Kleine Anekdote.
Als wir vor einigen Jahren neu ins Haus gezogen sind, hat es nicht allzu lang gedauert, bis auf dem Nebengrundstück inmitten der Woche eine wilde Party gefeiert wurde. So war es wohl an einem Donnerstag, es wird so gegen dreiundzwanzig Uhr dreizig gewesen sein. Der Lärm der Feier drang unvermindert rücksichtslos und äußerst unverschämt ans Ohr. An Schlaf war nicht im Geringsten zu denken. Am nächsten Morgen sollte um Viertel nach acht mein Flieger sich über die Stadt erheben, ich war genervt – und wie. So zog ich den blauen Seidenmantel, der so hübsch mit goldenen Sternen und Halbmonden verzierte, über, zog die bordeauxfarbenen Samtslipper an und machte mich auf den Weg.
Vor der Tür verspürte ich den angenehm kühlen Atem der Nacht und der sanfte Duft des Flieders stimmte mich sogleich ein wenig milder. Aika, unsere Magyarhündin begleitete mich freudig schwanzwedelnd zum Eingangstor, musste dann aber doch enttäuscht zurückbleiben. Ich klingelte beim Nachbarn, keine Reaktion, so stieg ich über die Mauer, schritt gemächlich zwischen den Koniferen entlang Richtung Haus, genauer, Richtung Lärmquelle. Die Außentür zu den im Souterrain sich befindenden Partyräumen stand weit offen, sodass ich ungehindert eintreten konnte. Wo finde ich hier den Hausherrn, fragte ich die nächstbeste Person, sie deutete in unbestimmte Richtung und taumelte davon. Ein anderer Partygast war so freundlich mich zum Eigentümer des Hauses zu begleiten, eigenartigerweise bedankte er sich dort angekommen dafür und ließ sich in einen Cocktailsessel fallen.
Ihr Arschlöscher, sagte ich, ich wohne zufällig neben an und muss morgen früh raus und ihr macht hier einen Lärm wie tausend besoffene Kamel. Da mir nun der Typ gegenüber gar nicht so unsympathisch war und mir gewahr wurde, dass ich für den Augenblick meine Contenance verloren hatte, füge ich hinzu: Was denkt ihr Vögel euch eigentlich dabei, mich noch nicht einmal dazu einzuladen. Champagner für meinen neuen Freund, rief Richard, den Namen sollte ich später noch erfahren, der Bedienung zu. Gin Tonic wäre mir lieber, wand ich ein, gut, Retoure, rief er, Gin Tonic für den Gentleman. Gegen sechs schlich ich dann nach Hause, erfrischte mich so gut es eben ging mit einer Dusche, trank einen doppelten Ristretto, zog meine Kleider an und wartete auf das Taxi. Seit dem werde ich zu jeder Party Richards eingeladen, habe ich keine Lust darauf, so bin ich jedoch vorgewarnt und nutze sicherheitshalber das Schlafzimmer zur Ostseite.