Benehmen im Grand-Hotel

Die 2. Geschichte ist mind. FSK 16 und ich bitte hier die Jüngeren einfach zu überlesen. Wieder das klassische 5* Sterne Hotel in München. 8 Personen an einem Tisch, ein Ehepaar und 6 Angestellte zu einer Art Weihnachtsfeier. Ich begrüßte die Gäste am Tisch und bot einen Aperitif an. An die Dame gewandt wollte ich ihre Bestellung zuerst aufnehmen. Da sagte ihr Mann: wir nehmen 7 Pils und Du willst du auch was? Sehr gerne 7 Pils und ich wendete mich wieder der Dame zu. Sie lächelte mich an und bestellte ein Glas Champagner. Hier kam wieder der Einsatz ihres Ehemannes. Also gut 7 Pils und des da für meine Frau.

In dem Stil ging es den ganzen Abend weiter und ich bemerkte so ein aufkommendes Verständnis für die Frau, sollte sie einen Liebhaber haben... Weder das Essen, noch das Dessert durfte sie als Erste bestellen und alle am Tisch drängelten sich immer vor. Klar, wie es der Chef vorlebt, dachte ich mir. Zum Kaffee fuhr ich unsere beiden Digestif Wägen zum Tisch. Darauf war so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Da ich nie aufgebe, wendete ich mich erneut zuerst an die Dame und wiederum bestellten erst alle Herren am Tisch. Als die Herren versorgt waren, beriet ich die Dame und zeigte ihr einige schöne Tropfen. Sie wollte etwas aus Frucht. Gerne Madam, wir haben hier erstklassige Brände aus bla, bla und bla. Und hier etwas ganz besonderes. Eine Fassgelagerte Alte Pflaume. Das wäre es wohl auch geworden, bis ihr Mann ziemlich laut sagte: aber Schatz, die hast Du doch schon...

Ich lehne mich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die Heimfahrt eher still verlief...
 
In den späten 70igern habe ich bei uns in Österreich eine Hotelfachschule besucht und in Summe 25 Jahre diesen Beruf gelebt und ihn aufgegeben ( leider), ich bin damit einmal rund um die Welt gekommen plus Kreuzfahrtschiffen und habe in ausgesuchten Hotels gearbeitet. Auch hier alles quer durch, vom Service über die Küche, Rezeption, Etage und Management. Deswegen lese ich hier sehr interessiert mit.
Ich habe auch viele Geschichten erlebt, mit teilweise sehr bekannten Persönlichkeiten.
Unter anderem habe ich auch einmal als Butler gearbeitet, in diesem Haus gab es einige Suiten mit Butlerservice. Das hat mir so gefallen, das ich auch nach dieser Anstellung dachte, ich arbeite als Butler. Tatsächlich fand ich eine entsprechende Stellung in meiner Heimatstadt, was ja nicht so einfach ist. Altehrwürdige Industriellenfamilie.

Im letzten Gespräch mit dem Familienoberhaupt ( damals 78) erklärte er mir, wie ich mich zu kleiden hätte und ich solle mir zwei paar schwarze Schuhe und zwei Anzüge kaufen und gleichzeitig fragte er mich wo ich einkaufe und wie hoch ich die Ausgaben dafür einschätze.
" Die Schuhe so ca. 699,-- ( Schillinge)" .
Darauf seine Antwort mit verdutztem Blick : " Ja sind die denn auch neu? :D

Er schickte mich zu seinem Schneider und seinem Schuhmacher und ich bekam meine bis dato ersten und einzigen Maßschuhe und auch Maßanzug.
Ich werde das nie vergessen, er meinte das tatsächlich so ohne mir zu nahe treten zu wollen.:)
 
Im Übrigen geht es in diesem Thread nicht um 5*-Klitschen, sondern 5* Plus.

Da erwarte ich doppelt so guten Service, wie in so nem 5*-Witzhotel, das die Familie zwar mit Liebe, aber dafür auch mit Unzulänglichkeiten führt und dies dann "familiär" nennt.

Das ist das Unfaire an diesem Sternesystem. Zwischen 5* und 5* Plus liegen meines Erachtens Welten...
 
Es liegen oft auch Welten zwischen 5* Hotels der gleichen Stadt.
Ich war auch schon oft in 4* Hotels welches so manches 5* Hotel erblassen lassen.

Dieses ganze Bewertungssystem ist aus meiner Sicht nicht wirklich aussagekräftig.

Ich war beruflich mal im bayrischen Hof München eingeladen. Ich glaube das ist ein 5*Plus Hotel?:confused:
Zimmer, Hotel alles natürlich vom feinsten.

Vom Service war ich persönlich jetzt nicht überzeugt.
Anders als in vielen "normalen" 5 Sterne Häuser, die mich vollauf beigeistert haben. Berliner Esplanade beispielsweise, dem sicher die Noblesse des Bayrischen Hofs fehlt, aber zu den Zeiten wo ich dort wohnte vom Service drei Nasenlängen voraus war.

Ich denke aber auch das dieses Empfinden stets sehr subjektiv ist und nicht pauschal bewertet werden kann.
 
Dieses ganze Bewertungssystem ist aus meiner Sicht nicht wirklich aussagekräftig.

Natürlich ist das Empfinden von Service und Qualität äußerst individuell. Für mich ist ein Frühstücksbuffet unerträglich, für andere vielleicht perfekt.
Vielen anderen passt vielleicht der Einheits- Bademantel. Ich hingegen finde es schön, wenn ich einen großen aufs Zimmer geliefert bekomme und meine Frau einen kleinen, damit wir nicht wie Dick- und Doof aussehen.


...aber das hat mit dem Benehmen nichts zu tun...
 
Am Wochenende wurde mir wieder ins Bewusstsein gerufen: Mit dem Concierge steht und fällt alles.
Ein wohl eher ausgefallener Wunsch wurde mir extrem kurzfristig noch möglich gemacht - da kommt man gerne wieder (ob nun Grande Hotel oder nicht - die Kategorisierung ist wie von anderen bereits erwähnt sowieso anzuzweifeln).
 
Das ist das Unfaire an diesem Sternesystem. Zwischen 5* und 5* Plus liegen meines Erachtens Welten...

Wie wahr; aber dennoch erwarte ich in einem 5*-Haus ein gewisses Niveau an Service. Meine Erfahrung letzten Sommer in einem solchen Hotel in Kitzbühel:

(1. Abend, vor dem Ausgehen)
Ich: Schatz, gehen wir dann?
Sie: "Fünf Minuten"
Ich: Dann treffen wir uns an der Bar, wenn es dir recht ist.

(Szenenwechsel, Hotelbar)
Ich: Einen Martini bitte. Trocken, mit lemon twist.
Barkeeper: Schaut verloren. Sucht Glas. Findet Martiniglas! Füllt es mit Eis. Nimmt eine Flasche Martini Bianco und schüttet los.
Ich: Entschuldigen Sie, ich wollte einen Martini, das ist etwas anderes.
(Erkläre den Drink. Dass der als 1. Posten auf der Barkarte steht, habe ich nicht erwähnt).
Barkeeper: Na dann kriegen Sie ihn besonders lecker mit vieeel Martini, weil das is schon aus der Flasche draussen.

(2. Abend, vor dem Ausgehen)
Ich: Schatz, gehen wir dann?
Sie: "Fünf Minuten"
Ich: Dann treffen wir uns an der Bar, wenn es dir recht ist.
(Szenenwechsel, Lounge, außer mir nur ein weiterer Tisch besetzt)
Ich: Einen Martini COCKTAIL bitte, sehr sehr trocken.
(Ich bekomme einen Martini mit noch immer so viel Vermouth, dass er kaum zu trinken ist. Als das Glas leer ist [ja klar, 5 Minuten], starte ich zum Spaß die Stoppuhr, um zu sehen, wie lange es dauert, dass ich "darf ich noch etwas für sie tun?" gefragt werde. Nach 16 Minuten rufe ich den Barkeeper dann selbst).

So viel zur Einstimmung. Noch besser war's beim Frühstück.

Am ersten Tag lagen internationale Tageszeiten auf. Das freut mein Herz.
Am zweiten Tag nichts zu sehen.
Also frage ich den "Guten Morgen!-August". Der ist doch meine Ansprechperson.
Ich: Entschuldigen sie, gestern lagen Tageszeiten auf, gibt es heute keine?
Er: Keine Ahnung.:eek:
Stille.

Mein Schatz frühstückt nicht, sie will nur Kaffee zu ihrer Zigarette. Auf der wunderschönen Terasse ist zwar nicht gedeckt, aber die Raucher sitzen draußen. Meine Frau fragt eine vorbeigehende Mitarbeiterin:
Entschuldigen sie, komme ich durch diese Glastüre hinaus?
Mitarbeiterin: Ausnahmsweise.:eek:
 
Wie wahr; aber dennoch erwarte ich in einem 5*-Haus ein gewisses Niveau an Service. Meine Erfahrung letzten Sommer in einem solchen Hotel in Kitzbühel:

(1. Abend, vor dem Ausgehen)
Ich: Schatz, gehen wir dann?
Sie: "Fünf Minuten"
Ich: Dann treffen wir uns an der Bar, wenn es dir recht ist.

(Szenenwechsel, Hotelbar)
Ich: Einen Martini bitte. Trocken, mit lemon twist.
Barkeeper: Schaut verloren. Sucht Glas. Findet Martiniglas! Füllt es mit Eis. Nimmt eine Flasche Martini Bianco und schüttet los.
Ich: Entschuldigen Sie, ich wollte einen Martini, das ist etwas anderes.
(Erkläre den Drink. Dass der als 1. Posten auf der Barkarte steht, habe ich nicht erwähnt).
Barkeeper: Na dann kriegen Sie ihn besonders lecker mit vieeel Martini, weil das is schon aus der Flasche draussen.

(2. Abend, vor dem Ausgehen)
Ich: Schatz, gehen wir dann?
Sie: "Fünf Minuten"
Ich: Dann treffen wir uns an der Bar, wenn es dir recht ist.
(Szenenwechsel, Lounge, außer mir nur ein weiterer Tisch besetzt)
Ich: Einen Martini COCKTAIL bitte, sehr sehr trocken.
(Ich bekomme einen Martini mit noch immer so viel Vermouth, dass er kaum zu trinken ist. Als das Glas leer ist [ja klar, 5 Minuten], starte ich zum Spaß die Stoppuhr, um zu sehen, wie lange es dauert, dass ich "darf ich noch etwas für sie tun?" gefragt werde. Nach 16 Minuten rufe ich den Barkeeper dann selbst).

So viel zur Einstimmung. Noch besser war's beim Frühstück.

Am ersten Tag lagen internationale Tageszeiten auf. Das freut mein Herz.
Am zweiten Tag nichts zu sehen.
Also frage ich den "Guten Morgen!-August". Der ist doch meine Ansprechperson.
Ich: Entschuldigen sie, gestern lagen Tageszeiten auf, gibt es heute keine?
Er: Keine Ahnung.:eek:
Stille.

Mein Schatz frühstückt nicht, sie will nur Kaffee zu ihrer Zigarette. Auf der wunderschönen Terasse ist zwar nicht gedeckt, aber die Raucher sitzen draußen. Meine Frau fragt eine vorbeigehende Mitarbeiterin:
Entschuldigen sie, komme ich durch diese Glastüre hinaus?
Mitarbeiterin: Ausnahmsweise.:eek:

Musstet Ihr vor'm Checkout die Zimmer kehren :D ?

Sterne erscheinen mir ein letztlich quantifizierendes Kriterium für vorhandene Serviceleistungen und Komfortaspekte zu sein, die keinerlei Aussage über die Qualität der Umsetzung zulassen. Dass man heutzutage an qualifiziertem Personal spart und lieber auf rotierende € 400 Aushilfen oder unbezahlte Praktikanten setzt scheint selbst (ode gerade?) in dienstleistungsorentierten Gewerben neoliberaler letzter Brüller.
Der "Sommelier" letzt zu meiner Frau in einem nicht gerade günstigen Restaurant auf die Frage welcher Wein zum Hauptgang passe: "Unsere Weine sind alle lecker" :eek:
 
Flood, das ist ja erschreckend... ich hatte quasi das selbe Erlebnis, nur im südlichsten 5*-Hotel Deutschlands und ausserdem musste ich vorher an der Rezeption den Barkeeper ausrufen lassen. Der war nämlich irgendwie verschütt' gegangen...
 
Jetzt wurde das Thema aber schleichend von "Hotel" zu "Gastronomie" gewechselt, und da gibt es natürlich ein ganz anderes Kaliber an tagtäglichen Straftaten zu sehen.

Im Grunde kann man diese aber nicht besser zusammenfassen, als Loriot es bereits getan hat:

"Herr Ober, kann ich Ihnen vielleicht was bringen?"
 
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