Und da gibt es nichts dazwischen, also zwischen Impfablehnern und denen, die sich persönlich gegen die Corona-Impfung entscheiden? Ich bin grundsätzlich überhaupt kein Impfgegner, bei den unerprobten Corona-Impfstoffen bin ich jedoch sehr skeptisch. Und so geht es vielen, auch wenn sie pauschal in einen Topf geworfen werden.
Wie schon gesagt, diese Impfstoffe sind mittlerweile nicht unerprobt. Vermutlich sind sie mittlerweile schon in der Top Ten der meisterprobten Impfstoffe überhaupt. Weltweit wurden bislang rund 2,8 Mrd. Dosen verimpft. Wenn man nun die tatsächlich recht intransparent produzierten russischen, indischen und chinesischen Impfstoffe abzieht, bleiben wir damit immer noch weit im Milliarden-Bereich bei Impflingen für die bei uns zugelassenen Impfstoffe. Auch die Wirkung ist dank Hochinzidenzländern wie Great Britain schon im Realversuch gut getestet, sie entspricht mehr oder weniger den klinischen Studien und beweist damit auch deren Präzision. Nebenwirkungen treten dabei nur auf der vierten Nachkommastelle auf und wir wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass diese nur in begrenztem Zeitraum nach der Impfung auftreten können, weil der Impfstoff selbst nun mal in weniger als drei Tagen den Körper schon wieder verlassen hat.
Impfen ist natürlich neben dieser Ratio auch eine emotionale Sache. Man lässt sich mutwillig per eigener Entscheidung mit etwas Körperfremdem "infizieren". Das macht einen möglichen Impfschaden gefühlt noch gravierender, weil man ja selber so blöd war, sich dem freiwillig auszusetzen.
Tatsächlich ist die Impfung zusammen mit der Entdeckung der Antibiotika wohl der größte medizinische Erfolg der Menschheitsgeschichte. Und dass wir binnen Jahresfrist es als Menschheit hinbekommen haben, gleich mehrere hochwirksame Impfstoffe gegen eine völlig neue, hochinfektiöse Krankheit zu entwickeln, klinisch zu testen und in Milliarden von Dosen nach hohen medizinischen Standards zu fertigen und zu distribuieren, ist für mich einer der großen Life-Affirming Moments, an denen ich gerne teilhabe.
Es zeigt, was für grandiose Dinge wir im Team World hinbekommen können, wenn es wirklich mal Spitz auf Knopf steht.
Am Ende ist für, sagen wir mal Impfzweifler, die Entscheidung aus meiner Sicht eine ganz einfache: eine simulierte Infektion, die eine hohe Wirksamkeit gegen eine echte aufbaut, oder eine echte Infektion, die selbst bei leichteren Verläufen eine 1000fache Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Symptomen hat, die bei der Impfung unter extrem seltener Nebenwirkung laufen, und die im ungünstigsten Fall einen qualvollen, tagelangen Erstickungstod zur Folge hat. Eine weitere Option wird es nicht geben, man kann sich vor diesem Virus nicht verstecken. Und die Delta-Variante wird dafür sorgen, dass man nicht mehr viel Zeit für diese Entscheidung hat.
Es ist natürlich auch ein Zeichen, wie privilegiert wir in der Ersten Welt sind. Woanders wird einfach gekeucht und verreckt, ohne dass man sich emotional mit der Impfung als Konzept auseinandersetzen kann, z.B.
aktuell in Indonesien mit seinen 270 Mio. Einwohnern.