Das klassisch "Hellblaue" zum Start ins Berufsleben

Die haben Knöpfe aus Perlmutt (erkennt man übrigens daran, dass, wenn man den Knopf an die Lippe hält, sich selbiger kalt anfühlt).

Muss ja nicht gleich die Lippe sein, der Handrücken tut´s meist auch, nur für den Fall, dass das Hemd noch nicht bezahlt ist meine ich :D

Meine Vorstellungsgespräche werden sich auf Unternehmensberatungen, Luxusgüter- und Konsumgüteranbieter beschränken. Durchaus Branchen, in denen ein gutes Qutfit gerne gesehen und auch erkannt wird.

Nicht nur erkannt, sondern definitiv auch gern gesehen. Denn wer kann schon für ein Produkt stehen, von dem er selbst offensichtlich keine Ahnung hat? Eine Nomos Tangente ist keine Daytona, ein Paar Alden keine Gaziano & Girling oder Vass; will sagen: Qualität muss nicht laut sein, zumindest nicht so sehr, dass mein Gegenüber es als aufdringlich und überzogen empfindet.

Wenn ich Eure Empfehlungen für mich nun zusammenfasse, dann wäre es wohl tatsächlich das Beste, doch auf ein Maßhemd zurück zu greifen, obwohl €250,- (wie oben genannt) doch schon mein eigentliches Budget um über 60% überschreiten würde. Wenn ich mir überlege, dass ich schon seit knapp 5 Jahren auf der Suche nach anständigen RTW-Hemden bin, und nie so richtig fündig geworden bin, scheint es nun doch an der Zeit Maß- oder vielleicht doch noch einmal Maßkonfektion zu probieren...

Ich hatte einfach gehofft, dass Ihr bezüglich meiner Ausgangsdaten einen ultimativen RTW-Tipp gehabt hättet...

Meint Ihr, ich hatte mit meinem Dolzer-Hemd einfach nur Pech gehabt und die Maßkonfektionäre sind sonst nicht so übel, welche könnt ihr mir denn empfehlen? Habt Ihr Erfahrung mit Maile? (um bei meinem Budget zu bleiben)

Es gibt einige Maßkonfektionäre, die da in Frage kommen. Ohne selbst eigene Erfahrungen damit zu haben, will ich mal SOVRANO nennen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es sie wohl in jeder größeren Stadt gibt, sie relativ flink sein sollen und ich selten kritisches gehört habe. All das zu absolut humanen Preisen.

Generell würde ich anfangs nie soviel in ein einzelnes Hemd investieren, wenn Du evtl. in Zukunft noch einige mehr brauchst. Denn selbst wenn Du dann eines hast, welches Dir 100%ig zusagt, dann hat das nur zur Konsequenz, dass dies ab sofort Dein neuer Standard ist und das kann teuer werden :p

In punkto Paßform lieber keine Kompromisse, dann eher ein paar Abstriche beim Stoff, Perlmuttknöpfe sind schön, haben aber keinerlei praktische Funktionsvorteile und Kragen/Manschetten mit vernähten Einlagen kann man zu Beginn auch vernachlässigen. Nehmen wir an, Du bräuchtest in absehbarer Zukunft (bei Jobantritt z.B.) 5 Hemden:

Variante 1: Fünf Hemden á 90,- € = 450,-€

Variante 2: Fünf Hemden á 150,- € = 750,- € (got it?)

Ich selbst trage fast nur RTW und das bei Kragenweite 39/40 (die beiden Kragenweiten teilen sich meist einen Körper und das wäre hier M bei Dir dann also 41/42 Größe L) und einer Taillenweite von 78cm! Ich verstehe manchmal nicht, warum es denn so extrem schmal sein muss, wenn man ohnehin schon sehr schlank (meint mich) wirkt? Das nachträgliche Taillieren funktioniert gut, aber hilft Dir nicht bei den Ärmeln. Also MTM im humanen Preisgefilde und keine abgefahrenen Extras. Das geschilderte Verhalten bei Dolzer ist inakzeptabel und hoffentlich ein trauriger Einzelfall.

LG, Camara
 
Also bei einem Budget von 150,-€ würde ich nicht ernsthaft über Konfetion nachdenken;) Vorallem nicht, wenn man ernsthafte Probleme mit der Passform hat.

Ich kann mich in über 20 Jahren Berufsleben nicht an eine einzige Gegebenheit erinnern, wo ich durch gute Kleidung Nachteile erfahren hätte;)

Und HH ist ja auch nicht gerade modische Provinz...

Liebe Grüsse aus dem verschneiten Süden

Sandro
 
Und ich denke, mir dürfte jeder zustimmen, wenn ich behaupte, dass man schon den Unterschied zwischen einem perfekt sitzenden Masshemd und einem Hemd von der Stange (selbst wenn es gut sitzt) erkennen kann.
Hm. Wenn man Anzug mit Krawatte dazu trägt, ist das wohl eher schwer zu unterscheiden. Von dem Hemd sieht man immerhin nur den Kragen, ein bisschen von der Brust und, hoffentlich, auch etwas von den Manschetten. Am Kragen wird der Experte sofort erkennen, ob es ein teures Hemd war, anhand der Manschetten kann man vermuten, dass es nach Maß ist. Aber solange man kein blankes Hemd trägt und nicht auch der Rest maßgeschneidert ist wird es wohl schwer, das zu erkennen.
Damit ist ein Maßhemd schick, aber trotzdem eher understatement.

Ich bleibe also dabei: Gerade im Vorstellungsgespräch nicht zu dick auftragen.
Hm. Dick auftragen im Sinne von maßgeschneidertem Anzug, protzigen goldenen Manschettenknöpfen, dicker Rolex, und einem MontBlanc sollte man natürlich nicht.
Aber ein Anzug aus dem Kaufhaus, irgendwelche sauberen Schuhe und eine belibige Krawatte (ohne dem Threadersteller zu nahe treten zu wollen:) kombiniert mit einem maßgeschneidertem Hemd, in welchem der Bewerber sich wohl fühlt - das ist wohl kaum ein dickes auftragen.

Ich habe das Hemd zuerst nicht angenommen, und mich beschwert. Darauf kam die Feststellung des Verkäufers, dass es sich bei Dolzer eben "nur" um einen Maßkonfektionär handelt, aber wenn ich darauf bestehen würde, könnte das Hemd von Hand aufgetrennt und "schlanker" wieder zusammen genäht werden. Nach weiteren zwei Wochen hatte ich dann eine absolute Katastrophe, ein völlig vernähtes, schiefes Hemd ausgehändigt bekommen. Da das Hemd bereits schon bezahlt war und eine erneute "Änderung" nicht angeboten wurde und ich zu allem Übel auch noch als ein zu anspruchsvoller Kunde beschimpft wurde, habe ich diesen Laden einfach nur kopfschüttelnd und voller Ärger verlassen.
So Geschichten haben ich auch schon von Dolzer gehört. So lange alles passt und nichts kaputt geht (wie bislang bei mir) ist alles in Butter. Aber wehe, es passt nach der zweiten Korrektur nicht, oder (wie bei meiner Freundin) man beschwert sich nach einem halben Jahr darüber, dass das Oberteil an den Ärmeln ein Loch hat - dann bekommt man gerne mal die erstaunte Antwort: "Aber das ist ja getragen!"

Da scheinst du mich falsch verstanden zu haben. Ich habe je extra nach Alternativen gefragt, weil o.g. €250,- für ein Maßhemd genannt wurden.
Das musst du für ein echtes maßgeschneidertes Hemd rechnen. Also mit einem Probehemd und echter Handwerkskunst.
Made-to-Measure ist problemlos bis 150€ drin, siehe Cove, Müller, Herr Görner usw.

Nochmals: Dolzer ist von der Qualität weit unten. Schon in der mittleren MTM-Preisklasse wird sowas nicht mehr vorkommen.
 
Insgesamt gefällt mir der Tenor: "Kleidung paßt gut, wenn sich der Träger in Ihr gut fühlt" sehr gut. Nichts ist wohl schlimmer als augenscheinlich gute und/oder teure Kleidung, in der der Träger sich wie ein Pinguin benimmt, weil er sich verkleidet fühlt. Natürlichkeit sollte der Schlüssel zum guten Eindruck sein.
 
Ich verstehe manchmal nicht, warum es denn so extrem schmal sein muss, wenn man ohnehin schon sehr schlank (meint mich) wirkt? LG, Camara

Muss es nicht, aber als "Wassersportler" hab ich halt Taille 80cm und Brust 120cm :)

Bezüglich MTM habe ich ja nun etliche Empfehlungen von Euch erhalten, werde die Anbieter näher betrachten und wohl darauf zurück greifen. Mit dem Hellblauen als Testhemd anfangen und wenn ich überzeugt bin, gleich noch vier Weitere bestellen.

Auf jeden Fal habe ich mich sehr über Eure Antworten, Empfehlungen und Erfahrungen gefreut und danke Euch Allen für Eure Unterstützung. Tolles Forum!!
 
Insgesamt gefällt mir der Tenor: "Kleidung paßt gut, wenn sich der Träger in Ihr gut fühlt" sehr gut. Nichts ist wohl schlimmer als augenscheinlich gute und/oder teure Kleidung, in der der Träger sich wie ein Pinguin benimmt, weil er sich verkleidet fühlt. Natürlichkeit sollte der Schlüssel zum guten Eindruck sein.

Dem kann ich mich uneingeschränkt Anschliessen!
 
...möchte ich erstmal Abstand von Maßkonfektion nehmen und lieber Konfektion in toller Qualität und möglicher Anprobe bevorzugen.
So würde ich es auch machen.
Die Anprobe ist das wichtigste, hierfür sollte auch ein sehr gut passendes Sakko mitgenommen werden -
was nützt ein sonst passgenaues Hemd, wenn der Kragen von der Form und Höhe gar nicht zu Jacke/Revers passt ?

Das Anprobieren kann dann beim geeigneten MTM-Konfektionär mit "Schlupfhemden" (dort unbedingt auf die Verarbeitungsdetails schauen, insbesondere Knopflöcher und Nahtausführung) oder wie gewohnt im RTW-Geschäft stattfinden.

Persönlich würde ich eher einen Blick auf hochwertige RTW-Ware werfen, um auch ein Gefühl für die Stoffqualität (Webmuster und Material) zu bekommen.

Und nicht vergessen: die div. italienischen Hersteller näher zu betrachten...
 
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depends on industry

Hi Söhnke,
es kommt ein wenig darauf an, in welcher Branche Du anfängst. Jede Industrie hat ihren eigenen "code". In einer Anwaltskanzlei passen die genannten Hersteller sehr gut, vielleicht auch bei Barclays. Bei einer US Investmentbank würdest Du Dir ein Brooks Brothers slim fit non-iron shirt mit entsprechender Ärmellänge im Internet bestellen, machst Du ein intern bei McK oder BCG sieht's wieder anders aus...
 
Jede Industrie hat ihren eigenen "code". In einer Anwaltskanzlei passen die genannten Hersteller sehr gut, vielleicht auch bei Barclays. Bei einer US Investmentbank würdest Du Dir ein Brooks Brothers slim fit non-iron shirt mit entsprechender Ärmellänge im Internet bestellen, machst Du ein intern bei McK oder BCG sieht's wieder anders aus...

In dem Fall scheint ja jede company auch noch ihren eigenen Hoflieferanten zu haben :)

Insights gefragt: Wie läuft das für die Youngsters ab, bekommen die ein Handbuch was geht und was nicht, oder ist das mehr "ich gucke einfach ab, was die anderen machen"?
 
Insgesamt gefällt mir der Tenor: "Kleidung paßt gut, wenn sich der Träger in Ihr gut fühlt" sehr gut. Nichts ist wohl schlimmer als augenscheinlich gute und/oder teure Kleidung, in der der Träger sich wie ein Pinguin benimmt, weil er sich verkleidet fühlt. Natürlichkeit sollte der Schlüssel zum guten Eindruck sein.

Auch von mir 100% Zustimmung.

Bezüglich der Theorie mit Branchen und Dresscode u.s.w. Da kann man auch ziemlich daneben liegen, ich war mal vor Jahren zum Personalgespräch bei einem Unternehmen aus dem Konsumgüternahem Bereich (eine Marke die eigentlich jeder kennt) und habe nach meinen Vorstellungen eine sehr sorgfältig Auswahl der Kleidung vorgenommen. Das Ergebnis, ich war der einzigste Krawattenträger im ganzen Haus und wurde sogar gebeten diese abzulegen !

Einem Berufseinsteiger würde ich empfehlen erst mal 2 Wochen mit dem vorhandenen Kleidungsbestand zu leben und dann zu entscheiden wie man sich in Zukunft kleiden möchte.
 
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