Moin,
habe diesen Faden seit einiger Zeit mitgelesen. Was wuchst hier schreibt habe ich einmal als Vorlage aufgenommen, um meine Gedanken zusammenzufassen, nachdem ich das Gefühl bekommen habe, dass zumindest unterschwellig oftmals unterstellt wird, dass der Service böwillig schlecht ist. Auch solchen gibt es. Keine Frage. Aber oft ist es eben auch anders. Und wir alle sollten uns bei jedem einzelnen Besuch eines Hotels oder eines Restaurants einmal fragen, ob wir nicht die Atmosphäre mit unserem eigenen Verhalten und Tun beeinflussen können (wollen).
Meine Erfahrungen sind überwiegend positiv, wenn ich mich auf mein Gegenüber einlasse. Dann kommt schon einmal, wie von wuchst beschrieben, auch das erweitern der Sperrstunde in Frage. Selbst wenn der Umsatz nicht unbedingt besonders ist.
Von den Angestellten eines Hotel egal welcher Kategorie erwarte ich guten Service und zuallererst ein ordentliches Benehmen des Kunden gegenüber.
Aus einem meiner "früheren Leben" kann ich dazu im Allgemeinen und im Speziellen nur eines sagen: Service ist keine Einbahnstrasse. Was ich meine?
Ich kann als Angestellter eines Hotels/Restaurants/einer Bar nur dann wirkliche Höchstleistung im Bereich des Service bringen, wenn der Gast mich lässt.
Nach einigen Wortwechseln merkte sie jedoch, dass wir (selbstredend höflich, respektvoll und ordentliches Benehmen an den Tag legend) weniger auf das letzte Quenchen Netiquette und perfekt Haltung aus waren. Sofort war ihr anzumerken, wie sie sich freute, auch im Beruf einmal sie selbst zu sein. So wechselten wir an diesem Wochenende das ein oder andere freundliche Wort, haben auch gemeisam gelacht. Das ist etwas, was sich einige Angestellte in den Hotels egal welcher Kategorie gerne wünschen würden.
Gerade beim Einsatz am Empfang bedarf es echter sozialer Kompetenz sowie eines gewissen Masses an Empathie.
Wenn mir also ein Gast so oder so entgegentritt, werde ich entsprechend reagieren (können oder sogar dürfen).
Auch der Barkeeper schien sichtlich freude daran zu haben, mit uns am Abend noch einige Worte zu wechseln und nicht auf Gäste zu treffen, die sich für etwas Besseres halten. Wir waren kurz vor seinem Feierabend in der Nacht an der Bar und fragten höflich, ob es möglich wäre, noch ein letztes Getränk zu erhalten. Er sagte "selstverständlich, die Herren". So bestellten wir zwei Getränke unserer Wahl und ließen ihn zwei weitere vorschlagen, was ihn sichtlich nicht unglücklich machte.
Sie oben.
Ca. 10 min. später (als sein Feierabend eigentlich schon angebrochen war) kamen weitere 6 Gäste. Zwei Ehepaare mit ihren (vermutlich seit kurzem) in Erwachsenenalter geratener Kinder. Auch hier wieder sicher eine deutlich höhere Einnahmechance, als bei uns. Der Begrüßungswortlaut der Gäste war in etwa so: "Ah, die Jungs trinken ja auch noch, dann mach uns doch bitte noch schnell... Passt doch, oder?"
Wir vier verdrehten die Augen und wir konnten sehen, dass der Barkeeper nicht wirklich Spaß hatte. Die anderen Gäste konnten dies natürlich nicht sehen, da wir zwischen ihnen und dem Barkeeper saßen.
Nachdem die anderen Gäste von ihm versorgt waren, stellte er sich wieder vor uns und frage, ob er uns noch etwas anbieten könne. wir wollten ihm eigentlich seinen Feierabend lassen, doch er sagte, er wäre froh, wenn er zwischendurch auch normalte Gäste hätte.
MERKE: Oft liegt es nicht an den Angestellten alleine, dass etwas unpassend rüber kommt, sondern midestens auch (teilweise ausschließlich) am Gast (Kunden).
Selbiges gilt auch für sämtliche anderen Branchen.
Dem ist nichts hinzuzufügen und beweist die Theorie: Wie es in den Wald schreit, so schallt es zurück.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann zumindest für die "besseren" Hotels und Etablissements, in denen die Gehälter der Angestellten nicht Harz 4 gestützt werden müssen, gelten (und diese Erfahrung konnte ich dies- und jenseits der "Bar" machen):
Benimm dich so, dass du dich selbst leiden kannst. Dies gilt insbesondere für die Gäste/Angestellten
nicht , die einen egomanisch pathologischen Minderwertigkeitskomplex haben, welchen sie durch ihren Habitus im täglichen Leben zu komepensieren suchen. Die können es nicht. Erstanlicherweise sind das Menschen, die sozusagen gepimpt / gehypt wurden. Die vielgescholtenen Adeligen zB sind im Überwiegenden genau so erzogen, dass sie als freundliche Menschen durchgehen. Und bevor ich jetzt eine (falsche) Diskussion lostreten: Das ist alles nicht zu verallgemeinern; es gibt immer "so 'ne und so 'ne".
Cheers
HCB