Der Gedanke an sich ist nachvollziehbar, mir mußt Du das nicht erklären.
Aber erkläre das mal dem Bangladeshi, der seine Familie ernähren muß. Der wird kaum verstehen, daß man seine Arbeit boykottiert, weil er keinen deutschen Tarif bekommt.
Also ich an seiner Stelle würde mich da gleich doppelt verarscht fühlen. Erst von meinem ausbeuterischen Arbeitgeber - und dann von dem klugscheißenden Westler, der meint, er wisse so richtig Bescheid.
Das Perfide daran ist ja, daß auch der Ausbeuter selbst das nicht versteht, daß seine Ware zu billig ist. Wenn keiner sein T-Shirt für 2 Euro kauft, wird er wohl versuchen, für 1,80 zu produzieren...
Wenn schon dann 365, für jeden Tag des Jahres ein Paar ;-)Bravo, jetzt hast Du Dir das 300ste Paar Schuhe aber redlich verdient.
Entwicklungsländer können sich nur ausgehend von billiger Ausführung einfacher Tätigkeiten entwickeln, weil das das einzige ist, was sie anbieten können. Wenn man das verhindert, zementiert man den Armutsstatus von Entwicklungsländern für immer. Solange diese Entwicklung tatsächlich vorwärts geht und die geleisteten Tätigkeiten schrittweise komplexer und dadurch auch besser bezahlt werden, leistet dies einen Beitrag zur Weiterentwicklung menschlicher Lebensumstände in der Breite weitweit. Der negative Effekt beginnt da, wo diese Entwicklung von den internationalen Abnehmern absichtlich unterbrochen wird, um eine dauerhafte Abhängigkeit auf niedrigem Niveau zu manifestieren.
Und das muss auch unbedingt verhindert werden. Neben Exzessen wie brennende, zusammenstürzende Gebäude mit Näherinnen darin, verseuchter Umwelt mit Missbildungen von Kindern durch hochgiftige Chemikalien für die Produktion von Kunstseiden und Löhnen, die so niedrig sind, dass sie selbst bei einfachsten Ansprüchen in Bangladesh nicht mehr zum Überleben reichen. Um dagegen anzugehen, braucht man dort tatsächlich mehr organisierte Arbeiterschaft alias "Gewerkschaftssozialismus", weil Unternehmerausbeutung dazu noch nie eine Alternative war. Nirgendwo übrigens. Wir haben davon nur schon seit 150 Jahren profitiert und vergessen, wie es vorher war.
Meine Herren, ich präsentiere: die Cord-Jogginghose.
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Dit is Berlin, wa?
N.H.
P.S. So fotografiert dass ich sie möglichst wenig anfassen musste, ich bitte die suboptimale Präsentation zu entschuldigen.
Demnächst auch in
- pink
[...]
Ja… zum zweiten Absatz. Der erste vernachlässigt jedoch die Rolle, welche Bildung und ein stabiles politisches System, welches Korruption auf einem erträglichen Niveau hält, spielen.
Das Thema ist wohl komplexer als sich darstellen lässt, oder als sich pseudofaschistische Ausbeuter so ausmalen.
Wenn ich den aktuellen Stand von Entwicklungshilfe (als Forschungsbereich) richtig verstanden habe ist es wohl so dass man die Generation der heutigen ungebildeten Einfacharbeiter "verloren" geben muss, für die wird sich substantiell nichts ändern. Ansatz ist die Folgegeneration, wie bluesman richtig sagte geht es darum von der aktuellen Situation ausgehend eine Entwicklung, keinen Sprung, anzustreben. Dazu gehören das Durchsetzen von akzeptableren Arbeitsbedingungen, die Zahlung von (lokal fairen) Tariflöhnen, Ermöglichung von Bildung für die kommende Generation durch Schulen und faktischen Schulbesuch. Einfach mal ins Geschichtsbuch gucken, Deutsches Reich, 2. Hälfte 19. Jhd ungefähr.
Und da das alles Kapitalismus ist und der Käufer einen massiven Einfluss hat: Unterbinden von Druck der zu einem race to the bottom bei den Produzenten führt. Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan, faire Bedingungen sind ein Marketingargument, und oft mehr als das, weil es sonst kein Argument wäre, zuletzt das Lieferkettengesetz - der Käufer ist stark verantwortlich für die Produktionsbedingungen, das wird immer mehr erkannt.
N.H.
Ich weiss nicht ob die Argumentation "wenn ich ihn nicht ausbeute macht es jemand anders / dann verhungert er ja" (denn darauf läuft es hinaus) die Lösung ist. Für Freunde der unterkomplexen Lösungen wie unseren Jackie ist das so, das hört man ja immer wieder, aber mMn funktioniert das nicht. Das ist Selbstbetrug für Leute deren Gewissen sich mit so schwachen Argumenten beruhigen lässt.Dem Bangladeshi, der im Sweatshop malocht, wünsche ich natürlich eine Verbesserung seiner Arbeitsbedingungen. Aber ob's ihm hilft, wenn ich meinen Konsum weg verlagere... naja...