Der Jammer-Faden

Ist dieses Bernhard-Anekdötchen tatsächlich so verbrieft, hat er es selbst zum Besten so gegeben?

Ja, allerdings 'naturgemäß' in verschiedenen Spielarten, diese Version stammt aus "Meine Preise", in "Wittgensteins Neffe" steht das eher rollentechnisch im (Freundschafts-)Zusammenhang mit dem Paul Wittgenstein und der Anzugkauf wird hier unter Aufsicht seines 'Lebensmenschen/Tante' absolviert (auch wird der Anzug "mit unverschämten Nachdruck" umgetauscht, bevor es zum Essen ins Sacher geht...)

Die Preisverleihungs-Angelegenheit wird hier zudem höchst ambivalent dargestellt: einerseits ist vom großen Stolz, Hochgefühl und Wiedergutmachung der Österreicher anlässlich des Grillparzerpreises und dessen Bedeutung (100. Todestag von Franz Grillparzer) die Rede, andererseits wird in der Bernhard-typischen Melodik das Thema "eine Preisverleihung ist nichts anderes, als daß einem auf den Kopf gemacht wird" (famoser Ausdruck übrigens...) umfassend variiert, dazu entsprechende Gedanken zu den Dotierungen der Preise.
 
Stoff bei ebay

Es ist wirklich frustrierend eher einfache Stoffe bei ebay Deutschland zu kaufen: Innerhalb eines halben Jahres habe ich drei Stoffproben bei drei unterschiedlichen Händlern bestellt. Jedesmal war der Stoff als 100 Prozent Wolle bzw. Schurwolle angepriesen. Zwei Proben waren 100 Prozent Polyester, eine etwa 50 Prozent Polyester oder eben ein anderer Kunststoff.

Ich glaube da mittlerweile kaum noch an Versehen. Da sollen wohl Dawanda-Muttis richtig gemolken werden.
 
Finde das hier generell etwas zu hart. Geschädigter ist immer so ein schwieriger Begriff, weil ja das Opfer entscheidet.

Natürlich, wer denn sonst?

Wenn es eine Hausordnung gibt, nach der ab x Uhr die Lautst runtergefahren wird, dann ist das doch ein akzeptabler und legitimer Maßstab, nach dem man sich richten kann. Wenn nicht 22h gemeint wäre, sondern 22h37, dann würde da 22h37 stehen.

Klar ist es unangekündigt nicht so gut, aber um 22:00 aufzukreuzen und solange zu nerven, bis Schluss ist, halte ich für überzogen. Sonst darf man sich nicht ärgern, wenn der andere um Punkt 06:00 die Musik wieder voll aufdreht.

Stört mich nicht, da bin ich schon angezogen. Außerdem schlafen diese Leute um 6.

Ich hätte da hier schon ein wenig mehr laissez-faire erwartet. So wie ich es erlebt habe, sind ältere Leute da z.B. eher gelassen, quängeliger sind eher super-busy-aber-eigentlich-nichts-zu-tun Mid-30er und vegane Hippster-Öko-Nazis zwischen 30-50.

Interessant. Die Gesetze des Zusammenlebens gelten also Deiner Ansicht nach nur zum Nutzen älterer...? Das ist doch nicht Dein Ernst. Gerade ältere halten sich übrigens an Hausordnungen, da ihnen das Zusammenleben etwas wert ist.

Das beschriebene Klientel möchte ich sehen, wenn die um 8h zur Klausur müssen und ich entscheide spontan um 2h30, dass ich meine Instrumente mal so richtig schön für ein paar Stunden fortissimo durchspiele. Ich verspreche Dir: Laissez-faire kennt von denen dann keiner mehr. Weil es sich um Egoisten handelt und nicht um Freiheitskämpfer.
 
...bzw. eine Alternative:

"Liebe Nachbarn, wir werden am Sonnabend einen Geburtstag feiern und bitten um Ihr Verständnis, falls es etwas lauter wird."

Schon mit so wenig proaktiver Kommunikation ließe sich viel erreichen. Dazu gehört es aber, dass man seine Nachbarn überhaupt als solche anerkennt und nicht einfach gemäß "unterm Strich zähl ich" die Sau rauslässt.
 
... andererseits wird in der Bernhard-typischen Melodik das Thema "eine Preisverleihung ist nichts anderes, als daß einem auf den Kopf gemacht wird" (famoser Ausdruck übrigens...) umfassend variiert, dazu entsprechende Gedanken zu den Dotierungen der Preise.

Ausgezeichnet, allerdings auch ein wahrhaftiger Grund zum Jammer. Wo sind sie nur geblieben, diese liebenswerten feingeistigen Grantler, insbesondere diese von österreichischer Provenienz?
 
Kleine Anekdote.

Als wir vor einigen Jahren neu ins Haus gezogen sind, hat es nicht allzu lang gedauert, bis auf dem Nebengrundstück inmitten der Woche eine wilde Party gefeiert wurde. So war es wohl an einem Donnerstag, es wird so gegen dreiundzwanzig Uhr dreizig gewesen sein. Der Lärm der Feier drang unvermindert rücksichtslos und äußerst unverschämt ans Ohr. An Schlaf war nicht im Geringsten zu denken. Am nächsten Morgen sollte um Viertel nach acht mein Flieger sich über die Stadt erheben, ich war genervt – und wie. So zog ich den blauen Seidenmantel, der so hübsch mit goldenen Sternen und Halbmonden verzierte, über, zog die bordeauxfarbenen Samtslipper an und machte mich auf den Weg.

Vor der Tür verspürte ich den angenehm kühlen Atem der Nacht und der sanfte Duft des Flieders stimmte mich sogleich ein wenig milder. Aika, unsere Magyarhündin begleitete mich freudig schwanzwedelnd zum Eingangstor, musste dann aber doch enttäuscht zurückbleiben. Ich klingelte beim Nachbarn, keine Reaktion, so stieg ich über die Mauer, schritt gemächlich zwischen den Koniferen entlang Richtung Haus, genauer, Richtung Lärmquelle. Die Außentür zu den im Souterrain sich befindenden Partyräumen stand weit offen, sodass ich ungehindert eintreten konnte. Wo finde ich hier den Hausherrn, fragte ich die nächstbeste Person, sie deutete in unbestimmte Richtung und taumelte davon. Ein anderer Partygast war so freundlich mich zum Eigentümer des Hauses zu begleiten, eigenartigerweise bedankte er sich dort angekommen dafür und ließ sich in einen Cocktailsessel fallen.

Ihr Arschlöscher, sagte ich, ich wohne zufällig neben an und muss morgen früh raus und ihr macht hier einen Lärm wie tausend besoffene Kamel. Da mir nun der Typ gegenüber gar nicht so unsympathisch war und mir gewahr wurde, dass ich für den Augenblick meine Contenance verloren hatte, füge ich hinzu: Was denkt ihr Vögel euch eigentlich dabei, mich noch nicht einmal dazu einzuladen. Champagner für meinen neuen Freund, rief Richard, den Namen sollte ich später noch erfahren, der Bedienung zu. Gin Tonic wäre mir lieber, wand ich ein, gut, Retoure, rief er, Gin Tonic für den Gentleman. Gegen sechs schlich ich dann nach Hause, erfrischte mich so gut es eben ging mit einer Dusche, trank einen doppelten Ristretto, zog meine Kleider an und wartete auf das Taxi. Seit dem werde ich zu jeder Party Richards eingeladen, habe ich keine Lust darauf, so bin ich jedoch vorgewarnt und nutze sicherheitshalber das Schlafzimmer zur Ostseite.
 
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Natürlich, wer denn sonst?
Gut, dass du die Meinung teilst. Dein Nachbar sieht sich vielleicht auch als Geschädigter, auch wenn du dessen Berechtigung nicht nachvollziehen kannst. Ich urteile nicht darüber, wer Recht hat, aber beide Parteien fühlen sich als "Opfer".

Wenn es eine Hausordnung gibt, nach der ab x Uhr die Lautst runtergefahren wird, dann ist das doch ein akzeptabler und legitimer Maßstab, nach dem man sich richten kann. Wenn nicht 22h gemeint wäre, sondern 22h37, dann würde da 22h37 stehen.

Das ist juristisch einwandfrei, aber Nachbarschaften, die auf rein juristisch einwandfreien Argumentationsmustern laufen, sind meist recht unangenehm.
Bei mir haben Nachbarn schon mal Mittags geklingelt, weil ich über einen längeren Zeitraum immer wieder mal gehandwerkt habe. Ich habe dafür ehrlich gesagt nur bedingt Verständnis und bin juristisch wahrscheinlich gut abgesichert, aber man muss halt nicht immer sein Recht durchdrücken.

Interessant. Die Gesetze des Zusammenlebens gelten also Deiner Ansicht nach nur zum Nutzen älterer...? Das ist doch nicht Dein Ernst. Gerade ältere halten sich übrigens an Hausordnungen, da ihnen das Zusammenleben etwas wert ist.

Das hast du m.E. missverstanden. Ich möchte sagen, dass eine nachsichtige Auslegung zugeschriebener Rechte im Rahmen einer beidseitig-entspannteren Nachbarschaft eher mit älteren Leuten möglich ist, die entsprechend auch noch selbst Kinder großgezogen haben etc. Andere, die sich selbst recht liberal usw. fühlen, sind da eben empfindlicher.

Das beschriebene Klientel möchte ich sehen, wenn die um 8h zur Klausur müssen und ich entscheide spontan um 2h30, dass ich meine Instrumente mal so richtig schön für ein paar Stunden fortissimo durchspiele. Ich verspreche Dir: Laissez-faire kennt von denen dann keiner mehr. Weil es sich um Egoisten handelt und nicht um Freiheitskämpfer.
Abgesehen davon, dass du sehr emotional pauschalisierst, zeigt dein Beispiel ja gut, dass du mit zweierlei Maß misst: wenn besagte Personen um 22:00 nicht ruhig sind, wirst du fuchsig. Für die Revanche möchtest du aber um 02:30 loslegen. Das ist juristisch gesehen vielleicht ähnlich, weil beides innerhalb der Ruhezeit liegt, aber praktisch nicht auf Augenhöhe. Bei mir hat ein Nachbar vor einer Klausur auch mal um 03:30 aufgedreht. Abgesehen davon, dass ich da eh noch gearbeitet habe, hat es mich etwas genervt, aber mehr auch nicht.
 
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Die Mieterin war heute bei mir um sich für die Lautstärke heute nacht zu entschuldigen. Sogar mit einer kleinen Süßigkeit.

Wir haben uns gegenseitig Verständnis für die Motive des anderen versichert und in Zukunft werden Feiern wie üblich ein paar Tage vorher angekündigt und gut ist es.

Alles im Lot. Beide Seiten sind bemüht, das Zusammenleben in unserer überschaubaren Hausgemeinschaft friktionsfrei zu gestalten.
 
Die Mieterin war heute bei mir um sich für die Lautstärke heute nacht zu entschuldigen. Sogar mit einer kleinen Süßigkeit.

Wir haben uns gegenseitig Verständnis für die Motive des anderen versichert und in Zukunft werden Feiern wie üblich ein paar Tage vorher angekündigt und gut ist es.

Alles im Lot. Beide Seiten sind bemüht, das Zusammenleben in unserer überschaubaren Hausgemeinschaft friktionsfrei zu gestalten.

Das ist doch schön und so ist das Zusammenleben am besten.
 
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