nicht, bzw. priorisieren andere Dinge. Zwischen Made in Switzerland und Made in Bangladesh gibt es ja eine Bandbreite, und Made in Romania (d.h. EU) ist ja durchaus ein Kompromiss. Hilfreich wäre, wie von Newton betont: Bewusstsein. Sichtbarkeit.

Dann gibt es tatsächlich eine Gruppe die sich das kaum bis nicht leisten könnte, aber das kann ja kein Argument für die anderen sein sich an Ausbeutung zu beteiligen.

"Scheißegal" ist das wesentlich mehr Menschen als dieser Schicht. Die geistig-moralische Wende mit ihrem Fokus auf Egoismus (siehe "Geiz ist geil" Mentalität) wirkt unwidersprochen seit mittlerweile 40 Jahren. Hauptsache ich hab was gespart, sch... auf die Leute in Bangladesch, sollen die doch selber sehen wo sie bleiben.

Wie gesagt: es tut sich was. Wie bei anderen Themen wo es darum geht Verhaltensmuster zugunsten besseren Verhaltens zu ändern, zumal mit Aufwand verbunden (Bio-Lebensmittel, Mobilität, Heizung...) geht es nicht ohne Regulierung, vulgo Zwang. Da bewegt sich viel, die Umsetzung muss nachgehalten werden.

Ich kann und werde die Welt nicht ändern. Aber ich kann danach streben mich selber anständig zu verhalten, auch unabhängig von äußerem Zwang. Ohne 100%-Anspruch, aber mit ehrlichem Bemühen.

N.H.
 
Wow, was so alles aus einem Reißverschluss werden kann; vielleicht das nächste Mal Hosenknöpfe nehmen, die gehen nicht so schnell kaputt und lassen sich leichter reparieren!

Du hast einen Tip was man bei ausgeleierten Knopflöchern machen kann? Ich hab da so ein, zwei Hemden mit dicken Knöpfen und Knopflöchern exakt in Knopfdurchmesserlänge, wenn man da den Knopf durchdrückt leiert das Knopfloch aus.

Nach Bangladesch schicken, vielleicht?

N.H.
 
Was ich in diesem Zusammenhang auch beachtenswert finde ist, dass es ja auch Unternehmen gibt, die in Südostasien produzieren und sich Umweltstandards verschrieben haben. Nachdem ich den Artikel über Shein und die nachfolgende Diskussion hier heute Morgen gelesen hatte, habe ich interessehalber mal bei Suitsupply nachgelesen. Die produzieren ja (weit überwiegend) auch in China. Zumindest laut deren Website arbeiten sie mit European Fair Wear Foundation und NATIVA zusammen. Natürlich könnte man argumentieren, dass das doch alles Green Washing ist. Kann ich nicht beurteilen. Die Webseiten der Organisationen sehen zumindest plausibel aus. Ist aber sicherlich in jedem Fall besser als keine Zertifizierungen und als Verbraucher nicht darauf zu achten, ob es solche gibt.
 
dem Konsumenten mit sehr knappem Budget (von @bluesman528 liebevoll "fast Mittellose" genannt) ist es wohl scheißegal.
Wir reden ja hier immer noch über Fast Fashion, was vom Phänomen her noch etwas anderes ist als billige Kleidung, sondern hochfrequenter Massenkonsum billiger Kleidung. Das ist auch für fast Mittellose (ich bleibe mal bei dem Begriff, obwohl hier auch nennenswert Schülertaschengeld Anwendung findet, wo das vielleicht nicht ganz passt) kein funktionaler Vorteil oder gar Lebensnotwendigkeit, sondern nur eine Kopie des Mittelklasse-Konsums zu niedrigeren Stückkosten für's eigene Selbstwertgefühl, die sich mit den logistischen Möglichkeiten der Kleidungsindustrie in den letzten 10, 15 Jahren eingeschlichen hat.

Ich glaube deswegen auch nicht, dass wir brennende Barrikaden sehen werden, nur weil jüngere Leute, die statistisch das Gros der Kunden von dieser Art von Kleidungskonsum ausmachen, sich nun nicht mehr wöchentlich säckeweise neue Einwegkleidung leisten können, sondern wie noch vor nicht allzu langer Zeit bewusster einkaufen und vielleicht sogar mal waschen müssen, bevor man den Kram wegwirft. Es ist ja nicht so, dass sich das öffentliche Bild unserer Innenstädte durch diese Billigkleidungspumpen irgendwie verbessert hätte. Und wenn Deutschland irgendwas hat, sind es volle Kleiderschränke und das beschränkt sich nicht nur auf dieses Forum. ;)

Es gibt andere Produktgruppen, bei denen ärmere Bevölkerungsschichten tatsächlich nicht ausweichen können und auf billige Herstellung angewiesen sind, ohne dass man da die Moralkeule auspacken sollte, da bin ich ganz bei Dir.
 
Was ich in diesem Zusammenhang auch beachtenswert finde ist, dass es ja auch Unternehmen gibt, die in Südostasien produzieren und sich Umweltstandards verschrieben haben. Nachdem ich den Artikel über Shein und die nachfolgende Diskussion hier heute Morgen gelesen hatte, habe ich interessehalber mal bei Suitsupply nachgelesen. Die produzieren ja (weit überwiegend) auch in China. Zumindest laut deren Website arbeiten sie mit European Fair Wear Foundation und NATIVA zusammen. Natürlich könnte man argumentieren, dass das doch alles Green Washing ist. Kann ich nicht beurteilen. Die Webseiten der Organisationen sehen zumindest plausibel aus. Ist aber sicherlich in jedem Fall besser als keine Zertifizierungen und als Verbraucher nicht darauf zu achten, ob es solche gibt.
Richtig, ein höherwertiges Produkt durch Zertifizierung zusätzlich aufzuwerten, ist eine wunderbare Sache. Klemm Dich ein wenig hinter die Kommunikation und bald ist Dein Siegel etwas, für das gerne ein Mehrpreis gezahlt wird. Ganz ohne Zwang, völlig verrückt.
 
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