Bilder

Ich verzichte größtenteils, bis auf ein paar japanische Rollbilder (saisonal wechselnd - Frühling/Sommer und Herbst/Winter) und eine großformatige Stellwand (im Schlafzimmer), auf Kunst an der Wand.
 
Da ich selber male, hängen bei mir meistens eigene Bilder. Wer sich dafür interessiert, kann sich ja mal meine Seite anschauen:

www.art-e-fakt.org

Ansonsten habe ich ein paar schöne Drucke von Van Gogh, Franz Marc und Ansel Adams.
 
Sicher kein Fehlkauf.

Ich habe mir kürzlich ein Piotr Skroban Bild (Öl) aus folgender Serie geleistet http://www.skroban.de/originale/g3-i.htm.

Da Herr Skroban wohl recht unbekannt ist (obwohl er aus der Markus Lüpertz Schule kommt) sind seine Bilder auch preislich sehr fair.

Ich weiß zwar nicht, was Sie für das Bild bezahlt haben. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut, wie das ganze Werk, das ich mir auf seiner Webseite angeschaut habe.

Eigentlich sind das Arbeiten eines talentierten Anfängers. Wenn er nach seinem Studium bei Lüpertz immer noch solche Bilder malt, die man auch bei manchen Absolventen eines VHS-Kurses in ähnlicher Qualität findet, kann man prognostizieren, dass da nie eine richtige Karriere daraus wird.

Technisch ist das ja für ein Studenten der Akademie, der am Anfang des Studiums steht, noch einigermaßen in Ordnung. Für einen Absolventen ist es leider ziemlich flach. Inhaltlich sehe leider gar nichts, was in die Zukunft weisen könnte.

Ich kenne mich als ehemaliger Vorsitzender eines Kunstvereins ziemlich gut aus, was Marktmechanismen und Qualität betrifft. Ich kenne auch Herrn Lüpertz persönlich.

Ich kann Ihnen mit fast 100% Sicherheit prognostizieren, dass Herr Skroban nie und nimmer eine aussichtsreiche Karriere machen wird. Da gibt es eben eine Menge andere junger Künstler, die z.T. auch nicht mehr für ihre Werke verlangen können, aber doch mehr Talent haben.

Sie haben das Bild ja wahrscheinlich nicht unter dem Gesichtspunkt der Spekulation erworben, sondern einfach als passende Dekoration. Diesem Anspruch genügt das durchaus nicht schlechte und dekorative Bild auf den ersten Blick. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Sie nach einer Weile erkennen werden, das es nichts transportiert.

Die Preise für zeitgenössische Kunst kommen letztlich bei den Auktionen renommierter Versteigerer, wie z.B. "Ketterer" auf den Prüfstand. Da erleben viele gutgläubige Käufer Pleiten. Einen "Skroban" wird wahrscheinlich kein Auktionshaus überhaupt annehmen. Wenn, dann mit einer Taxe, die weit unter dem Preis liegt, den Sie bezahlt haben.

Ich will Sie bestimmt nicht belehren und habe auch großes Verständnis für einen Spontankauf. Ich kann nur empfehlen, die Kataloge der führenden Versteigerer oder ein Abonnement bei "artprice" zu abonnieren.

Da können Sie dann ganz genau ermitteln, wie die Werke preislich vom Markt abseits eines kurzfristigen Hype auf einer Vernissage eingeschätzt werden.

Ich nenne Ihnen mal ein konkretes Beispiel:

Ich besitze ein eher kleinformatiges Gemälde (30 x 30) eines vor einigen Jahren verstorbenen, auch international bekannten deutschen Künstlers.

Der Mann ist wirklich ein Größe der deutschen Kunstszene mit einem ellenlangen Eintrag bei "Wikipedia".

Auf der "Art Basel" werden genau solche Formate dieses Künstlers bei diversen Galerien wieder angeboten werden. Der Preis liegt bei ca. 10.000.- €.

Wenn Sie da kaufen und ggf. das Bild bei einer Versteigerung eines renommierten Auktionshauses wieder verkaufen wollen, werden Sie ihr blaues Wunder erleben. Die Taxe dürfte bei maximal 2.000.- € liegen. Wenn Sie Glück haben, dann erzielen Sie 2.500.- €.

Ich rede jetzt nicht von einem eher unbekannten Künstler, der Herr Skroban ist, sondern von einem, der wirklich internationale Reputation hatte und hat.

Ich hoffe, dass Sie meinen Beitrag nicht als Besserwisserei auffassen. Leider musste ich auch Lehrgeld zahlen und habe manche Werke solcher mittelmäßiger Künstler anfangs erworben. Da spielte auch manchmal persönliche Sympathie eine Rolle.

Der Krempel steht jetzt auf dem Speicher, da er inzwischen mein Auge beleidigen würde. Was jetzt noch an den Wänden hängt, ist wirklich ein Substrat höchster Qualität, das man sich hart erarbeiten muss.
 
Kommt darauf an, was unter "Replik" versteht.

.....wie seht ihr alle eigentlich das Thema Repliken? Oder doch lieber Nachdrucke?
Den Begriff muss man erst einmal definieren. Was ist denn eine "Replik"? Im seriösen Kunsthandel wird man so etwas nicht finden. Ein "Nachdruck" ist eigentlich auch ein Betrug am Kunden. Bei Repliken reden wir ja nicht über Unikate. Seriöse Künstler, die größere Auflagen mit diversen Drucktechniken (etwa Holzschnitt oder Radierung) fertigen, werden bestimmt nicht "Repliken" oder "Nachdrucke" zulassen.

Im Prinzip sind auch eine Radierung, ein Siebdruck oder Holzschnitt ein "Unikat", was das Motiv betrifft. Dieses Motiv wird vom Künstler, wenn er seriös arbeitet, in einer streng limitierten Auflage vervielfältigt und trägt dann, wie auch bei seltenen bibliophilen Büchern eine klare Nummerierung.

So kann man dann eine Original-Grafik von weltbekannten Künstlern vergleichsweise preiswert erwerben. Bei der Preisfindung geht es dann immer um die Auflage und das Renommé des Künstlers.

Bei echten Grafiken von Picasso oder Warhol kommt man da auf abenteuerliche Preise.

"Repliken" sollten eigentlich im seriösen Handel gar nicht auftauchen. Das ist die Kategorie "geistiger Diebstahl". Ee sei denn, dass es sich um Reproduktionen handelt, die vom Künstler autorisiert sind.

Oder es sind Drucke von klassischen Werken, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen. Da steht es natürlich jedem frei, das Ambiente seines bei "OBI" erworbenen Whirlpools mit Postern eines Seerosenteiches von Monet zu dekorieren. Die gibt es dort gleich neben der Badewanne zu kaufen.

Ich kann nur raten: Kaufen Sie keine billigen Drucke im Baumarkt oder im Internet. Besuchen Sie statt dessen Vernissagen junger professioneller Künstler in Ihrer Region. Da bekommen Sie Originale, die kaum teurer sind als "Repliken". Wenn Sie Glück haben, dann haben Sie ein Schnäppchen gemacht, das in einigen Fällen eine ganz erstaunliche Wertsteigerung hat.
 
Ich weiß zwar nicht, was Sie für das Bild bezahlt haben. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut, wie das ganze Werk, das ich mir auf seiner Webseite angeschaut habe.

Eigentlich sind das Arbeiten eines talentierten Anfängers. Wenn er nach seinem Studium bei Lüpertz immer noch solche Bilder malt, die man auch bei manchen Absolventen eines VHS-Kurses in ähnlicher Qualität findet, kann man prognostizieren, dass da nie eine richtige Karriere daraus wird.

Technisch ist das ja für ein Studenten der Akademie, der am Anfang des Studiums steht, noch einigermaßen in Ordnung. Für einen Absolventen ist es leider ziemlich flach. Inhaltlich sehe leider gar nichts, was in die Zukunft weisen könnte.

Ich kenne mich als ehemaliger Vorsitzender eines Kunstvereins ziemlich gut aus, was Marktmechanismen und Qualität betrifft. Ich kenne auch Herrn Lüpertz persönlich.

Ich kann Ihnen mit fast 100% Sicherheit prognostizieren, dass Herr Skroban nie und nimmer eine aussichtsreiche Karriere machen wird. Da gibt es eben eine Menge andere junger Künstler, die z.T. auch nicht mehr für ihre Werke verlangen können, aber doch mehr Talent haben.

Sie haben das Bild ja wahrscheinlich nicht unter dem Gesichtspunkt der Spekulation erworben, sondern einfach als passende Dekoration. Diesem Anspruch genügt das durchaus nicht schlechte und dekorative Bild auf den ersten Blick. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Sie nach einer Weile erkennen werden, das es nichts transportiert.

Die Preise für zeitgenössische Kunst kommen letztlich bei den Auktionen renommierter Versteigerer, wie z.B. "Ketterer" auf den Prüfstand. Da erleben viele gutgläubige Käufer Pleiten. Einen "Skroban" wird wahrscheinlich kein Auktionshaus überhaupt annehmen. Wenn, dann mit einer Taxe, die weit unter dem Preis liegt, den Sie bezahlt haben.

Ich will Sie bestimmt nicht belehren und habe auch großes Verständnis für einen Spontankauf. Ich kann nur empfehlen, die Kataloge der führenden Versteigerer oder ein Abonnement bei "artprice" zu abonnieren.

Da können Sie dann ganz genau ermitteln, wie die Werke preislich vom Markt abseits eines kurzfristigen Hype auf einer Vernissage eingeschätzt werden.

Ich nenne Ihnen mal ein konkretes Beispiel:

Ich besitze ein eher kleinformatiges Gemälde (30 x 30) eines vor einigen Jahren verstorbenen, auch international bekannten deutschen Künstlers.

Der Mann ist wirklich ein Größe der deutschen Kunstszene mit einem ellenlangen Eintrag bei "Wikipedia".

Auf der "Art Basel" werden genau solche Formate dieses Künstlers bei diversen Galerien wieder angeboten werden. Der Preis liegt bei ca. 10.000.- €.

Wenn Sie da kaufen und ggf. das Bild bei einer Versteigerung eines renommierten Auktionshauses wieder verkaufen wollen, werden Sie ihr blaues Wunder erleben. Die Taxe dürfte bei maximal 2.000.- € liegen. Wenn Sie Glück haben, dann erzielen Sie 2.500.- €.

Ich rede jetzt nicht von einem eher unbekannten Künstler, der Herr Skroban ist, sondern von einem, der wirklich internationale Reputation hatte und hat.

Ich hoffe, dass Sie meinen Beitrag nicht als Besserwisserei auffassen. Leider musste ich auch Lehrgeld zahlen und habe manche Werke solcher mittelmäßiger Künstler anfangs erworben. Da spielte auch manchmal persönliche Sympathie eine Rolle.

Der Krempel steht jetzt auf dem Speicher, da er inzwischen mein Auge beleidigen würde. Was jetzt noch an den Wänden hängt, ist wirklich ein Substrat höchster Qualität, das man sich hart erarbeiten muss.

Hallo,

vielen Dank für den sehr netten, umfangreichen und informativen Beitrag - Ich fasse Ihren Beitrag natürlich nicht als Besserwisserei auf. Mir hat das Skroban Werk einfach gut gefallen und ich habe zugechlagen - Da ich kein spekulatives Motiv habe tangiert mich auch ein potenzieller Wiederverkaufswert in diesem Fall nicht :)

Kürzlich habe ich einen weiteren jungen Künstler entdeckt - Sandro Kopp (http://www.sandro-kopp.com) - hier würde mich Ihre Einschätzung sehr interessieren.

Danke & Gruß

MistaKanista :)
 
Den Begriff muss man erst einmal definieren. Was ist denn eine "Replik"? Im seriösen Kunsthandel wird man so etwas nicht finden. Ein "Nachdruck" ist eigentlich auch ein Betrug am Kunden. Bei Repliken reden wir ja nicht über Unikate. Seriöse Künstler, die größere Auflagen mit diversen Drucktechniken (etwa Holzschnitt oder Radierung) fertigen, werden bestimmt nicht "Repliken" oder "Nachdrucke" zulassen.

Im Prinzip sind auch eine Radierung, ein Siebdruck oder Holzschnitt ein "Unikat", was das Motiv betrifft. Dieses Motiv wird vom Künstler, wenn er seriös arbeitet, in einer streng limitierten Auflage vervielfältigt und trägt dann, wie auch bei seltenen bibliophilen Büchern eine klare Nummerierung.

So kann man dann eine Original-Grafik von weltbekannten Künstlern vergleichsweise preiswert erwerben. Bei der Preisfindung geht es dann immer um die Auflage und das Renommé des Künstlers.

Bei echten Grafiken von Picasso oder Warhol kommt man da auf abenteuerliche Preise.

"Repliken" sollten eigentlich im seriösen Handel gar nicht auftauchen. Das ist die Kategorie "geistiger Diebstahl". Ee sei denn, dass es sich um Reproduktionen handelt, die vom Künstler autorisiert sind.

Oder es sind Drucke von klassischen Werken, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen. Da steht es natürlich jedem frei, das Ambiente seines bei "OBI" erworbenen Whirlpools mit Postern eines Seerosenteiches von Monet zu dekorieren. Die gibt es dort gleich neben der Badewanne zu kaufen.

Ich kann nur raten: Kaufen Sie keine billigen Drucke im Baumarkt oder im Internet. Besuchen Sie statt dessen Vernissagen junger professioneller Künstler in Ihrer Region. Da bekommen Sie Originale, die kaum teurer sind als "Repliken". Wenn Sie Glück haben, dann haben Sie ein Schnäppchen gemacht, das in einigen Fällen eine ganz erstaunliche Wertsteigerung hat.
Vielen Dank für die umfangreichen Hinweise und Empfehlungen! Da mein Budget mit 200-300€ pro Werk recht beschränkt ist, dachte ich eben an obige Lösung. Ich denke aber ich sollte mich erst mal in die Kunstszene von Berlin begeben - ich denke die gibt sehr viel her!
 
Hallo,

vielen Dank für den sehr netten, umfangreichen und informativen Beitrag - Ich fasse Ihren Beitrag natürlich nicht als Besserwisserei auf. Mir hat das Skroban Werk einfach gut gefallen und ich habe zugechlagen - Da ich kein spekulatives Motiv habe tangiert mich auch ein potenzieller Wiederverkaufswert in diesem Fall nicht :)

Kürzlich habe ich einen weiteren jungen Künstler entdeckt - Sandro Kopp (http://www.sandro-kopp.com) - hier würde mich Ihre Einschätzung sehr interessieren.

Danke & Gruß

MistaKanista :)
Keine Frage. Das ist auch ein professioneller und recht guter Künstler. Ganz gut gefallen mir die seriellen Reihungen, wie diese:

http://www.sandro-kopp.com/thenewme.htm

Porträts sind ein spezielles Thema. Wenn man keinen persönlichen Bezug zu der dargestellten Person hat, dann finde ich das problematisch. Ich würde mir kaum ein recht realistisches Gemälde, das nur eine wildfremde Person abbildet, an die Wand hängen. Da muss ein zusätzlicher Reiz hinzukommen.

Ebenso, wie bei Skroba, sind mir diese Arbeiten zu sehr im Akademischen verhaftet. Wenn man so als Student einer Akademie malt, beweist man handwerkliches Können. Nach Abschluss der Ausbildung sollte dann schon mehr in Richtung einer eigenen Handschrift erkennbar sein.

Um zu illustrieren, was ich meine poste ich hier den Link zu der Seite eines sehr renommierten deutschen Malers (Prof. Ralph Fleck):

http://www.ralphfleck.de/pages_d/bilder.htm

Da finden Sie auch u.a. Porträts, die aber den zusätzlichen Reiz haben, von dem ich sprach. Es gäbe viele andere Beispiele.

Es mag vielleicht etwas unfair erscheinen, eine solche Größe, die natürlich auch preislich in einer ganz anderen Liga spielt, heran zu ziehen. Aber letztlich muss man so verfahren, um Qualitätsmaßstäbe zu definieren.

Es ist bei der Malerei nicht anders, wie bei der Musik. Es gibt Leute, die durchaus professionell Musik machen und auch auf lokaler Ebene unterhaltsam sind. Denen lässt man auch manches durch gehen. Trotzdem werden die voraussichtlich nie für eine große Halle gebucht. Ich gebe allerdings zu, dass es auch in großen Hallen manchmal schlechte oder umstrittene Qualität gibt.

Es ist natürlich toll, dass Sie Feuer gefangen haben und sich für zeitgenössische Kunst interessieren. Ich weiß nicht, wo Sie wohnen. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe einen professionell gemanagten Kunstverein mit einem guten Programm. Da sollten Sie mal Ausstellungen und Vernissagen besuchen und ggf. Mitglied werden. Das ist i.d.R. nicht teuer und spannend, weil man, wie in Galerien sich mit anderen Besuchern oder dem Künstler austauschen kann. Bei den Kunstvereinen steht das kommerzielle Interesse nicht so im Focus, wie bei den Galerien. Deshalb bieten sie oft ein abwechslungsreicheres und experimentelleres Programm.

Kunstvereine sind übrigens eine ausgesprochen deutsche Erfindung. Die ersten wurden vor über 200 Jahren gegründet. Sie gelten gerade bei Nachwuchskünstlern als Sprungbrett.
 
Vielen Dank für die umfangreichen Hinweise und Empfehlungen! Da mein Budget mit 200-300€ pro Werk recht beschränkt ist, dachte ich eben an obige Lösung. Ich denke aber ich sollte mich erst mal in die Kunstszene von Berlin begeben - ich denke die gibt sehr viel her!
In Berlin gibt es inzwischen eine große und tolle Szene. Da kann ich Sie nur beneiden. Ich wohne in der Provinz, allerdings in einer, die auch eine außergewöhnlich rege Szene aufweist.

Ich habe auch nicht mit einem größeren Budget angefangen zu sammeln. Es war sogar eher kleiner, da ich schon als Primaner mein Taschengeld in ein Grafikabonnement bei einer Münchener Galerie investiert habe. Die war auf Surrealismus und Manierismus (Ernst Fuchs etc.) spezialisiert. Heute finde ich diese Sachen grauenhaft. Ich werde die Grafiken demnächst bei Ebay einstellen, da sie ohnehin nur in der Schublade liegen.

Es gibt übrigens (u.a. in Karlsruhe, Düsseldorf oder München) Ausstellungen der Abschlussklassen von Akademiestudenten. Das gibt es sicher auch in Berlin. Da sollten Sie mal hingehen. Seien Sie allerdings gewarnt. Nur etwa zehn Prozent der dort gezeigten Arbeiten taugen in der Regel etwas. Es macht aber Spass dort auf Talentsuche zu gehen. Die Arbeiten sind meistens noch erschwinglich, obwohl ich bei diesen Anlässen auch schon groteske Formen der Selbstüberschätzung mit entsprechenden Preisen beobachtet habe. Ganz unabhängig davon hat niemand etwas dagegen, wenn Sie mal in die Akademie gehen, die Aushänge dort studieren oder einfach mal das Gespräch mit den Studenten suchen.

Meine Frau, die eine recht erfolgreiche professionelle Malerin ist und ich fördern nun seit fast drei Jahrzehnten uneigennützig junge Talente. Die sind gar nicht leicht zu finden. Wenige haben eine nachhaltige Karriere gemacht und können von ihrer Kunst leben. Allerdings gibt es einen, der inzwischen auch international wirklich eine große Karriere macht. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man einen solchen Künstler bei seinen ersten Versuchen (da war er noch Anfang zwanzig) beraten und ermutigt hat. Noch schöner und ziemlich selten ist es, wenn sich einer dann noch an die Unterstützung dankbar erinnert und den Kontakt hält. Das ist in diesem Fall so, obwohl der Mann nun zehn Jahre später zwischen Berlin, London, New York, Paris, Moskau und Shanghai rastlos unterwegs ist.

Leider gibt es auch gegenteilige Erlebnisse, die man nur unter der Kategorie "grober Undank" abbuchen kann. Jedenfalls ist die Szene spannend und was die wirkliche Prominenz betrifft auch offener. Auch mit sehr prominenten Malern können Sie bei oder nach einer Vernissage ggf. ein Bier zischen und nette Gespräche haben. Das unterscheidet sie von den Rockstars. In Berlin sehe ich da gar kein Problem.

Zurück zum Thema: Mit Ihrem Budget können Sie sehr vernünftig einkaufen. Ich unterstelle dabei, dass Sie Qualität wollen. Ich nenne diese Tipps:

1. Nach jungen Talenten Ausschau halten, die noch bezahlbar sind und sich über 300 € freuen. Dazu gehört allerdings eine gute "Nase" und viel Wissen.

2. Versteigerungskataloge renommierter Auktionshäuser studieren. Dort wird in der Regel kein Schrott angeboten. Aber es gibt viele "Lose", die in Ihrem preislichen Rahmen liegen. Bei Künstlern aus vergangenen Epochen oder modernen Klassikern sollten Sie darauf achten, dass die eine nachprüfbare Vita haben, also in Künstlerlexika, wie z.B. dem Thieme-Becker aufgeführt sind. Je länger der Eintrag dort ist, desto besser.

3. Von Käufen in einer Galerie würde ich bei Ihrem Budget abraten. Ich sage damit gar nichts gegen seriöse Galeristen. Allerdings muss man sich darüber klar sein, dass sie, um Ihre Kosten zu decken natürlich mindestens 50% des Verkaufspreises einbehalten müssen. Das heißt konkret, dass der Künstler für eine Grafik, die Sie in einer Galerie für 300 € kaufen, bestenfalls 150 € vom Galeristen ausbezahlt bekommt. Viele Künstler verkaufen deshalb auch lieber direkt in ihrem Atelier und erzielen dann vielleicht 200 €. Das ist z.T. vertragswidrig, wenn sie sich an einen Galeristen gebunden haben, aber gängige Praxis. Es ist auch nicht nett gegenüber dem Galeristen, der mit Recht sauer ist, wenn er überhaupt davon erfährt. Ihnen, als Kunde kann das egal sein.

4. Was passieren kann, wenn man viel Geld hat und in einer Galerie kauft, lässt sich an diesem Beispiel schön illustrieren:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll...67751&ssPageName=STRK:MEWAX:IT#ht_6042wt_1141

Da hatte eine Bank (SchmidtBank), die inzwischen bankrott ist, für ihre Kunstsammlung eine Grafik des international renommierten Anton Stankowski gekauft. Der Künstler, dem die Staatsgalerie Stuttgart kürzlich zu seinem 100. Geburtstag eine große Retrospektive widmete ist natürlich über jeden Zweifel erhaben und wird immer eine feste Größe im Kunstmarkt sein. Was lernen wir aber aus dem Ebay-Angebot? Die Bank hat vor etwa 25 Jahren diese Serigraphie, die zwar signiert ist, aber nicht einmal eine Auflage nennt, mit einem Gutachten erworben, dass einen Wert von fast 2.000.- € attestiert. Das ist doch Bauernfängerei. Ich besitze genau diesen Siebdruck von Stankowski allerdings nicht nur mit seiner Signatur, sondern auch mit seinem handschriftlichen Vermerk am linken unteren Bildrand, die das Exemplar als Nr. 45 von 150 ausweist. Stankowski war ein seriöser Mensch und Künstler. Der postume Betrug mit einem solch großem Namen ist allerdings in dem Fall offensichtlich. Das Gutachten, das da bemüht wird, ist eine Frechheit. Es handelt sich in dem Fall ja um eine gute Arbeit, aber keinesfalls um ein werthaltiges Kunstgut. Ds ist ein guter Siebdruck, gut gerahmt, aber im Prinzip nichts anderes als ein Nachdruck einer Originalgrafik in einer unbestimmten Auflagenhöhe. Ein besseres Kalenderblatt, das beim Zeitpunkt seiner Entstehung vielleicht verschenkt wurde oder maximal 50 DM gekostet hat.

Jetzt wiegt sich der Erwerber nach all dem Schmus, den der Galerist, der wahrscheinlich das Blatt für höchstens 10 € aus der Konkursmasse der Bank gekauft hat, in der Hoffnung, dass er für knapp 300 € ein tolles Schnäppchen gemacht hat. Die Aussage: "WERTEINSCHÄTZUNG:

Der Höchstpreis für eine Farbserigrafie von Anton Stankowski lag in der Vergangenheit bei 1.917 Euro." ist einfach als Betrug zu bezeichnen.

Der Höchstpreis, der je für eine Farbserigrafie von Stankowski erzielt wurde, lag bei 1.534.- € erzielt beim Auktionshaus Lempertz im Jahr 2001. Dabei handelte es sich allerdings um ein limitiertes Exemplar aus einer Auflage von nur 18 Drucken.

Immerhin hat der gutgläubige Erwerber bei Ebay eine optisch sehr schöne Arbeit eines renommierten Künstlers erworben, die sein Heim schmücken wird. So lange er nicht auf die Idee kommt, das als Wertanlage zu betrachten oder gar die Arbeit weiter verkaufen will, ist alles in Ordnung.

Also Vorsicht beim Ausgeben der 300 €. Ich könnte da seriöse Tips geben, wie man das Geld in guter Kunst ganz konkret anlegen könnte.

Da ich aber seriös bin und es auch bleiben möchte, werde ich hier bestimmt nicht konkrete Namen oder Empfehlungen posten.

Nehmen Sie meine Hinweise als Warnung und Ermunterung zugleich. Man muss sich auch vielleicht einmal eine blutige Nase holen. Das erweitert den Erfahrungshorizont.

Tauchen Sie ein in die Berliner Kunstszene. Seien Sie kritisch und empathisch zugleich. Das kostet erst einmal so gut wie gar nichts. Im Gegenteil, oft bekommt man gratis ein Glas Sekt und gute Kontakte.
 
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