Boss hat irgendwann in den Achtzigern mal einen Namen als Luxuslabel aufgebaut, von dem sie heute noch zehren. Möglich war das natürlich auch durch gigantisches Product Placement in Serien wie Miami Vice.
Und gerade in Deutschland wird Heinzchen Müller einen Maßanzug nicht erkennen, wenn er drauf liegt. Besonders schlimm sind dann die Bürschchen, die das Etikett am Ärmel lassen, damit man auch sieht: Des isch was Guddes.
Das der Deutsche Geiz geiler findet als Qualität und dem nicht abgeneigt ist, was er für Mode hält, zeigen die Invasionen von Jack Wolfskin, Camp David und Cinque oder Boss.
Busladungen pilgern zum Outlet, weil immer große Inserate in der GQ sind, muss das ja hip sein.
Und nachdem nun alle Klischees bedient sind, für unseren Hansi noch einmal: Keiner hat gesagt, das Boss durchgehend schlecht ist. Es ist nur für die gebotene Qualität ( Passform, Konfektion, Verarbeitung, Stoffe ) zu teuer. Der Rest ist Geschmackssache. Eine LV Tasche ist auch keine 2000 Euro wert, wenn ich vom Materialwert ausgehe. Da aber allein die Miete für einen Flagshipstore mindestens 1 Mio im Jahr kosten dürfte und das Image quasi die Schwanzprotese der Damenwelt ist bzw. so ein Beutel jede Dame in die Vertikale bewegt ( zumindest nach Vorstellung der SugarDaddys ) wird es gerne bezahlt.
Wenn ich mir einen Anzug von Regent oder Chester Barrie anschaue, der noch handwerklich gefertigt ist und das mit den Lappen von Boss vergleiche, fällt mir die Wahl nicht schwer. Zumal häufig Anspruch und Waage auseinanderklaffen und die meisten Boss Linien nur magersüchtigen Biaframodells passen, die mit Grabesmine durch die Annoncen schlurfen.
Letztlich dienen bei Marken wie Boss, Armani usw. die Modelinien nur noch dem Verhökern von Parfüm, Accessoires und sonstigem Krempel, zumindest kommt einem das so vor. Warum ein Konfektionär nun Schuhe anbieten muss ( die scheusslich sind ), Uhren ( die scheisse sind ) oder Brillen ( die billig sind ) erschliesst sich nur der Marketingabteilung und den hippen Urban Cookie Collectives, die den Ramsch kaufen. Ähnliches ist bei Burberry festzustellen, die zwar sauteure Trenchcoats anbieten ( mittlerweile auch von überschaubarer Qualität ), damit Batallione von Schulgören mit den Schals rumrennen. So färbt der Glanz der Marke ab.
Aber Millionen Fliegen können sich nicht irren.